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Das SPA - Screening psychischer Arbeitsbelastungen - dient der Analyse und Bewertung arbeitsbedingter psychischer Belastungen im Rahmen von Gefähr­

dungsanalysen gem. Arbeitsschutzgesetz von 1996.

Die Online-Version unterstützt die Analyse der psychischen Belastungen, die sich aus der Arbeitssituation selbst ergeben. Dieses Vorgehen ist analog der im § 5 des Arbeitsschutzgesetzes geforderten "Beurteilung der Arbeitsbedin­

gungen" durch den Arbeitgeber oder von ihm beauftragter Sachkundiger. Es ist mit dem SPA-S nicht angestrebt, die erlebte Beanspruchung1 der Beschäf­

tigten an den zu analysierenden Arbeitsplätzen zu erheben. Insofern folgt das SPA-S dem Konzept, aus der Art und dem Ausmaß von arbeitsbezogenen psychischen Belastungen das Risiko individueller Beanspruchung abzu­

schätzen.

Die Analyse und Bewertung der tatsächlichen psychischen Beanspruchung erfolgt mit Hilfe anderer SPA - Verfahrensteile, die Arbeitspsychologen oder speziell geschulten arbeitswissenschaftlichen Experten vorbehalten sind. Die Bewertung des Risikos / des Ausmaßes an psychischen Belastungen anhand der Ergebnisse des SPA-S wird durch die Verfahrensautoren vorgenommen und dem Anwender elektronisch zurückgemeldet.

Das bedingungsbezogene Verfahren SPA-S ist für den externen arbeits­

wissenschaftlich geschulten Beurteiler konzipiert. Die zu beurteilenden Merkmale bilden das Analyseraster. Sie beziehen sich auf die Bereiche Entscheidungsspielraum (ESPR), Komplexität/Variabilität (KV), Qualifika­

tionserfordernisse (QU), Risikobehaftete Arbeitssituationen/besondere Anforderungen an die Handlungszuverlässigkeit (RA) und Belastende Ausführungsbedingungen (BA).

1 Die EN ISO 10075-1 "Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung - Teil 1:

Allgemeines und Begriffe" definiert Psychische Belastung als "Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken". Psychische Beanspruchung wird hingegen definiert als "Die unmittelbare (nicht die langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien."

Durchführungshinweise

Die Anwendung des SPA-Verfahrens setzt voraus, dass der Untersucher wenigstens prinzipielle Vorstellungen über den Arbeitsinhalt der Arbeits­

tätigkeiten besitzt, die an den zu analysierenden Arbeitsplätzen ausgeübt werden. Entscheidend sind Kenntnisse über Auftragsziele, über Arbeitsmittel und Arbeitsverfahren sowie über geforderte formale Qualifikationsvoraus­

setzungen. Darüber hinaus sollte der Untersucher auch abschätzen können, wie sich die zu analysierenden Arbeitsaufgaben in die komplexe Hauptaufgabe (das „Kerngeschäft“) der Organisation einordnen und welche allgemeinen organisationalen Ziele verfolgt werden.

Zur Ermittlung dieser Fakten eignen sich vor allem

Gespräche mit Vertretern des Managements und der Personalabteilungen,

Auswertungen von Dokumenten zur Aufbau- und Ablauforganisation, innerbetriebliche Vereinbarungen, Stellenbeschreibungen, Prospekt­

material u.ä.,

Betriebsbegehungen.

Auf der Basis dieser Kenntnisse muss der Untersucher ein informatorisches Gespräch mit den betroffenen Beschäftigten führen.

Inhalte dieses Gesprächs sind

Anlass und Ziele der Belastungsanalysen,

erwartete Mitwirkung der Beschäftigten.

Ziel ist die Schaffung eines vertrauensvollen Verhältnisses zwischen dem Unter­

sucher und den Beschäftigten, die an den zu analysierenden Arbeitsplätzen tätig sind, denn von deren vorurteilsfreien Mitwirkung hängt der Erfolg der Analysen ab.

Entsprechend dem Screening-Ansatz wurden die Items des SPA-S dichotomisiert und auf ein Minimum reduziert. Daraus ergeben sich erhöhte Anforderungen an den Untersucher. Bei den 37 Items muss er sich jeweils für eine von zwei Aus-sagen entscheiden. Zwischenstufen oder Weder-noch-Einstufungen sind nicht zulässig.

In Ausnahmefällen - z.B. wenn der Beschäftigte eine Tätigkeit ausübt, die aus mehreren, relativ unabhängigen Teiltätigkeiten besteht - kann daraus resul­

tieren, dass die Entscheidung nicht eindeutig zu treffen ist. Der Untersucher sollte sich dann für jene Aussage entscheiden, die die zeitlich überwiegende Arbeitssituation charakterisiert.

Das folgende konkrete Vorgehen wird vorgeschlagen:

In Vorbereitung auf die Erhebung wird ausgehend von den SPA-S-Items und unter Nutzung der aus betrieblichen Unterlagen und von Vertretern des Managements erhaltenen Informationen ein Beobachtungsprotokollschema erarbeitet. Dabei geht es um die Operationalisierung der SPA-S-Items in beobachtbare, bei der untersuchten Tätigkeit erwartete Sachverhalte.

Zu Beginn der Erhebung sollte in einem Gespräch mit dem Beschäftigten zunächst nochmals Sinn und Zweck der Untersuchung sowie das konkrete methodische Vorgehen erläutert werden. Der Schwerpunkt sollte auf der

Klärung möglicher Teiltätigkeiten und Besonderheiten bzgl. der Arbeitssituation im Vergleich zu einem „normalen“ Arbeitstag liegen.

Weiterhin sind auch Modalitäten zu besprechen, wie der Untersucher während der Tätigkeitsbeobachtung Fragen stellen und Erläuterungen vom Beschäftigten erhalten kann ohne den Tätigkeitsvollzug wesentlich zu stören.

Im Ergebnis der Beobachtungen sollte der Untersucher eine vorläufige Beant­

wortung der SPA-S-Items vornehmen. Im Anschluss an die Beobachtungen führt der Untersucher mit den Beschäftigten ein strukturiertes Interview durch.

Grundlage für den Interviewleitfaden bilden wiederum die SPA-S-Items. Ohne Suggestivfragen zu stellen, sollte der Untersucher immer dann differenzierter nachfragen, wenn die Antworten des Beschäftigten von seinen durch die Beobachtungen gebildeten Urteilen abweichen. In diesem Sinne trägt die

Kombination von Beobachtung und Interview zur Gewährleistung valider SPA-S-Einstufungen bei.

Glossar

Arbeitsgegenstand

Arbeitsgegenstand sind objektive Materialien und auch Personen, die durch Arbeit verändert werden. Bei vorwiegend geistiger Arbeit sind A. materiali­

sierte Formen von Gedanken (Schriftstücke, Zeichnungen, Software). Bei Humandienstleistungen sind A. im übertragenen Sinne zu pflegende, zu beratende, zu beschulende usw. Individuen.

Arbeitsinhalt

In der Arbeitspsychologie gebräuchlicher Oberbegriff für die bei Arbeitspro­

zessen vom arbeitenden Individuum geforderten Wahrnehmungs-, Denk-, Gedächtnis- und Entscheidungsprozesse sowie motorischen Aktivitäten.

Arbeitsmittel

Mit Arbeitsmitteln wirkt das arbeitende Individuum auf Arbeitsgegenstände ein und verändert sie. Zu A. gehören Werkzeuge, Geräte, Instrumente, Vorrichtungen, Maschinen, Anlagen, Computer, Transportmittel.

Ausführung, parallele

Parallele Ausführung meint, dass mehrere Aufgaben gleichzeitig oder im kurzfristigen Wechsel ausgeführt werden, wobei jede Aufgabe der Aufmerk­

samkeitszuwendung bedarf.

Belastungen, psychische

Lt. EN ISO 10075-1: "Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken."

Sie resultieren aus den Arbeitsaufgaben (Komplexität, Schwierigkeit, Ent­

scheidungsspielraum, erforderliche Kooperation und Kommunikation), den bei der Aufgabenerfüllung existierenden organisationalen, sozialen, zeitli­

chen (Arbeitszeitregime, Pausenregelungen, Zeitdruck) und Umgebungs­

bedingungen (Lärm, Beleuchtung, Klima, Vibration, Strahlungen).

Berufsausbildung, abgeschlossene

Als abgeschlossene Berufsausbildungen gelten eine erfolgreich beendete Lehre in einem anerkannten Ausbildungsberuf sowie ein erfolgreich been­

detes Fachhochschul- oder Hochschulstudium.

dekodieren

D. bezeichnet den spezifischen geistigen Prozess der Zuordnung von Bedeu­

tungen zu wahrgenommenen Sachverhalten eines Individuums. Typisches Beispiel für eine Dekodierungsleistung ist die Feststellung der Bedeutung von Verkehrszeichen durch die Autofahrer.

Emotion / emotional

Emotionen sind angenehme oder unangenehme Gefühle. Folglich entspricht dem Adjektiv emotional der Begriff gefühlsmäßig.

Entscheidungsspielraum

Entscheidungsspielraum bezieht sich auf die Möglichkeit des Beschäftigten, auf den Arbeitsprozess (z. B. Abfolge der Arbeitsschritte, Pausen) Einfluss zu nehmen.

Fehlbelastungen

F. sind Belastungen, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu irreversiblen Schäden führen können. F. liegen dann vor, wenn in der nach der Arbeit folgenden Ruhe- und Erholungsphase die beanspruchten

Leistungsvoraussetzungen nicht wieder hergestellt werden können.

Item

Als Item bezeichnet man in der Psychologie die Fragen eines standardisierten Fragebogens.

kognitiv

Mit dem Begriff kognitiv bezeichnet man die im Gehirn ablaufenden Informa­

tionsverarbeitungsprozesse. Kognitive Prozesse sind alle Denk-, Gedächtnis-, Entscheidungs- und Erkenntnisprozesse.

Kommunikation, aufgabengebundene

Aufgabengebundene Kommunikation ist die Notwendigkeit, sich mit Kolle­

gen, Vorgesetzten, Kunden, Klienten zu verständigen, um die Arbeitsaufgabe forderungsgerecht erfüllen zu können.

Komplexität

Komplexität beschreibt das Ausmaß unterschiedlicher geistiger und körper­

licher Handlungen zur Erfüllung der Arbeitsaufgaben (s. Variabilität).

Qualifikationserfordernisse

Qualifikationserfordernisse beziehen sich sowohl auf die formalen Qualifi­

kationen am zu untersuchenden Arbeitsplatz als auch auf die aus veränderten Arbeitsprozessen entstehenden Lernerfordernisse (Neu- und Umlernen).

Screening

S., engl.: durchsieben. Unter einem Screeningverfahren versteht man in der Psychologie eine zeitsparende Methode, mit der Situationen, Personen bzw.

Zustände von Personen zunächst grob klassifiziert, "gesiebt" werden können, um z. B. behandlungsbedürftige oder nicht akzeptable Fälle herauszufinden.

Zur genaueren Charakterisierung von Situationen, für exakte Diagnosen und für die Bestimmung von Interventionen müssen dann "feinere" Analysemetho­

den eingesetzt werden. S. sind also vor allem rationell, wenn routinemäßig Kontrollen oder Verdachtsprüfungen vorgenommen werden sollen.

Variabilität

Variabilität beschreibt hier die Häufigkeit des Wechsels (Vielfalt) zwischen unterschiedlichen Aufgaben, Methoden usw. (s. Komplexität).