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Archiv "Medizinstudierende: Rosige Zeiten für Berufseinsteiger" (29.10.2010)

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P O L I T I K

D

er Ärztemangel ist mittler- weile in den Krankenhäusern und auch in vielen Regionen der ambulanten Versorgung Realität.

„Für Nachwuchsmediziner bedeutet das fast rosige Zeiten“, sagte Rüdiger Sprunkel, Verlagsleiter Deutsches Ärzteblatt, auf dem 4. Kongress

„Perspektiven und Karriere“ des Deutschen Ärzte-Verlags und des Deutschen Ärzteblatts in Berlin.

Mehr als 700 Teilnehmer, größten- teils Medizinstudierende und ange- hende Ärzte, fanden den Weg in das Langenbeck-Virchow-Haus und diskutierten dort über Karrierechan- cen, Weiterbildungsmöglichkeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Nicht nur die Berufsaussichten, sondern auch die Arbeitsbedingun- gen für junge Mediziner sind besser als je zuvor. Prägten früher 60 bis 80 Stunden pro Woche und unbezahlte Zusatzdienste den Klinikalltag, sei dies heute kaum noch der Fall. „Die Zeiten haben sich gewandelt“, erklär- te Dr. med. Günther Jonitz, Vor- standsmitglied der Bundesärztekam- mer (BÄK) und Präsident der Ärzte- kammer Berlin. „Sie können heute dahin gehen, wo die Bedingungen

für sie gut sind.“ Vor allem der tradi- tionelle, oftmals ausbeuterische Füh- rungsstil in den Kliniken wird seit langem kritisiert. Dieser sei aller- dings, betonte Jonitz, heute kaum noch anzutreffen. „Früher gab es aber auch fünf Bewerber pro Stelle.“

Da hätten es sich die Häuser noch leisten können, wenn unzufriedene Ärzte gegangen seien, so Jonitz.

Mittlerweile müssten Chefärzte und Weiterbilder nicht nur fachlich geeig- net sein, sondern auch entsprechende Führungsqualitäten mitbringen.

Alternative: Niederlassung Neben den klinischen Fächern wur- de auf dem Kongress vor allem für eine Karriere in der ambulanten Ver- sorgung geworben. „Die ambulante Versorgung hat Zukunft“, erklärte Dr. med Andreas Köhler, Vorstands- vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). „Denn keiner kann sich eine Versorgung ohne wohnortnahen Hausarzt vor- stellen.“ Dennoch höre man jeden Tag in den Medien, wie unzufrieden die Niedergelassenen mit ihren Ar- beitsbedingungen seien. Diese hätten sich jedoch trotz aller berechtigten Kritik schon wesentlich verbessert:

Die Abrechnung sei durch die elek- tronische Datenübermittlung verein- facht worden. Arzneimittelregresse seien Vergangenheit, wenn künftig der Arzt nur noch für das Verord- nungsmanagement, aber nicht mehr für das Kostenmanagement verant- wortlich sei. Und bei all dem dürfe man nicht vergessen: „Dieser Beruf ist wunderschön“, so Köhler. „Sie sind weitaus mehr als nur der behan- delnde Arzt.“ Gerade in den ländli- chen Regionen gehöre der Arzt zum sozialen Umfeld seiner Patienten und begleite diese über lange Zeit- räume hinweg.

„Wir brauchen gut ausgebildete Hausärztinnen und Hausärzte“, be- tonte auch Dr. med. Cornelia Goes- mann, Vizepräsidentin der Bundes- ärztekammer. Deshalb entwickelten MEDIZINSTUDIERENDE

Rosige Zeiten für Berufseinsteiger

Nie war die Stellensituation für junge Mediziner so günstig wie heute. Dies zeigte sich auch auf dem Kongress „Perspektiven und Karriere“, auf dem sich Studierende über ihre Zukunftschancen informieren konnten.

„Die ambulante Versorgung hat Zukunft“ – Andreas Köhler und Günther Jonitz diskutierten mit den Studierenden

über die Karriere- chancen junger

Mediziner.

Fotos: Svea Pietschmann

A 2082 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 43

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29. Oktober 2010

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BÄK, KBV und die Landes-KVen seit einigen Jahren gezielt Konzepte und Förderprogramme. Dabei ver- wies Goesmann besonders auf das gemeinsam mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft und den Krankenkassen aufgelegte „Förder- programm für Allgemeinmedizin“.

Im Rahmen dessen stehen jährlich rund 110 Millionen Euro zur Verfü- gung, um Weiterbildungsstellen für angehende Hausärzte in den Kran- kenhäusern und den Praxen finan- ziell zu fördern. Damit soll die Ver- gütung der Weiterbildungsassisten- ten und -assistentinnen in den Hausarztpraxen an die Gehälter der Kollegen in den Krankenhäusern angeglichen werden.

Trotzdem: Nur jeder dritte Stu- dierende kann sich vorstellen, Hausarzt zu werden. Dies ergab ei- ne Umfrage der KBV unter Medi- zinstudierenden. „Eine Niederlas- sung als spezialisierter Facharzt kommt für 75 Prozent der Studie- renden infrage“, erläuterte Dr. med.

Bernhard Gibis, Leiter des Dezer- nats „Verträge und Verordnungsma- nagement“ bei der KBV. Darin zei- ge sich der generelle Trend zur Spe- zialisierung. „Es gibt heute nicht mehr den Gynäkologen, dafür aber viele Spezialisierungen in der Gy- näkologie“, sagte Gibis.

Darüber hinaus zeigte die Studie deutlich, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu ar- beiten für die angehenden Ärzte im- mer wichtiger wird. „Die Berufs- ausübungsmöglichkeiten müssen deshalb flexibler werden“, betonte Köhler. Die klassische Einzelpraxis sei längst nicht mehr der einzige Weg, ambulant tätig zu sein. Mit Gemeinschaftspraxen, Medizini- sche Versorgungszentren oder Pra- xen an Krankenhäusern gebe es

schon viele Alternativen, die beson- ders für die Ärzte interessant seien, die das Risiko einer Einzelpraxis nicht auf sich nehmen wollen.

„Teamarbeit ist mittlerweile auch im ambulanten Bereich sehr gut möglich“, erklärte Goesmann. „Die Zukunft liegt in der Tätigkeit in Großpraxen und Medizinischen Versorgungszentren, die gemeinsam eine Region versorgen.“

Die angehenden Ärzte auf dem Kongress kritisierten, dass im Stu- dium die notwendigen unternehme- rischen Qualifikationen und die Fä- higkeiten zur Personalführung gar nicht gelehrt würden. „Das macht uns selbst Sorgen“, räumte Gibis ein.

„Denn solche Dinge werden weder im Studium noch in der Weiterbil- dung vermittelt.“ Kassenärztliche Vereinigungen und Ärztekammern böten allerdings Kurse sowohl zur Praxis- als auch zur Mitarbeiterfüh- rung an. „Wenn Sie solche Kurse während des Studiums oder der Weiterbildung sehen, nehmen Sie diese wahr“, empfahl Gibis. „Das ist gut investierte Zeit.“

Weiterbildung im Wandel Ein zentrales Thema war auch die- ses Jahr die Weiterbildung. Dr.

med. Kerstin Hoeft, Referentin im Dezernat „Ärztliche Aus- und Wei- terbildung“ der BÄK, stellte die Er- gebnisse der ersten bundesweiten Befragung von Weiterbildern und Ärzten in Weiterbildung vor. Dem- nach ist die Weiterbildung besser als ihr Ruf: Im Durchschnitt bewer- teten die Befragten ihre Weiterbil- dung mit der Schulnote 2,6. Die Be- triebskultur sei in den meisten Wei- terbildungsstätten gut, erläuterte Hoeft die Ergebnisse. „Schon heute ist es beispielsweise gelebte Reali- tät, dass in Teams weitergebildet wird.“ Besorgniserregend sei aber,

dass immer noch an vielen Einrich- tungen die Arbeitszeiten nicht ein- gehalten würden. Darüber hinaus sei die Weiterbildung noch zu oft unstrukturiert, und Weiterbildungs- gespräche fänden zu selten statt.

„Es ist nicht selbstverständlich, dass man eine Weiterbildung be- kommt“, stellte Dr. med. Markus Wenning, Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer Westfalen-Lippe, fest. „Und schon gar nicht, dass man eine gute bekommt.“ Wenning machte klar, dass für junge Ärzte weder durch das Arbeits- noch durch das Berufsrecht ein einklag- barer Anspruch auf eine Weiterbil- dung bestehe. „Versuchen Sie dies in dem Arbeitsvertrag zu veran- kern“, empfiehlt er. „Dann haben Sie auch einen Anspruch darauf.“

Bei Problemen mit dem Weiter- bilder oder der Weiterbildungsstätte stände das Gespräch mit den Kolle- gen an erster Stelle. „Hierzu kön- nen Sie sich auch an Ihre Ärzte- kammer wenden, die Ihnen einen Mentor vermittelt“, erklärte Wen- ning. Sollte man die Situation nicht klären können, solle man sich an die Kammer wenden. „Am besten erst einmal telefonisch“, rät er. „Ob der Vorgang später schriftlich und offiziell werden soll, kann man dann immer noch entscheiden.“

Demnächst soll die Qualität der Weiterbildungsstätten transparenter werden. Hoeft kündigte an, dass die Ergebnisse der nächsten Weiterbil- dungsbefragung, die Anfang des kommenden Jahres durchgeführt werden soll, detailliert veröffentlicht werden. Ab August oder September 2011 soll es dann möglich sein, die Bewertungen der einzelnen Weiter- bildungsstätten im Netz abzurufen, und sich so im Vorfeld über eine Einrichtung zu informieren. ■

Dr. rer. nat. Marc Meißer

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