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Untersuchung zum Einfluss des Strukturwandels in der Schweine- und Geflügelhaltung Niedersachsens auf die Struktur der tierärztlichen Versorgung und die Inhalte der tierärztlichen Tätigkeit

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Academic year: 2022

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Untersuchung zum Einfluss des Strukturwandels in der Schweine- und Geflügelhaltung Niedersachsens

auf die Struktur der tierärztlichen Versorgung

und die Inhalte der tierärztlichen Tätigkeit

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Tierärztliche Hochschule Hannover

Untersuchung zum Einfluss des Strukturwandels in der Schweine- und Geflügelhaltung Niedersachsens

auf die Struktur der tierärztlichen Versorgung und die Inhalte der tierärztlichen Tätigkeit

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer

Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Jennifer Koch

Geseke

Hannover 2016

(4)

Wissenschaftliche Betreuung: Univ. Prof. Dr. Thomas Blaha

Außenstelle für Epidemiologie (Bakum) der Tier- ärztlichen Hochschule Hannover

1. Gutachter: Univ. Prof. Dr. Thomas Blaha

2. Gutachter: Univ. Prof. Dr. Dr. habil. Johann Schäffer

Tag der mündlichen Prüfung: 29.02.2016

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Für meine Eltern

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(7)

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis ... IV

1 Einleitung ... 1

2 Literaturübersicht ... 3

2.1 Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ... 3

2.2 Der Strukturwandel in der Schweinehaltung ... 8

2.2.1 Strukturwandel der Schweinehaltung in Deutschland ... 8

2.2.2 Strukturwandel der Schweinehaltung in Niedersachsen... 13

Die Jahre 1950–1970 ... 14

Die Jahre 1971–1998 ... 14

Die Jahre 1999–2009 ... 15

Die Jahre 2010–2013 ... 15

2.3 Der Strukturwandel in der Geflügelhaltung ... 18

2.3.1 Strukturwandel der Geflügelhaltung in Deutschland ... 18

2.3.2 Strukturwandel der Geflügelhaltung in Niedersachsen ... 22

Die Jahre 1950–1970 ... 23

Die Jahre 1971–1978 ... 24

Die Jahre 1979–1998 ... 24

Die Jahre 1999–2009 ... 25

Das Jahr 2010 ... 26

2.4 Wandel in der Tierärzteschaft ... 27

2.4.1 Vom Praktiker zum Berater ... 28

2.4.2 Zunehmende Spezialisierung ... 29

2.4.3 Feminisierung ... 32

2.4.4 Mangel an Nutztierpraktikern ... 33

2.4.5 Versorgungsgrad ... 36

2.4.6 Nutztierarzt als Mittler zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft ... 37

3 Material und Methodik ... 39

3.1 Fragebogen ... 39

3.2 Vorbereitung ... 39

3.3 Versand ... 40

3.4 Rücklauf ... 41

3.5 Ergebnisdarstellung ... 41

3.6 Anonymität ... 42

3.7 Repräsentativität ... 42

4 Ergebnisse ... 43

4.1 Allgemeine Ergebnisse ... 43

4.2 Abschnitt 1 des Fragebogens: Praxisdaten ... 44

4.2.1 Verteilung der Praxen nach Postleitzahlengebiet ... 44

4.2.2 Verteilung der Praxen nach Gründungsjahr ... 45

4.2.3 Entstehung der Praxen ... 46

(8)

4.2.5 Veränderungen der Anzahl und des Geschlechts von angestellten

Tierärzten ... 48

4.2.6 Einzugsgebiet der Tierartpraxen ... 51

4.3 Abschnitt 2 des Fragebogens: Praxisschwerpunkte ... 53

4.3.1 Betreute Tierarten ... 53

4.3.2 Spezialisierung der Praxis... 54

4.3.3 Grad der Spezialisierung der Praxen ... 56

4.3.4 Grad der Spezialisierung der Tierärzte ... 60

4.4 Abschnitt 3 des Fragebogens: Qualifikationen ... 63

4.4.1 Qualifikationen der Praxisinhaber ... 63

4.4.2 Qualifikationen der angestellten Tierärzte... 66

4.5 Abschnitt 4 des Fragebogens: Tierärztliche Leistungen ... 68

4.5.1 Kurativpraxis ... 69

4.5.2 Management ... 70

4.5.3 Beratung ... 71

4.5.4 Bestandsbesuche ... 72

4.6 Abschnitt 5 des Fragebogens: Zukunft ... 73

4.6.1 Veränderung hinsichtlich der Praxis ... 73

4.6.2 Veränderungen hinsichtlich des Einzugsgebiets ... 74

4.6.3 Veränderungen hinsichtlich der Spezialisierung ... 75

4.6.4 Veränderungen hinsichtlich der betreuten Tierarten ... 76

4.6.5 Veränderungen hinsichtlich der tierärztlichen Leistungen ... 78

4.6.6 Veränderungen hinsichtlich der Qualifikationen ... 80

5 Diskussion ... 82

5.1 Intention der Arbeit ... 82

5.2 Diskussion der Methode ... 82

5.3 Diskussion des Fragebogens ... 83

5.3.1 Diskussion des ersten Abschnitts des Fragebogens ... 83

5.3.2 Diskussion des zweiten Abschnitts des Fragebogens ... 84

5.3.3 Diskussion des dritten Abschnitts des Fragebogens ... 85

5.3.4 Diskussion des vierten Abschnitts des Fragebogens ... 85

5.3.5 Diskussion des fünften Abschnitts des Fragebogens ... 85

5.4 Diskussion der Hypothesen unter Einbeziehung des Fragebogens ... 86

5.4.1 Hypothese 1: Im Bereich der Nutztiermedizin gibt es immer weniger Einzelpraxen, und die Gemeinschaftspraxen werden immer größer. . 86

5.4.2 Hypothese 2: Der Umkreis der zu betreuenden Betriebe wird immer größer. 87 5.4.3 Hypothese 3 und 4: Tierärzte haben sich in den letzten Jahren immer mehr auf eine Tierart spezialisiert. Gemeinschaftspraxen betreuen mehr als eine Tierart, wobei die dort arbeitenden Tierärzte meistens nur eine Tierart betreuen. ... 88

(9)

5.4.4 Hypothese 5: Die kurative Arbeit des Tierarztes wird immer weniger, Beratung und Management rücken immer mehr in den

Vordergrund. ... 89

5.4.5 Hypothese 6: Zusätzliche Qualifikationen wie Zusatzbezeichnungen und Fachtierarzttitel nehmen in ihrer Bedeutung zu. ... 91

6 Schlussfolgerung und Ausblick ... 94

7 Zusammenfassung / Summary ... 99

7.1 Zusammenfassung ... 99

7.2 Summary ... 103

8 Literaturverzeichnis ... 107

8.1 Literatur ... 107

8.2 Internetpräsenzen ... 113

9 Anhang ... 114

9.1 Abbildungsverzeichnis ... 114

9.2 Diagrammverzeichnis ... 115

9.3 Tabellenverzeichnis ... 118

9.4 Anschreiben ... 119

9.5 Erinnerungsschreiben ... 121

9.6 Fragebogen ... 123

(10)

Abkürzungsverzeichnis

AK Aujeszkysche Krankheit

BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bpt Bundesverband praktizierender Tierärzte

bspw. beispielsweise

bzw. beziehungsweise

BVD Bovine Virus Diarrhö

BSE Bovine spongiforme Enzephalopathie

etc. et cetera

evt. eventuell

ggf. gegebenenfalls

ha Hektar

ITB Integrierte Tierärztliche Bestandsbetreuung LF landwirtschaftlich genutzte Fläche

Mio. Millionen

mill. Millionen

k Tausend

MKS Maul- und Klauenseuche

Mrd. Milliarden

k. A. keine Angaben

KSP Klassische Schweinepest

NRW Nordrhein-Westfalen

TierSchNutztV Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung

Tsd. Tausend

u. a. unter anderem

v. a. vor allem

ZTD Zentrale Tierärztedatei

(11)

1 Einleitung

Die Landwirtschaft in Deutschland, insbesondere in Niedersachsen, hat in den letzten Jahrzehn- ten einen deutlichen Wandel vollzogen. Kleinbäuerliche Strukturen mit einer Vielzahl von Tier- arten pro Betrieb sind – trotz aktiver politischer Gegeninitiative – dabei zu verschwinden. An ihre Stelle sind große, hoch leistungsfähige und oft auf nur eine Tierart spezialisierte Betriebe getreten, die eine andere tierärztliche Betreuung benötigen als kleine landwirtschaftliche Be- triebe mit einer traditionellen gemischten Tierhaltung. Es ist daher nur folgerichtig, dass sich die tierärztliche Tätigkeit ebenfalls verändert und der landwirtschaftlichen Veränderung an- passt. An die Stelle von Einzelkämpfern und Alleskönnern, die sich gleichermaßen darauf ver- stehen, tagsüber Kühe, Schweine und Hühner zu behandeln und abends noch Sprechstunde für Hunde und Katzen anzubieten, und die dafür Tag und Nacht im Einsatz waren, sind Spezialisten mit oft festen Arbeitszeiten und freien Abenden und Wochenenden getreten. Die Nutztierpra- xen sind heute ebenso spezialisiert und arbeitsorganisatorisch strukturiert wie die Betriebe, die sie betreuen.

Die Ansprüche an Nutztierärzte sind gestiegen. Gut ausgebildete Landwirte, hochtechnisierte Ställe mit einer großen Zahl von Tieren und strikte Produktionsabläufe verlangen nach Tierärz- ten, die über ein umfangreiches Fachwissen verfügen und den jeweiligen Betrieben wie ein Managementberater zur Seite stehen. Einzeltierbehandlungen sind nur noch bei der Kuh unver- zichtbar, verlieren beim Schwein an Bedeutung und gehören beim Geflügel längst der Vergan- genheit an. Stattdessen geht es heute um Bestandsbetreuung, Hygienemanagement, Seuchen- kontrolle und die Optimierung von Haltungsbedingungen.

Geographische Strukturen spielen bei dem heutigen Zusammenfinden von Tierarzt und Land- wirt nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Verfügbarkeit und Verbreitung von Mobiltelefon und Internet haben dazu beigetragen, zuvor bestehende lokale Grenzen zu öffnen. Anders als noch vor zwanzig Jahren ist der Praxisstandort nicht allein dafür entscheidend, welche Bestände von welchen Tierärzten betreut werden. Heute wird dies zunehmend durch die spezialisierten Kenntnisse der Tierärzte und die sich immer mehr herausbildenden Unternehmensverbünde bestimmt, die oft weit auseinander liegende Betriebe unter einem Betriebsmanagement koordi- nieren.

(12)

Das einstmals klar umrissene Bild des Landtierarztes ist veraltet. Das Berufsbild befindet sich in einem stetigen Wandel bei gleichzeitiger Entstehung von sehr unterschiedlichen Praxisorga- nisationsformen. Die vorliegende Arbeit will vor diesem Hintergrund die Unterschiede zwi- schen der tierärztlichen Tätigkeit vor einigen Jahrzehnten und in der heutigen Zeit aufzeigen sowie mit der gebotenen Vorsicht daraus abzuleitende Veränderungen für die Zukunft vorher- sagen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der niedersächsischen Schweine- und Geflügelpraxis, die besonders stark von dem Strukturwandel in der Landwirtschaft betroffen war und ist. Die Resultate sollen den Wandel des tierärztlichen Berufs anschaulich machen und das enge Zu- sammenspiel zwischen landwirtschaftlichem Strukturwandel und tief greifenden Veränderun- gen in der tierärztlichen Tätigkeit verdeutlichen.

Eine stetige Anpassung an den gesellschaftlichen Wandel auf beiden Seiten erscheint auch in Zukunft unverzichtbar. Fortschritte in der Technik, kontinuierlich neue Erkenntnisse im Be- reich der Forschung, des Tierseuchenschutzes und des Tiergesundheitsmanagements, Verände- rungen im Konsumverhalten und nicht zuletzt das zunehmende Interesse der Öffentlichkeit an Fragen des Tierwohls und der Nutzung von Tieren (Tierethik) werden auch zukünftig Einfluss auf die Entwicklung der Landwirtschaft nehmen und sich damit auch auf die Strukturen der Tierärzteschaft und die Inhalte ihrer Tätigkeit auswirken.

(13)

2 Literaturübersicht

2.1 Der Strukturwandel in der Landwirtschaft

Die landwirtschaftlichen Strukturen in Europa haben sich in den letzten Jahrzehnten stark ver- ändert. Deutschland stellt dabei keine Ausnahme dar. Die zunehmende Mechanisierung, Fort- schritte in der Pflanzen- und Tierzüchtung und eine bessere Infrastruktur haben die Produktivi- tät und Effizienz der landwirtschaftlichen Produktion enorm gesteigert. Gleichzeitig ist die An- zahl der landwirtschaftlichen Betriebe stark gesunken. Während es im Jahr 1949 noch 1.646.7501 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland gab, waren es 2013 gerade einmal 284.100.2 Die Anzahl der gehaltenen Rinder, Schafe und Ziegen sank im gleichen Zeitraum jedoch nur leicht und stieg im Bereich der Schweine- und Geflügelhaltung sogar um ein Viel- faches an (Tabelle 1).3

Tabelle 1: Viehbestände in Deutschland

In Mio. Stück 1950 1975 2001 2013/2015

Kühe 9,2 14,5 14,6 12,74

Schweine 8,9 19,8 25,8 28,15

Schafe 1,6 1,1 2,7 1,66

Ziegen 1,2 k. A. k. A. 0,137

Geflügel 51,8 90,5 122,1 177,38

1 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. Situationsbe- richt 2012/2013.

2 Statistisches Bundesamt (2014). Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Landwirtschaftliche Bodennutzung, Anbau auf dem Ackerland. Tabellenteil 0101 R. Fachserie 3, Reihe 3.1.2.

3 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und Repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

4 Statistisches Bundesamt (2015): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Viehbestand. Vorbericht. Entwick- lung der Vieh haltenden Betriebe / Haltungen und Viehbestände in Deutschland. Rinder. Fachserie 3, Reihe 4.1 (Stand 3. Mai 2015).

5 Statistisches Bundesamt (2015): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Viehbestand. Vorbericht. Entwick- lung der Vieh haltenden Betriebe / Haltungen und Viehbestände in Deutschland. Schweine. Fachserie 3, Reihe 4.1 (Stand 3. Mai 2015).

6 Statistisches Bundesamt (2014): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Tiere und tierische Erzeugnisse:

Betriebe mit Schafen und Schafbestand für November 2012/2013.

7 Statistisches Bundesamt (2014): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Tiere und tierische Erzeugnisse:

Betriebe mit Ziegen und Ziegenbestand im März 2010 und März 2013.

8

(14)

Bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts stellte die Landwirtschaft die Haupteinkommensquelle für einen Großteil der Bevölkerung da. Etwa ein Viertel (24,3 %) der Deutschen war in der Landwirtschaft beschäftigt. Mit dem starken Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe seit Anfang der 1950er Jahre sank die Anzahl der in der Landwirtschaft erwerbstätigen Personen drastisch.9 Im Jahr 2013 arbeitete nur noch etwas mehr als 1 Million Menschen in der Land- wirtschaft. Damit lag der Anteil der landwirtschaftlich Erwerbstätigen an den 80,8 Millionen Einwohnern10 bei 1,27 %.11

Die Gesamtfläche Deutschlands im Jahr 2013 umfasste 35,7 Mio. Hektar. Etwa 52 % dieser Fläche, das entspricht 18,6 Mio. ha, wurden landwirtschaftlich in Form von Grünland (13 %), Acker- und Dauerkulturen (34 %) und sonstigen landwirtschaftlichen Flächen (5 %) genutzt.

Die restlichen 48 % verteilen sich auf Wälder (30 %), Wasserflächen (2,4 %), Siedlungs- und Verkehrsflächen (13,4 %) und sonstige Flächen (1,7 %).12 Während die Zahl der in der Land- wirtschaft Tätigen sinkt und die landwirtschaftlich genutzte Fläche schrumpft, stieg und steigt die Menge der produzierten Lebensmittel von Jahr zu Jahr an. 1949 ernährte ein Landwirt etwa 10 Personen, 1970 waren es bereits 27, 1990 waren es 85 Personen, und im Jahr 2010 stieg die Zahl auf 132 an.13 Prognosen gehen von einem weiteren Anstieg in den kommenden Jahren aus.

Deutschland war 2013 mit einem Gesamtwert der landwirtschaftlichen Produktion von 53,3 Mrd. Euro nach Frankreich (74,7 Mrd.) der zweitgrößte Agrarproduzent in der Europäi- schen Union. Damit erwirtschaftete Deutschland 12,9 % der europäischen Agrarproduktion.14 Im Jahr 2013 lag der Selbstversorgungsgrad bei Getreide, Kartoffeln, Zucker, Milch sowie Rind-, Schwein- und Geflügelfleisch deutlich über 100 %, während Obst, Eier, Gemüse und

9 Deutscher Bauernverband (2015): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations- bericht 2014/2015.

10 Statistisches Bundesamt (2014): Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011 (Stand 31. Dezember 2013).

11 Statistisches Bundesamt (2014). Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Arbeitskräfte in Landwirtschaftli- chen Betrieben 2013 nach Rechtsformen und sozialökonomischen Betriebstypen. Tabellenteil 0601. Fachserie 3, Reihe 2.1.8.

12 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Broschüre: Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe (Stand August 2014), 4.

13 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations- bericht 2012/2013.

14 Deutscher Bauernverband (2015): Agrarstruktur. Strukturen und Strukturentwicklungen in der EU. In: Situa- tionsbericht 2014/15.

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Schaffleisch erheblich hinter der 100%-Marke zurückblieben.15 Im Mittel schwankte der deut- sche Selbstversorgungsgrad in den letzten zwanzig Jahren zwischen 74 und 93 % (ohne Er- zeugnisse aus Auslandsfutter). In den Jahren 2010 und 2011 lag er jeweils bei 85 %.16

Mit dem wirtschaftlichem Aufschwung und dem zunehmenden sozialen Wohlstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stieg der Verbrauch von hochwertigen Nahrungsmitteln von Jahr zu Jahr an. Insbesondere der Verzehr von Fleisch, Eiern und Gemüse ist bis heute um ein Viel- faches gestiegen (Tabelle 2)17. Trotz des gestiegenen Konsums hat sich der Anteil der Ausga- ben für Nahrungsmittel drastisch reduziert. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts wurden 44 % des Nettoeinkommens für Nahrungs- und Genussmittel ausgegeben. Bereits in den 1970er Jah- ren reduzierte sich dieser Anteil um die Hälfte auf 24,5 %.18 Im Jahr 2012 lag der Anteil bei 13,9 %.19 Gleichzeitig hat sich die Qualität der Nahrungsmittel erheblich verbessert. Moderne Technik und eine gute Infrastruktur erlauben zudem eine gute Verarbeitung, Lagerung und Ver- teilung von Lebensmitteln, wodurch eine nahezu flächendeckende Versorgung sichergestellt ist.

Tabelle 2: Entwicklung des Nahrungsmittelverbrauchs pro Kopf 1950–2012 (BMELV)

Angaben in kg je Kopf und Jahr 1950/51 1969/70 1989/90 2004/05 2011/12 Getreideerzeugnisse (zusammen) 99,9 67,1 74,1 92,2 96,5

Kartoffeln 186,0 104,0 71,5 70,2 65,2

Gemüse 49,9 59,9 82,3 86,3 95,7

Fleisch insgesamt (ohne Fett) 37,0 57,6 100,4 87,2 87,0 Trinkvollmilch einschl. Sahne

Trinkvollmilch/Frischmilcherzeug.

126,0

112,7

95,0

92,8

83,5

Eier u. Eiererzeugnisse 136,0 228,0 249,0 205,0 217,0

15 Deutscher Bauernverband (2015): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise. In: Situationsbericht 2014/2015.

16 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations- bericht 2012/2013.

17 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Land- wirtschaft und Forsten Jahrgänge 1956–2012 (Stand 23. Oktober 2013).

18 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations- bericht 2012/2013.

19

(16)

Der Landwirt selbst verdient an dem Erlös seiner produzierten Nahrungsmittel von Jahr zu Jahr weniger. Zwischen 1950 und 1955 trug der Erlös aus dem Verkauf der produzierten Nahrungs- mittel noch 62,6 % zu dem Einkommen eines Landwirtes bei, zwanzig Jahre später sank der Anteil bereits auf 47,5 % und verringerte sich in den Folgejahren stetig. Zwischen 1990 und 1995 betrug der Anteil im Schnitt nur noch 29,3 %, und im Jahr 2013 waren es 25,4 %.20 Dabei schwankt der Erlös je nach produziertem Lebensmittel stark. Laut Situationsbericht 2014/15 des Deutschen Bauernverbands lag der Verkaufserlös für Milch und Milcherzeugnisse 2013 bei 45,4 %, für Eier bei 37,4 %, für Fleisch und Fleischprodukte bei 25,7 % und für Kartoffeln bei 15,8 %. Am geringsten, mit 5,4 %, fiel der Erlösanteil bei Brotgetreideerzeugnissen aus.21 Abhängig von der Art der Produktion (Tierhaltung, Getreide-, Mais-, Kartoffel-, Obst-, Ge- müse-, Wein- und Hopfenanbau) verteilen sich die Produktionsstätten unterschiedlich über die sechzehn Bundesländer. Eine im August 2014 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichte Übersicht (Abbildung 1)22 gibt einen Überblick über die ver- schiedenen Produktionsstandorte. Tierische Erzeugnisse werden, mit Ausnahme von Teilen Bayerns, hauptsächlich im Norden Deutschlands produziert. Insbesondere Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern betreiben eine in- tensive Tierhaltung. Getreideanbau wird zum größten Teil im Westen, Süden und in der Mitte Deutschlands betrieben. Wein- und Hopfenanbau beschränken sich, klimatisch bedingt, fast ausschließlich auf Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Der Maisanbau konzentriert sich hauptsächlich auf Niedersachsen und Teile Schleswig-Holsteins und Bayerns. Kartoffeln, Obst und Freilandgemüse werden in verschiedensten Teilen Deutschlands angebaut.

20 Deutscher Bauernverband (2015): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. 1.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise. In: Situationsbericht 2014/2015.

21 Ebd.

22 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Broschüre: Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe (Stand August 2014), 12.

(17)

Abbildung 1: Produktionsschwerpunkte der deutschen Landwirtschaft Quelle: BMEL, Stand August 2014.

(18)

2.2 Der Strukturwandel in der Schweinehaltung

2.2.1 Strukturwandel der Schweinehaltung in Deutschland

Von den knapp 9 Millionen Schweinen, die Mitte des letzten Jahrhunderts in Westdeutschland gehalten wurden, stand der größte Teil in Niedersachsen (2,5 Mio.). Gefolgt wird Niedersach- sen von Bayern (1,9 Mio.) und Nordrhein-Westfalen (1,4 Mio.).23 In allen drei Bundesländern verteilten sich die Schweine auf etwas weniger als 500.000 Betriebe. In den folgenden zwanzig Jahren wuchs die Zahl der Schweinebestände in allen alten Bundesländern unterschiedlich stark, aber stetig an. Erst Mitte der 1970er Jahre war in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg wie auch im Saarland und in Rheinland-Pfalz ein deutlicher Rückgang der Schwei- nebestände zu verzeichnen. Mitte der 1980er Jahre erfasste dieser strukturelle Wandel dann auch Hessen und Schleswig-Holstein.

Bis 1990 ist die Zahl der gehaltenen Schweine nur in Niedersachsen (7,1 Mio.), Nordrhein- Westfalen (5,9 Mio.), Bayern (3,7 Mio.) und Baden-Württemberg (2,2 Mio.) gestiegen.24 Da- mit verteilten sich etwa 60 % der 30,8 Millionen25 gehaltenen Schweine auf diese vier Bundes- länder. Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe ist dabei stetig gesunken. Nur jeder fünfte Betrieb in Bayern, jeder zehnte in Niedersachsen und jeder elfte in Nordrhein-Westfalen konnte sich seit 1950 dem Strukturwandel anpassen.

In den fünf neuen Bundesländern standen kurz nach der Wiedervereinigung etwa 28 % aller Schweine in Deutschland: Brandenburg (2 Mio.), Mecklenburg-Vorpommern (1,9 Mio.), Sach- sen (1,5 Mio.), Sachsen-Anhalt (1,9 Mio.) und Thüringen (1,3 Mio.).26 Seit der Wiedervereini- gung Deutschlands sank der nationale Schweinebestand bis 1999 um 15 % von 30,8 auf 26,1 Millionen27 Schweine. Wie zuvor wuchs die Anzahl der gehaltenen Schweine dabei nur in

23 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland. Bundesländer, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

24 Ebd.

25 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland. Stichmonat, Tierarten. Stichtag 12/1990 (Stand 3. Au- gust 2015).

26 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland. Bundesländer, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

27 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland. Stichmonat, Tierarten. Stichtag 5/1999 (Stand 3. August 2015).

(19)

Niedersachsen (7,5 Mio.), in Nordrhein-Westfalen (6,2 Mio.), in Bayern (3,8 Mio.) und in Ba- den-Württemberg (2,3 Mio.) an. Anders als in den Vorjahren war der Zuwachs jedoch deutlich geringer. Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe (1992: 293.946; 1999: 141.448) sank dabei innerhalb von wenigen Jahre um mehr als 50 %, sodass die durchschnittliche Bestandsgröße in Bayern 1999 bei 88 Schweinen, in Nordrhein-Westfalen bei 307 und in Niedersachsen bei 310 Tieren pro Betrieb lag. Die im Osten Deutschlands gehaltenen Schweine machten 1999 nur noch ca. 13,5 % des Gesamtbestandes Deutschlands aus. Durch die Schließung jedes vierten Betriebes in Sachsen, jedes fünften in Brandenburg und Thüringen, jedes sechsten in Sachsen- Anhalt und jedes siebten in Mecklenburg-Vorpommern war die mittlere Bestandsgröße pro Be- trieb jedoch deutlich größer als im Westen. Brandenburg kam dabei auf 546 Schweine pro Be- trieb, Thüringen auf 668 und Mecklenburg-Vorpommern sogar auf 793.28

Zwischen 2000 und 2010 wuchs der deutsche Schweinebestand um 7 % von 25,8 Millionen29 auf 27,6 Millionen.30 Hierbei ist zu beachten, dass die Werte für das Jahr 2010 nur bedingt mit denen vorangehender Jahre vergleichbar sind, da die Viehzählung ab 2010 Betriebe erst ab einer Größe von 5 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche registriert. Davor lag die Erfassungs- grenze bei 2 ha LF. Zudem wurden Bestände erst ab 10 Zuchtsauen und/oder 50 Schweinen erfasst.

Rund 8,4 Millionen Schweine und damit 30,5 % des Gesamtbestands Deutschlands wurden 2010 in Niedersachsen gehalten. Damit ist es das schweinereichste Bundesland, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit knapp 6,7 Millionen Schweinen. Zusammen halten diese beiden Bundesländer 54 % aller Schweine in Deutschland. Auf Bayern (13,2 %) und Baden-Württem- berg (7,7 %) entfällt nicht einmal ein Viertel des Gesamtbestandes. Die neuen deutschen Bun- desländer kommen zusammen nur auf einen Anteil von knapp 15 %.

Während die Anzahl der gehaltenen Schweine in den alten Bundesländern mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zurückging, nahm sie in den

28 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Betriebe: Bundesländer, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

29 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland. Stichmonat, Tierarten. Stichtag 11/2000 (Stand 3. Au- gust 2015).

30 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen

(20)

neuen Bundesländern rasant zu. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Schweine in Sach- sen um knapp 28 %, in Sachsen-Anhalt um 19,1%, in Mecklenburg-Vorpommern um 16,2 %, in Thüringen um 10,5 % und in Brandenburg um 7,2 % an. Dabei waren 2010 nur 6,4 % aller schweinehaltenden Betriebe in den ostdeutschen Bundesländern angesiedelt. Die durchschnitt- liche Bestandsgröße insbesondere in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern war hier deutlich höher, oft mit weit mehr als 1.000 Stallplätzen. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein lag der Schnitt bei ca. 800 Stallplätzen, im Süden Deutschlands bei durchschnittlich 300 Tieren pro Betrieb. Von den Bestandsgrößen ausgehend lässt sich ein deut- liches Gefälle zwischen Osten und Westen sowie Norden und Süden erkennen.

Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Betriebsformen wird die Kluft zwischen den Be- standsgrößen im Sinne eines Ost-West- bzw. Nord-Süd-Gefälles ebenfalls deutlich. Nieder- sachsen hielt im Mai 2010 mit gut einem Viertel (25,5 %) prozentual gesehen die meisten Zuchtsauen, gefolgt von NRW mit 21,2 % und Bayern mit 14,3 %. Die Anzahl der Betriebe, in denen die Zuchtsauen gehalten wurden, war dabei groß, so dass ein durchschnittlicher Betrieb in Niedersachsen 161, in NRW 137 und in Bayern 74 Zuchtsauen hielt. In den fünf neuen deut- schen Bundesländern lag bei den Zuchtbetrieben der Bestandsdurchschnitt zwischen 598 und 1.002 Sauen pro Betrieb.31 In Bayern stand der Großteil aller Zuchtsauen (38,5 %) in Betrieben mit weniger als 100 Stallplätzen. In Niedersachsen waren die meisten Zuchtsauen (41,1 %) in Betrieben zwischen 200 und 499 Stallplätzen vorzufinden. In Sachsen-Anhalt standen 90,5 % aller Zuchtsauen in Betrieben mit 500 Stallplätzen und mehr.32

Hier zeigt sich ein deutlicher Trend: Noch im Jahr 1999 fanden sich 70 % aller deutschen Zucht- sauen in Betrieben mit einer Stallplatzgröße von bis zu 199 Sauen, während es dann zehn Jahre später nur noch 39 % waren. Betriebsvergrößerungen führten bis 2007 zu einer Bestandsgröße zwischen 200 und 500 Sauen. Seitdem ist eine Veränderung zugunsten der Betriebsvergröße- rungen mit 500 Zuchtsauen und mehr eingetreten. Kleinere Betriebe sind stark rückläufig, was unter anderem auf die zum 1. Januar 2013 in Kraft getretene neue Tierschutz-Nutztierhaltungs- verordnung zurückzuführen ist, welche die Gruppenhaltung für Sauen verbindlich vorschreibt

31 Statistisches Bundesamt (2010): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Viehbestand. Betriebe mit Haltung von Schweinen und Schweinebestände in Deutschland und den Bundesländern (ohne Stadtstaaten). Fachserie 3, Reihe 4.1 (Stand 3. Mai 2010).

32 Statistisches Bundesamt (2011): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Viehhaltung der Betriebe. Fachse- rie 3, Reihe 2.1.3 (Stand 1. März 2010).

(21)

und daher verschiedene bauliche Umbaumaßnahmen (auch in Bezug auf Kastenstandbreite, Spaltenböden und Buchtengröße) erforderlich machte, was für viele kleinere Betriebe finanziell nicht tragbar war, so dass in vielen Fällen die Aufgabe der Sauenhaltung oder sogar die Schlie- ßung des landwirtschaftlichen Betriebes die Folge war.

Ein weiterer Grund für das Wachsen der Sauenbestände sind die vom Mäster geforderten gro- ßen Ferkelpartien, die kleinere Sauenbetriebe nicht produzieren können. Im Jahr 200533 lag die durchschnittliche Bestandsgröße von Mästern in Niedersachsen bei 288 Mastschweinen, 201034 waren es im Mittel 489, was eine Steigerung von über 40 % darstellt. Ein noch größerer Zu- wachs in den Bestandsgrößen der Schweinemast erfolgte in diesem Zeitraum in Sachsen-Anhalt von durchschnittlich 410 auf 1.547 Mastplätze und in Bayern, wo die durchschnittliche Be- standsgröße von 63 auf 232 Mastplätze wuchs.

Mit über 30 % standen 2010 anteilsmäßig die meisten Mastschweine in Niedersachsen. Der größte Teil dieser Schweine wurde in Beständen mit 400–999 Mastplätzen (32,8 %) und mit 1.000–1.999 Mastplätzen (32,8 %) gehalten. Der Anteil der Betriebe mit 2.000 Mastplätzen und mehr machte 22,2 % aus. In Bayern hingegen standen 2010 noch immer 73,2 % aller Mast- schweine in Betrieben, die weniger als 1.000 Mastplätze haben. Zeitgleich wurden 56,6 % der Mastschweine in Sachsen-Anhalt in Betrieben mit mehr als 5.000 Mastplätzen gehalten.35 Um wettbewerbsfähig bleiben zu können, werden die Betriebe von Jahr zu Jahr größer und spezialisierter. Insbesondere ist dieser Trend bei den Zuchtsauen deutlich. Insgesamt ist die Zahl der Sauen in Deutschland von 2,68 Mio. Sauen im Jahr 1999 auf 2,36 Mio. im Jahr 2010 gesunken – ein Rückgang von beinahe 12 %. Dabei haben die Bestandsgrößen deutlich zuge- nommen, da die Anzahl der Betriebe mit Zuchtsauen zurückgegangen ist. Trotz erhöhter Fer- kelzahlen je Sau und Jahr führt der sinkende Anteil an Zuchtsauen in Deutschland zu einer erhöhten Einfuhr von Ferkeln aus dem Ausland – insbesondere aus Dänemark und den Nieder- landen.36

33 Statistisches Bundesamt (2006): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Viehhaltung der Betriebe. Agrarstruk- turerhebung. Fachserie 3. Reihe 2.1.3 (Stand Mai 2005).

34 Statistisches Bundesamt (2006): Land- und Forstwirtschaft Fischerei. Viehbestand. Fachserie 3. Reihe 4.1 (Stand 3. Mai 2010).

35 Windhorst, K. H. / Bäurle, H. (2011): Analysen zu Strukturen und Entwicklungen in der Schweine- und Sau- enhaltung in Deutschland. In: Grüne Reihe 77. (ISPA) Universität Vechta.

36

(22)

Abbildung 2 stellt die Entwicklung der Zuchtsauenbestände in Deutschland von Mai 2014 bis Mai 2015 dar. Die Zahlen aus der Stichprobenerhebung des Bundesamts für Statistik zeigen deutlich, dass die Anzahl der Zuchtsauen weiter zurückgeht. Mit Ausnahme von Nordrhein- Westfalen und Brandenburg sind die Zahlen in allen anderen vierzehn Bundesländern rückläu- fig.37

Abbildung 2: Veränderung des Zuchtsauenbestands in Deutschland von Mai 2014 (schwarz) bis Mai 2015 (rot)

Quelle: Bundesamt für Statistik, Mai-Zählung.

Laut Stichprobenzählung des Bundesamts für Statistik im Mai 2015 werden derzeit 28,1 Mio.

Schweine in Deutschland gehalten. Das entspricht einem leichten Rückgang des Gesamtbestan- des um 0,7 % gegenüber dem Vorjahr. Abbildung 3 zeigt eine Übersicht über die Zu- und Ab- nahmen des Schweinebestandes in den einzelnen Bundesländern im Mai 2015 gegenüber Mai

37 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland. Stichmonat, Tierarten (Stand 3. August 2015).

(23)

2014. Mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen in allen Bundesländern rück- läufig.38

Abbildung 3: Schweinebestände in Deutschland. Zu- und Abnahmen in den einzelnen Bundesländern Quelle: Bundesamt für Statistik, Mai-Zählung.

2.2.2 Strukturwandel der Schweinehaltung in Niedersachsen

Die Daten über die Schweine- und Halterzahlen in Niedersachsen stammen vom niedersächsi- schen Landesamt für Statistik und umfassen die Viehzählungen der Jahre 1950–2010.39 Abhän- gig vom Stichmonat und von statistischen Fehlergrößen kann es im Einzelnen zu Abweichun- gen von den zuvor genannten Zahlen kommen. Der Erfassungsbereich der Viehzählung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach verändert, was eine eingeschränkte Vergleichbarkeit

38 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland. Stichmonat, Tierarten (Stand 3. August 2015).

39

(24)

der Viehzahlen zur Folge hat. Die folgende Gliederung richtet sich nach den Zeiträumen der jeweils gleichen Erfassungsbereiche. Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Entwicklung der Schweine- und Halterzahlen. Tabelle 4 veranschaulicht die Entwicklung der Zuchtsauen in Nie- dersachsen.

Die Jahre 1950–1970

Erfassungsbereich: Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) ab einer Größe von 0,5 ha und alle Viehbestände unabhängig von der Größe der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

1950 wurden in Niedersachsen 482.908 Schweinehalter registriert, die insgesamt 3,3 Mio.

Schweine hielten. Knapp 11 % der gehaltenen Schweine, 356.173 Tiere, waren Zuchtsauen.

Die durchschnittliche Bestandsgröße betrug 7 Tiere. Zehn Jahre später war die Anzahl der Tiere bereits um über eine Million Tiere auf 4,5 Mio. Schweine, davon 468.359 Zuchtsauen (10,4 %), gestiegen, während die Zahl der Betriebe auf 344.422 gesunken war. Die mittlere Be- standsgröße wuchs um beinahe 100 % auf 13 Tiere. Weitere zehn Jahre später, 1970, war die Anzahl der Halter auf 200.569 gesunken. Die Zahl der gehaltenen Schweine stieg in diesem Zeitraum um über 80 % auf 6 Mio. an. Die durchschnittliche Bestandsgröße betrug 30 Tiere.

Die Jahre 1971–1998

Erfassungsbereich: Betriebe ab einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1 ha und Schwei- nebestände ab fünf Zuchtsauen und/oder acht anderen Schweinen.

1980 setzte sich der Trend der steigenden Viehzahlen bei gleichzeitig schrumpfenden Betriebs- zahlen fort. Nur jeder fünfte Betrieb (insgesamt 92.289 Betriebe) hatte sich in den letzten drei- ßig Jahren dem wirtschaftlichen Wandel anpassen können. Gleichzeitig stieg die Zahl der Schweine auf 6,8 Mio. an. In den 55.522 Betrieben standen 811.767 Zuchtsauen, die einen An- teil von 8 % ausmachten. Die mittlere Bestandsgröße war nun auf 73 Tiere gestiegen. Bis 1990 sank die Anzahl der Betriebe innerhalb von zehn Jahren um 45 %, auf 50.807. Die Anzahl der Schweine (7,1 Mio.) stieg weiterhin, wenn auch nicht mehr so rasant wie zuvor. Etwa 10 % (715.371) davon waren Zuchtsauen, die in 27.868 Betrieben gehalten wurden. Die durchschnitt- liche Bestandsgröße betrug 140 Schweine.

(25)

Mitte der 1990er Jahre war ein Rückgang der Schweinezahlen zu verzeichnen, so dass die An- zahl der Schweine wieder unter die Sieben-Millionen-Marke zurückging. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der Ausbruch der Schweinepest im Winter 1993/94 und 1994/95. Im Rahmen der Viehzählung 1996 wurden 6,9 Mio. Schweine erfasst, die in 31.677 Betrieben stan- den. Im Durchschnitt wiesen diese eine Bestandsgröße von 219 Schweinen auf. Der Zuchtsau- enanteil sank weiter auf 9 %. Die 632.860 Sauen verteilten sich auf 15.543 Betriebe, beinahe 50 % weniger als noch sechs Jahre zuvor.

Die Jahre 1999–2009

Erfassungsbereich: Betriebe ab einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2 ha oder mehr und/oder 8 Schweinen.

2001 betrug die Anzahl der Schweine in Niedersachsen 7,5 Mio. Tiere. Knapp 9 % davon (662.168 Tiere) waren Zuchtsauen, die in der Hälfte der insgesamt 20.537 schweinehaltenden Betriebe standen. Bis 2007 sank der Anteil der Zuchtsauen und Zuchtsauenhalter weiter. Von den nun 8,2 Mio. Schweinen waren nur noch 627.202 Zuchtsauen (7,6 %), und nur noch 5.911 der insgesamt 14.324 Betriebe hielten Sauen.

Die Jahre 2010–2013

Erfassungsbereich: Betriebe mit einer LF von 5 ha und/oder ab 50 Schweinen oder 10 Zucht- sauen. Es wird nicht mehr zwischen Jungschweinen (bis 50 kg) und Mastschweinen (ab 50 kg) unterschieden. Beide werden zusammen mit Ebern, die für die Zucht vorgesehen sind, unter

„andere Schweine“ zusammengefasst.

Im Jahr 2010 wurden 8,4 Mio. Schweine in Niedersachsen gezählt, die sich auf 10.990 Betriebe verteilten. Daraus ergibt sich eine mittlere Bestandsgröße von 767 Tieren. In 4.070 der oben genannten Betriebe wurden die insgesamt 596.735 Zuchtsauen (7,1 %) gehalten.

Die Zahlen über die Schweinebestände und Betriebe für 201340 ergeben sich nicht aus einer Landwirtschaftszählung, sondern aus der Agrarstrukturerhebung vom März 2013, die nicht

40

(26)

ohne weiteres mit den vorangegangenen Zahlen verglichen werden kann. Ausgehend von der Entwicklung der letzten Jahre und der stichprobenhaften Befragung von 80.000 Betrieben lässt sich jedoch ein gleichbleibender Trend von stark sinkenden Halter- und steigenden Schweine- zahlen ablesen. Die 9,2 Mio. Schweine im Jahr 2013 standen in 9.100 Betrieben in Niedersa- chen. Zuchtsauen machten nur noch einen Anteil von 6,1 % der niedersächsischen Schweine aus.

Tabelle 3: Entwicklung der Schweine- und Halterzahlen 1950–2013 in Niedersachsen

Jahr Schweine Halter ᴓ Bestandsgröße

1950 3.334.035 482.908 7

1960 4.520.138 344.422 13

1970 6.049.059 200.569 30

1980 6.774.258 92.289 73

1990 7.127.068 50.807 140

2001 7.501.953 20.537 365

2007 8.201.706 14.324 573

2010* 8.428.731 10.990 767

2013** 9.238.050 9.100 1.015

* Aufgrund von veränderten Erfassungsgrenzen sind die Zahlen von 2010 nur bedingt mit denen der Vorjahre zu vergleichen.

** Agrarstrukturerhebung März 2013

(27)

Tabelle 4: Entwicklung der Zuchtsauen- und Mastschweinezahlen 1950–2013 in Niedersachsen

Jahr Zuchtsauen Halter ᴓ Bestandsgröße Mastschweine Halter ᴓ Be- standsgröße

1950 356.173 3.334.035 482.908 7

1960 468.359 4.520138 344.422 10

1971 624.454 5.905.541 179.447 33

1980 811.767 55.522 15 2.392.907 60.989 39

1990 715.371 27.868 26 2.805.587 35.314 79

2001 662.168 10.019 66 3.379.830 15.666 215

2007 627.202 5.911 106 3.796.261 11.588 328

2010* 596.735 4.070 147 5.376.105 10.367 519

2013** 560.400 2.800 200 6.030.000 8.700 693

* Aufgrund von veränderten Erfassungsgrenzen sind die Zahlen von 2010 nur bedingt mit denen der Vorjahre zu vergleichen.

** Agrarstrukturerhebung März 2013 – Daten wurden nicht erfasst

* Die Zahlen von 2013 beziehen sich auf die Agrarstrukturerhebung vom März.

482.908

422.775344.422 272.612

200.569 118.006

92.289 70.566

50.807 31.67720.537 14.324

10.990 9.100

7 10 13 19 30 49 73 110 140

219 365

573 767

1.015

0 1.000.000 2.000.000 3.000.000 4.000.000 5.000.000 6.000.000 7.000.000 8.000.000 9.000.000 10.000.000

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1996 2001 2007 2010 2013 0 200 400 600 800 1000 1200 Schweine Betriebe Durchschnittsgröße

(28)

Diagramm 1: Entwicklung der niedersächsischen Schweine- und Halterzahlen 1950-2013 (Quelle: Nie- dersächsisches Landesamt für Statistik)

2.3 Der Strukturwandel in der Geflügelhaltung

2.3.1 Strukturwandel der Geflügelhaltung in Deutschland

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 1950 knapp 52 Mio. Hühner (Lege- und Junghennen, Masthühner und -hähne), Puten, Enten und Gänse in Deutschland ge- halten. Über 60 % des gesamten Geflügelbestands wurden in Bayern, in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen gehalten. Genaue Angaben über die Anzahl der geflügelhaltenden Be- triebe und deren Größenordnung gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht. Legehennen machten 1950 mit 44,7 Mio. Tieren den größten Anteil am Geflügel aus. Deutlich geringer war die Zahl der Masthühner und -hähne (3,3 Mio.), Gänse (2,4 Mio.), Enten (0,9 Mio.) und Truthühner (0,4 Mio.).41

In den Jahren bis 1970 wuchs der deutsche Geflügelbestand auf 101,5 Mio. Tiere. Gut 60 % davon waren Lege- und Junghennen, die in 1,3 Mio. Betrieben gehalten wurden. Der Anteil an Masthühnern und -hähnen stieg in dieser Zeit um ein Vielfaches auf 21,5 Mio. Tiere an. Deut- lich vermehrt hat sich im gleichen Zeitraum auch die Zahl der Enten (1,6 Mio.), die in 128.119 Betrieben gehalten wurden, und die Zahl der Truthühner (0,8 Mio.), die sich auf 20.030 Be- triebe verteilten. Der Gänsebestand reduzierte sich währenddessen auf 490.841 Tiere in 62.144 Betrieben.42

Bis 1990 wuchs der Geflügelbestand um 12 %, unter anderem durch die Wiedervereinigung Deutschlands, auf 113,9 Mio. Tiere an. Trotz eines leichten Rückgangs um etwa 7 Mio. Tiere war der Anteil der Lege- und Junghennen weiterhin mit etwa 62 % am größten. Die Anzahl von Masthühnern und -hähnen betrug 35,4 Mio. Tiere und macht damit 31 % des gesamten Geflü- gelbestandes aus. Gänse (781.487) und Enten (2 Mio.) kamen lediglich auf einen Anteil von 2,5 %. Im Gegensatz dazu stieg die Anzahl der Truthühner stark und umfasste 5 Mio. Tiere.43

41 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

42 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Betriebe: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

43 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

(29)

Zwischen 1999 und 2010 wuchs der deutsche Geflügelbestand um 8,9 % von 118,3 auf 128,9 Mio. an. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Erfassungsgrenze in dem genannten Zeit- raum verändert hat: Vor 2010 betrug die Erfassungsgrenze 200 Tiere pro Betrieb, nach 2010 wurden Geflügelbestände erst ab einer Zahl von 1.000 Tieren erfasst, so dass die Zahlen nur bedingt miteinander verglichen werden können.

Der Anteil der Jung- und Legehennen und der Masthähne und -hühner belief sich im Jahr 2010 auf 114 Mio. Tiere. 1999 waren es 107,6 Mio. gewesen. Der Zuwachs ist allein durch die Mast- hähne und -hühner entstanden, deren Anzahl in dieser Zeit um mehr als ein Drittel zugenommen hat. Die Zahl der Legehennen sank gleichzeitig um 13 %.44 Innerhalb von zehn Jahren ist die Hälfte aller Legehennen haltenden Betriebe verschwunden. Einer der Gründe für die Reduzie- rung der Betriebe ist das Verbot der konventionellen Käfighaltung zum 31. Dezember 2009.

Die betrieblichen Größenstrukturen haben sich währenddessen kaum verändert. Wie in den vo- rausgegangenen Jahren hielten 2010 über 90 % aller Betriebe weniger als 100 Hennen. Der Anteil der Betriebe, die 10.000 Legehennen und mehr hielten, ist von 1999 bis 2010 von 0,4 % auf 1,1 % gestiegen. Diese wenigen Betriebe umfassten allerdings den Großteil der deutschen Legehennen. Im Jahr 1999 hielten diese Betriebe 77 % des gesamten Legehennenbestandes und im Jahr 2010 sogar 83 % (Tabelle 5).45

Zahlen aus der stichprobenartig durchgeführten Agrarstrukturerhebung vom März 2013 deuten einen leichten Anstieg der Legehennen (+ 3 Mio.) an, die nur noch in 1.355 Betrieben standen.

Der Verlust von beinahe 55.000 Betrieben innerhalb von drei Jahren ist jedoch hauptsächlich auf die oben erwähnte veränderte Datenerfassung zurückzuführen. Betriebe mit weniger als 1.000 Legehennen und damit 96,7 % aller Betriebe aus der Statistik von 2010 wurden nicht mehr erfasst.

Ähnlich wie in der Schweinehaltung bestehen in der Geflügelhaltung starke regionale Unter- schiede. Niedersachsen hielt 2013 mit 14,1 Mio. Tieren prozentual die meisten Legehennen, die sich auf insgesamt 473 Betriebe verteilten. Bayern hielt 3,6 Mio. Hennen in insgesamt 122 Betrieben. Die durchschnittliche Bestandsgröße war dabei in beiden Bundesländern mit

44 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Gelfügelbestand. Statistisches Jahrbuch 2013, Kapitel C: Landwirtschaft, X Viehhaltung und Veterinärwesen.

45 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Betriebe mit Legehennenhaltung nach Be-

(30)

etwa 30.000 pro Betrieb gleich groß. Im Osten Deutschlands gab es 2013 anteilig weit weniger Tiere, die in wenigen Betrieben standen, so dass die durchschnittliche Bestandsgröße hier weit höher als im Norden und Süden Deutschlands war. Spitzenreiter mit über 91.000 Plätzen pro Betrieb war Brandenburg, gefolgt von Sachsen mit knapp 62.000, Thüringen mit 56.000 und Sachsen-Anhalt mit 53.000 Plätzen.46

Tabelle 5: Betriebe mit Legehennenhaltung nach Bestandsgrößen

Bestand von…bis Legehennen

Zahl

Anteil Bestands- größenklassen

in %

Zahl Anteil Bestands-grö- ßenklassen in %

1999 2010

Zahl der Betriebe

1–99 105.754 93,6 51.891 92,2

100–999 4.769 4,2 2.545 4,5

1.000–9.999 1.965 1,7 1.218 2,2

10.000–49.999 384 0,3 498 0,9

50.000 und mehr 145 0,1 134 0,2

113.017 100 56.286 100

Zahl der Legehennen in 1.000

1–99 1.965,2 4,8 933,3 2,6

100–999 1.439,4 3,5 806,4 2,3

1.000–9.999 5.859,0 14,4 4.219,8 12,0

10.000–49.000 7.836,8 19,3 11.062,8 31,4

50.000 und mehr 23,529,7 57,9 18.256,7 51,7

40.630,1 100 35.279,0 100

Anm.: Tabelle übernommen aus dem Statistischen Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2013.

Zahlen aus Landwirtschaftszählung 1999 und 2010. Bis 2007 Legehennen ½ Jahr und älter. Ab 2010 sind noch nicht legereife Bestände, die aber bereits als Legehennen aufgestallt sind, sowie Zuchthähne eingeschlossen.

Die Vergleichbarkeit mit den Vorerhebungen ist wegen Änderungen der unteren Erfassungsgrenzen eingeschränkt.

Quelle: Statistisches Bundesamt, BMELV

46 Statistisches Bundesamt (2013): Betriebe mit Haltungsplätzen und Legehennenbestände nach Haltungsformen, Größenklassen und Bundesländern am 1. Dezember 2013.

(31)

Von knapp 12.000 Betrieben, die 1999 Masthähne und -hühner hielten, blieben nur knapp 40 % im Jahr 2010 übrig (hierzu und im Folgenden Tabelle 6). Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der Masthühner von 49.334.000 Tieren auf 67.531.000 an – ein Zuwachs von 36,8 %. Ähnlich wie bei den Legehennen steht der Großteil der Tiere in einer relativ geringen Anzahl von Be- trieben. Im Jahr 1999 fanden sich in 87 % aller Masthühner haltenden Betriebe weniger als 100 Masthühner pro Betrieb. Im Jahr 2010 sank der Anteil dieser Betriebe auf 70 %. Dabei stehen im Jahr 1999 98 %, 2010 sogar mehr als 99 % aller Masthühner in Betrieben mit mehr als 10.000 Plätzen. Diese Form der Betriebe machte insgesamt jedoch nur einen Anteil von 8,5 % an allen Betrieben aus.47

Tabelle 6: Betriebe mit Masthühnerhaltung nach Bestandsgrößen

Bestand von…bis Masthühner

Zahl

Anteil Bestands- größenklassen

in %

Zahl Anteil Bestands-grö- ßenklassen in %

1999 2010

Zahl der Betriebe

1–99 10.398 87,4 3.134 69,2

100–999 433 3,6 306 6,8

1.000–9.999 156 1,3 93 2,1

10.000–49.999 662 5,6 615 13,6

50.000 und mehr 248 2,1 384 8,5

11.897 100 4.532 100

Zahl der Masthühner in 1.000

1–99 59,8 0,1 32,3 0,0

100–999 111,6 0,2 83,6 0,1

1.000–9.999 651,0 1,3 366,6 0,5

10.000–49.000 16.921,4 34,3 18.697,5 27,7

50.000 und mehr 31.590,1 64,0 48.351,1 71,6

49.334,0 100 67.531,1 100

Anm.: Tabelle übernommen aus dem Statistischen Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2013. Zahlen aus der Landwirtschaftszählung 1999 und 2010. Masthühner einschl. der hierfür bestimmten Küken.

47 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Betriebe mit Masthühnerhaltung nach Be-

(32)

Quelle: Statistisches Bundesamt, BMELV.

Wie bei den Legehennen gab es ein deutliches Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle. In Nieder- sachsen standen 2010 etwa 36,5 Mio. Masthühner in 1.040 Betrieben, während sich in Bayern 5,2 Mio. Tiere auf 1.121 Betriebe verteilten. In den östlichen Bundesländern, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern (151 Betriebe), in Sachsen-Anhalt (85 Betriebe) und in Branden- burg (208 Betriebe) verteilten sich einige Millionen Masthühner auf nur wenige Betriebe, so dass die durchschnittlichen Bestandsgrößen sehr hoch waren. Westliche Bundesländer wie Rheinland-Pfalz und das Saarland haben hingegen kaum nennenswerte Anzahlen an Geflügel.48 Im bundesweiten Vergleich standen 44 % der 114 Mio. Küken, Junghennen, Legehennen und Masthähne und -hühner im Jahr 2010 in Niedersachsen. Bayern und Baden-Württemberg ka- men zusammen auf etwas mehr als 12 %. Etwa doppelt so viele Hühner, 24 %, wurden im Osten Deutschlands gehalten. Unabhängig von der Art des gehaltenen Geflügels lässt sich ein deutli- ches Gefälle erkennen. Im Norden werden die meisten Tiere gehalten, wobei eine große Anzahl an Betrieben zu finden ist. Im Osten stehen anteilig weniger Tiere, die sich jedoch auf wenige Betriebe verteilen, sodass die mittlere Bestandsgröße deutlich größer ist.49

2.3.2 Strukturwandel der Geflügelhaltung in Niedersachsen

Die Daten über die Geflügel- und Halterzahlen in Niedersachsen stammen vom niedersächsi- schen Landesamt für Statistik und umfassen die Viehzählungen der Jahre 1950–2010.50 Abhän- gig vom Stichmonat und von statistischen Fehlergrößen kann es im Einzelnen zu Abweichun- gen von den zuvor genannten Zahlen kommen. Der Erfassungsbereich der Viehzählung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach verändert, was eine eingeschränkte Vergleichbarkeit der Viehzahlen zur Folge hat. Die folgende Gliederung richtet sich nach den Zeiträumen der jeweils gleichen Erfassungsbereiche. Tabelle 7 gibt einen Überblick über die Entwicklung der

48 Statistisches Bundesamt (2010): Landwirtschaftliche Betriebe mit Geflügelhaltung und Geflügelbestand am 1. März 2010 nach regionaler Einheit. Fachserie 3, Reihe 2.1.3.

49 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Gelfügelbestand. Statistisches Jahrbuch 2013, Kapitel C: Landwirtschaft, X Viehhaltung und Veterinärwesen.

50 Niedersächsisches Landesamt für Statistik (2014): Halter und Viehbestände in Niedersachsen 1950–2010. Da- ten auf persönliche Anfrage.

(33)

Hühner- und Putenzahlen sowie der Betriebe in Niedersachsen über die vergangenen sechzig Jahre.

Tabelle 7: Entwicklung der Hühner- und Putenbestände in Niedersachsen 1950-2010

Jahr Hühner Betriebe ᴓ Bestands-

größe. Puten Betriebe ᴓ Bestands- größe

1950 9.003.802 82.026

1956 10.905.435 523.020 20 81.860

1961 15.642.344 437.910 36 85.736 11.885 9

1965 22.865.918 344.057 66 98.728 9.742 10

1970 32.191.597 225.185 143 470.334 4.328 108

1975 34.575.603 90.890 380 409.453 1.401 292

1980 37.126.708 58.328 636 507.321 921 550

1986 33.472.887 41.874 799 1.000.338 1.129 886

1990 38.282.260 33.103 1.156 2.389.769 1.245 1.919

1996 43.423.966 24.005 1.809 3.599.140 1.081 3.329

2001 48.709.276 12.254 3.975 4.602.278 579 7.949

2007 50.901.928 7.769 6.552 5.305.635 483 10.985

2010 50.642.435 5.612 9.024 4.871.768 389 12.524

Die Jahre 1950–1970

Erfassungsbereich: Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) ab einer Größe von 0,5 ha und alle Viehbestände unabhängig von der Größe der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

Im Jahr 1950 wurden in Niedersachsen 9 Mio. Hühner (Jung- und Legehennen, Masthähne und -hühner) gezählt. Die Zahl der Puten belief sich auf 82.026 Tiere. Daten über die Anzahl der Halter wurden in diesem Zeitraum nicht erfasst. 1961 stieg die Zahl der Hühner auf 15,6 Mio., die sich auf 437.910 Betriebe verteilten. Die 85.736 Puten wurden in 11.885 Betrieben gehalten.

Bis 1970 verdoppelte sich die Anzahl der Hühner auf 32,2 Mio. Tiere, während die Anzahl der Halter um knapp 50 % (auf 225.185 Betriebe) zurückging. Die mittlere Bestandsgröße lag bei

(34)

während die Zahl der Halter um über 60 % sank; die durchschnittliche Bestandsgröße lag bei 108 Puten.

Die Jahre 1971–1978

Erfassungsbereich: Betriebe ab einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1 ha und Geflü- gelbestände ab 120 Legehennen oder 250 zur Aufzucht als Legehennen bestimmten Küken oder Junghennen oder 400 anderen Hühnern oder 200 Gänsen, Enten oder Puten.

In diesem Zeitraum sank die Anzahl der Halter weiter. Von 1971 bis 1978 gaben mehr als die Hälfte der 199.773 Hühnerhalter ihren Betrieb auf. Die Zahl der Putenhalter reduzierte sich von 3.465 auf 1.115 Betriebe, während sich der Putenbestand auf 0,5 Mio. Tiere vergrößerte.

Die Jahre 1979–1998

Erfassungsbereich: Betriebe ab einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1 ha und Vieh- bestände ab 200 Legehennen, Junghennen, Schlacht- bzw. Masthähnen und -hühnern, sonstigen Hähnen, Gänsen, Enten oder Puten werden gezählt. Seit 1980 liegen Zahlen über die Entwick- lung von Legehennen und Masthähnen und -hühnern vor, die in den vorherigen Jahren nicht unterschieden und unter dem Überbegriff „Hühner“ zusammengefasst wurden.

1980 lag die Zahl der gehaltenen Hühner bei 37,1 Mio. Tieren. Die 18 Mio. Legehennen mach- ten dabei wie in den Vorjahren den größten Anteil aus. Von den 58.328 gezählten Betrieben war jeder fünfte Halter von Masthähnen und -hühnern. Die 507.321 Puten verteilten sich in dem Jahr auf 921 Betriebe. 1990 zeichnete sich eine Veränderung ab. Von den 38,3 Mio. ge- haltenen Hühnern machten die Masthähne und -hühner, anders als in den vorangegangenen Jahren, den größten Teil aus (Tabelle 8). Der Putenbestand stieg innerhalb von 10 Jahren bei- nahe auf das Fünffache (2,4 Mio.) an, verteilte sich 1990 aber nur noch auf 1.245 Betriebe. Die durchschnittliche Bestandsgröße wuchs auf 1.919 Tiere, dreimal so viel wie im Jahr 1980.

Sechs Jahre später, 1996, wuchs die mittlere Bestandsgröße erneut um das Dreifache auf 3.329 Puten pro Betrieb an. Gezählt wurden 3,6 Mio. Puten in 1.081 Betrieben. Von den 43,4 Mio.

Hühnern machten die Masttiere (22 Mio.) den weitaus größten Teil aus, während sie gleichzei- tig in nur wenigen der insgesamt 24.005 geflügelhaltenden Betrieben standen.

(35)

Die Jahre 1999–2009

Erfassungsbereich: Betriebe ab einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2 ha und Vieh- bestände ab 200 Legehennen, Junghennen, Schlacht- bzw. Masthähnen und -hühnern, sonstigen Hähnen, Gänsen, Enten oder Puten.

In diesem Zeitraum stieg die Zahl der gehaltenen Hühner von 48,7 Mio. Tieren im Jahr 2001 auf 50,9 Mio. im Jahr 2007 an. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Betriebe von 12.254 auf 7.769. Wie in Tabelle 8 ersichtlich, war der Anteil der Masthähne und -hühner 2001 nahezu doppelt so hoch wie der Anteil der Legehennen und stieg in den Folgejahren weiter an. Die im Jahr 2001 gezählten 4,6 Mio. Puten (vgl. Tabelle 7) verteilten sich auf 579 Betriebe; im Jahr 2007 waren es 5,3 Mio. Tiere in 483 Betrieben. Daraus ergibt sich bei den Puten eine durch- schnittliche Bestandsgröße von 10.985 Tieren, dreimal so viel wie noch zehn Jahre zuvor.

Tabelle 8: Entwicklung der Anzahl der Legehennen und Masthähnchen und -hühner in Niedersachsen 1980–2010

Jahr Legehennen Betriebe Masthähne/-hühner Betriebe

1980 17.915.884 55.567 12.361.331 10.178

1982 15.500.457 48.136 11.814.937 8.523

1984 16.547.595 45.195 12.571.386 9.146

1986 16.164.218 39.528 12.025.143 8.184

1988 15.227.856 35.264 13.714.009 7.571

1990 14.249.837 31.079 18.080.394 6.519

1992 14.512.482 27.643 18.685.911 5.920

1994 14.480.076 24.444 21.280.729 6.522

1996 14.153.297 22.470 22.091.124 6.150

1999 13.738.541 11.997 26.420.640 3.176

2001 14.597.017 11.133 28.200.051 2.832

2003 13.669.369 8.984 28.628.227 2.297

2007 13.387.828 7.065 31.586.145 1.845

2010 11.253.852 4.873 36.504.651 1.040

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