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Stichprobe 4 – Beschäftigte in einem Zeitarbeitsunterneh

1. Erhebung 2. Erhebung Signifikanz

4.4 Stichprobe 4 – Beschäftigte in einem Zeitarbeitsunterneh

men

Zeit- oder Leiharbeit ist gekennzeichnet durch ein Dreiecksverhältnis zwischen der Zeitarbeitsfirma (Verleiher), deren Mitarbeitern (Zeitarbeiter) und der Kundenfirma (Entleiher). Eine arbeitsvertragliche Regelung besteht zwischen der Verleihfirma und dem Leiharbeitnehmer; zwischen der Verleih- und der Entleihfirma regelt der Arbeit­

nehmerüberlassungsvertrag die Beziehungen. Die Fürsorgepflicht innerhalb des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes obliegt der Verleih- und der Entleih­

firma gemeinsam, wobei zu den Pflichten des Entleihers die konkrete Ausgestaltung des Arbeitsschutzes im Unternehmen gehört.

Die gewerbliche Zeitarbeit verzeichnet trotz des noch immer geringen Anteils in Deutschland (2001: 1,3% der Erwerbstätigen) eine erhebliche Dynamik: Seit den frühen 70er Jahren beträgt der durchschnittliche jährliche Zuwachs um 11% (Kvas­

nicka & Werwatz, 2003). Mit der Umsetzung des Hartz-Konzepts steht im Mittelpunkt gesetzlicher Neuregelungen (seit Januar 2003) die Zeitarbeit; es werden flächendek­

kend in allen Arbeitsamtsbezirken PersonalServiceAgenturen eingerichtet, die Be­

schäftigungslosen eine Kombination aus Vermittlung (als Leiharbeitnehmer), Coa­

ching und Qualifizierung anbieten (Schickler, 2003). Damit sowie mit der Novellie­

rung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (u.a. Regelung des Equal Pay Prinzips für Leiharbeiter) wird die Zeitarbeit einen höheren Stellenwert gewinnen als sie der-zeit besitzt; Leiharbeit wird „aus der Schmuddelecke“ geholt (Andres, 2003).

Soziodemografische Daten für Leiharbeiter im Zeitraum 1991-1995 (nur Bundesge­

biet West) berichten Kvasnicka und Werwatz (2003, Ergebnisse der IAB-Beschäf­

tigtenstichprobe):

� Leiharbeit wird vorzugsweise von männlichen Beschäftigten geleistet (ca. 75%),

� Leiharbeiter sind durchschnittlich jünger (32,8 Jahre) als sonstige Erwerbstätige,

� Der Anteil von Leiharbeitern ohne Berufsausbildung ist mit 28,2% deutlich höher als in der sonstigen Erwerbsbevölkerung (19,7%),

� Mehr als 1/3 der Leiharbeiter (34,2%) war vor dem Zeitarbeitsverhältnis er­

werbslos.

Aussagen zu psychischen Belastungen – ermittelt mit Hilfe des SynBA - in und durch Leiharbeit finden sich bei Wieland, Grüne, Schmitz & Roth (2001). Im Vergleich zu fixen Arbeitsplätzen ermittelten die Autoren höhere Belastungen, jedoch waren

„neue“ Arbeitsformen wie Telearbeit und Arbeit in Call Centern mit höheren psychi­

schen Belastungen verbunden als die Leiharbeit. Die globale Kategorie „Leiharbeit“

erweist sich als sehr vielfältig bezüglich der Tätigkeiten und geforderten beruflichen Qualifikationen, demzufolge sollten auch die arbeitsbezogenen psychischen Bela­

stungen nicht allein durch das Merkmal „Leiharbeit“, sondern auch und vor allem durch die Arbeitsaufgaben geprägt sein. So fanden Wieland et al. statistisch signifi­

kante Unterschiede des Ausmaßes psychischer Belastungen zwischen verschiede­

nen Tätigkeitskategorien (Hilfstätigkeiten, gewerblichen Facharbeitertätigkeiten, kaufmännischen sowie technischen Tätigkeiten) innerhalb der Zeitarbeit: Hilfstätig­

keiten weisen die höchsten, technische Tätigkeiten die geringsten arbeitsbedingten psychischen Belastungen aus. Die Qualifizierungspotentiale zeigen eine entgegen gesetzte Differenzierung: Sie sind am geringsten ausgeprägt bei Hilfstätigkeiten, am höchsten bei technischen Tätigkeiten.

Diese Ergebnisse belegen nachdrücklich den dominanten Einfluss der Arbeitsinhalte auf die Entstehung psychischer Belastungen.

Nichtsdestotrotz sind mit den allgemeinen Rahmenbedingungen der Zeitarbeit Bela­

stungsrisiken verbunden: „….Auf die Zeitarbeitskraft wirkt belastend, dass es sich oft nicht um Wunscharbeitsplätze handelt, da sie zum Beispiel durch negative Um­

welteinflüsse, starke körperliche Belastung und Schmutz gekennzeichnet sind.1 Außerdem führen ständig wechselnde Einsätze und das Fehlen von Erfolgserlebnis­

sen bei Zeitarbeitnehmern, die vor Abschluss einer Aufgabe oder eines Projektes oft die Firma verlassen, zu negativer Beanspruchung….“ (Wieland et al. 2001, S. 101).

Aus unserer Sicht ist zu ergänzen, dass die inhaltliche und soziale Einbindung der Zeitarbeitnehmer in die Entleihfirma als problematisch vermutet werden kann, insbe­

sondere dann, wenn eine kurze Verleihdauer (einige Wochen) gegeben ist.

4.4.1 Untersuchungsfeld

Die Datenerhebung in einer gewerblichen Zeitarbeitsfirma mit Sitz in Hamburg und einer Niederlassung in Cottbus wurde im Zeitraum Oktober 2002 bis März 2003 durchgeführt. Die Angaben zum Verleihunternehmen wurden in Interviews mit dem Regionalverantwortlichen für die Region Cottbus sowie dem Sicherheitsbeauftragten des Unternehmens erhoben.

Das Leiharbeitsunternehmen vermittelt in den Geschäftsfeldern Industrie/Technik (metallverarbeitende und elektronische Industrie und Handwerk, Energiewirtschaft), Office Management und Medizin/Pflege. Es beschäftigt ca. 150 Mitarbeiter. Das Unternehmen wurde 1992 durch den Zusammenschluss eines Personaldienstleisters und einer Zeitarbeitsfirma gegründet. Gegenwärtig lässt sich das Hauptgeschäft durch 98% Arbeitnehmerüberlassung und 1% Personalvermittlung charakterisieren.

Die durchschnittliche Zugehörigkeit der Beschäftigten zum Leiharbeitsunternehmen beträgt 2 Jahre, die durchschnittliche Verleihdauer an Fremdunternehmen beträgt 8 Wochen. Die Mitarbeiter erhalten 25 Tage Urlaub, unterliegen einem Haustarif des Leiharbeitsunternehmens und sind verpflichtet, in jedem Unternehmen tätig zu wer-den, mit dem ein Überlassungsvertrag zustande kommt. Die Beschäftigten nehmen regelmäßig an arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen teil, für arbeitssicher­

heitstechnische Unterweisungen ist die Entleihfirma verantwortlich. Der Kran­

kenstand beträgt ca. 5%.

1 Diese Bedingungen sind v.a. mit den konkreten Arbeitsplätzen verbunden, sie sind kein allgemeines Merkmal der Leiharbeit (Anmerkung der Autoren Metz & Degener)

4.4.2 Tätigkeitsbeobachtungen

In Entleihfirmen, die von der Niederlassung Cottbus betreut werden, wurden vier tätigkeitsbegleitende Beobachtungsinterviews bei Beschäftigten repräsentativer Standorte in metallverarbeitenden Tätigkeiten vereinbart. Es sollten wesentliche Merkmale der Arbeitssituation der Leiharbeiter (Arbeitsauftrag, Arbeitsmittel, Ausfüh­

rungsbedingungen, Konsequenzen der Aufgabenbearbeitung) erhoben werden.

Aufgrund der Verweigerung von Beobachtungsinterviews durch die Entleihfirmen war es nicht möglich, die Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und Arbeitsaufgaben zu analysieren. Es ist lediglich bekannt, dass es sich um die Entleihung von Elektrikern, also handwerklich Beschäftigten handelt, die in Baufirmen eingesetzt waren. Da konkretere Informationen zu den Tätigkeiten nicht vorliegen, ist eine Zuordnung der Befragungsdaten zu Arbeitsplätzen und Tätigkeiten nicht möglich. Die Ergebnisse der schriftlichen Befragung können also nur als eine willkürliche, nicht spezifizierte und damit auch nicht repräsentative Auswahl aus dem Spektrum der Leiharbeit ge­

wertet werden.

4.4.3 Mitarbeiterbefragung 4.4.3.1 Soziodemographische Daten

Das schriftliche Befragungsmaterial wurde über die Verleihfirma an die Mitarbeiter verteilt, der Rücklauf ist mit 24,6% (N=37, davon 5 weibliche Respondenten) der ausgegebenen Fragebögen wenig befriedigend. Der Fragebogen ist analog zu dem­

jenigen in den anderen Stichproben aufgebaut, jedoch verzichteten wir auf die Erhe­

bung der Skalen Emotionale Erschöpfung und Klientenaversion, da diese Itemberei­

che explizit für Tätigkeiten formuliert sind, in denen ein unmittelbarer Kun­

den/Klientenkontakt direkter Bestandteil der Arbeitsaufgabe ist.

Die Altersverteilung der 37 Leiharbeiter ist in Tab. 4.39 dargestellt. Der größte Anteil der Befragten gehört den Altersgruppen der 40-49jährigen an, gefolgt von der Alters­

gruppe der 30-39jährigen und den Altersgruppen der 20-29jährigen sowie der 50-59jährigen Beschäftigten. Es ist nicht auszuschließen, dass diese – von den Daten des Bundesgebiet abweichende – Altersstruktur auch mit der prekären Arbeitsmarkt­

situation in den Neuen Bundesländern zusammenhängt und nicht nur ein Effekt der fehlenden Repräsentativität unserer kleinen Stichprobe ist.

Tab. 4.39 Altersverteilung der Mitarbeiter im Zeitarbeitsunternehmen (N=37) Alter 20-29 30-39 40-49 50-59 über 60 Ohne Angabe

% 18,9 24,3 37,8 18,9 0 0

total 7 9 14 7 0 0

4.4.3.2 Belastungen und Beanspruchungen

Die Ergebnisse der subjektiven Einschätzung der erlebten Belastungen und Bean­

spruchungen der Beschäftigten sind in Tab. 4.40 dargestellt.

Tab. 4.40 Einstufung erlebter Belastungen (SPA-P1) und Beanspruchungen (SPA-P2)

Analysebereich SPA-P1 SPA-P2

Entscheidungsspielraum (ESPR) 1 0

Komplexität/Variabilität (KV) 0 0

Qualifikationserfordernisse (QU) 1 0

Risikobehaftete Arbeitssituationen/besondere

Anforderungen an die Handlungszuverlässig- 1 0 keit (RA)

Belastende Ausführungsbedingungen (BA) 0 0

Soziale Beziehungen 1 0

Fehlbelastungsstufe 2 0

Psychische Fehlbela­ hoch

wahr-unwahrscheinlich scheinlich

stung/Fehlbeanspruchung

0=unkritische Belastung/Beanspruchung; 1=kritische Belastung/Beanspruchung im Analysebereich

Für die Tätigkeit der Leiharbeiter wurde eine Fehlbelastungsstufe von 2 („psychische Fehlbelastung hoch wahrscheinlich“) ermittelt; eine arbeitsbezogene Beanspruchung wird hingegen von den Befragten nicht berichtet.

Auf der Ebene der Analysedimensionen spiegeln sich in der Reflektion der Arbeits­

situation ein restriktiver Entscheidungsspielraum, risikoreiche Arbeitssituationen sowie nicht befriedigende Soziale Beziehungen wider. Bemerkenswert ist, dass wie­

derum in diesen Bereichen keine deutlichen Beanspruchungen erlebt werden, jedoch scheinen die Leiharbeiter offensichtlich eine Unterausnutzung ihrer beruflichen Qua­

lifikationen als beanspruchend wahrzunehmen.

Auf der Ebene der Einzelitems ist das letztgenannte Ergebnis zu differenzieren: Lei­

harbeiter berichten, dass sie Arbeitsinhalte und -methoden nicht beeinflussen kön­

nen, dass sie häufig nicht wissen, wie sich ihre Aufgaben in die betrieblichen Abfol­

gen einordnen (Bereich Entscheidungsspielraum), sie meinen, ihr erworbenes Wis­

sen nur unzureichend anwenden zu können und wenig Neues zu lernen (Bereich Qualifikationserfordernisse). Wenn man bedenkt, dass das Unfallrisiko von „Neulin­

gen“ in Unternehmen deutlich erhöht ist (Specht, 1999), wird die Risikoeinschätzung der Arbeitssituation plausibel (Bereich Risikobehaftete Arbeitssituationen/besondere Anforderungen an die Handlungszuverlässigkeit). Unter den als belastend erlebten Ausführungsbedingungen der Tätigkeit werden vor allem Informationsdefizite und die geringe Vorhersehbarkeit von Veränderungen benannt, auch die langen Arbeitswege zum Einsatzort werden als belastend beschrieben (Zusatzmodul des SPA-P1). Die soziale Einbindung in die Entleihfirmen wird von den Zeitarbeitern teilweise als pro­

blematisch erlebt: Sie fühlen sich wenig gerecht beurteilt, erfahren wenig Unterstüt­

zung durch die Vorgesetzten und beklagen eine unzureichende Anerkennung ihrer Arbeitsleistung.

In Tab. 4.41 sind die 9 Items des Zusatzmoduls sowie deren Mittelwerte (Skalierung von 0=trifft nicht zu bis 3=trifft zu) für die Gesamtstichprobe dargestellt; die Numme­

rierung entspricht der Position dieser Items im SPA-P1.

Tab. 4.41 Mittelwerte der berichteten Belastungen im Zusatzmodul für Orts- und Zeitflexibilität (SPA-P1)

Items Mittelwert

6. Ich bin bei der Erledigung meiner Aufgaben häufig auf mich gestellt. 1,84

11. Ich muss meinen Arbeitsort häufig wechseln. 1,32

18. Ich muss mich ständig auf neue Bedingungen und Arbeitsabläufe einstellen. 1,46 20. Durch den häufigen Wechsel des Arbeitsortes gerate ich oft in Zeitdruck. 1,14 23. Mein Dienst beginnt häufig an unterschiedlichen Einsatzorten. 1,38

34. Ich habe lange Arbeitswege zu meinem Einsatzort. 1,76

40. Für die Erfüllung meiner Arbeitsaufgaben stehen mir keine modernen Informations-und Kommunikationstechnologien (Telefon, Funk, Computer, Fax) zur Verfügung. 2,00 43. Ich arbeite in unregelmäßigem Dienst nach Sonderregelungen. 0,43 51. Ich arbeite regelmäßig an Wochenenden und Feiertagen. 0,73

Die Mittelwerte der Antworten zu den Items 40, 6, 34 und 23 kennzeichnen offen­

sichtlich Bedingungen, die in hohem Maße für die untersuchte Stichprobe zutreffen;

sie beschreiben typische Anpassungserfordernisse, die mit orts- und zeitflexiblen Tätigkeiten verbunden sind. Die überwiegend zustimmend beantwortete Aussage

„Ich bin bei der Erledigung meiner Aufgaben häufig auf mich gestellt.“ erfasst einen relevanten Sachverhalt flexibler Arbeit. Hingegen signalisiert das überwiegend als zutreffend beantwortete Merkmal „Für die Erfüllung meiner Arbeitsaufgaben stehen mir keine modernen Informations- und Kommunikationstechnologien zur Verfügung.“

Defizite in der Arbeitsmittelausstattung in den konkreten Unternehmen.

Die zu den Items des Zusatzmoduls berichtete Beanspruchung (Ergänzung zu SPA-P2; Skalierung von nicht beanspruchend (0) bis sehr beanspruchend (2)) für die Gesamtstichprobe ist in Tab. 4.42 enthalten.

Tab. 4.42 Mittelwerte der erlebten Beanspruchung im Zusatzmodul für Orts- und Zeitflexibilität (SPA-P2)

Name des Items Mittelwert

6. Ich bin bei der Erledigung meiner Aufgaben häufig auf mich gestellt. 0,50

11. Ich muss meinen Arbeitsort häufig wechseln. 0,44

18. Ich muss mich ständig auf neue Bedingungen und Arbeitsabläufe einstellen. 0,33 20. Durch den häufigen Wechsel des Arbeitsortes gerate ich oft in Zeitdruck. 0,61 23. Mein Dienst beginnt häufig an unterschiedlichen Einsatzorten. 0,47

34. Ich habe lange Arbeitswege zu meinem Einsatzort. 0,81

40. Für die Erfüllung meiner Arbeitsaufgaben stehen mir moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (Telefon, Funk, Computer, Fax) zur Verfügung. 0,29 43. Ich arbeite in unregelmäßigem Dienst nach Sonderregelungen. 0,36 51. Ich arbeite regelmäßig an Wochenenden und Feiertagen. 0,19

Die erlebten Beanspruchungen sind durchweg im unkritischen Bereich, lediglich die langen Arbeitswege zum Arbeitsort werden als deutlich beanspruchend erlebt, die

anderen Merkmale werden zwar als Belastungen benannt, jedoch im Sinne berufsty­

pischer Anforderungen nicht als herausgehoben beanspruchend erlebt.

4.4.3.3 Somatische und psychische Beschwerden

Die gemittelte Häufigkeit der in Beschwerdegruppen zusammengefassten Be­

schwerden ist in Tab. 4.43 enthalten. Entsprechend der fünfstufigen Antwortmodalität (von 1=fast täglich bis 5=praktisch nie) spiegeln die geringsten Mittelwerte die höch­

ste Beschwerdenhäufigkeit wider. Insgesamt wird eine geringe Beschwerdenhäufig-keit berichtet.

Am häufigsten werden Beschwerden bezüglich Muskel-Skelett genannt, gefolgt von den psychischen Beschwerden.

Tab. 4.43 Häufigkeit der Beschwerden bei Leiharbeitern (N=37)

Beschwerden M s

Muskel-Skelett 2,99 1,10

psychische Beschwerden 3,24 0,93

Magen-Darm 3,58 1,16

Augenbeschwerden 3,65 1,14

Herz-Kreislauf 3,63 1,55

4.4.4 Fazit

Unsere Untersuchungen zur Leiharbeit sind insgesamt unbefriedigend: Trotz intensi­

ven Bemühens konnten keine begleitenden Tätigkeitsbeobachtungen durchgeführt werden. Damit fehlen objektivierbare Aussagen zu den konkreten Tätigkeiten; eben­

so konnten keine ergänzenden Informationen aus Interviews mit den Beschäftigten erhoben werden.

Die Repräsentativität der sehr kleinen Stichprobe ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegeben. Das trifft vor allem für die Alterstruktur zu; allerdings fehlen hier auch Vergleichsdaten aus den Neuen Bundesländern.

Unter den belastenden Ausführungsbedingungen sowie aus den Antworten zu den im Zusatzmodul gestellten Fragen könnte geschlossen werden, dass gewichtige Probleme der Zeitarbeit in der geringen sozialen Einbindung in das Entleihunterneh­

men und bezüglich der Informationsdefizite gegeben sind.

Es ist zu vermuten, dass das im Ganzen gering ausgeprägte Beanspruchungserle­

ben (SPA-P2 Daten) auch durch das Wissen um schwer vom Leiharbeiter zu beein­

flussende Tätigkeitsbedingungen und die eventuell daraus abgeleitete Tendenz zur Resignation provoziert sein könnte.

Für die untersuchte Stichprobe lassen sich konkrete Implikationen zur Arbeitsgestal­

tung und zur personbezogenen Intervention aus den o.g. Gründen nicht ableiten.

Angesichts der zunehmenden Bedeutung der Zeitarbeit im Zusammenhang mit der Umsetzung des Hartz-Konzepts – hier v.a. die Einführung der PersonalServiceA­

genturen – wird ein deutlicher Forschungsbedarf signalisiert.

Ohne Zweifel werden die Bemühungen, in PersonalServiceAgenturen die Leiharbeit mit Coaching und Qualifizierung zu verbinden, ein geeignetes Vorgehen sein, um auch der Leiharbeit eine gesundheits-, lern- und persönlichkeitsförderliche Perspekti­

ve zu geben.