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Zielsetzungen von Klug & Fit

Im Dokument Weiterbildung in der ARGE (Seite 125-128)

Zur Erhebung des motorischen Leistungsniveaus der 11- bis 14jährigen Schülerinnen und Schüler in

3.2 Zielsetzungen von Klug & Fit

Die Aktion Klug & Fit wurde im Schuljahr 1994/95 gestartet und stellt eine der größten Stu-dien von motorischen Schülerleistungsvergleichen dar, die je in Österreich durchgeführt wur-de. Mit dieser Aktion sollten wesentliche Impulse zur Verbesserung der motorischen Leis-tungsfähigkeit, des subjektiven Wohlbefindens und damit der Gesundheitsförderung der öster-reichischen Jugend gesetzt werden (SOLL-Zustand).

Der Ausgangspunkt der Zielsetzungen von Klug & Fit war die Vorstellung, dass Schüler über verschiedene Testprogramme zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit angeregt werden sollen.

Von einer umfassenden Bestandsaufnahme des motorischen Leistungsniveaus (IST-Zustand) speziell der 11- bis 14jährigen Schülerinnen und Schüler in Österreich mit Hilfe einer stan-dardisierten sportmotorischen Testbatterie zur Überprüfung der wichtigsten motorischen Fä-higkeiten und Muskelfunktionen erwartete man sich bestmögliche Angaben zur körperlichen Leistungsfähigkeit der österreichischen Schuljugend in diesem Lebensabschnitt sowie auch klare Hinweise darauf, ob und in welchem Ausmaß bestehende Defizite in Bezug auf die

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torischen Grundlagen und Muskelfunktionen bestehen. Hier sind es vor allem Eltern, Schüler, Lehrer und Ärzte, die für die Problematik steigender Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Bewegungsapparates unserer Schuljugend sensibilisiert werden sollten. Als Konsequenz könnten beim Auftreten von Stärken und Schwächen in der körperlichen Leis-tungsfähigkeit konkrete Maßnahmen der Bewegungserziehung folgen. Talentsuche wie auch Gesundheitsfördermaßnahmen können und sollen sich am Ist-Stand orientieren.

Durch die österreichweit einheitliche Aufarbeitung der Daten am Institut für Sportwis-senschaften der Universität Salzburg sollten vor allem zwei Aspekte verfolgt werden. Einer-seits konnten für die Fortsetzung der Aktion im Schuljahr 1995/96 die Normwerte aktualisiert und somit auf den neuesten Stand gebracht werden. Dadurch war es möglich, die Leistungen der Schüler mit dem Durchschnittsniveau der gleichaltrigen österreichischen Jugend zu ver-gleichen. Andererseits konnten dadurch wichtige Aussagen über das motorische Leistungsni-veau und damit indirekt über den Gesundheitszustand der österreichischen Schuljugend ge-troffen werden.

Der letztgenannte Punkt ist auf bildungspolitischer Ebene von großer Bedeutung. Einerseits wird doch das Fach Leibesübungen immer öfter durch Stundenreduzierungen in seinen Mög-lichkeiten beschnitten, andererseits spielt gerade dieses Fach in der Schule eine wesentliche Rolle in der Prävention und in der Bekämpfung von muskulären Dysbalancen und in weiterer Folge von Haltungsschwächen. Die Testergebnisse sollen dementsprechend eine fundierte Grundlage für allgemeine schul- und gesundheitspolitische Maßnahmen bilden.

In diesem Zusammenhang ist das Projekt in einen weiterreichenden Kontext zu stellen, weil Klug & Fit auch eine Maßnahme für tägliches Bewegen darstellt. Den Lehrerinnen und Leh-rern wird ein Instrument gereicht, mit dem die Notwendigkeit einer zielgerichteten und lehr-plankonformen Bewegungsstunde betont wird.

Die Sicherung der Unterrichtseffektivität im Fach Leibesübungen erfordert den Einsatz von Prüfverfahren, die den jeweiligen Ausprägungsgrad eines Schülers oder der ganzen Klasse in einem wichtigen motorischen bzw. gesundheitlichen Merkmal erfassen.

Bewegung in die Schulen zu bringen zielt konkret auf Maßnahmen, die menschliche Bewe-gung als Medium des Lernens, der Erfahrung und der gesundheitlichen Entwicklung zu nut-zen. Das bedeutet, dem Bedürfnis der Schüler nach Bewegung und Spiel Rechnung zu tragen.

Es meint aber auch, ihnen in der Pause sowie vor und nach der Unterrichtszeit Gelegenheit zum Toben, Spielen, Bewegen und Entspannen zu schaffen sowie Bewegung in den regulären Unterricht zu bringen. Bewegung kann einseitige Belastungen ausgleichen und zu einem bes-seren Umgang mit dem eigenen Körper führen, kann Selbstsicherheit bewirken oder verbes-sern, Ängste abbauen helfen und individuellen Erfolg vermitteln. Gerade in der

Auseinander-Die „Klug & Fit“ Studie 125

setzung mit dem eigenen Körper und den daraus resultierenden Erfahrungen, Wahrnehmun-gen und Gefühlen liegt aus heutiger Sicht ein Schlüssel zur Gesundheitsbildung. Ein länger-fristiges Ziel ist die Sensibilisierung der Jugendlichen für die gesundheitlichen Risken einer großteils bewegungsverarmten Schul- und Freizeitgestaltung.

Neben den sportmotorischen Tests und Muskelfunktionsprüfungen, die von den Lehrern und teilweise von den Schulärzten durchgeführt wurden, waren die Schulärzte zu Screeningunter-suchungen für die Zielgruppe der sechsten Schulstufe eingeladen. Der schulärztliche Untersu-chungsbogen umfasste dabei die Anamese (Verletzungen, bevorzugte Sportarten, Beschwer-den, bisherige Erkrankungen), den Status und Bemerkungen sowie eine Beurteilung des Schü-lers. Die anthropometrischen Daten wie Körpergröße, Körpergewicht sowie die Ergebnisse der Untersuchung des Bewegungsapparates konnten in diesem Formular eingetragen werden.

Ein Ziel war hierbei die informative und frühzeitige Beurteilung des Bewegungsapparates.

Funktions- und Formstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates waren zu do-kumentieren und gemeinsam mit dem Turnlehrer war es das Ziel, eine physiologische Skelett- und Muskelentwicklung, die Gelenkreifung sowie die Haltungsformung anzusteuern.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die breitgefasste leibeserziehliche Zielvor-stellung von Klug & Fit darin lag, dass dieses Projekt als Unterrichtsmodell bzw. als eine Lehr- und Lernhilfe gesehen werden kann, welches basierend auf einer engen Zusammenar-beit zwischen Leibeserziehern, Eltern und Schulärzten eine breiten Raum für fächerübergrei-fenden bzw. themenzentrierten Unterricht geben kann. Klug & Fit zielte auch darauf ab, durch das Kennenlernen der Bedeutung und der Austestung motorischer Eigenschaften und Kon-taktherstellung zu Sportvereinen, kommerziellen Anbietern, usw. zu lebenslangem Sporttrei-ben zu animieren, sowie Bewegungsmangel und Haltungsschäden vorzubeugen (Abb. 3).

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