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Koch, Jennifer:

Untersuchung zum Einfluss des Strukturwandels in der Schweine- und Geflügelhal-tung Niedersachsens auf die Struktur der tierärztlichen Versorgung und die Inhalte der tierärztlichen Tätigkeit

Die Strukturen der deutschen Landwirtschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten stark ge-wandelt. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe schrumpft. Von 2010 bis 2013 haben 5 % der Betriebe aufgegeben. Die Anzahl der Nutztiere, v. a. die Schweine- und Geflügelbestände, wachsen unterdessen an. Bei 86 % der heutigen Betriebe handelt es sich um Betriebe, die auf eine Produktionsart spezialisiert sind. 41 % sind auf Rinder, Schafe und Ziegen, 5 % auf Schweine und 1 % auf Geflügel spezialisiert.

Deutschland 2010 2013 2015

Schweine in Mio. 26,5 28,1 + 6 %

Rinder in Mio. 12,8 12,6 – 1,6 %

Geflügel in Mio. 128,9 177,3 + 27,3 %

Betriebe in Tsd. 299,1 284,1 – 5 %

Unter den sechzehn Bundesländern ist Niedersachsen das Land mit den meisten gehaltenen Nutztieren. Laut Agrarstrukturerhebung im März 2013 waren das 2,5 Mio. Rinder, 9,2 Mio.

Schweine und 96,5 Mio. Geflügel. Im gleichen Jahr gab es 1.617 niedergelassene Tierärzte in Niedersachsen, von denen sich 240 auf Nutztiere, 668 auf Kleintiere und 709 auf beide Tierar-ten spezialisiert hatTierar-ten. 70 % der Praxen waren Einzelpraxen, 27 % Gemeinschaftspraxen und 3 % Gruppenpraxen.

Niedersachsen 2001 2013

Rinder in Mio. 2,8 2,5

Schweine in Mio. 7,5 9,2

Geflügel in Mio. 54,3 96,5

Die vorliegende statistische Erhebung basiert auf einem Fragebogen, der im Herbst 2014 an 412 niedersächsische Nutztier- und Gemischtpraxen versendet wurde. 179 (43,4 %) Praxen be-teiligten sich an der Umfrage durch Rücksendung eines ausgefüllten Fragebogens. 163 Ant-wortschreiben (39,5 %) wurden für die statistische Auswertung herangezogen. Verglichen wurde das Gründungsjahr (GJ) der Praxen mit der heutigen Situation.

Wichtigste Ergebnisse: Allgemeiner Praxisdaten

Die Einzelpraxis ist nach wie vor die häufigste Praxisform in Niedersachsen mit 56,4 % (GJ:

65,6 %). Gut ein Viertel der befragten Praxen wird von zwei Praxisinhabern geführt (heute:

27,6 % / GJ: 28,8 %), und 16 % haben drei oder mehr Inhaber (GJ: 5%). Die Anzahl der ange-stellten Tierärzte aller 163 Praxen beträgt heute 390,5 (60 % weiblich, 40% männlich), im Gründungsjahr waren es 102,5 (38 % weiblich, 62 % männlich). Das Geschlechterverhältnis der Angestellten hat sich umgekehrt. Niedersächsische Tierarztpraxen haben heute zu etwa je einem Viertel keine (GJ:61,3 %), einen (GJ: 25,1 %), zwei bis drei (GJ: 10,4 %) oder vier und mehr angestellte Tierärzte (GJ: 3 %).

Bei 61 % (GJ: 77 %) der Praxen beträgt das durchschnittlich Einzugsgebiet 25 km, 28 % fahren 26–99 km (GJ: 18 %) und 11 % der Praxen fahren mehr als 100 km (GJ: 5 %). Insgesamt hat sich die Entfernung zwischen Praxisstandort und Betrieb vergrößert und ist stark von der be-treuten Tierart abhängig.

Tierarztpraxen werden größer, zum einen durch eine wachsende Zahl an Gemeinschafts-praxen, zum anderen durch mehr angestellte Tierärzte. Etwa 75 % der Praxen haben heute angestellte Tierärzte (Gründungsjahr: 39 %).

Das Einzugsgebiet der Praxen wird größer und ist in erster Linie von der behandelten Tierart abhängig: Geflügel > Schwein > Pferd > Rind.

Wichtigste Ergebnisse: Praxisschwerpunkte

Die Hälfte der befragten Praxen gibt an, heute spezialisiert zu sein. In ihrem Gründungsjahr waren 80 % der Praxen gar nicht oder nur mäßig spezialisiert. 18 % geben an, dass die Tierärzte der Praxis auf nur eine Tierart spezialisiert sind (GJ: 6,7 %). Weitere 38% sind stark auf eine Tierart spezialisiert (GJ: 22 %), 17 % mäßig (GJ: 22 %) und 26 % (GJ: 45 %) gar nicht. 84 %

der befragten Praxen betreuen Rinder (GJ: 92 %), 74 % Schweine (GJ: 86 %), 52 % Pferde (GJ:

66 %), 21 % Geflügel (GJ: 21 %) und 75 % Kleintiere (GJ: 64 %). Von diesen Praxen sind 37 % stark auf Geflügel spezialisiert, 33 % auf Rinder, 30 % auf Schweine, 14 % auf Pferde und 11 % auf Kleintiere.

Tierarztpraxen spezialisieren sich heute stärker. 56 % der Tierärzte sind stark auf die Betreuung einer Tierart spezialisiert. Die Betreuung einer Vielzahl von Nutztieren nimmt ab, die Behandlung von Kleintieren hat in den vergangenen Jahren zugenommen.

Wichtigste Ergebnisse: Tierärztliche Leistungen

Die Inhalte der tierärztlichen Arbeit haben sich in den vergangenen Jahren verschoben. Zum Gründungszeitpunkt der Praxen haben 58 % der Umfrageteilnehmer mehr als 85 % ihrer tier-ärztlichen Leistungen auf Kurativarbeit verwendet. Heute sind es nur noch 27 % der Praxen.

Beratung, Management und regelmäßige Bestandsbesuche haben an Bedeutung gewonnen.

Mehr als 60 % der Praxen haben zu ihrem Gründungszeitpunkt weniger als 5 % ihrer Zeit für diese Leistungen aufgewendet. Heute machen bei gut einem Drittel der Praxen Beratung (33 %), Management (30 %) und regelmäßige Bestandsbesuche (40%) 11–50 % ihrer tierärzt-lichen Leistung aus.

Die Inhalte der tierärztlichen Tätigkeit haben sich verändert. Die Kurativpraxis verliert zunehmend an Bedeutung. Beratungs- und Managementaufgaben sowie geplante Be-standsdurchgänge machen einen immer größeren Teil der tierärztlichen Arbeit aus.

Wichtigste Ergebnisse: Erwartete Veränderungen in den nächsten fünf Jahren

Der größte Teil der Praxen (41,7 %) erwartet keine Veränderungen bei der Praxisgröße. 31,3 % halten eine Vergrößerung für wahrscheinlich, 12,9 % eine Verkleinerung, und knapp ein Viertel (23,3 %) wird die Praxis innerhalb der nächsten fünf Jahre aufgeben, schließen oder verkaufen.

Hinsichtlich des Einzugsgebiets geben 62 % der Praxen an, dass sie in den nächsten fünf Jahren keine Veränderungen erwarten: 28,2 % gehen von einer Vergrößerung und 9,2 % von einer Verkleinerung aus. 43 % der Praxen nehmen an, dass die Spezialisierung zunimmt, 55,8 % er-warten hier keine Veränderung.

Bei der Betreuung der verschiedenen Tierarten nimmt insbesondere die Behandlung von Klein-tieren zu. 48 % der Praxen geben an, Kleintiere zukünftig vermehrt zu betreuen. Im Bereich der Nutztiere sind es 25,8 % der Praxen beim Rind, 17,8 % beim Pferd, 11 % beim Schwein und 4,3 % beim Geflügel, die eine Zunahme der Betreuung innerhalb der nächsten fünf Jahre für wahrscheinlich halten. Mit einer Abnahme der Betreuung rechnen 31,9 % (Schwein), 24,5 % (Rind), 11,7 % (Pferd) bzw. 4,7 % (Geflügel) der Praxen.

Knapp die Hälfte (45,4 %) der Praxen geht davon aus, dass der Anteil kurativer Arbeit in Zu-kunft abnehmen wird, 46 % erwarten hier keine Veränderung. 54 % der befragten Praxen neh-men an, dass Beratung und Manageneh-ment zukünftig einen größeren Anteil an ihrer tierärztlichen Tätigkeit ausmachen werden. Bezüglich der regelmäßigen Bestandsdurchgänge erwarten das sogar 59 % der Praxen. Gut 90 % der Praxen rechnen innerhalb der nächsten fünf Jahre vor allem mit einem erhöhten Zeitaufwand für administrative Aufgaben.

Ein Drittel der Praxen geht von einer Vergrößerung innerhalb der nächsten fünf Jahre aus. Ein Viertel gibt die Praxen ab oder hört auf. Ein Drittel der befragten Praxen rechnet mit einer Vergrößerung des Einzugsgebiets und 43 % rechnen damit, sich zukünftig wei-ter zu spezialisieren. Die Betreuung von Kleintieren wird in jeder zweiten Praxis zuneh-men, während die ganzheitliche Betreuung von Nutztieren abnimmt und sich in den meis-ten Praxen nur noch auf ausgewählte Tierarmeis-ten konzentriert.

Inhalte der tierärztlichen Tätigkeit werden sich verändern. Beinahe jede zweite Praxis geht von einer Reduzierung der Kurativpraxis und einer Zunahme von Beratungs- und Managementaufgaben sowie geplanten Bestandsbesuchen aus. Gut 90 % der Praxen rechnen mit einem Zuwachs administrativer Aufgaben.

7.2 Summary