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Eine Art baumwollenes Zeug

Im Dokument 1907. Годъ 15. (Seite 152-155)

sich bei Lebzeiten meines Gatten von seinem Leibe, weil sie als eine heilige die Verführung des Antichrists nicht ertrug. An ihre Stelle setzte der Satan — Satan! Satan! Herr behüte mich vor dem Satan! — in seinen, meines Gatten, Leib eine Tierseele, eine Schweineseele e in ; mit ihr machte er auch seinem Leben durch Gefrässigkeit und Trunksucht ein Ende. Jetzt, da mein Gatte nicht mehr ist, setze ich immer die Unterhaltung mit Seelen fort, und immer mit berühmten, und immer in meiner Verzückung, und immer in der Wüste, dort ferne — ferne. Neulich unter­

hielt ich mich mit Erzbischöfcn, Zaren. О Leute, Leute! О Bet- lehem! A lle nennen wir uns Leute, haben aber etwa alle mensch­

liche Seelen? Alle ? Der eine geht in kostbarem Sammet, behängt sich mit Gold, kostbaren Steinen, man hat keinen Zutritt zu ihm, aber er hat gar eine Hundeseele; ein anderer geht in einem ver­

tragenen schlechten Hemde, ohne Bastschuhe, bleibt ohne das tägliche Brot, aber hat eine Engelseele. Aber wie soll man das erkennen? Alles gleicher Weise durch die Verzückung allein, aber nicht jeder vermag deren habhaft zu werden. H err! H err!“

Darauf nahm Silantjewna ein ziemlich grosses Stück Brot aus der Tasche und begann es ungeniert zu essen, mit einem solchen Appetit, als ob sie mehrere Tage nichts gegessen hätte.

A u f die Frage, ob nach ihrer Meinung die Seele nach dem Tode in den Leib eines ändern Menschen oder in den eines Tieres eingehe, antwortete sie:

„Dem einen ist es verständlich, aber dem ändern nicht;

dem einen ist von Gott Vernunft gegeben, aber dem ändern nicht;

jeder hat sein Talent. Nun da hast du mein W ort: Nach dem Tode des Menschen wird seine Seele von Gott je nach der Tu­

gend des Verstorbenen in einen ändern Menschen oder in ein Tier gesandt; aber die Seele des Tieres, wrenn es krepiert, in einen Menschen, zum Beispiel — in dich, einen Trunkenbold, zur Strafe für die Sünden eurer Väter, oder für eigene Sünden. Es gibt verschiedene Leute, sie in der hellen W elt zu zählen — reicht die Kraft nicht aus, vergib Herr! Es gibt Leute, welche drei, vier und — mehr Seelen haben. Siehe da die Kinder — diese sind alle die elterlichen Seelen, alle menschliche (Seelen).

Wem Gott mit seiner Güte wohlwill, den stattet er mit einer Menge Seelen aus, bis zu einem halben Hundert und mehr.

Davon gerade sind auch manche Menschen fruchtbar, zeugen Kinder — nicht zu zählen, wie der Meeressand, die Sterne unter dem Himmel. О unser Leben! Anfangs befinden sich diese

Seelen, die der Kinder nämlich, im elterlichen Leibe, wie Eier in einem Ameisenhaufen, und alle winzig. Nun darauf aber kommen diese selben Seelen, wie es sich gehört, schon grösser auf Gottes W elt, zusammen mit den Leibern der Kinder. Aber was soll man dir solches sagen! Wem Talent gegeben ist, der versteht es auch, wem aber nicht gegeben ist — versteht es nicht. О Leute, Leute! Aber alles dieses betreibt Gott für un­

sere Tugend und für unsere Sünden. Siehe da liegt es. Aber das zu erkennen ist immerhin möglich, durch Verzückung heiliger Leute.“

Nachdem sie ein wenig geschwiegen, fuhr sie fort:

„W as soll ich dir weiter sagen? Nun, was? Ueber deine Seele will ich dir sagen, was für eine sie ist; vergeblich bist du gut gekleidet und siehst nicht wie ein Ladendiener aus. Mir ist darüber offenbart. Oder nein, ich werde schon besser nicht sagen; wozu ? Du hältst mich vermutlich für eine Blödsinnige.

So halte mich meinetwegen dafür, einen Gottesmenschen! Mir wird es deswegen nicht schlechter gehen, denn ich habe schon in meinem Leben mancherlei gesehen und durchgemacht. Mir ist es gleichgültig; mich hält man auch da draussen im Dorf für eine Blödsinnige und die, in deren Leibe eine Hundeseele sitzt, nennen mich Phimka. Nun mögen sie so nennen, möge ich Phimka (genannt werden), da ich auch Phimka bin. W enn sie mich so nennen, so wird es mir deswegen nicht schlecht ergehen, aber ihnen, dir wird es schlecht ergehen. Erinnerst du dich wohl, welche Strafe der Herr über die Bösen schickte, welche den Profeten Gottes schmähten? W ie, bin ich eine Blödsinnige nach deiner Meinung? Nun halte mich für eine Blödsinnige, für Phimka, da du was für eine Seele hast? О Leute! О Verblen­

dung! Wenn ich auf mich selbst blicke, in meinen Leib, was sehe ich in der V e r z ü c k u n g ? ... Du bist wer? Bist du der Landrichter? Ein Satan?“

Nachdem sie die letzten Worte mit wilder Stimme ge­

sprochen, schüttelte sie sich krampfhaft. Darauf drohte sie dem Untersuchungsrichter mit dem Stocke und sich schnell zur Tür wendend ging sie, ehe man sie aufhalten konnte, mit folgendem Liede auf die Strasse hinaus:

Lebe wohl, Bruderschaft (brätja), Lebe wohl, W elt,

Lebe wohl, freies Feld (wölja), Alles Irdische!

Ich will nicht mit der W elt leben (ächitj).

Ich will mich von der W elt entfernen Und in die W üste gehn, uni dort zu leben.

Ich werde in der W üste leben (schitj), Mein Leben lang Gott dienen (sluschitj), Mich durch den Heiligen Geist trösten lassen, Mich zum Himmel erheben;

Dort ist immer Freude, W under!

Mich ergötzen die Vöglein, Besser als alle hiesige Musik.

Die Cherubime immer singen (pojut), Die Seraphime dort singen (pojut), Gott Lob zollen (wošdajut).

Gnade uns allen geben (dajut), Alle ins Reich rufen (sowut),

Dem Schöpfer in die Hände liefern (predajut).

A w w a k u m K o p ü l o w u n d T a t j a n a T s c h e r - n o s w i s t o w a ,

Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts trat im Dorfe Perewöš im Kirsänowschen Kreise des Tamböwer Gouvernements der Bauer A w w a k u m K o p ü l o w 1) als Christus der Gottesleute auf. Seine Anhänger erzählten beim Verhör (1851), dass er in seiner Jugend nach vierzigtägigem Fasten, während welchem er nicht ein Krümchen Brod ass und nicht einmal Wasser trank, sondern sich durch Gebet allein erhielt, von zwei Engeln in den sieben­

ten Himmel genommen w urde; doch Hessen sie sein Fleisch auf Erden und stellten nur seine Seele Gott vor. Dort sprach Awwakum mit Gott von Mund zu Mund und es erschallte über ihn die Stimme G o ttes: „Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habet W ohlgefallen!“ In diesem Gespräch befahl ihm Gott, nach den Büchern zu erforschen, wie man sich von der Sünde befreien

Im Dokument 1907. Годъ 15. (Seite 152-155)