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5 Diskussion

5.3 Zusammenfassende Diskussion und Ausblick

Da es zu keiner Zunahme der eosinophilen Granulozyten in die Tunica muscularis im Zusammenhang mit Ischämie und Reperfusion kam, scheint diese Zellfraktion im Zusammen-hang mit Ischämie und Reperfusion nur in der Tunica muscularis und der Tunica Serosa eine untergeordnete Rolle beim Pferd zu spielen. Vielmehr scheinen diese Zellen im Rahmen anderer Erkrankungen des equinen Jejunums wie z. B. IFEE (idiopathic focal eosinophilic enteritis), bei der ein signifikanter Anstieg eosinophiler Granulozyten in die Tunica muscularis beobachtet wurde, von größerer Bedeutung zu sein (MAKINEN et al. 2008).

Die signifikante Zunahme neutrophiler Granulozyten in die Tunica muscularis nach Ischämie und Reperfusion bestätigt die bereits in der Studie von FRANZ (2013) beobachteten Ergebnisse. Wie auch bereits FRANZ (2013) feststellte, migrieren neutrophile Granulozyten während der

Reperfusion vor allem in die Longitudinalmuskulatur. So wie für die Migration eosinophiler Granulozyten möglicherweise die Erkrankung bzw. eine andere Manipulationsart für die Ein-wanderung neuer Zellen in die Tunica muscularis verantwortlich ist, ist für die neutrophilen Granulozyten möglicherweise ebenfalls die Art ursächlich dafür, in welche Muskelschicht der Tunica muscularis sie migrieren. So führten andere Manipulationen (manuelles Ausstreichen) des Pferdedarms zu signifikanten neutrophilen Infiltrationen der Zirkulärmuskulatur (HOPSTER-IVERSEN et al. 2011; HOPSTER-(HOPSTER-IVERSEN et al. 2014). Die in der vorliegenden Studie erzielten Ergebnisse werfen somit die Frage auf, inwiefern die neutrophile Infiltration der Longitudinalmuskulatur nach Ischämie und Reperfusion mit einer Beeinflussung der Darmmotilität beim Pferd in Verbindung stehen könnte, insbesondere im Hinblick auf die häufig beobachtete Entwicklung eines POI in Zusammenhang mit Ischämie und Reperfusion am equinen Jejunum.

Die bereits in der Studie von FRANZ (2013) beobachtete neutrophile Entzündungsreaktion im Anschluss an die Ischämie und Reperfusion in ungeschädigten benachbarten Jejunum-abschnitten konnte in der vorliegenden Arbeit durch Probenentnahmen des proximalen und distalen Jejunums, des Ileums und des Caecums sowie des Colon ascendens bestätigt werden.

Die neutrophile Entzündungsreaktion stellte sich in allen untersuchten Probenlokalisationen im Ausmaß vergleichbar mit der in den Ischämie- und Reperfusionsgeschädigten Jejunumproben dar, obwohl die Proben bewusst in größeren Abständen als in der Studie von FRANZ (2013) entnommen wurden. Da aber diese finalen K-Proben direkt im Anschluss an die Reperfusion entnommen wurden und keine weiteren Probenentnahmen der entsprechenden Lokalisationen nach größerem Zeitabstand erfolgten, ist bisher nicht belegt, wie sich die Entzündungsreaktion in den jeweiligen Darmabschnitten entwickelte. Deshalb kann zurzeit noch keine Aussage darüber getroffen werden, ob und in welcher Form die Entzündungsreaktion der ungeschädigten Darmabschnitte mit der Entzündungsreaktion des geschädigten Jejunum-abschnittes vergleichbar ist.

Die Applikation des selektiven NSAID Firocoxib und des nicht selektiven NSAID Flunixin-Meglumin erfolgte, anders als in der Studie von FRANZ (2013), 60 Minuten vor Anlegen der Ischämie und nicht 60 Minuten nach anlegen der Ischämie, da zu diesem Zeitpunkt, wie die K-Proben des Jejunums vor Anlegen der Ischämie zeigten, noch keine Infiltration neutrophiler Ent-zündungszellen der Tunica muscularis vorlag. Dadurch sollte überprüft werden, ob NSAIDs einen Einfluss auf die Rekrutierung neutrophiler Granulozyten in die Tunica muscularis nehmen können, wenn diese noch nicht eingewandert sind und ob Unterschiede zwischen den NSAIDs auf die Einwanderung neutrophiler Granulozyten in die Tunica muscularis festgestellt werden kann. Ein signifikanter Effekt oder ein Unterschied zwischen den beiden NSAIDs konnte zu keinem Probezeitpunkt festgestellt werden.

Die Identifikation der COX-1 und COX-2 exprimierenden Zellen in der Tunica muscularis und Tunica serosa konnte mit dem immunhistochemischen Nachweisverfahren gut durchgeführt werden. Die Beobachtungen der vorliegenden Studie sind mit denen der Studie von FRANZ (2013) vergleichbar. COX-1 wurde bereits konstitutiv in Muskelzellen der K-Proben exprimiert.

Dort reagierten vor allem die Zellen der Zirkulärmuskulatur positiv. In den I- und Reperfusions-Proben kam es zu keiner nennenswerten Zunahme der COX-1-Expression.

Die Expression von COX-2 wurde im equinen Jejunum durch Anlegen der Ischämie induziert. In den K-Proben, die vor Anlegen der Ischämie entnommen wurden, konnte nur bei zwei Pferden eine schwache COX-2 positive Reaktion beobachtet werden, die möglicherweise auf interindividuelle Unterschiede der Pferde zurückzuführen ist. In der Longitudinalmuskulatur dominierten vor allem andere Zelltypen (Typ A und B) Perimdie positive Reaktion in den Ischämie-Reperfusionsgeschädigten Proben. Morphologisch sind diese positiven Zelltypen mit neutrophilen Granulozyten vergleichbar. Allerdings eignet sich die in der vorliegenden Studie gewählte Nachweismethode nicht zur genauen Klassifizierung dieser Zelltypen. Diese könnte aber für zukünftige Studien interessant sein, da möglicherweise eine Korrelation zwischen der COX-2-Expression und der Infiltration mit neutrophilen Granulozyten in der Longitudinalmuskulatur existiert und darüber hinaus im Zusammenhang mit der Beeinflussung der Darmmotilität stehen könnte. In der parallel zur von FRANZ (2013) durchgeführten Studie konnte WOGATZKI (2015) diesbezüglich eine Kontraktilitätshemmung in der Longitudinalmuskulatur nach Ischämie und Reperfusion feststellen. In Proben ungeschädigten Jejunums, Ileums und Dickdarms wurde ebenfalls eine COX-2-Expression in der Tunica muscularis beobachtet, die mit der in den I- und Reperfusions-Proben vergleichbar war. Diese Beobachtung macht deutlich, dass COX-2 vermutlich nicht nur in direkt geschädigten, sondern auch in indirekt geschädigten Darmabschnitten induziert wird.

Das gewählte immunhistochemische Nachweisverfahren eignet sich gut zur qualitativen Beurteilung der COX-Expression in der Tunica muscularis. Dadurch konnte ein Überblick und eine erste Charakterisierung der COX-1- und COX-2-Expression in der Tunica muscularis erfolgen. Die Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Studie von FRANZ (2013) bestätigt, dass diese Ergebnisse als repräsentativ eingestuft werden können.

Allerdings eignen sich zur quantitativen und semiquantitativen Beurteilung der 1 und COX-2 innerhalb der Tunica muscularis molekularbiologische Untersuchungsmethoden besser.

Sowohl beim Pferd als auch bei anderen Spezies und in anderen Darmschichten und Organ-systemen wurden diese Verfahren bereits erfolgreich eingesetzt; Western Blot: (ZIMMERMANN et al. 1998; DOMOKI et al. 1999; PORCHER et al. 2004; TOMLINSON et al. 2004; LITTLE et al.

2007b; COOK et al. 2009; MATYJASZEK et al. 2009; MARSHALL et al. 2011; FRANZ 2013), PCR:

(ZIMMERMANN et al. 1998; DOMOKI et al. 1999; HILTON et al. 2011; FRANZ 2013).

Des Weiteren könnte die Bestimmung der COX-1- und COX-2-Aktivität Hinweise darauf geben, ob die bereits in den K-Proben konstitutiv exprimierte COX-1 aktiviert ist und ob die Aktivität mit Anlegen der Ischämie steigt. Dadurch könnten möglicherweise die nur geringen Zunahmen der COX-1-Expression in ischämisch geschädigtem Jejunum begründet werden. Außerdem könnte in zukünftigen Untersuchungen überprüft werden, ob die Aktivität von COX-2 in den ungeschädigten Darmproben mit der in den I- und Reperfusions-Proben vergleichbar ist. Ferner wäre die Bestimmung der Aktivität anhand der Messung der Prostanoidkonzentration für die Beurteilung der Medikamentenwirkung von Bedeutung, da bereits in einer Untersuchung dazu

deutliche Unterschiede zwischen den eingesetzten NSAIDs beobachtet werden konnte (MARSHALL et al. 2011). In der Tunica muscularis des equinen Darms wurde bisher noch keine Aktivitätsbestimmungen anhand der Quantifizierung von endogenen Prostaglandinen durchgeführt. In der Tunica mucosa des equinen Jejunums allerdings wurde dieses bereits mit Hilfe eines ELISA-Kits untersucht (CAMPBELL u. BLIKSLAGER 2000; TOMLINSON u. BLIKSLAGER 2005).