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Ausgewählte empirische Befunde

Im Dokument Weiterbildung in der ARGE (Seite 78-83)

Der „Fachwahl-Fragebogen“ (FWF)

3 Ausgewählte empirische Befunde

3.1 Stichprobe

Im Zuge der Fortbildungs-Reihe „Wissenschaftliches Forschen und Arbeiten in der Bewe-gungserziehung“ fielen Daten an, die eine erste empirische Analyse des FWF erlauben.

Die Stichprobe besteht aus 203 StudentInnen unterschiedlicher Semester aus sechs Pädagogi-schen Akademien. Das Geschlechtsverhältnis entspricht mit 62% weiblichen Personen der Population in der Hauptschullehrerausbildung an den Pädagogischen Akademien. Auch die

„Erstfächer“ (Deutsch, Englisch oder Mathematik) der Probanden stimmen gut mit der übli-chen Verteilung überein, bei den „Zweitfächern“ dominiert jedoch mit 59 % klar das Fach Leibeserziehung. Die restlichen Befragten verteilen sich auf zehn weitere Fächer mit Anteilen zwischen 2 und 9%.

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Die Datenerhebung erfolgte mit der Papier-und-Bleistift-Version des FWF. Die Studierenden wurden gebeten, ihr Erstfach (Fach A) mit ihrem Zweitfach (Fach B) zu vergleichen. Zusätz-lich wurde gefragt, wie zufrieden sie mit der Wahl jedes ihrer beiden Fächer sind. Die Ant-wort erfolgte auf einer fünfstufigen, von „nicht zufrieden“ bis „sehr zufrieden“ reichenden Ratingskala.

Auf Grund des deutlichen Überwiegens von Leibeserzieherinnen und –erziehern in der Stich-probe und der Vorgabe, bereits gewählte (statt ins Auge gefasste) Fächer miteinander zu ver-gleichen, kann von diesen Daten nur mit großer Vorsicht auf die Verhältnisse bei Maturantin-nen und Maturanten geschlossen werden, für die der Fragebogen primär konzipiert ist. Au-ßerdem führen die deutliche Bevorzugung des Zweitfaches gegenüber dem Erstfach durch die angehenden Leibeserzieher (siehe Abschnitt 3.3) und die Instruktion, den neutralen Skalen-wert möglichst zu vermeiden, bei vielen Items zu stark anormalen Antwortverteilungen. Es werden deshalb im Folgenden nur einige Ergebnisse aus der Fragebogenanalyse vorgestellt, die statistisch vertretbar und inhaltlich interessant sein dürften.

3.2 Befunde zur Qualität der Skalen

Fragebogenkonstruktionen zielen darauf ab, untereinander möglichst nicht korrelierende Ska-len zu schaffen. Tabelle 2 enthält die entsprechenden Interkorrelationen für die SkaSka-len aus beiden Teilen des FWF. Sowohl bezogen auf das relative Urteil als auch bezogen auf das Ab-soluturteil fällt die Analyse befriedigend aus, lediglich zwischen dem fachlichen Interesse und der Attraktivität als Unterrichtsfach – also den beiden auf intrinsische Motive abzielenden Skalen – besteht eine nennenswerte Korrelation.

Als Hinweis auf die Validität der Skalen lassen sich die Korrelationen anführen, die zwischen den Skalenwerten und der Zufriedenheit mit der Fachwahl bestehen. Tabelle 3 gibt diese Kor-relationen wieder. Die Ergebnisse stimmen hinsichtlich der Relativurteile und der Absolutur-teile insofern überein, als jeweils das fachliche Interesse die höchste Korrelation mit der Zu-friedenheit aufweist. Das konvergiert mit bisherigen Befunden (vgl. z.B. Lewin, 1992), die dem fachspezifischen Interesse zusammen mit anderen Selbstrealisierungsmotiven eine grö-ßere Bedeutung für die Studienwahl zuschreiben als wirtschaftlich-existenziellen Motiven (wie sie im FWF in der Skala „Zusatz-Nutzen des Fachstudiums“ angesprochen werden).

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Tabelle 2: Skalen-Interkorrelation im FWF

(1) (2) (3) (4)

(1) Fachliches Interesse ,40** ,19** ,02

(2) Attraktivität als Unterrichtsfach ,37** ,18* ,11 (3) Zusatz-Nutzen des Fachstudiums ,20** ,15* -,04 (4) Fachliche Kompetenz ,17* ,16* ,10

N=196-202; Spearman-Rho, * < .05, ** < .01 (zweiseitig)

Oberes Dreieck: Korrelationen zwischen den Skalen zur relativen Einschätzungen von Fach A und Fach B

Unteres Dreieck: Korrelationen zwischen den Skalen zur absoluten Einschätzungen der Fächer A und B (gemittelte Korrelationen)

Tabelle 3: Zusammenhänge zwischen den Skalen des FWF und der Zufriedenheit mit der Fächerwahl

Absolute Zufriedenheit Relative Zufriedenheit mit der Wahl von Fach A … Fach B … Fach B

(1) Fachliches Interesse ,41** ,42** ,35**

(2) Attraktivität als Unterrichtsfach ,35** ,23** ,28**

(3) Zusatz-Nutzen des Fachstudiums ,25** ,16** ,30**

(4) Fachliche Kompetenz ,21** ,28** ,33**

N=195-203; Spearman-Rho, ** p < .01 (einseitig)

Anmerkung. Die Werte für die Skalen (1) bis (4) wurden im Hinblick auf die absolu-te Zufriedenheit anhand der Einschätzungen im zweiabsolu-ten Teil des FWF und im Hin-blick auf die relative Zufriedenheit anhand der Einschätzungen im ersten Teil des FWF ermittelt.

3.3 Befunde zum Fach „Leibeserziehung“

Da die Datengewinnung im Rahmen einer Veranstaltung für Lehrkräfte aus der Fachwissen-schaft und/oder der Fachdidaktik Leibeserziehung stattfand, wurde diesem Fach naturgemäß besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Das markanteste Ergebnis lässt sich so

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sen: Angehende Leibeserzieher halten dieses Fach im Vergleich zu ihrem Erstfach (also Deutsch, Englisch oder Mathematik) hinsichtlich aller vier erfassten Bereiche für attraktiver.

Diese Aussage lässt sich anhand der auf Absoluteinschätzungen gerichteten Skalen im zwei-ten Teil des FWF mit hoher statistischer Signifikanz nachweisen (geprüft mit Wilcoxon-Test).

Besonders plastisch wird diese Bevorzugung jedoch im direkten Vergleich von Erst- und Zweitfach erkennbar: 97% erleben sich selbst in Leibeserziehung als kompetenter als im Erst-fach, ebenso viele würden sich lieber in diesem Fach konkret betätigen als in ihrem ErstErst-fach, und 92% berichten, dass die Beschäftigung mit diesem Fach eher als die mit dem Erstfach ih-re Stimmung hebt. Dieselbe positive Einstellung vermuten fast alle Befragten auch bei den Schülerinnen und Schülern: 97% haben den Eindruck, dass Leibeserziehung bei diesen besser ankommt als Deutsch, Englisch oder Mathematik.

Eine gewisse Skepsis zeichnet sich nur bei der Bedeutung ab, die das Fach Leibeserziehung für das spätere Leben der Schüler hat: Nur 38% plädieren bei dieser Frage für die Leibeser-ziehung gegenüber 43% für das betreffende Erstfach. Und auch bezüglich der Verwertbarkeit des Sportstudiums für andere berufliche Tätigkeiten sind es nur 50%, die in dieser Hinsicht die Leibeserziehung favorisieren.

Zusammenfassend lässt sich vermuten, dass es vor allem die Freude am konkreten Sporttrei-ben ist, die für die Wahl des Lehramtsfaches Leibeserziehung den Ausschlag gibt.

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80 Johannes Mayr

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1) Die Datenbasis für die empirische Analyse des Verfahrens wurde von den genannten Pro-jektmitarbeitern sowie von Irene Stremitzer (PA des Bundes in Wien), Rudolf Hornsteiner (PA des Bundes in Innsbruck) und Ute Zauner (PA des Bundes in Linz) bereitgestellt. Durch kritische Rückmeldungen und Anregungen waren auch Christian Bergmann und Ferdinand Eder (beide Universität Linz), Simone Jörin (Universität Zürich) und Birgit Nieskens (Uni-versität Lüneburg) an der Verfahrensentwicklung beteiligt.

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Johannes Mayr

Persönlichkeitsfragebögen in der Lehrerforschung

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