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Wohl in Erinnerung an Danila Philipow

Im Dokument 1907. Годъ 15. (Seite 165-170)

A. Dorodnizün, Die Sekte der Schaloputen, Lesungen in der Gesellsch

3) Wohl in Erinnerung an Danila Philipow

4) Die Sektö der Schaloputen, Häusl. Unterh. 1874 S. 464—466.

In derselben Arbeit (№ 22) wird von den Schaloputen der Staniza Pschechskäja im Kuban-Gebiet zur Zeit Kutasonows nach dem Bericht des Propstes J. Tatlmzew Folgendes erzählt: Sie haben einen „Gott“, eine „Gottesmutter“ und „einen Profeten Elias“. Nach der Radenije klatschen alle Versammelten in die Hände, gehen zum Gott und fallen vor ihm nieder. Er aber streichelt einen jeden über den Rücken, hebt ihn auf und küsst ihn auf den Kopf. Ihm küsst man die Wange und das Knie. Solche Verbeugungen und Küsse werden auch dem Elias gezollt. Während der Verbeugungen schreien alle und weinen hyste­

risch. Darauf steht der Gott auf und bedeckt den Elias mit einem weissen Tuch, gibt ihm ein auf dem Tische liegendes Brot in die Hände, indem er es zuoberst kehrt, und ein Licht. Dabei schlagen sich alle auf die Diele nieder und weinen. Der Gott aber geht an jeden heran, murmelt einige Worte und hebt ihn auf die Füsse. Darauf geht einer von den Anwesenden unter stärkstem Weinen an den Gott heran: der Gott nimmt vom Elias das Tuch ab und bedeckt damit

Die Verehrung, welche Katasonow genoss, benutzte noch zu seinen Lebzeiten ein Schalopute, namens A n t o s e h a 1), um sich die Nachfolge zu sichern. Er kam aus Tambow und erzählte : Als für unser Väterchen, den lebendigen Gott, die Zeit kam, in den Himmel zu gehen, so kreuzigte man ihn wie Jesus Christus am Kreuze, bei welchem sich viel V olk befand, viele Fürsten und Grosse, die auf das Schauspiel blickten; aber näher als alle stan­

den beim Kreuze er Antoscha und die Gottesmutter A w d ö t j a M a k s i m ö w n a . Im Augenblick der allerschwersten Leiden hauchte das Väterchen der lebendige Gott Geist auf Antoscha, womit er ihm die Herrschaft über alle Gläubigen übergab; und obgleich er noch lebend vom Kreuz herabgenommen wurde, so wird er doch bald in den Himmel gehen, indem er nur die Zeit abwartet, wann seine Kindlein an Antoscha glauben. — Ueber den Erfolg dieses Versuches habe ich keine Mitteilungen gefunden.

Katasonow starb am 6. Dez. 1885. Ueber ihn hat sich bei den Schaloputen eine ganze Legende gebildet, gilt er ihnen doch als der eigentliche Stifter ihrer Sekte im engeren Sinne, des kaukasischen Schaloputentums. Sie erzählen über ih n :

Perphil oder — wie sie ihn auch nennen — Parfem oder Porphir wurde von der Gottesmutter J e w d o k i j a nicht dem Fleische nach, sondern dem Geiste nach geboren, d. h. sie lehrte ihn, nach dem Geiste zu leben. E r überstand ein vierzigtägiges Fasten, starb und stand zu einem völlig neuen Leben auf.

Da-den Herangetretenen. Jetzt erhebt sich die Gottesmutter von ihrem Platz, auf welchen der Elias das Brot und das Licht legt. Der Gott geht lange im Zimmer umher, bricht und ringt seine Hände, und verändert sich im Gesicht. Plötzlich zerreisst er sein Hemd, schlägt sich auf die Diele nieder und bleibt einige Zeit liegen, als wäre er ohne Atem. Nach ihm fallen auch alle ändern auf die Erde und liegen ungefähr eine Viertel Stunde lang. Darauf steht der Elias auf und hebt den stark sich schüttelnden Gott auf. Darauf stehen alle auf und gehen zum Gott, ihm Wange und Kniee zu küssen; das Brot wird wieder auf den Tisch gelegt und alle gehen zum Fluss und verbringen dort eine Stunde. Aber was sie dort tun, ist unbekannt.

Ins Haus zurückkehrend bringen sie Wasser aus dem Flusse mit und setzen sich auf ihre Plätze. Darauf stellen sie den Samowar auf und bis er kocht, singen sie Lieder. Darauf trinken sie sich an Thee satt, verbeugen sich vor dem Gott und küssen ihn, löschen die Lichter aus und legen sich in einer Reihe hingestreckt schlafen.

1) Ueber ihn G. M., Die Schaloputen Antoscha und Aljoscha, Kaukas. Ep.-Nachr. 1882.

mais ging in ihn die Gottheit ein, er begann Leute zu sammeln, wofür man ihn v erfolgte, schlug, in Ketten schmiedete, ihn aus einem Gefängnis in das andere schleppte. E r aber blieb seiner Erwählung treu. Und weil er solche Mühen trug, welche niemand zu tragen vermag, daher ist er auch unser Erlöser, aber er errettet nur die Leute, welche sein W ort erfüllen; aber welche nicht nach seinem Worte wandeln, werden in Ew igkeit verloren gehn.

Katasonow trug das Kreuz dreinnddreissig Jahre lang, nicht ein in die Quere aus Balken gefügtes Kreuz, sondern Leiden im Gefängnis, in der Verbannung:

Nicht ohne Zwang musstest du Die ganze Erde durchwandern;

Sowohl das Irkutskische Gouvernement (guberniju), W ie die Sibirische Gegend (storönku).

Die bösen pharisäischen Popen (popü-pharisei) Gaben keinen Raum in Russland (w-Rossei).

Ein anderes Lied, das aber weder an religiöser Kraft, noch an poetischem Werte den alten Chlüstenliedern über Danila und Suslow gleichkommt, feiert ihn als „G ott“ und „Christus“ :

Im neunzehnten Jahrhundert W ard geboren ein Held (bogatür) Mit Namen Porphir.

Ihn kannten (šnali) die Leute gut, Und verehrten (potschitäli) ihn als Gott.

Porphir sammelte (nabiräl) die Leute, Zu Zebaoth schickte er eie (otsüläl).

Als Zebaoth (sie) erblickte (uwidäl), R ief er freudig aus (šakritschäl):

„O Porphirs Söhne (sünü), Bemühet euch hierher;

Ich werde euch, Kindlein, ansiedeln In goldenen Gärten (sadü).

Meinen Sohn habt ihr erkannt (usnäli), Seine Worte erfüllt (ispolnjäli).

Ich werde euch, Kindlein, verherrlichen (proslawlju), Nicht ohne Lohn lassen (ostawljü).

1) Demnach ist Katasonow, der Gott Zebaoth auf Erden, Sohn des Gottes Zebaoth im Himmel (vergl. dazu oben S. 7 und § 4).

Schon dieses Lied, aber auch sonstige Zeugnisse widerlegen die Behauptung J. Abramows ]), Katasonow werde zwar in der ganzen Schaloputenwelt anerkannt, aber nicht als „lebendiger Gott“ verehrt; seine Photografien seien zwar überall verbreitet, würden aber nicht als Heiligenbilder verehrt. Gerade das Gegen­

teil war der F a ll2).

Alles in der h. Schrift über Christus Gesagte beziehen die Schaloputen auf Katasonow. — Folgende Regeln führen sie auf ihn zurück : 1) Kein Fleisch essen. 2) Keinen Branntwein trinken, 3) In Reinheit leben (Enthaltung vom ehelichen Zusammenleben).

4) Keine schändlichen Worte hervorbringen. 5) Dem älteren Bruder gehorchen. 6) In Liebe und Einmütigkeit mit allen G läu­

bigen leben. 7) Der weltlichen Macht in Aufrichtigkeit gehor­

chen, wenn solches nicht zur Zerstörung des Glaubens gereicht.

8) Sich zum Gebete an den Sonntagen und bei Ankunft von Brüdern versammeln.

L i c h a t s c h o w , L o r d u c h i n u n d S c h e w t s c h e n k o . Ganja, die noch zu Lebzeiten Katasonows von allen Scha­

loputen am Schwarzen Meere und im Kaukasus als „Gottes­

mutter“, „Göttin“ verehrt wurde, in welcher Verehrung alle Ge­

meinden in jenen Gegenden ein einigendes Band besassen3),

1) Die Sekte der Schaloputen, Vaterländ. Aufzeichn. 1882, 10. Heft.

2) Wie Wk. Schw. nach Rapporten von Priestern nach weist.

3) N. Kutepow (Aus dem gegenwärt. Leben der Chlüsten oder Schaloputen, Rechtgl. Gesellsch. 1887) erzählt noch von einer Gottes­

mutter K se n ija K utsch m in a in der Sloboda Golodajewka im Miussker Kreise des Gebietes der Donischen Kosaken zur Zeit Kutasonows. Sie entfaltete seit 1877 eine glänzende Predigtgabe, umgab sich mit Profeten und Aposteln, einem Johannes dem Täufer, einem Johannes Chrystomomus, einem Johann von Damaskus. Ihre Anhänger nannten sie Göttin, sagten von ihr, dass sie die ganze Welt regiere, sich in die Luft erheben, der Erde Regen und Fruchtbarkeit spenden könne.

In ihren Versammlungen erklärten auch Weiber die h. Schrift. Denn in der apostolischen Zeit hätten das die Diakonissen getan. Ksenija selbst deutete die Schrift allegorisch: der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen im Paradiese bedeute die ehelichen Beziehungen Adams und Evas; der Aufenthalt der letzteren im Paradiese — das Verweilen Gottes selber in ihnen. Aber Adam und Evas übertraten das Verbot der geschlechtlichen Vereinigung und Gott ging aus ihnen

hatte sich zum Gehülfen R o m a n L i c h a t s c h ö w erwählt, der ihre Tochter Anna, genannt Njura, geheiratet hatte. Dieser wurde seit dem Tode Katasonows als „lebendiger G ott“ anerkannt.

E r lebte in der Staroschtscherbinowskaja Staniza. E r zeich­

nete sich durch hohen Wuchs, stattliche Figur, flüssige, durch­

dachte Rede, Höflichkeit im Verkehr aus. Durch vierzigtägiges Fasten bereitete er sich zum Empfang der durch den Tod Kata­

sonows „freigewordenen Gottheit“ vor. „Jetzt ist Romäscha dasselbe, was Parpheni war, als er im Fleische lebte“, sagten die Schaloputen. „Ihm, seinem geliebten Schüler, hat Parpheni nach seinem Ausgange aus diesem Leben sein W ort übergeben“. Er setzte Aelteste für die einzelnen Gemeinden ein, die in seinem Namen Sünden vergaben. Sein W eib wurde (wohl nach dem Tode der Ganja) „Gottesmutter“ und als solche „Mütterchen der Schaloputen" genannt.

Wenn jemand in die Sekte eintreten wollte, so musste er zu allen Mitgliedern der betreffenden Gemeinde ins Haus gehen und sie um Vergebung bitten. Er bekam von jedem zur Antw ort:

wEs verzeiht dir Gott, unser angestammtes Väterchen, Vater Porphiri und Romascha und Anjura, die ältere Bruderschaft und ich Unwürdiger“ *).

Noch zu Lebzeiten Lichatschows traten neben ihm zwei neue „G ötter“ auf, P j o t r L o r d u c h i n , der von den Schalo­

puten in Transkaukasien und an der Kosakenlinie anerkannt w urde2), während die Schaloputen im Kuban-Gebiet, im

Stawrö-heraus. Das ist der Sinn dessen, dass Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen assen und aus dem Paradiese ausgetrieben wurden. Für die Praxis der Chlüsten, neben der Ehe­

frau noch eine „geistliche Frau“ zu haben, verwies Ksenija auf das Vorbild Abrahams, der neben seiner Ehegattin Sarah noch eine ihm nicht angetraute Frau, die Hagar, hatte, und dennoch selig wurde.

Joh. 1. 1 sei Beweis dafür, dass der Mensch Gott sein kann. Denn

„Wort“ bedeute hier soviel wie Mensch, da doch der Mensch eine Zunge habe. — Als obersten Gott aber erkannten ihre Anhänger den

„Gott Zebaoth“ in Tambow Katasonow an.

1) Nach Aussage eines Bauern, der selbst zeitweilig zur Sekte gehört hatte: „Das Schaloputentum im südl. Grenzgebiet“, Kirchl.

Bote 1891, S. 262. — Anjura = Njura, die Tochter der Ganja; das angestammte Väterchen ist wohl Suslow.

2) Nach „Missions-Rundschau“ 1898, S. 933 ist er noch von Katasonow selbst eingesetzt worden.

polschen Gouvernement, im Gebiete der Donischen Kosaken und im Jekaterinoslawschen Gouvernement Lichatschow treu blieben;

und G r i g o r i S e h e w t s c h e n k o .

Petruscha Lorduchin hatte als „Gott Zebaoth“ seine Resi­

denz zuerst in Wladikawkäš, dann in Geörgijewsk aufgeschlagen.

E r ernannte für die einzelnen Schiffe des Terek-Gebietes und des Stawröpoler Gouvernements Christusse, entsetzte sie unter Umständen ihrer Würde, hielt Gericht über die Chlüsten, sam­

melte jährlich von ihnen eine Abgabe, gab verschiedene Anord­

nungen etc.

In Geörgijewsk lebte er in einem neumodisch eingerichteten Hause, das man für das eines wohlhabenden Gutsbesitzers hätte halten können. Hier gingen die Chlüsten ein und aus und pflegten ihn „Korm ilez“ (Ernährer, Wohltäter) anzureden. In seinem Gebiete fanden Versammlungen von mehr als 1000 P er­

sonen statt. A n der Spitze eines jeden Schiffes, zuweilen auch einiger einander benachbarter, stand ein Christus, deren es daher eine grosse Menge unter Lorduchins Oberhoheit gab. Später, als sich nach dem Tode Lichatschows (1890) sein Gebiet bedeu­

tend vergrössert hatte, erwählte sich Lorduchin zwei Gehilfen, den Major M a t w d S a n k ö w und den Esa-ul (Kosakenoffizier) K o n d r a t i U k l e i n , zwischen die er sein ganzes Gebiet ver­

teilte: Uklein erhielt das Terek-Gebiet, das Stawropolsche Gou­

vernement und einen Teil des Kuban-Gebietes; Sankow den übrigen Teil des Kuban-Gebietes, das Gebiet der Donischen K o ­ saken und das Jekaterinoslawsche Gouvernem ent!).

Im Dokument 1907. Годъ 15. (Seite 165-170)