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5.1 Methodik – Versuchaufbau

5.1.3 Methodik/histologische Auswertung

5.2.2.1 Allgemein

In den unmanipulierten K-Proben konnten sowohl in der Tunica muscularis als auch in der Tunica serosa nur vereinzelt neutrophile Granulozyten beobachtet werden. Dies war zu erwarten, da bereits in anderen Studien in der Tunica mucosa und Tunica muscularis am distalen und proximalen (LITTLE et al. 2005; VENTE 2011) und auch am mittleren (FRANZ 2013) equinen Jejunumabschnitt keine oder nur vereinzelt neutrophile Granulozyten beobachtet wurden. Im

Gegensatz dazu wurde bei Ratten bereits durch die Eröffnung der Bauchhöhle und Vorlagerung des Darms eine neutrophile Infiltration der Tunica muscularis beschrieben (KALFF et al. 1998).

In den genannten Studien (LITTLE et al. 2005; VENTE 2011 und FRANZ 2013) und in der vorliegenden Studie wurden die Proben der Darmwand sofort im Anschluss an die Eröffnung der Bauchhöhle entnommen. Da die Probenentnahme bei der Ratte in der erwähnten Studie (KALFF et al. 1998) aber erst nach einem gewissen Zeitfenster erfolgte, ist ein Vergleich der Ergebnisse, zum einen aufgrund der Tatsache dass es sich dabei um eine andere Spezies handelt und zum anderen aufgrund der unterschiedlichen Zeitspanne zwischen Eröffnung der Bauchhöhle und Probenentnahme, nur bedingt möglich. Die Entnahme weiterer makroskopisch ungeschädigter K-Proben des Jejunums nach Ischämie und Reperfusion zur Untersuchung der neutrophilen Entzündungszellinfiltration wurde bisher nur in der Studie von FRANZ (2013) beschrieben. In diesen Proben fiel auf, dass anders als in den ungeschädigten Proben vor Anlegen der ersten Ischämie, die neutrophilen Zellzahlen innerhalb der Tunica muscularis signifikant gestiegen sind (FRANZ 2013).

Die Ergebnisse von FRANZ (2013) deuten darauf hin, dass bei einer Darmstrangulation und damit einhergehend einer Ischämie mit anschließender Reperfusion, von einer Entzündungsreaktion in makroskopisch ungeschädigten Darmabschnitten ausgegangen werden könnte. Daher wurden in der vorliegenden Arbeit weitere Proben ungeschädigter Jejunum-, Ileum-, und Kolonabschnitte entnommen, um zu evaluieren ob sich die von FRANZ (2013) beobachtete Entzündungsreaktion bestätigen und weiter charakterisieren lässt. Von Interesse war zudem ob der Abstand zum geschädigten Darmabschnitt eine Rolle spielte, ob Unterschiede bezüglich der Entzündungsreaktion zwischen Jejunum, Ileum und Kolon bestehen und inwiefern sich die Entzündungsreaktion des geschädigten Jejunumabschnittes mit der in den ungeschädigten Darmabschnitten vergleichen lässt.

Der Abstand der ungeschädigten Jejunum-, Ileum- und Kolonabschnitte zum geschädigten Jejunumabschnitt war deutlich größer als der von FRANZ (2013) gewählte Abstand von einem Meter. Dieser Abstand von einem bis zwei Metern wurde bereits in diversen anderen I-Reperfusionsstudien zwischen den Proben (TOMLINSON et al. 2004; LITTLE et al. 2005, 2007b;

TOMLINSON u. BLIKSLAGER et al. 2005; MARSHALL u. BLIKSLAGER 2011) gewählt. Ziel dieser Studien war dabei, eine Vergleichbarkeit der Proben untereinander zu ermöglichen. Aber TOMLINSON et al. (2004) diskutierten bereits, dass der gewählte Abstand von einem bis zwei Metern möglicherweise zu gering ist um eine indirekte Schädigung der benachbarten Darmabschnitte zu verhindern. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie konnten zeigen, dass sich die Infiltration neutrophiler Entzündungszellen in den ungeschädigten Jejunum-Ileum- und Dickdarmabschnitten zahlenmäßig mit der der I- und IR-Proben vergleichbar ist und teilweise darüber liegt (Vergleiche Tbl.3). Der Abstand zum geschädigten Darmabschnitt scheint demnach eine untergeordnete Rolle zu spielen. Des Weiteren beschränkt sich die Entzündungsreaktion nicht nur auf das Jejunum, sondern breitet sich über das gesamte Darmkonvolut aus. Der bereits in der Studie von FRANZ (2013) geäußerte Verdacht einer panenteritischen Entzündungsreaktion scheint sich hier zu bestätigen. Auch HOPSTER-IVERSEN et al. (2011)

beobachteten eine Entzündungsreaktion im unmanipulierten equinen Kolon nach Laparotomie und ischämischer Schädigung des Jejunums.

Allerdings sind die in der vorliegenden Arbeit erzielten Ergebnisse nicht, wie bei FRANZ (2013) beschrieben mit den ungeschädigten K-Proben die vor Anlegen der experimentellen Ischämie entnommen wurden, vergleichbar da andere Darmabschnitte gewählt wuren. Dafür hätten bereits vor anlegen der Ischämie K-Proben aus den untersuchten Darmabschnitten entnommen werden müssen. Der Grund dafür, keine K-Proben der anderen Lokalisationen zu entnehmen, war die Annahme, dass es bereits durch die Probenentnahme zu einer neutrophilen neutrophilen Entzündungsreaktion gekommen wäre die dann nicht mehr in Zusammenhang mit der darauffolgenden Ischämie und Reperfusion hätte gebracht werden können. Somit kann anhand der Ergebnisse der vorliegenden Studie keine Aussage darüber getroffen werden, ob es bereits vor Anlegen der Ischämie Hinweise auf das Vorliegen einer Entzündungsreaktion gab.

Des Weiteren bleibt offen inwiefern die Infiltration neutrophiler Entzündungszellen in den nach der Reperfusion entnommenen Proben mit der in den geschädigten I-und IR-Proben vergleichbar ist. Insbesondere in Hinblick darauf, welchen Effekt die neutrophile Infiltration auf gesundes Darmgewebe besitzt. In einer Studie wurde 18 Stunden nach ischämischer Schädigung des equinen Jejunums eine K-probe in einem Meter Abstand zum geschädigten Jejunumabschnitt entnommen. In dieser Probe konnte kein Anstieg der neutrophilen Granulozten festgestellt werden (TOMLINSON et al. 2004). Möglicherweise ist der zeitliche Abstand der Probenentnahmen zur ischämischen Schädigung, welcher in der vorliegenden Arbeit nur kurz war (Probenentnahme erfolgte direkt im Anschluss an die IR-Probenentnahme), der Grund für den deutlichen Anstieg der neutrophilen Granulozyten in den Jejunum-, Ileum- und Dickdarmproben. Ob die neutrophilen Zellzahlen auch in größerem zeitlichen Abstand innerhalb der ungeschädigten Proben noch so hoch sind und ob hier mögliche Unterschiede zwischen den Lokalisationen in Bezug auf den Abstand zum geschädigten Darmabschnitt bestehen, sollte in weiteren Studien untersucht werden.

5.2.2.2 Gegenüberstellung der Neutrophilen Infiltration in der Zirkulär- und Longitudinalmuskulatur

Im Vergleich der beiden Muskelschichten der Tunica muscularis wurden in der Longitudinal-muskulatur sowohl quantitativ als auch qualitativ mehr neutrophile Granulozyten nachgewiesen als in der Zirkulärmuskulatur. Insbesondere in den IR-Proben stieg die Zahl neutrophiler Granulozyten in der Longitudinalmuskulatur signifikant (p= 0,0029) im Vergleich zur K-probe an.

Diese Ergebnisse waren zu erwarten da diese Beobachtung bereits in drei weiteren Ischämie-Reperfusionsstudien am equinen Jejunum gemacht wurde (LITTLE et al. 2005; VENTE 2011;

FRANZ 2013).

Allerdings unterscheiden sich die Ergebnisse unserer Studie von den Ergebnissen zweier anderer Studien am equinen Kolon und Jejunum. Im Kolon wurde nach mechanischer Manipulation der Tunica serosa, ein signifikanter Anstieg neutrophiler Granulozyten in der Zirkulärmuskulatur der

Tunica muscularis nachgewiesen (HOPSTER-IVERSEN et al. 2011). In der Longitudinalmuskulatur wurden hingegen keine signifikanten Zunahmen neutrophiler Granulozyten festgestellt (HOPSTER-IVERSEN et al. 2011). Im equinen Jejunum wurde ebenfalls nach manueller Manipulation, wie es routinemäßig bei Eingriffen am Jejunum üblich ist, in der Zirkulär-muskulatur der Tunica muscularis eine signifikante Zunahme neutrophiler Granulozyten beobachtet (HOPSTER-IVERSEN et al. 2014). Aufgrund der übereinstimmenden Ergebnisse der vorliegenden Studie mit den Ergebnissen der anderen Ischämie-Reperfusionsstudien, ist mög-licherweise der Unterschied zu den Ergebnissen der Studien von HOPSTER-IVERSEN et al. (2011;

2014) darin zu sehen, das die Art der Manipulation (mechanische Manipulation versus Ischämie-Reperfusion) entscheidend für die neutrophile Infiltration der Tunica muscularis zu sein scheint.

Der Darmabschnitt scheint diesbezüglich eine untergeordnete Rolle zu spielen, da sich auch in den nach der Reperfusion entnommenen Proben des ungeschädigten Jejunums, Ileums und Dickdarms die Infiltration neutrophiler Entzündungszellen auf die Longitudinalmuskulatur bezog. Die Tatsache, dass auch in den ungeschädigten Darmproben nach Ischämie und Reperfusion, neutrophile Granulozyten innerhalb der Longitudinalmuskulatur beobachtet wurden, wirft die Frage auf, ob aufgrunddessen ein Zusammenhang mit der Entwicklung eines POI nach Ischämie und Reperfusion bestehen könnte.