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Um die Ergebnisse der Untersuchungen zur Pododermatitis zusammenzufassen, wurde für die verschiedenen Einzeluntersuchungen jeweils eine Rangfolge der Linien nach ihrem mittleren Pododermatitis-Score gebildet. Dabei zeigte sich, dass sich abhängig von der Einzeluntersuchung die Rangfolge der Linien änderte. Es ließen sich aber dennoch wiederkehrende Tendenzen erkennen (siehe Tabelle 32). Die Linie E lag immer auf einem der ersten drei Ränge und zeigte in drei Untersuchungen einen signifikanten Unterschied zu den Tieren der Linie D. Auch die Linien A und C belegten häufiger die Ränge 1 bis 3, wobei die Tiere beider Linien zwei Mal signifikant weniger Veränderungen aufwiesen als die Tiere der Linie D. Die Linien B und D belegten häufig Rang vier oder fünf.

Tabelle 32: Übersicht der Untersuchungsergebnisse zur Pododermatitis:

Rangfolgen der Linien bei den Einzeluntersuchungen in Abhängig- keit vom mittleren Score (Rang 1 = geringste Veränderungen)

119-140 verendete und

gemerzte Tiere A B E C D

140. MT Indikatortiere vor

Schlachtung A B/E D C

141. MT Untersuchung am Schlachtband 141. MT Indikatortiere nach

Schlachtung A B/D E C

147. MT Indikatortiere vor

Schlachtung C E A B D

148. MT Untersuchung am

Schlachtband C 148. MT Indikatortiere nach

Schlachtung C E A/B D

Unterschiedliche Kleinbuchstaben (a/b) kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Linien (A/B/C/D/E) mit einem Signifikanzniveau von p<0,05.

4.7 Weitere an verendeten und gemerzten Tieren erhobene Befunde 4.7.1 Pickwunden

Die ersten Pickwunden wurden in der 4. Lebenswoche festgestellt. Im weiteren Verlauf der Mast nahm die Zahl der Tiere mit Pickwunden bei der Sektion zu. Nur am Ende der Mast (P6) wurde eine Abnahme der absoluten Anzahl von Tieren mit Pickwunden beobachtet.

Bei den Tieren, die in der Sektion Pickwunden aufwiesen, verringerte sich im Verlauf der Mast das Ausmaß der Veränderungen. In P2 hatten alle Tiere, die in der Sektion Pickverletzungen aufwiesen, hochgradige Veränderungen (6 von 6 Tieren). In P6 zeigten nur noch neun von 25 Tieren, bei denen eine Pickverletzung festgestellt wurde, einen hochgradigen Befund. Der relative Anteil von Tieren mit Pickwunden in der Sektion war in

P4 (LW 10 bis 13) mit 38,9 % am höchsten und nahm danach bis zum Mastende wieder ab. In P6 (LW 18 bis 20) wiesen nur 23,8 % der sezierten Tiere Pickwunden auf.

Pickwunden traten fast ausschließlich am Kopf, Hals und im Nackenbereich auf.

Tabelle 33: Vorkommen von Pickwunden bei sezierten Tieren in Abhängigkeit von der Zeit

Zwischen den Linien gab es nur tendenzielle Unterschiede im Auftreten von Pickwunden bei den sezierten Tieren (siehe Tabelle 34). Dabei zeigten die Tiere der Linien C und A relativ bezogen auf die Anzahl der sezierten Tiere die wenigsten Pickwunden.

Tabelle 34: Vorkommen von Pickwunden bei sezierten Tieren in Abhängigkeit von der Linie

4.7.2 Kratzwunden

In den ersten beiden Phasen wurden keine Kratzwunden beobachtet. In P3 wies eines von 35 verendeten Tieren Kratzwunden auf und im weiteren Verlauf der Mast nahm von P4 bis P6 sowohl der Anteil an Tieren mit Kratzwunden in der Sektion als auch die absolute Anzahl zu (siehe Tabelle 35). Mit der Zunahme der absoluten Anzahl von verendeten und gemerzten Tieren, die Kratzwunden aufwiesen, geht von P4 bis P6 ein Anstieg des Anteils an Tieren mit hochgradigen Veränderungen einher. So hatten in P4 von den elf Tieren, die Kratzwunden aufwiesen, fünf Tiere (45,5 %) hochgradige Veränderungen. In P6 stieg dieser Anteil auf 78,2 % (36 von 46 Tieren).

Kratzwunden traten nur auf dem Rücken, den Hinterseiten der Oberschenkel oder am Schwanzansatz auf. Sie reichten von leichten Beschädigungen des Rückengefieders bis zu tiefen Wunden in der Rücken- und Oberschenkelmuskulatur. Einige Male konnte beobachtet werden, wie ein Tier auf einen seiner Artgenossen aufsprang oder dies zumindest versuchte. Auf dem unterlegenen Tier hockend schienen die Angreifer zu thronen. Die unterlegenen Tiere schienen kaum Abwehrbewegungen oder Fluchtversuche zu unternehmen.

Tabelle 35: Vorkommen von Kratzwunden bei sezierten Tieren in Abhängigkeit von der Zeit

Score

Phase Σ

0 1 2 3

mittlerer Score

P1 n 71 71 0 0 0 0

MT 0-6 % 100 100 0 0 0

P2 n 35 35 0 0 0 0

MT 7-34 % 100 100 0 0 0

P3 n 36 35 0 0 1 0,083

MT 35-63 % 100 97,2 0 0 2,78

P4 n 63 52 2 4 5 0,397

MT 64-90 % 100 82,5 3,17 6,35 7,94

P5 n 112 64 5 11 32 1,10

MT 91-118 % 100 57,1 4,46 9,82 28,6

P6 n 105 59 5 5 36 1,17

MT 119-140 % 100 56,2 4,76 4,76 34,3

Im Linienvergleich zeigten sich in der Linie A die meisten Tiere mit Kratzwunden und auch der höchste Anteil an Tieren mit hochgradigen Kratzwunden. Am wenigsten Tiere waren in der Linie B betroffen.

Tabelle 36: Vorkommen von Kratzwunden bei sezierten Tieren in Abhängigkeit von der Linie

Score

Linie Σ

0 1 2 3

mittlerer Score

A n 91 61 3 6 21 0,857

% 100 67,0 3,30 6,59 23,1

B n 75 60 3 3 9 0,480

% 100 80,0 4,00 4,00 12,0

C n 74 55 1 2 16 0,716

% 100 74,3 1,35 2,70 21,6

D n 87 67 1 6 13 0,598

% 100 77,0 1,15 6,90 14,9

E n 95 73 4 3 15 0,579

% 100 76,8 4,21 3,16 15,8

Σ n 422 316 12 20 74 0,649

% 100 74,9 2,84 4,74 17,54

4.7.3 Tibiale Dyschondrodysplasie

Bei der Sektion der verendeten und gemerzten Tiere wurden die proximalen Epiphysen der Tibiotarsi sagittal von medial angeschnitten. Diese Anschnittfläche wurde auf knorpelige Massen als Zeichen für eine Tibiale Dyschondroplasie (TD) und das Vorliegen einer Osteomyelitis untersucht. Die TD wurde im Verlauf der Mast bis P5 zunehmend häufiger an verendeten und gemerzten Tieren festgestellt (siehe Tabelle 37). In P1 und P2 wies keines der sezierten Tiere eine TD auf und die Diagnose TD wurde frühestens bei Tieren in der 7. Lebenswoche (P3) gestellt. Der Anteil an Tieren mit einer TD stieg von P3 bis P5 von 8,33 % auf 69,6 % an. Von P5 zu P6 zeigte sich eine deutliche Verringerung im Auftreten der TD. Gleichzeitig zeigten 6 der 36 Tiere mit TD in P6 so genannte „remnants“

(TD-Knorpel in Rückbildung) an der Anschnittfläche des Tibiotarsus.

Tabelle 37: Vorkommen der Tibialen Dyschondroplasie bei sezierten Tieren in

Zwischen den Linien gab es keine von Phase zu Phase wiederkehrenden Unterschiede.

Tendenziell zeigten die Tiere der Linie E am wenigsten und die Tiere der Linie B am häufigsten die als TD angesprochenen Veränderungen.

Tabelle 38: Vorkommen der Tibialen Dyschondroplasie bei sezierten Tieren in Abhängigkeit von der Linie

Osteomyelitiden wurden an der sagittalen Anschnittfläche des Tibiotarsus ab der 5.

Lebenswoche beobachtet. Im Verlauf der Mast nahm bei den sezierten Tieren sowohl die Häufigkeit der Osteomyelitis als auch die Stärke der Veränderungen zu (siehe Tabelle 39).

Tabelle 39: Vorkommen der Osteomyelitis bei sezierten Tieren in Abhängigkeit von

Die Linien wiesen kaum Unterschiede im Auftreten von Osteomyelitiden auf. In der Linie A gab es sowohl den relativ größten Anteil als auch absolut die meisten Tiere mit einer Osteomyelitis. Tiere der Linie C zeigen die wenigsten osteomyelitischen Veränderungen.

Tabelle 40: Vorkommen der Osteomyelitis bei sezierten Tieren in Abhängigkeit von der Linie

4.7.5 Befunde ohne quantitative Beschreibung

Neben den quantitativ erhobenen Befunden für die TD, PD und Osteomyelitis wurden weitere Befunde an den Hinterextremitäten sowie Brustblasen nicht quantitativ beurteilt.

Von diesen Befunden traten Brustblasen bei allen Linien am häufigsten auf (22,5 % aller sezierten Tiere). In der Häufigkeit des Auftretens folgten Arthritiden (9,95 %) und

Femurkopfknorpelablösungen (9,24 %). Zwischen den Linien traten keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit der verschiedenen Befunde auf. Auffällig waren jedoch die Unterschiede zwischen den Linien D und E bei den Arthritiden und Tendovaginitiden. Linie D hatte den höchsten Anteil von Tieren mit einer Arthritis und den geringsten Anteil von Tieren mit einer Tendovaginitis. Bei der Linie E waren die Verhältnisse genau umgekehrt.

Brustblasen traten am häufigsten in dieser Linie auf.

Tabelle 41: Vorkommen von Befunden ohne quantitative Beschreibung (absolut und relativ [%])

Befund Linie Phase

AT TV BB QSR GSR ZV RT FKN VV FKKA A P1-P6 91 12 5 20 6 1 1 0 5 11 8

100 13,2 5,5 22,0 6,59 1,10 1,10 0 5,49 12,1 8,79 B P1-P6 75 7 3 16 0 1 0 1 2 7 7

100 9,33 4,00 21,3 0 1,33 0 1,33 2,67 9,33 9,33 C P1-P6 74 7 3 14 3 1 0 4 6 10 8

100 9,46 4,05 18,9 4,05 1,35 0 5,41 8,11 13,5 10,8 D P1-P6 87 12 2 20 3 2 0 0 2 4 6

100 13,8 2,30 23,0 3,45 2,30 0 0 2,30 4,60 6,90 E P1-P6 95 4 9 25 0 2 1 4 7 15 10 100 4,21 9,47 26,3 0 2,11 1,05 4,21 7,37 15,8 10,5 Σ P1-P6 422 42 22 95 12 7 2 9 22 47 39

100 9,95 5,21 22,5 2,84 1,66 0,474 2,13 5,21 11,1 9,24 AT: Arthritis

TV: Tendovaginitis BB: Brustblasen QS: Quersehnenabriss

GSR: Gastrocnemiussehnenriss ZV: Zehenverkrümmung

RT: Rotated Tibia FKN: Femurkopfnekose VV: Varus-Valgus-Deformation FKKA: Femurkopfknorpelablösung

5 Diskussion

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung sollte die Mast- und Schlachtleistung von fünf schweren Mastputenlinien untersucht und verglichen werden. Des Weiteren sollte anhand der Sektionsergebnisse beurteilt werden, ob sich die Linien im Auftreten bestimmter Erkrankungen und in der Verteilung der Verlustursachen unterscheiden. Von besonderem Interesse war, ob die Linien Unterschiede in der Inzidenz und Ausprägung der Pododermatitis zeigen. Abschließend sollte geprüft werden, ob und welche Erkrankungen dazu führen, dass ein Tier Ziel von aggressivem Verhalten durch die Artgenossen wird.

Im Folgenden werden nach der Kritik der Methode die biologischen Leistungen und Schlachterträge diskutiert und zusammen mit den Sektionsergebnissen bewertet.

Anschließend folgt eine Diskussion der Ergebnisse der Fußballenuntersuchung. Danach wird das Auftreten der Pick- und Kratzwunden im Versuchsverlauf diskutiert und den anderen Sektionsergebnissen gegenübergestellt. Abschließend folgt ein Ausblick auf die Haltung und Züchtung von Puten sowie auf weitergehende Versuche.

5.1 Kritik der Methode

5.1.1 Tiere und Haltungsbedingungen

Es ist bekannt, dass Jungtierverluste durch die Haltungsbedingungen bei der Einstallung, durch das Alter und die Gesundheit der Elterntierherde und durch die Brutbedingungen beeinflusst werden können (AZIZ 2001). Die Eier aller eingestallten Eintagsküken gleichzeitig in derselben Brüterei eingelegt und nach der Brut die Küken zusammen an den Versuchsstall geliefert. Somit kann von gleichen Ausgangsbedingungen für die eingestallten Linien ausgegangen werden. Über genetische Einflüsse auf die Jungtierverluste ist dagegen zurzeit wenig bekannt (CHRISTENSEN et al. 2007). Im vorliegenden Versuch wiesen die Linien signifikante Unterschiede in Bezug auf die Jungtierverluste auf. Bei der Bewertung der weiteren Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass Jungtierverluste auch als Indikator für die Qualität der Küken und damit für die biologische Leistungsfähigkeit dienen können (AZIZ 2001). Zudem zeigten die Küken bei der Einstallung moderate Unterschiede in ihren Körpermassen. Diese werden bei Puten maßgeblich durch das Alter der Elterntierhennen bestimmt (APPLEGATE u. LILBURN

1996). Die Körpermasse beim Schlupf scheint aber kein Indikator für die Entwicklungsfähigkeit der Küken nach dem Schlupf zu sein (WILSON 1991).

Zusammenfassend kann für die eingestallten Küken nicht ausgeschlossen werden, dass Linien-unabhängige Faktoren der Elterntierherden auf die Jungtierverluste Einfluss genommen haben. Sonstige Einflüsse der Elterntierherden sind aber eher unwahrscheinlich oder zu vernachlässigen.

Für eine Übertragung der Ergebnisse in die Praxis ist zu berücksichtigen, dass sich die Besatzdichte (Tiere/m²) während des Mastdurchganges (abgesehen von den Tieren, die krank, verendet oder versuchsbedingt aus den Boxen entnommenen wurden) nicht geändert hat. Dies spiegelt jedoch nicht die Bedingungen der Praxis wieder, wo in der Regel bei der Aufzucht eine deutlich höhere Besatzdichte üblich ist als in der Endmast (FELDHAUS u. SIEVERDING 1995; BERK 1999; MEYER 2006). Zudem kann die Beinstabilität der eingestallten Puten durch die kleine Fläche der Boxen beeinflusst worden sein, da eine herabgesetzte Bewegungsaktivität zu einer geringeren Beinstabilität führt (HESTER u. KOHL 1989).

Die Schlachtung der gesamten Herde sollte zu drei Zeitpunkten (Alter der Tiere: 20, 21 und 22 Lebenswochen) stattfinden, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass unterschiedliche Mastputenlinien Unterschiede in ihrer optimalen Mastdauer aufweisen können (RICHTER u. PRINZ 1985). Es konnten jedoch nur die ersten beiden Schlachtungen wie geplant durchgeführt und ausgewertet werden. Von den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung können deshalb nur für die Schlachtung im Alter von 20 und 21 Wochen Aussagen über Linienunterschiede abgeleitet werden. Damit wird aber auch das Schlachtalter der meisten in Deutschland gemästeten Putenhähne erfasst.

5.1.2 Untersuchungsmethoden Erhebung der Leistungsdaten im Stall

Bei der Zuteilung des Futters trat ein systembedingter Fehler auf. Aus einem „Überlauf“

der Rohrkettenfütterung wurden insgesamt 0,890 % der über den Mastverlauf ausdosierten Futtermenge zurückgewogen. Eine Kontrollwiegung der ausdosierten Futtermengen an den Futterventilen war nicht möglich. Die gleichmäßige räumliche Verteilung der Linien im Versuchsstall sollte aber eventuelle Unterschiede des Dosierfehlers im Verlauf des Futterrohres ausgleichen. Zudem betrug der Variationskoeffizient des pro Tier ausdosierten Futters innerhalb einer Linie jeweils weniger als 2,31 (sieheTabelle 51), so dass angenommen wurde, dass ein möglicher Fütterungsfehler zu vernachlässigen ist. Zur Bestimmung des tatsächlich ausdosierten und damit aufgenommenen Futters wurden die nominell den Boxen zugeteilten Futtermassen mit dem Faktor 0,991 multipliziert.

Die Einzelwiegung von Puten zur Bestimmung der individuellen Körpermasse birgt insbesondere am Ende der Mast die Gefahr, dass sich Tiere durch Abwehrbewegungen verletzen. Zudem können wiederholte Wiegungen und der damit verbundene Stress auch die biologische Leistung der Tiere beeinflussen. Andererseits nimmt bei reduziertem Probenumfang die Validität und damit die Vergleichbarkeit der Mittelwerte für die Körpermassen zwischen den Linien ab. Die Wiegung von 10 „Indikatortieren“ pro Box zur Bestimmung der Körpermassenentwicklung sollte einerseits die Gefahr einer Verletzung auf möglichst wenige Tiere beschränken und andererseits einen ausreichend großen Stichprobenumfang gewährleisten.

Aus den mittleren Körpermassen der Tiere bei der ersten und zweiten Schlachtung ergaben sich für die Linie D rechnerisch Zunahmen von 259 g/Tag in der 21.

Lebenswoche. Dieser Wert wich stark von den anderen Linien ab. Zudem wiesen am ersten Schlachttermin die Indikatortiere der Linie D gegenüber den verladenen Tieren der Linie D eine um 1,04 kg höhere Körpermasse auf. Dies lässt einen Fehler bei der Wiegung der verladenen Tiere vermuten. Die Einzelwerte für die Wiegung bei der Verladung lassen aber keine auffällige Abweichung erkennen (siehe Tabelle 57). Außerdem wurden die Ergebnisse der Wiegung am Stall durch eine zweite Wiegung am Schlachthof bestätigt. Es

konnte also keine schlüssige Erklärung für die starken Abweichungen der mittleren Körpermassen bei der Linie D gefunden werden.

Die Sektionen wurden immer von derselben Person durchgeführt oder fanden zumindest unter deren Anleitung statt, wodurch eine Vergleichbarkeit der einzelnen Sektionsgänge gegeben war. Es kann allerdings bei einer pathologischen Untersuchung kaum sichergestellt werden, dass alle pathologischen Veränderungen an einem untersuchten Tier festgestellt und beurteilt werden. Der bei der Sektion der einzelnen Tiere festgestellte dominierende Befund stimmt daher nicht unbedingt mit der tatsächlichen Todesursache überein, so dass die Einteilung der sezierten Tiere in die einzelnen Kategorien von Verlustursachen kritisch zu bewerten ist. Dennoch ist ein Vergleich der Linien hinsichtlich der Verlustursachen zulässig, da alle sezierten Tiere denselben Bedingungen bei der Sektion unterlagen. Dagegen ist ein Vergleich der ermittelten Häufigkeiten mit anderen Untersuchungen schwierig, da sich Sektionsgang und Bewertung der Befunde vermutlich unterscheiden. Die verendeten und gemerzten Tiere einer Linie können nicht als repräsentative Stichprobe der Gesamtherde angesehen werden. Ein Rückschluss von den Sektionsergebnissen auf den Gesundheitszustand einer Linie ist deshalb nur begrenzt möglich. Bei einer vergleichenden Betrachtung der Linien kann aber die Verteilung der einzelnen Befunde und Verlustursachen sowie die relative Häufigkeit von Verlustursachen bezogen auf die eingestallten Tiere verglichen werden. Außerdem kann anhand der Sektionsergebnisse untersucht werden, ob zwischen den einzelnen Befunden oder Verlustursachen Assoziationen bestehen, um Zusammenhänge zwischen den Befunden zu diskutieren.

Der Verbleib von 8 Tieren (davon 2 Tiere aus den Boxen, die nach der dritten Schlachtung nicht ausgewertet wurden) ließ sich nicht klären und mindestens zwei Tiere wurden bei der Ausstallung falsch zugeordnet (siehe Tabelle Anhang). Vermutlich handelt es sich bei diesen Tieren um Fehlzählungen bei der Einstallung oder um Tiere, die innerhalb der ersten Tage verendeten und nicht entdeckt wurden. Die Differenz verteilt sich jedoch auf mindestens 4 Linien und wird daher als vernachlässigbar angesehen.

Erhebung der Daten am Schlachthof

Die Zerlegung der Schlachtkörper erfolgte in einem kommerziellen Zerlegebetrieb und wurde innerhalb des normalen Betriebsablaufes durchgeführt. Die Ergebnisse sind deshalb nur bedingt mit den Ergebnissen anderer Studien vergleichbar. HAHN und SPINDLER (2002) haben detailliert die Zerlegung einer Pute beschrieben, um so für zukünftige Mastversuche bei Puten eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Unter den gegebenen Bedingungen war es allerdings nicht möglich, diesem Vorschlag zu folgen.

Bei der Bewertung der Schlachtergebnisse ist ferner zu berücksichtigen, dass sich die Werte für den Ausschlachtungsgrad und die Anteile der Brust- und Oberkeulenmasse auf die Lebendmasse am Stall bezogen. Die Nüchterungsverluste, die auf dem Transport verendeten Tiere (insgesamt 3) sowie die bei der Schlachtung verworfenen Tiere (insgesamt 6) und Teilstücke wurden dabei nicht berücksichtigt. Es kommt unter Berücksichtigung dieser Werte allerdings zu keiner wesentlichen Änderung der Verhältnisse zwischen den Linien gegenüber den hier vorgestellten Ergebnissen (siehe Tabelle 62).

Zu den zwei Schlachtterminen wurden pro Linie jeweils zwei Gruppen (Stallboxen) geschlachtet. Für die Parameter Warmschlachtgewicht, Masse an Brustfleisch und Oberkeulen wurde pro Gruppe bei der Schlachtung bzw. Zerlegung nur ein Gesamtwert ermittelt, so dass keine statistische Auswertung diesbezüglicher Daten möglich war.

Beurteilung der Fußballen

In der Literatur sind verschiedene, teilweise sehr differenzierte Scoringsysteme beschrieben worden, um Veränderungen einer Pododermatitis quantitativ bewerten zu können (MARTLAND et al. 1985; EKSTAN u. ALGERS 1997; KJAER et al. 2005;

POULTRY INTELLIMETRICS nach CLARK 2002). Um auch die Fußballen aller Tiere am Schlachtband bei einer Bandgeschwindigkeit von etwa 15 Tieren pro Minute beurteilen zu können, wurde ein Scoringsystem mit einer geringen Differenzierung (MARTLAND et al.

1985) gewählt und modifiziert. Mit diesem Scoringsystem wurden alle Beurteilungen der Fußballenbeschaffenheit (Untersuchung der verendeten und gemerzten, der gesund entnommenen Tiere und der Indikatortiere) durchgeführt.

5.2 Mast- und Schlachtleistung 5.2.1 Futteraufwand

Der Futteraufwand berücksichtigt nicht die Körpermasse der verendeten Tiere und ist damit aus ökonomischer Sicht aussagekräftiger als der um verendete Tiere korrigierte Futteraufwand. Der korrigierte Futteraufwand gibt das biologische Potential der Tiere wieder, aufgenommenes Futter in Körpermasse umzusetzen.

Eine direkte Vergleichbarkeit der im Versuch ermittelten Werte für den Futteraufwand mit den Leistungszielen der Zuchtunternehmen oder vorausgegangenen Versuchen ist nicht möglich, da in diesem Durchgang gesunde Tiere versuchsbedingt entnommen wurden.

Zudem wurden kranke Tiere, die in Krankenboxen separiert, aber am Ende des Versuches geschlachtet wurden, bei der Auswertung nicht berücksichtigt. Durch die Unterschiede in den Verlustraten kommt es auch zu deutlichen Differenzen beim Futteraufwand. Die Linien B und C mit den geringsten Verlusten wiesen einen deutlich geringeren Futteraufwand (2,72 bzw. 2,76 kg/kg) als die Linien A und E (beide 2,82 kg/kg) auf.

Ein Vergleich mit dem in anderen Versuchen oder in der Praxis erzielten Futteraufwand oder mit den Leistungszielen der Zuchtunternehmen ist bedingt möglich, wenn neben der zur Schlachtung abgelieferten Körpermasse auch die Körpermasse der versuchsbedingt und der krank entnommenen Tiere berücksichtigt wird. Dadurch ergibt sich ein Futteraufwand von 2,56 und 2,66 kg/kg für die im Alter von 141 Tagen bzw. 148 Tagen geschlachteten Tiere. BUT gibt für ihre Linie Big 6 einen Futteraufwand von 2,51 und 2,61 kg/kg als Leistungsziel für Putenhähne im Alter von 20 bzw. 21 Wochen an. Diese Werte gelten im Vergleich zu dem im Versuch eingesetzten Futter für einen deutlich höheren Energiegehalt (BUT 2004). FERKET (2001) nennt für Deutschland einen mittleren Futteraufwand von 2,80 kg/kg bei einer mittleren Mastdauer von 143,3 Tagen. Der Vergleich zeigt wiederum, dass sich alle in den Versuch aufgenommenen Linien auf einem hohen Leistungsniveau befanden.

Bei der Schlachtung der Tiere im Alter von 20 Wochen wichen (abgesehen von Linie D) die Werte der Linien für den korrigierten Futteraufwand kaum voneinander ab. Die geringe Streuung von 0,803 % zeigt, dass die Linien sich kaum in der Eigenschaft unterscheiden, Futter in Körpermasse umzusetzen. Die relativ starke Abweichung der Linie D lässt ein

Frage stellen (siehe Abbildung 6). Deutlich größer waren dagegen die Unterschiede hinsichtlich des korrigierten Futteraufwandes bei der zweiten Schlachtung. Hier wichen die Werte von Linie B mit dem höchsten Futteraufwand (2,64 kg/kg) um 2,64 % von Linie C mit dem geringsten korrigierten Futteraufwand ab (2,57 kg/kg). Der Anteil an Körperfett steigt bei Mastputen mit zunehmendem Alter exponentiell an (LEESON u. SUMMERS 2005). Die unterschiedlich starken Veränderungen des Futteraufwandes von der ersten zur zweiten Schlachtung lassen vermuten, dass die untersuchten Putenlinien sich am Mastende im Fettansatz unterschieden, da Fett eine höhere Energiedichte besitzt als Protein und ein erhöhter Fettansatz daher zu einem erhöhten Futteraufwand führt. RISTIČ und KORTHAS (1987) beschreiben in einem Vergleich von zwei Putenlinien einen Effekt der Linie auf den Fettgehalt der Muskulatur der Schlachttiere. Die Hypothese, dass ein relativ starkes Wachstum in den frühen Phasen der Mast energetisch ungünstiger ist (EMMERSON 2003), findet in diesem Versuch keine Bestätigung. Die Linien A und E zeichneten sich im Vergleich zu den anderen Linien durch ein relativ intensives Wachstum in der frühen Entwicklungsphase aus. Sie hatten aber keinen höheren Futteraufwand als die anderen Linien. Der über den Mastverlauf gesteigerte Erhaltungsbedarf, der durch eine frühe Entwicklung entstehen soll, ist aber als sehr gering anzusehen, so dass nicht zu erwarten war, einen Effekt des Wachstumsverlaufes erkennen zu können.

Die Linien zeichnen sich für den Tierhalter nicht nur dadurch aus, dass sie verschiedene optimale Nutzungszeitpunkte haben, auch die Nutzungselastizität der Linien scheint sich aufgrund der verschieden starken Zunahmen des Futteraufwandes zu unterscheiden. Das heißt, die Linien unterscheiden sich dadurch, wie stark sich eine Abweichung vom optimalen Nutzungszeitpunkt ökonomisch auswirkt. Für einen Mäster ist dies von Interesse, da er seine Tiere aus logistischen oder marktwirtschaftlichen Gründen nicht immer zum ökonomisch optimalen Nutzungszeitpunkt vermarkten kann. Linie B scheint die geringste Nutzungselastizität zu besitzen, da sie sowohl beim Futteraufwand als auch

Die Linien zeichnen sich für den Tierhalter nicht nur dadurch aus, dass sie verschiedene optimale Nutzungszeitpunkte haben, auch die Nutzungselastizität der Linien scheint sich aufgrund der verschieden starken Zunahmen des Futteraufwandes zu unterscheiden. Das heißt, die Linien unterscheiden sich dadurch, wie stark sich eine Abweichung vom optimalen Nutzungszeitpunkt ökonomisch auswirkt. Für einen Mäster ist dies von Interesse, da er seine Tiere aus logistischen oder marktwirtschaftlichen Gründen nicht immer zum ökonomisch optimalen Nutzungszeitpunkt vermarkten kann. Linie B scheint die geringste Nutzungselastizität zu besitzen, da sie sowohl beim Futteraufwand als auch