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Die landwirtschaftlichen Strukturen in Europa haben sich in den letzten Jahrzehnten stark ver-ändert. Deutschland stellt dabei keine Ausnahme dar. Die zunehmende Mechanisierung, Fort-schritte in der Pflanzen- und Tierzüchtung und eine bessere Infrastruktur haben die Produktivi-tät und Effizienz der landwirtschaftlichen Produktion enorm gesteigert. Gleichzeitig ist die An-zahl der landwirtschaftlichen Betriebe stark gesunken. Während es im Jahr 1949 noch 1.646.7501 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland gab, waren es 2013 gerade einmal 284.100.2 Die Anzahl der gehaltenen Rinder, Schafe und Ziegen sank im gleichen Zeitraum jedoch nur leicht und stieg im Bereich der Schweine- und Geflügelhaltung sogar um ein Viel-faches an (Tabelle 1).3

Tabelle 1: Viehbestände in Deutschland

In Mio. Stück 1950 1975 2001 2013/2015

1 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. Situationsbe-richt 2012/2013.

2 Statistisches Bundesamt (2014). Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Landwirtschaftliche Bodennutzung, Anbau auf dem Ackerland. Tabellenteil 0101 R. Fachserie 3, Reihe 3.1.2.

3 Statistisches Bundesamt (2015): GENESIS-Online Datenbank. Allgemeine und Repräsentative Erhebungen über die Viehbestände. Gehaltene Tiere: Deutschland, Jahre, Tierarten (Stand 3. August 2015).

4 Statistisches Bundesamt (2015): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Viehbestand. Vorbericht. Entwick-lung der Vieh haltenden Betriebe / Haltungen und Viehbestände in Deutschland. Rinder. Fachserie 3, Reihe 4.1 (Stand 3. Mai 2015).

5 Statistisches Bundesamt (2015): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Viehbestand. Vorbericht. Entwick-lung der Vieh haltenden Betriebe / Haltungen und Viehbestände in Deutschland. Schweine. Fachserie 3, Reihe 4.1 (Stand 3. Mai 2015).

6 Statistisches Bundesamt (2014): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Tiere und tierische Erzeugnisse:

Betriebe mit Schafen und Schafbestand für November 2012/2013.

7 Statistisches Bundesamt (2014): Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Tiere und tierische Erzeugnisse:

Betriebe mit Ziegen und Ziegenbestand im März 2010 und März 2013.

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Bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts stellte die Landwirtschaft die Haupteinkommensquelle für einen Großteil der Bevölkerung da. Etwa ein Viertel (24,3 %) der Deutschen war in der Landwirtschaft beschäftigt. Mit dem starken Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe seit Anfang der 1950er Jahre sank die Anzahl der in der Landwirtschaft erwerbstätigen Personen drastisch.9 Im Jahr 2013 arbeitete nur noch etwas mehr als 1 Million Menschen in der Land-wirtschaft. Damit lag der Anteil der landwirtschaftlich Erwerbstätigen an den 80,8 Millionen Einwohnern10 bei 1,27 %.11

Die Gesamtfläche Deutschlands im Jahr 2013 umfasste 35,7 Mio. Hektar. Etwa 52 % dieser Fläche, das entspricht 18,6 Mio. ha, wurden landwirtschaftlich in Form von Grünland (13 %), Acker- und Dauerkulturen (34 %) und sonstigen landwirtschaftlichen Flächen (5 %) genutzt.

Die restlichen 48 % verteilen sich auf Wälder (30 %), Wasserflächen (2,4 %), Siedlungs- und Verkehrsflächen (13,4 %) und sonstige Flächen (1,7 %).12 Während die Zahl der in der Land-wirtschaft Tätigen sinkt und die landLand-wirtschaftlich genutzte Fläche schrumpft, stieg und steigt die Menge der produzierten Lebensmittel von Jahr zu Jahr an. 1949 ernährte ein Landwirt etwa 10 Personen, 1970 waren es bereits 27, 1990 waren es 85 Personen, und im Jahr 2010 stieg die Zahl auf 132 an.13 Prognosen gehen von einem weiteren Anstieg in den kommenden Jahren aus.

Deutschland war 2013 mit einem Gesamtwert der landwirtschaftlichen Produktion von 53,3 Mrd. Euro nach Frankreich (74,7 Mrd.) der zweitgrößte Agrarproduzent in der Europäi-schen Union. Damit erwirtschaftete Deutschland 12,9 % der europäiEuropäi-schen Agrarproduktion.14 Im Jahr 2013 lag der Selbstversorgungsgrad bei Getreide, Kartoffeln, Zucker, Milch sowie Rind-, Schwein- und Geflügelfleisch deutlich über 100 %, während Obst, Eier, Gemüse und

9 Deutscher Bauernverband (2015): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations-bericht 2014/2015.

10 Statistisches Bundesamt (2014): Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011 (Stand 31. Dezember 2013).

11 Statistisches Bundesamt (2014). Land- und Forstwirtschaft und Fischerei – Arbeitskräfte in Landwirtschaftli-chen Betrieben 2013 nach Rechtsformen und sozialökonomisLandwirtschaftli-chen Betriebstypen. Tabellenteil 0601. Fachserie 3, Reihe 2.1.8.

12 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Broschüre: Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe (Stand August 2014), 4.

13 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations-bericht 2012/2013.

14 Deutscher Bauernverband (2015): Agrarstruktur. Strukturen und Strukturentwicklungen in der EU. In: Situa-tionsbericht 2014/15.

Schaffleisch erheblich hinter der 100%-Marke zurückblieben.15 Im Mittel schwankte der deut-sche Selbstversorgungsgrad in den letzten zwanzig Jahren zwideut-schen 74 und 93 % (ohne Er-zeugnisse aus Auslandsfutter). In den Jahren 2010 und 2011 lag er jeweils bei 85 %.16

Mit dem wirtschaftlichem Aufschwung und dem zunehmenden sozialen Wohlstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stieg der Verbrauch von hochwertigen Nahrungsmitteln von Jahr zu Jahr an. Insbesondere der Verzehr von Fleisch, Eiern und Gemüse ist bis heute um ein Viel-faches gestiegen (Tabelle 2)17. Trotz des gestiegenen Konsums hat sich der Anteil der Ausga-ben für Nahrungsmittel drastisch reduziert. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts wurden 44 % des Nettoeinkommens für Nahrungs- und Genussmittel ausgegeben. Bereits in den 1970er Jah-ren reduzierte sich dieser Anteil um die Hälfte auf 24,5 %.18 Im Jahr 2012 lag der Anteil bei 13,9 %.19 Gleichzeitig hat sich die Qualität der Nahrungsmittel erheblich verbessert. Moderne Technik und eine gute Infrastruktur erlauben zudem eine gute Verarbeitung, Lagerung und Ver-teilung von Lebensmitteln, wodurch eine nahezu flächendeckende Versorgung sichergestellt ist.

Tabelle 2: Entwicklung des Nahrungsmittelverbrauchs pro Kopf 1950–2012 (BMELV)

Angaben in kg je Kopf und Jahr 1950/51 1969/70 1989/90 2004/05 2011/12 Getreideerzeugnisse (zusammen) 99,9 67,1 74,1 92,2 96,5

Kartoffeln 186,0 104,0 71,5 70,2 65,2

15 Deutscher Bauernverband (2015): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise. In: Situationsbericht 2014/2015.

16 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations-bericht 2012/2013.

17 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Land-wirtschaft und Forsten Jahrgänge 1956–2012 (Stand 23. Oktober 2013).

18 Deutscher Bauernverband (2013): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. Jahrhundertvergleich. In: Situations-bericht 2012/2013.

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Der Landwirt selbst verdient an dem Erlös seiner produzierten Nahrungsmittel von Jahr zu Jahr weniger. Zwischen 1950 und 1955 trug der Erlös aus dem Verkauf der produzierten Nahrungs-mittel noch 62,6 % zu dem Einkommen eines Landwirtes bei, zwanzig Jahre später sank der Anteil bereits auf 47,5 % und verringerte sich in den Folgejahren stetig. Zwischen 1990 und 1995 betrug der Anteil im Schnitt nur noch 29,3 %, und im Jahr 2013 waren es 25,4 %.20 Dabei schwankt der Erlös je nach produziertem Lebensmittel stark. Laut Situationsbericht 2014/15 des Deutschen Bauernverbands lag der Verkaufserlös für Milch und Milcherzeugnisse 2013 bei 45,4 %, für Eier bei 37,4 %, für Fleisch und Fleischprodukte bei 25,7 % und für Kartoffeln bei 15,8 %. Am geringsten, mit 5,4 %, fiel der Erlösanteil bei Brotgetreideerzeugnissen aus.21 Abhängig von der Art der Produktion (Tierhaltung, Getreide-, Mais-, Kartoffel-, Obst-, Ge-müse-, Wein- und Hopfenanbau) verteilen sich die Produktionsstätten unterschiedlich über die sechzehn Bundesländer. Eine im August 2014 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichte Übersicht (Abbildung 1)22 gibt einen Überblick über die ver-schiedenen Produktionsstandorte. Tierische Erzeugnisse werden, mit Ausnahme von Teilen Bayerns, hauptsächlich im Norden Deutschlands produziert. Insbesondere Niedersachsen, NordrheWestfalen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern betreiben eine in-tensive Tierhaltung. Getreideanbau wird zum größten Teil im Westen, Süden und in der Mitte Deutschlands betrieben. Wein- und Hopfenanbau beschränken sich, klimatisch bedingt, fast ausschließlich auf Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Der Maisanbau konzentriert sich hauptsächlich auf Niedersachsen und Teile Schleswig-Holsteins und Bayerns. Kartoffeln, Obst und Freilandgemüse werden in verschiedensten Teilen Deutschlands angebaut.

20 Deutscher Bauernverband (2015): Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft. 1.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise. In: Situationsbericht 2014/2015.

21 Ebd.

22 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Broschüre: Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe (Stand August 2014), 12.

Abbildung 1: Produktionsschwerpunkte der deutschen Landwirtschaft Quelle: BMEL, Stand August 2014.