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Resolution „Videobehandlung patientenorientiert in die psychotherapeutische Versorgung integrieren!“

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Academic year: 2022

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Resolution

verabschiedet vom 34. DPT

34. Deutscher Psychotherapeutentag 29./30. März 2019 in Koblenz

Videobehandlung patientenorientiert

in die psychotherapeutische Versorgung integrieren!

Videobehandlung soll als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung für eine bessere Ver- sorgung psychisch kranker Menschen grundsätzlich möglich sein. Manche Patientinnen oder Patienten mit einer schweren körperlichen Erkrankung können eine psychotherapeutische Praxis nicht regelmäßig aufsuchen. Patientinnen und Patienten, die beruflich bedingt nicht ständig an ihrem Wohnort sind, sollten trotzdem kontinuierlich behandelt werden können.

Ebenso ist es sinnvoll, Patientinnen und Patienten nach einer Krankenhausbehandlung ohne Unterbrechung zu versorgen. In all solchen Fällen lässt sich die psychotherapeutische Versor- gung durch eine Behandlung mittels Videokommunikation ergänzen.

Behandlungen, bei denen sich Psychotherapeut und Patient nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen, erfordern von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten eine beson- dere Beachtung der Sorgfaltspflichten. In den Berufsordnungen der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ist deshalb auch festgelegt, dass grundsätzlich mindestens Eingangs- diagnostik, Indikationsstellung und Aufklärung im unmittelbaren Kontakt zwischen Psychothe- rapeut und Patient erfolgen müssen. Digitale Kommunikation im Gesundheitsbereich ist auf dem technisch höchsten Standard zu verschlüsseln und vor Ausspähen und Abfangen von Da- ten zu schützen. Ohne eine geschützte Datenverbindung können Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten die notwendige Vertraulichkeit nicht gewährleisten. Deshalb sind Patien- tinnen und Patienten auch über mögliche Restrisiken des Datenschutzes aufzuklären. Für jede psychotherapeutische Versorgung ist es essenziell, dass die Behandlungen individuell mit dem Patienten abgestimmt werden. Dazu gehört immer auch, im Einzelfall zu entscheiden, wie lange eine Behandlung dauert sowie ob und wie oft Sitzungen per Video sinnvoll sind.

Zu den Sorgfaltspflichten gehört auch, dass der behandelnde Psychotherapeut jeden seiner Patienten persönlich sehen muss, bevor er ihn per Video behandelt. Das bedeutet, dass beim Wechsel des Psychotherapeuten nach der Sprechstunde der Psychotherapeut, der die Be- handlung weiterführt, den Patienten mindestens einmal unmittelbar sehen muss, bevor eine Behandlung per Video vertretbar ist. Außerdem muss auch im Fall einer Krise oder zur Über- prüfung zusätzlicher diagnostischer Hinweise ein persönlicher Kontakt möglich sein.

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Die Profession kritisiert vor diesem Hintergrund, dass Krankenkassen Video-Behandlungszen- tren aufbauen, in denen sie Patientinnen und Patienten nach der Diagnose und Indikation in einer Sprechstunde eine Behandlung anbieten. Angesichts der häufig monatelangen Warte- zeit auf eine Behandlung könnten diese Parallelstrukturen für Patientinnen und Patienten in ihrer Not unter Umständen als eine attraktive Alternative gesehen werden, obwohl eine Vide- obehandlung für sie mit Nachteilen und zusätzlichen Risiken verbunden sein kann.

Die deutsche Psychotherapeutenschaft fordert, stattdessen ausreichend Behandlungsplätze zu schaffen, sodass Patientinnen und Patienten ohne unzumutbar lange Wartezeit eine Be- handlung in einer psychotherapeutischen Praxis und im unmittelbaren Kontakt angeboten werden kann. Die Aktivitäten der Krankenkassen befördern eine Entwicklung, in der es zum Privileg werden könnte, von einem Psychotherapeuten im direkten Gegenüber behandelt zu werden. Die Behandlung von Angesicht zu Angesicht ist Grundlage einer guten Versorgung und muss der Standard in der Psychotherapie bleiben.

Der Deutsche Psychotherapeutentag fordert:

• Der Patientenschutz darf durch eine Videobehandlung an keiner Stelle eingeschränkt wer- den.

• Über den Einsatz, die Anzahl und Frequenz von Videobehandlungen in der Psychotherapie entscheidet ausschließlich der Psychotherapeut und sein Patient.

• Unabdingbare Voraussetzung für die Akzeptanz einer Videobehandlung ist der Schutz des Vertrauensverhältnisses zwischen Patient und Psychotherapeut. Dafür müssen Daten vor dem Zugriff Dritter auf höchstem technischem Niveau geschützt sein.

• Die Videobehandlung muss angemessen honoriert werden. Die notwendige technische Ausstattung der Praxen muss für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten refinan- zierbar sein.

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