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5. E RGEBNISSE

5.1. Auswertung der untersuchten Unternehmen

5.1.3. Wiener Hilfswerk

Herr Bernhard Stapel konnte am 08.08.2018 in einem vollstandarisierten Interview bezüglich des Mobilitätsverhaltens und der Fahrzeuganschaffung für das mobile Palliativ-Team des Wiener Hilfswerks befragt werden. Das Interview fand dazu in der Landesgeschäftsstelle in der Schottenfeldgasse 29 in 1072 Wien statt. Die Er-gebnisse des Interviews werden nachfolgend zusammengefasst.

Das Wiener Hilfswerk beschäftigt neben 742 hauptamtlichen Mitarbeitern und Mit-arbeiterinnen zusätzlich 1.560 Ehrenamtliche und Freiwillige. Neben der Hauskran-kenpflege werden im Rahmen der mobilen Dienste zusätzlich die Heimhilfe, ein Besuchsdienst und Leistungen des mobilen Palliativ-Teams angeboten. Während im Zuge der mobilen Sozialdienste im Jahr 2017 insgesamt 2.021 Kunden und Kun-dinnen betreut wurden, betreute das mobile Palliativ-Team alleine 88 Personen.

Die MitarbeiterInnen des mobilen Palliativ-Teams verrichten die planbaren Dienste soweit möglich in der Kernzeit von 08:00 bis 16:00 Uhr wobei akute Einsätze ganz-tägig im Sinne einer Rufbereitschaft durchgeführt werden.

Die dienstlichen Fahrten werden fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmit-teln durchgeführt. Lediglich im Palliativ-Team werden zwei Dienstfahrzeuge ge-nutzt. Der Abteilungsfuhrpark setzt sich aus einem Renault Zoe und einem Skoda Fabia zusammen. Der Renault Zoe wurde anschließend an das Projekt VIBRATe angeschafft, bei dem eine ökologische Verbindung der Twin City Städte Wien und Bratislava, die Errichtung von Ladeinfrastruktur in dieser Region und der Einsatz von Elektrofahrzeugen (Peugeot iOn) bei unterschiedlichen Unternehmen umge-setzt wurde [64]. Abbildung 44 zeigt das Modell Renault iOn beim Laden am Ein-satzort.

Abbildung 44: Peugeot iOn im Einsatz des mobilen Palliativ-Teams (Foto: Wiener Hilfswerk/Bernhard Stapel)

Die Beschaffung von neuen Fahrzeugen erfolgt in Abstimmung mit der Abteilungs-leitung und Geschäftsführung. Eine Richtlinie für die Beschaffung von neuen Fahr-zeugen gibt es aufgrund der intensiven Nutzung des öffentlichen Verkehrs nicht.

Da es sich beim Wiener Hilfswerk um eine Non-Profit-Organisation handelt, werden größere Anschaffungen mit externen Partnern im Sinne eines Sponsorings besorgt.

Das Unternehmen ist somit nicht an eine bestimmte Fahrzeugmarke gebunden.

Neu angeschaffte Fahrzeuge sollten der Fahrzeugkategorie Kompaktklasse ent-sprechen und in etwa die Ausmaße des derzeit in Betrieb befindlichen Renault Zoe aufweisen. Obwohl an den Kofferraum und das allgemeine Ladevolumen keine speziellen Ansprüche gestellt werden, müsste das Fahrzeug Platz für bis zu vier Personen bieten. Auch sollte die hintere Sitzreihe über eigene Türen verfügen um komfortables Ein- bzw. Ausladen zu ermöglichen. Um die täglichen Fahrtstrecken im Einsatz des Palliativ-Teams bewältigen zu können, müsste das Fahrzeug eine Reichweite von mindestens 80 km bieten.

In der unternehmenseigenen Garage ist bereits eine Ladestation der Wien Energie installiert. An dieser wird das Fahrzeug aktuell bei Aufenthalten am Unternehmens-standort je Tag für ein bis zwei Stunden geladen. Da die Fahrzeuge aufgrund der kurzfristigen Diensteinteilung jedoch nicht täglich am Unternehmensstandort sind, muss auch die Möglichkeit gegeben sein, die Fahrzeuge an öffentlicher Ladeinfra-struktur zu laden.

Durch den Einsatz des bereits zweiten Elektrofahrzeuges im Unternehmen konnte das Wiener Hilfswerk seit über fünf Jahren praxisorientierte Erfahrungen sammeln.

Die tatsächlich verfügbare Reichweite und ein schneller Ladevorgang haben sich für das Unternehmen als essentielle Kriterien für den Umstieg auf Elektromobilität erwiesen. Auch eine wesentliche Degression der Batteriekapazität konnte über die Nutzungsdauer von derzeit drei Jahren festgestellt werden. Ebenfalls erschweren die derzeit hohen Anschaffungskosten die Sicherung der Finanzierung über ein ex-ternes Sponsoring.

Auf der Basis der Daten des Interviews wurden in den nachfolgenden Berechnun-gen unterschiedliche Fahrzeuge geBerechnun-genübergestellt und die jeweiliBerechnun-gen Kosten bzw.

die ökologischen Faktoren berechnet. Als Nutzungsdauer wurden fünf Jahre her-angezogen, in denen jeweils 15.000 km zurückgelegt werden. Die der Berechnung zugrunde gelegten Berechnungsparameter können dem Anhang in Tabelle 57 ent-nommen werden.

5.1.3.1. Ergebnisse der Berechnungen

Da die Fahrzeugmodelle Renault Zoe und Skoda Fabia bereits beim Wiener Hilfs-werk eingesetzt werden, wurden diese für die weiteren Berechnungen herangezo-gen. Die Modelle VW e-up! Und VW e-Golf entsprechen den Anforderungen des Unternehmens und wurden somit ebenfalls im Rahmen der TCO-Berechnung und Ökobilanz betrachtet. Die Ergebnisse der TCO-Berechnung zeigen, dass das Mo-dell VW e-up! die geringsten Gesamtkosten der gewählten Fahrzeuge aufweist.

Dies ist bedingt durch die verhältnismäßig geringen Anschaffungskosten im Ver-gleich zu den anderen gewählten Elektrofahrzeugmodellen und den geringeren Nutzungskosten im Vergleich zum Modell Skoda Fabia. Zu beachten ist allerdings, dass auf Wunsch des Unternehmens keine Versicherungskosten berücksichtigt wurden. Je nach gewählter Versicherungsart können sich hier noch relevante

Unterschiede in der Kostenstruktur ergeben. Die Aufteilung der einzelnen Kosten können Abbildung 45 bis Abbildung 46 und dem Anhang in Tabelle 58 entnommen werden.

Abbildung 45: WH - Ergebnis der TCO-Berechnung anhand der Gesamtkosten

Abbildung 46: WH - Ergebnis der TCO-Berechnung anhand der Kostenpositionen

0 5 000 10 000 15 000 20 000 25 000

Renault ZOE (22kWh) VW e-up! VW e-Golf Skoda Fabia

Kosten [€]

A Anschaffung B Nutzung

-10 000 -5 000 0 5 000 10 000 15 000 20 000 25 000 30 000 35 000

Renault ZOE (22kWh) VW e-up! VW e-Golf Skoda Fabia

Kosten [€]

A1 Fahrzeug A2 Ladeinfrastruktur A3 Finanzierungskosten

A4 Förderung A5 Steuern B1 Betriebskosten fix

B2 Betriebskosten variabel B3 Sachbezugskosten B4 Versicherungskosten

Vergleicht man die Ergebnisse der Ökobilanz wird ersichtlich, dass die Treibhaus-gasemissionen der Elektrofahrzeuge wesentlich geringer sind, als jene des Model-les Skoda Fabia. Dies ist bedingt durch die Annahme, dass die Elektrofahrzeuge keine Emissionen im Fahrbetrieb ausstoßen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei den Stickoxidemissionen ab. Auch hier verursacht das benzinbetriebene Modell Skoda Fabia die meisten Emissionen, wobei die Differenz zu den Elektrofahrzeu-gen, aufgrund der nicht zu vernachlässigenden Stickoxidemissionen der Akkumu-lator Herstellung, weniger ausgeprägt ist. Die AkkumuAkkumu-lator Herstellung erweist sich auch bei den Feinstaubemissionen als wesentlicher Treiber. Hier emittiert das Mo-dell VW e-Golf die größte Menge Feinstaub. Bedingt durch den hohen Energieauf-wand im Fahrbetrieb des Modelles Skoda Fabia weist dieses den höchsten kumu-lierten Energieaufwand unter den verglichenen Fahrzeugen auf. Die Ergebnisse der Ökobilanz sind in Abbildung 47 bis Abbildung 50 und im Anhang in Tabelle 59 ersichtlich.

Abbildung 47: WH - Ergebnis der Ökobilanz - Treibhausgasemissionen

0 2 000 4 000 6 000 8 000 10 000 12 000 14 000

Renault ZOE (22kWh) VW e-up! VW e-Golf Skoda Fabia

THG [kg CO2 eq]

Fahrbetrieb Fzg. Herstellung Akku. Herstellung Energiebereitstellung Entsorgung

Abbildung 48: WH - Ergebnis der Ökobilanz – Stickoxidemissionen

Abbildung 49: WH - Ergebnis der Ökobilanz - Feinstaubemissionen

0 1 000 2 000 3 000 4 000 5 000 6 000 7 000 8 000 9 000 10 000

Renault ZOE (22kWh) VW e-up! VW e-Golf Skoda Fabia

NOx[g ]

Fahrbetrieb Fzg. Herstellung Akku. Herstellung Energiebereitstellung Entsorgung

0 200 400 600 800 1 000 1 200 1 400 1 600 1 800 2 000

Renault ZOE (22kWh) VW e-up! VW e-Golf Skoda Fabia

PM [g]

Fahrbetrieb Fzg. Herstellung Akku. Herstellung Energiebereitstellung Entsorgung

Abbildung 50: WH - Ergebnis der Ökobilanz – kumulierter Energieaufwand