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Auswertung und Interpretation der Interviews

Im Dokument Weiterbildung in der ARGE (Seite 66-71)

Motivation für die Berufswahl Lehrer/in und zum Studium des Faches Bewegungs- und

2 Ziele und Inhalte des Workshops Interview

4.2 Auswertung und Interpretation der Interviews

Bei der Auswertung der Interviews waren folgende Fragestellungen handlungsleitend:

• Gemeinsame Tendenzen aller HS- und VS-Studierenden bezüglich ihrer Berufswahl

• Vergleich zwischen HS- und VS-Studierenden

• Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Studierenden

Die Arbeit mit Kindern und das pädagogische Interesse

Das Interesse und die Freude an der Arbeit mit Kindern sind bei vielen Studierenden gegeben, jedoch erwähnen weibliche Studierende doppelt so häufig ihre Freude an der Arbeit mit Kin-dern. Das Interesse am Unterrichten ist bei allen Studierenden etwa gleich hoch. Weibliche Studierende haben etwas häufiger Vorerfahrungen in der Auseinandersetzung mit Kindern durch Babysitten, Nachhilfestunden, KJ-Gruppen, Trainerin, kleinere Geschwister. Jedoch haben die Hälfte der befragten männlichen Studierenden eigene Kinder, hingegen keine der weiblichen Studierenden.

Männliche Studierende:

„..., dass ich gerne mit Kindern arbeite.“

„... habe ich totale Lust darauf und freue mich einfach auf die Kinder.“

„... und ich habe auch Spaß daran und möchte auch weitergeben...“

„Also weil Unterrichten an sich mir auch sehr viel Spaß macht.“

„..., dass wir danach den Kindern das auch wieder hinüberbringen können was wir gelernt haben...“

Weibliche Studierende:

„Ich arbeite sehr gern mit Kindern und die Arbeit mit Kindern hat mir immer sehr gut ge-fallen...“

„Ich mache gerne Dinge mit Kindern und da dachte ich mir, Lehrerin wäre etwas.“

„... und es ist positiv, dass man ihnen dabei helfen kann, dass sie danach weiter gerne in die Schule gehen und man das positiv beeinflussen kann für das spätere Schulleben.“

„... und ich selbst hatte zum Teil schlechte Lehrer und da dachte ich mir, so möchte ich nicht werden.“

„Für den Beruf muss man sicher wissen, wie man das weitergibt, weil man doch sieht, dass das nicht so einfach ist...“

Berufsentscheidung

Interessant ist, dass alle männlichen Studierenden vor Beginn des Studiums andere berufliche Vorerfahrungen gemacht haben, sei es andere Studienrichtungen (abgeschlossene und abge-brochene) oder handwerkliche Berufe, die sogar eine Studienberechtigungsprüfung erforder-ten.

„Ich suchte eine neue Herausforderung und einen sinnvollen Beruf. Das war eigentlich die Hauptmotivation, dass ich die PädAk besuche.“(VS männlich)

Motivation für die Berufswahl 65

Von den befragten weiblichen Studierenden haben nur zwei zuvor gearbeitet bzw. etwas an-deres studiert und dann abgebrochen.

2/3 der Studierenden hat die Entscheidung Lehrer/in zu werden langfristig getroffen. Die Ent-scheidung für den Studienort Feldkirch ist bei allen eindeutig die Wohnortnähe und damit großteils auch die Finanzierbarkeit des Studiums. Das geringe Einkommen als Junglehrer/in wird nur von einem Studenten und einer Studentin als Nachteil bei ihrer Entscheidung ge-nannt, der aber nicht ausschlaggebend war.

Die Freizeit wird bei den Studierenden durchwegs als positiv bei ihrer Entscheidung gesehen.

Einerseits die freie Arbeitseinteilung der Hälfte der Arbeitsstunden, andererseits aber auch die Ferienregelung. Die drei männlichen VS-Studierenden sind bereits Väter und erwähnen posi-tiv, dass sie die Ferien mit ihren Kindern teilen können. Dieses Argument erwähnt nur eine Studentin, wenn sie in Zukunft einmal Kinder haben sollte.

Für männliche Studierende scheint die Möglichkeit, ihren Hobbys mehr nachgehen zu können sehr verlockend. Ein Student nimmt sogar den niedrigen Gehalt für die umfangreichen Ferien in Kauf und für einen anderen ist es ein Problem, dass er als Lehrer viel zu Hause sein kann, während seine Partnerin den ganzen Tag arbeiten muss. Nur eine Studentin stellt explizit fest, dass der Lehrberuf genauso viel Zeitaufwand erfordert, wie jeder andere Beruf.

Als klaren Vorteil gegenüber anderen Berufen erwähnen besonders die männlichen Studie-renden, dass man selbständig, kreativ und unabhängig arbeiten kann, dass diese Arbeit sehr abwechslungsreich ist und niemand ‚dreinredet’ und man einen Teil der Arbeit selbständig einteilen kann.

Bei drei Studentinnen war für die Berufsentscheidung mitausschlaggebend, dass sie selbst einmal Kinder möchten und ihnen der Lehrberuf eine gute Möglichkeit der Teilbeschäftigung bietet.

Als Schlüsselerlebnisse für die Berufsentscheidung werden Beratungsgespräche mit Freun-den, ehemaligen Lehrer/innen, die Einführungswoche, Schnuppertage an einer VS, Ferialjobs mit Kindern, aber auch selbst erlebte schlechte Lehrer/innen verknüpft mit dem Wunsch es besser zu machen (in drei Fällen).

„Ich kann mich an ein Schlüsselerlebnis erinnern und zwar war das im Dienst. Da bin ich auf der Straße gestanden und habe auf jemanden gewartet und dann ist ein Volksschulleh-rer mit einer Schulklasse gekommen und plötzlich sagt er: „Kinder still! Hört ihr den Vo-gel? Was ist das für ein VoVo-gel?“ Das hat mir so imponiert und das ist mir in Erinnerung geblieben.“ (VS männlich)

„Ja kann ich und zwar habe ich auf einer Baustelle gearbeitet, ich war Polier, da habe ich eine Baustelle geführt neben einem Schulhof in Lustenau. Und in der Pause sind alle

Kin-66 Veronika Feurstein-Zerlauth/ Thomas Rotkopf

der herausgerannt und es gab ein Geschrei und da hat sich ganz stark der Wunsch in mir verhaftet, dass ich eigentlich lieber dort drüben bei den Kindern wäre als hier auf der Baustelle.“ (VS männlich)

„Und als ich dann Buchhändlerin war, da habe ich mit Erwachsenen gearbeitet und da hat mir einfach eine Spur Ehrlichkeit gefehlt, weil man mit dem Kunden, wie soll ich sagen (lacht) immer nett sein muss, obwohl sie einen blöd anreden.“ (VS weiblich)

HS-Studierende wurden noch nach ihrer Fächerwahl befragt. Bei den männlichen Studieren-den steht eindeutig das Fach Bewegungs- und Sporterziehung im Vordergrund und zwei hät-ten bei freier Fächerwahl sich für ein anderes Fach als das von ihnen gewählte Hauptfach ent-schieden. Die weiblichen Studierenden hätten sich bei freier Wahl für dieselben Fächerkom-binationen entschieden, wobei ebenfalls bei zwei Studentinnen das Fach Bewegungs- und Sporterziehung im Vordergrund zu stehen scheint.

Selbstbild

In ihrer Selbsteinschätzung sind die Studierenden ziemlich überzeugt von sich, dass sie gut mit Kindern umgehen und sie motivieren können, dass sie kreativ, kontaktfreudig einfühlsam und geduldig sind und Dinge gut vermitteln können. Ein Student ist sogar der Meinung, dass ihm seine bisherige Lebenserfahrung, seine körperliche Statur und Vitalität für diesen Beruf nützlich sind.

Problemfelder

Als Schwierigkeiten sehen die Studierenden vor allem den Umgang mit verhaltensauffälligen Jugendlichen. Einige erwarten, dass der Lehrberuf in den ersten Jahren sehr anstrengend sein kann und dass sie eventuell als sehr junge Lehrer/innen im Auftreten gegenüber Eltern die schon älter sind, Probleme haben könnten. Eine Studentin erwähnt als Problem den schlechten Stand der Lehrer/innen in der Gesellschaft.

Als völlig unproblematisch sehen die Studierenden ihre Anstellungschancen.

Das Fach Bewegungs- und Sporterziehung in der VS

Die VS-Studierenden bekunden ein allgemeines Interesse an Sport und Bewegung und schät-zen sich dafür auch als geeignet ein. Nur eine Studentin bezeichnet sich selbst als ‚nicht sport-lich’. Eine andere Studentin hingegen als sehr sportlich. Von der Ausbildung in diesem Be-reich erwarten sie sich, dass sie viele Sportarten kennen lernen und vor allem, dass sie lernen, wie man Kindern etwas beibringt. Ebenso sind sie an der motorischen Entwicklung von Kin-dern interessiert, damit sie nichts falsch machen. Ein Student erhofft sich auch, selbst wieder

‚fitter’ zu werden.

Motivation für die Berufswahl 67

Das Fach Bewegungs- und Sporterziehung in der HS

Das große Interesse am Sport und das Betreiben von Sport in Verein und Freizeit sind sicher die Hauptbeweggründe für die Wahl dieses Faches. Alle befragten Studierenden sind von ih-rer Eignung für dieses Fach durch ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Sport überzeugt.

Was sie in der Ausbildung lernen wollen ist in erster Linie die Sportdidaktik und –methodik.

Ebenso sind sie interessiert, neben ihrer Spezialsportart noch viele andere Sportarten kennen zu lernen.

„..., dass man mir erklärt, wie (unv.) ich den Schülern beibringen kann und dass ich genau weiß, was man üben muss und dass man auch weiß, wie man im Sportunterricht Hilfe ge-ben muss, z.B. Gerätturnen ...“

„..., dass ich einmal Einblick in alle Sportarten bekomme, auch Sportarten, die ich eigent-lich noch nie gemacht habe.“

5 Zusammenfassung

Ein allgemeines Profil des Studienanfängers/der Studienanfängerin der PA Feldkirch auf Ba-sis der Interviews ergibt folgendes Bild: Die Studierenden haben ein hohes Interesse an der pädagogischen Arbeit mit Kindern. Sie bringen dafür auch vielfältige Vorerfahrungen mit und sind überzeugt, für diesen Beruf besonders geeignet zu sein. Ihre Entscheidung, Lehrer/in zu werden haben sie sich lange überlegt und sie sind sich auch der Probleme im Umgang mit den Kindern und deren Eltern bewusst. Mitentscheidend für ihre Berufswahl sind die Freihei-ten im Lehrberuf, sowie die Freizeit und ihre Einteilung. Für Frauen scheint der Aspekt der Teilzeitbeschäftigung im Lehrberuf im Hinblick auf eine eigene Familie sehr attraktiv zu sein.

Die befragten Männer sind älter und haben schon völlig andere Berufe ausgeübt, bevor sie sich entschieden haben, Lehrer zu werden.

VS-Studierende sind eher durchschnittlich sportlich, aber besonders an der Didaktik und Me-thodik interessiert. HS-Studierende, die das Fach Bewegungs- und Sporterziehung gewählt haben, sehen darin eindeutig ihre Priorität und würden bei freier Fächerwahl eher ein anderes, als das von ihnen gewählte Hauptfach studieren. Sie sind durch ihre persönlichen sportlichen Erfahrungen stark geprägt und ebenso an der Didaktik und Methodik verschiedenster Sportar-ten interessiert.

Literatur

Baillod, J. & Moor, R. (1997). In Bewegung. Schriftenreihe der ESSM, Nr. 70. Magglingen:

ESSM

Balz, E. (1997). Zur Entwicklung der sportwissenschaftlichen Unterrichtsforschung in West-deutschland. Sportwissenschaft, 27, S. 249-267.

Bortz, J.& Döring, N. (1995). Forschungsmethoden und Evaluation. (2. vollst. überarbeitete und aktualisierte Aufl.).Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag

68 Veronika Feurstein-Zerlauth/ Thomas Rotkopf

Flick, U. (2002). Qualitative Sozialforschung. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Scheid, V. & Wegner, M. (2001). Forschungsmethodologie in der Sportpädagogik. In Haag, H. & Hummel, A. (Hrsg.), Handbuch Sportpädagogik. Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport, Bd. 133. Schorndorf: Verlag Hofmann. S. 105-137.

Terhart, E. (1997). Entwicklung und Situation des qualitativen Forschungsansatzes in der Er-ziehungswissenschaft. In B. Friebertshäuser & A. Prengel. (Hrsg.), Handbuch qualitative For-schungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim: Juventa. S. 27-42

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Johannes Mayr

Im Dokument Weiterbildung in der ARGE (Seite 66-71)