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2.3 Der Strukturwandel in der Geflügelhaltung

2.3.1 Strukturwandel der Geflügelhaltung in Deutschland

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 1950 knapp 52 Mio. Hühner (Le und Junghennen, Masthühner und -hähne), Puten, Enten und Gänse in Deutschland ge-halten. Über 60 % des gesamten Geflügelbestands wurden in Bayern, in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen gehalten. Genaue Angaben über die Anzahl der geflügelhaltenden Be-triebe und deren Größenordnung gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht. Legehennen machten 1950 mit 44,7 Mio. Tieren den größten Anteil am Geflügel aus. Deutlich geringer war die Zahl der Masthühner und -hähne (3,3 Mio.), Gänse (2,4 Mio.), Enten (0,9 Mio.) und Truthühner (0,4 Mio.).41

In den Jahren bis 1970 wuchs der deutsche Geflügelbestand auf 101,5 Mio. Tiere. Gut 60 % davon waren Lege- und Junghennen, die in 1,3 Mio. Betrieben gehalten wurden. Der Anteil an Masthühnern und -hähnen stieg in dieser Zeit um ein Vielfaches auf 21,5 Mio. Tiere an. Deut-lich vermehrt hat sich im gleichen Zeitraum auch die Zahl der Enten (1,6 Mio.), die in 128.119 Betrieben gehalten wurden, und die Zahl der Truthühner (0,8 Mio.), die sich auf 20.030 Be-triebe verteilten. Der Gänsebestand reduzierte sich währenddessen auf 490.841 Tiere in 62.144 Betrieben.42

Bis 1990 wuchs der Geflügelbestand um 12 %, unter anderem durch die Wiedervereinigung Deutschlands, auf 113,9 Mio. Tiere an. Trotz eines leichten Rückgangs um etwa 7 Mio. Tiere war der Anteil der Lege- und Junghennen weiterhin mit etwa 62 % am größten. Die Anzahl von Masthühnern und -hähnen betrug 35,4 Mio. Tiere und macht damit 31 % des gesamten Geflü-gelbestandes aus. Gänse (781.487) und Enten (2 Mio.) kamen lediglich auf einen Anteil von 2,5 %. Im Gegensatz dazu stieg die Anzahl der Truthühner stark und umfasste 5 Mio. Tiere.43

41 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

42 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Betriebe: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

43 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

Zwischen 1999 und 2010 wuchs der deutsche Geflügelbestand um 8,9 % von 118,3 auf 128,9 Mio. an. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Erfassungsgrenze in dem genannten Zeit-raum verändert hat: Vor 2010 betrug die Erfassungsgrenze 200 Tiere pro Betrieb, nach 2010 wurden Geflügelbestände erst ab einer Zahl von 1.000 Tieren erfasst, so dass die Zahlen nur bedingt miteinander verglichen werden können.

Der Anteil der Jung- und Legehennen und der Masthähne und -hühner belief sich im Jahr 2010 auf 114 Mio. Tiere. 1999 waren es 107,6 Mio. gewesen. Der Zuwachs ist allein durch die Mast-hähne und -hühner entstanden, deren Anzahl in dieser Zeit um mehr als ein Drittel zugenommen hat. Die Zahl der Legehennen sank gleichzeitig um 13 %.44 Innerhalb von zehn Jahren ist die Hälfte aller Legehennen haltenden Betriebe verschwunden. Einer der Gründe für die Reduzie-rung der Betriebe ist das Verbot der konventionellen Käfighaltung zum 31. Dezember 2009.

Die betrieblichen Größenstrukturen haben sich währenddessen kaum verändert. Wie in den vo-rausgegangenen Jahren hielten 2010 über 90 % aller Betriebe weniger als 100 Hennen. Der Anteil der Betriebe, die 10.000 Legehennen und mehr hielten, ist von 1999 bis 2010 von 0,4 % auf 1,1 % gestiegen. Diese wenigen Betriebe umfassten allerdings den Großteil der deutschen Legehennen. Im Jahr 1999 hielten diese Betriebe 77 % des gesamten Legehennenbestandes und im Jahr 2010 sogar 83 % (Tabelle 5).45

Zahlen aus der stichprobenartig durchgeführten Agrarstrukturerhebung vom März 2013 deuten einen leichten Anstieg der Legehennen (+ 3 Mio.) an, die nur noch in 1.355 Betrieben standen.

Der Verlust von beinahe 55.000 Betrieben innerhalb von drei Jahren ist jedoch hauptsächlich auf die oben erwähnte veränderte Datenerfassung zurückzuführen. Betriebe mit weniger als 1.000 Legehennen und damit 96,7 % aller Betriebe aus der Statistik von 2010 wurden nicht mehr erfasst.

Ähnlich wie in der Schweinehaltung bestehen in der Geflügelhaltung starke regionale Unter-schiede. Niedersachsen hielt 2013 mit 14,1 Mio. Tieren prozentual die meisten Legehennen, die sich auf insgesamt 473 Betriebe verteilten. Bayern hielt 3,6 Mio. Hennen in insgesamt 122 Betrieben. Die durchschnittliche Bestandsgröße war dabei in beiden Bundesländern mit

44 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Gelfügelbestand. Statistisches Jahrbuch 2013, Kapitel C: Landwirtschaft, X Viehhaltung und Veterinärwesen.

45 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Betriebe mit Legehennenhaltung nach

Be-etwa 30.000 pro Betrieb gleich groß. Im Osten Deutschlands gab es 2013 anteilig weit weniger Tiere, die in wenigen Betrieben standen, so dass die durchschnittliche Bestandsgröße hier weit höher als im Norden und Süden Deutschlands war. Spitzenreiter mit über 91.000 Plätzen pro Betrieb war Brandenburg, gefolgt von Sachsen mit knapp 62.000, Thüringen mit 56.000 und Sachsen-Anhalt mit 53.000 Plätzen.46

Tabelle 5: Betriebe mit Legehennenhaltung nach Bestandsgrößen

Bestand von…bis

Zahl der Legehennen in 1.000

1–99 1.965,2 4,8 933,3 2,6

Anm.: Tabelle übernommen aus dem Statistischen Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2013.

Zahlen aus Landwirtschaftszählung 1999 und 2010. Bis 2007 Legehennen ½ Jahr und älter. Ab 2010 sind noch nicht legereife Bestände, die aber bereits als Legehennen aufgestallt sind, sowie Zuchthähne eingeschlossen.

Die Vergleichbarkeit mit den Vorerhebungen ist wegen Änderungen der unteren Erfassungsgrenzen eingeschränkt.

Quelle: Statistisches Bundesamt, BMELV

46 Statistisches Bundesamt (2013): Betriebe mit Haltungsplätzen und Legehennenbestände nach Haltungsformen, Größenklassen und Bundesländern am 1. Dezember 2013.

Von knapp 12.000 Betrieben, die 1999 Masthähne und -hühner hielten, blieben nur knapp 40 % im Jahr 2010 übrig (hierzu und im Folgenden Tabelle 6). Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der Masthühner von 49.334.000 Tieren auf 67.531.000 an – ein Zuwachs von 36,8 %. Ähnlich wie bei den Legehennen steht der Großteil der Tiere in einer relativ geringen Anzahl von Be-trieben. Im Jahr 1999 fanden sich in 87 % aller Masthühner haltenden Betriebe weniger als 100 Masthühner pro Betrieb. Im Jahr 2010 sank der Anteil dieser Betriebe auf 70 %. Dabei stehen im Jahr 1999 98 %, 2010 sogar mehr als 99 % aller Masthühner in Betrieben mit mehr als 10.000 Plätzen. Diese Form der Betriebe machte insgesamt jedoch nur einen Anteil von 8,5 % an allen Betrieben aus.47

Tabelle 6: Betriebe mit Masthühnerhaltung nach Bestandsgrößen

Bestand von…bis

Zahl der Masthühner in 1.000

1–99 59,8 0,1 32,3 0,0

Anm.: Tabelle übernommen aus dem Statistischen Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2013. Zahlen aus der Landwirtschaftszählung 1999 und 2010. Masthühner einschl. der hierfür bestimmten Küken.

47 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Betriebe mit Masthühnerhaltung nach

Be-Quelle: Statistisches Bundesamt, BMELV.

Wie bei den Legehennen gab es ein deutliches Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle. In Nieder-sachsen standen 2010 etwa 36,5 Mio. Masthühner in 1.040 Betrieben, während sich in Bayern 5,2 Mio. Tiere auf 1.121 Betriebe verteilten. In den östlichen Bundesländern, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern (151 Betriebe), in Sachsen-Anhalt (85 Betriebe) und in Branden-burg (208 Betriebe) verteilten sich einige Millionen Masthühner auf nur wenige Betriebe, so dass die durchschnittlichen Bestandsgrößen sehr hoch waren. Westliche Bundesländer wie Rheinland-Pfalz und das Saarland haben hingegen kaum nennenswerte Anzahlen an Geflügel.48 Im bundesweiten Vergleich standen 44 % der 114 Mio. Küken, Junghennen, Legehennen und Masthähne und -hühner im Jahr 2010 in Niedersachsen. Bayern und Baden-Württemberg ka-men zusamka-men auf etwas mehr als 12 %. Etwa doppelt so viele Hühner, 24 %, wurden im Osten Deutschlands gehalten. Unabhängig von der Art des gehaltenen Geflügels lässt sich ein deutli-ches Gefälle erkennen. Im Norden werden die meisten Tiere gehalten, wobei eine große Anzahl an Betrieben zu finden ist. Im Osten stehen anteilig weniger Tiere, die sich jedoch auf wenige Betriebe verteilen, sodass die mittlere Bestandsgröße deutlich größer ist.49