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Archiv "Erläuterungen des BfArM zur ASI" (02.05.1997)

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A-1224

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

(68) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 18, 2. Mai 1997 Die Arzneimittelkommission der

deutschen Ärzteschaft gibt nachfolgend eine Arzneimittel-Schnellinformation (ASI 3/97) des BfArM wieder:

„Terfenadin und Astemizol sind An- tihistaminika der zweiten Generation.

Sie werden zur symptomatischen Be- handlung allergischer Erkrankungen (al- lergische Rhinokonjunktivitis, allergi- sche Hauterkrankungen) breit angewen- det. Unerwünschte sedative Nebenwir- kungen fehlen weitgehend. In Deutsch- land wurden Terfenadin-haltige Arznei- mittel 1981 und Astemizol-haltige Arz- neimittel 1984 erstmalig zugelassen. Sie unterliegen seit 1986 bzw. 1989 nicht mehr der Verschreibungspflicht und werden hier im Rahmen der Selbstmedi- kation eingesetzt.

Für Terfenadin und Astemizol sind in seltenen Fällen kardiotoxische Wirkun- gen beobachtet worden. Terfenadin und Astemizol können die QT-Zeit verlän- gern und zu Kammertachykardien vom Typ „Torsade de pointes“ führen. Diese Arrhythmien können transitorisch sein, aber auch in tödlich verlaufendes Kam- merflimmern übergehen.

Der auslösende Mechanismus gilt für Terfenadin als bekannt und scheint für Astemizol ähnlich zu sein. Terfenadin wird in der Leber schnell und nahezu voll- ständig in einen aktiven Metaboliten (Fexofenadin) und in einen inaktiven Me- taboliten biotransformiert. Das spezifi- sche Isoenzym CYP3A4 des Cytochrom- P-450-Systems spielt dabei eine wesentli- che Rolle. Bei Störungen dieses Metabo- lismus oder Überdosierungen steigt die Plasmakonzentration der Muttersubstanz Terfenadin deutlich und kann die myo- kardialen Kalium-Kanäle blockieren. Da- durch kann es zu Repolarisationsstörun- gen kommen, die zu einer QT-Zeitverlän- gerung mit der möglichen Entwicklung von Torsades de pointes führen.

Insbesondere können Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen und

Patienten mit QT-Verlängerung unter- schiedlicher Genese (z. B. QT-Syn- drom, Behandlung mit anderen die QT- Zeit verlängernden Arzneimitteln, Hy- pokaliämie) gefährdet sein. Auch die gleichzeitige Anwendung bestimmter Makrolidantibiotika (wie Erythromy- cin, Clarithromycin, Troleandomycin) oder Antimykotika vom Azol-Typ (z. B.

Ketoconazol, Itraconazol), die die Akti- vität von CYP3A4 hemmen, erhöht das Risiko.

Im Rahmen der breiten, weltweiten Anwendung wurden für Terfenadin und Astemizol ab Ende der achtziger Jahre einzelne Verdachtsfälle schwerwiegen- der lebensbedrohlicher kardiotoxischer Nebenwirkungen berichtet. Dabei sind Herzrhythmusstörungen, QT-Verlänge- rungen, Torsades de pointes, ventrikulä- re Arrhythmien, Kammerflimmern, Syn- kopen, Herzstillstand sowie Todesfälle aufgetreten. In diesen Fällen lagen überwiegend klinisch signifikante Leber- funktionsstörungen, Herzerkrankungen, gleichzeitige Anwendung der o. g. Ma-

krolidantibiotika oder Antimykotika oder Überdosierungen vor. Seit 1986 bis jetzt liegen dem BfArM aus Deutsch- land für Terfenadin fünf Verdachtsfälle und für Astemizol ein Verdachtsfall von Torsade de pointes vor. Darüber hinaus ist in je einem Fall ein tödlicher Ausgang gemeldet worden.

Die zu beachtenden Kontraindikatio- nen und Wechselwirkungen werden in den Produktinformationen Terfenadin- und Astemizol-haltiger Arzneimittel be- reits benannt. Die Angaben zu den Ne- benwirkungen sind zum jetzigen Zeit- punkt noch nicht für alle Produkte voll- ständig und vereinheitlicht.“

Zur besseren Bewertung des Risikos kardialer Risiken von Terfenadin und Astemizol im Rahmen des eingeleiteten Stufenplanverfahrens bitten die Arznei- mittelkommission der deutschen Ärzte- schaft und das BfArM die Ärzte, Ver- dachtsfälle der beschriebenen uner- wünschten Wirkungen mitzuteilen. Da- bei sind Informationen darüber, ob im Einzelfall eine Kontraindikation be- stand, eine Wechselwirkung möglich er- scheint oder eine Überdosierung vorge- nommen wurde, von besonderem Inter- esse. Die Fachkreise werden außerdem gebeten, bei der Verordnung und Abga- be dieser Arzneimittel an Patienten die- se über die bestehenden Anwendungs- beschränkungen (Kontraindikationen, Wechselwirkungen) zu informieren.

Ihre Erfahrungen und Beobachtun- gen könnnen Sie auf dem in regelmäßi- gen Abständen im Deutschen Ärzteblatt abgedruckten Berichtsbogen oder auch formlos mitteilen.

Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft, Aachener Straße 233- 237, 50931 Köln, Tel 02 21/40 04-5 12, Fax 02 21/40 04-5 39

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Proarrhythmische Wirkungen der Antihistaminika Terfenadin und Astemizol

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Arzneimittel-Schnellinformation

Erläuterungen des BfArM zur ASI

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat unter ande- rem die gesetzliche Aufgabe, Arzneimittelrisiken zu erfassen und zu bewerten.

Ziel der Arzneimittel-Schnellinformationen (ASI) ist es, die Fachkreise in die Erfasssung von Arzneimittelrisiken miteinzubeziehen, indem diese bereits über erste Anhaltspunkte möglicher Risiken informiert und dadurch in die La- ge versetzt werden, durch gezielte Beobachtungen und genaue Fallberichte zur Aufklärung des vermeintlichen Arzneimittelrisikos beizutragen. Damit dienen die ASI letztlich dazu, die Bewertung des Arzneimittelrisikos auf eine mög- lichst breite Erkenntnisbasis zu stützen.

Die ASI informieren daher nicht erst bei Vorliegen eines begründeten Ver- dachts auf ein bestimmtes Arzneimittelrisiko, sondern bereits zu einem Zeit- punkt, in dem die Verursachung der beobachteten unerwünschten Arzneimit- telwirkung durch ein bestimmtes Arzneimittel nicht völlig unwahrscheinlich ist (Anfangsverdacht). Die frühzeitige Information der Fachkreise darf daher nicht bereits als abgeschlossene Bewertung von Nutzen und Risiko mißver- standen werden.

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