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Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

1. „Dosis-Zeit-Beziehungen“ und „bias from competing risk“ sind in epidemiologi-schen Studien zu den Beziehungen zwiepidemiologi-schen AQS-Exposition und Lungenkrebs wichtige, voneinander unabhängige Einflussfaktoren, die unkontrolliert zu einer systematischen Unterschätzung des Lungenkrebsrisikos führen können. Darüber hinaus sind sie maßgebliche Ursachen von Inkonsistenz der Dosis-Wirkungs-Beziehungen und für deren Erklärung in die wissenschaftliche Diskussion einzu-beziehen.

2. Die Fehlermöglichkeiten einer unzureichenden Kontrolle von Dosis-Zeit-Bezie-hungen sind mittels mathematisch-statistischer Methoden nicht beherrschbar.

Deshalb stellen sich neue Herausforderungen an die Erhebung und Darstellung der personenbezogenen Expositionsverhältnisse, in denen Expositionsspitzen auch für kürzere Expositionsperioden im besonderen Maße zu würdigen sind.

3. Im Hinblick auf die Ableitung präventionsadäquater AQS-Grenzwerte in der Luft am Arbeitsplatz ist die Kontrolle über „bias from competing risk“ hochrelevant. Da dies mittels statistischer Methoden nur partiell möglich erscheint, wird empfohlen, Dosis-Wirkungs-Beziehungen zukünftig unter Zusammenfassung aller AQS-rele-vanten Endpunkte (maligne und nichtmaligne AQS-induzierte Krankheiten) zu analysieren. Dies ist in Kohortenstudien unproblematisch zu realisieren. Mit der integrativen Einbeziehung des gesamten AQS-induzierten Gesundheitsrisikos und der darauf basierenden Bereitstellung konsistenter Daten über Dosis-Wirkungs-Beziehungen ließe sich die Grenzwertdiskussion auf einem neuen, den realen Verhältnissen angepassten Niveau führen.

Literatur

1. Bolm-Audorff U, Möhner M, Morfeld P, Ahrens W, Brüske-Holfeld I, Jöckel K-H, Pohlabeln H, Wichmann HE (1998) Lungenkrebsrisiko durch berufliche Exposi-tion - Quarzstäube. In: Jöckel K-H, Brüske-Holfeld I, Wichmann HE (Hrsg.):

Lungenkrebsrisiko durch berufliche Exposition. Landsberg: ecomed, 186-209 2. Carta P, Aru G, Manca P (2001) Mortality from lung cancer among silicotic

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5. Steenland K, Mannetje A, Bofetta P, Stayner L, Attfield M, Chen J, Dosemeci M, DeKlerk N, Hnizdo E, Koskela R, Checkoway H (2001) Pooled exposure-response analyses and risk assessment for lung cancer in 10 cohorts of silica-exposed workers: an IARC multicentre study. Cancer Causes and Control 12;

773-784

XI. Epidemiologische Daten zur Silikose

K. Rödelsperger

Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Justus-Liebig-Universität, Gießen

Silikose ist eine fibrotische Lungenerkrankung, die durch das Einatmen von kristalli-nem SiO2 entsteht. Die häufigste Form – die einfache knötchenförmige Silikose – tritt nach einer über viele Jahre währenden Exposition gegenüber relativ niedrigen Kon-zentrationen von kristallinem SiO2 auf. Als empfindlichster Parameter für den Nach-weis der Silikose kann das Auftreten charakteristischer Verschattungen im Röntgen-bild vom Grad × 1/0 oder × 1/1 der ILO-Klassifikation herangezogen werden.

In der DFG-Begründung zur Bewertung der krebserzeugenden Wirksamkeit der kri-stallinen Kieselsäure von 1999 wird die Dosis-Häufigkeits-Beziehung der Entstehung der Silikose insbesondere anhand von 8 epidemiologischen Untersuchungen be-wertet (Abb. XI.1).

Kohorte Gold und Uran, Kanada 2109 Bergleute

27 aus 969 Todesfällen Mortalität an Silikose: ursächlich

Abb. XI.1 Epidemiologische Studien zur Dosis-Häufigkeits-Beziehung der Silikose [DFG 1999]

Hierbei handelt es sich zunächst um 5 Studien, die auf den Nachweis von Verschat-tungen im Röntgenbild vom Grad × 1/0 oder 1/1 beruhen, und zwar um Kohorten-studien für die Beschäftigten der Granitindustrie in Vermont, für Gold- und Uran-Bergleute in Kanada und Gold-Uran-Bergleute in Südafrika und Süd Dakota sowie um Querschnittsuntersuchungen für Beschäftigte der Keramikindustrie in England und für US-Bergleute.

Insgesamt werden unter fast 7.000 Personen 707 Silikosen beobachtet. Eine Aus-nahme bezüglich der Wirkungsfeststellung bilden die Untersuchungen an Gold-Bergleuten in Süd Dakota, in der neben der Röntgenbefundung ILO × 1/1 hauptsäch-lich der Eintrag einer Silikose, Silikotuberkulose und Pneumonkoniose im Toten-schein als Information diente. Unterschiede in der Definition des Zielkriteriums beste-hen aber auch bei den anderen Studien. So werden meist nur rundliche, zum Teil aber auch rundliche und irreguläre Verschattungen vom Grad 1/0 oder 1/1 ILO ak-zeptiert und die Anzahl und die Kompetenz der Leser der Röntgenbilder variiert er-heblich. Hinzu kommen 2 Studien zur Mortalität an Silikose und zwar eine Studie zur PMR bei 969 Todesfällen in den Granitbetrieben in Vermont und eine Kohortenstudie an 1.321 Gold-Bergleuten in Süd Dakota.

Als besonders kritisch erweist sich dabei stets die Ermittlung der Exposition, die ide-alerweise aus der Konzentration des alveolengängigen Staubes (A-Staub) und dem Prozentanteil des kristallinen SiO2 im A-Staub abgeschätzt werden sollte (Abb. XI.2).

Stattdessen stehen als Messergebnisse speziell bei Beginn der Exposition stets nur Teilchenkonzentrationsmessungen mit dem Konimeter, dem Impinger oder dem Thermalpräzipitator zur Verfügung sowie Angaben zum Prozentanteil des kristallinen SiO2 auch im Gestein und im abgelagerten Staub. Vergleichsuntersuchungen zwi-schen der Teilchenzählung und der gravimetrizwi-schen Massenkonzentrationsbestim-mung ergeben für eine Teilchenkonzentration von 10 mppcf oder 352 T/cm3 – ab-hängig von dem Prozentanteil des kristallinen SiO2 im A-Staub – eine A-Staubkon-zentration zwischen 0,75 und 1,6 mg/m3.

Abb. XI.2 Zum Übergang von der Teilchenzahl-Konzentration zur Konzentration des kristallinen SiO2–A-Staubes

Genaue Untersuchungen im kanadischen Gold-Bergbau zeigen dagegen einen nicht linearen Zusammenhang mit einer definitiven Vorhersage erhöhter SiO2 -Konzentra-tionen erst oberhalb von 400 T/cm3 (MUIR et al. 1989).

Besondere Bedeutung besitzt die Kohortenstudie von HNIZDO und SLUIS CREMER

(1993) im südafrikanischen Gold-Bergbau (Abb. XI.3).