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Neue Wege der Informationsvermittlung

Im Dokument Von Herodot bis Hotelportal (Seite 124-128)

6. Neue Funktionen von Reise-Apps

6.1 Neue Wege der Informationsvermittlung

Als grundlegende Funktion der Medien behält die Informationsvermitt-lung auch im zeitgenössischen Reisejournalismus ihre zentrale Bedeu-tung: solide recherchierte, stichhaltige Informationen zu Reisethemen stehen im Mittelpunkt der reisejournalistischen Berichterstattung. Wur-de im klassischen Kanon die Ratgeberfunktion von journalistischen

Angeboten allerdings wenig beachtet, ist dieser Bereich unter der Be-zeichnung ‚Nutzwertjournalismus‘ heute stärker in den Fokus gerückt:

Dabei orientiert sich das journalistische Interesse am Bedürfnis des Publikums nach seriösen Informationen mit einem praktischen Nutzen.

Beiträge mit einem klar ersichtlichen, praktischen Nutzwert helfen den Rezipienten, sich in einer komplexen Gesellschaft sowie in der stetig wachsenden Flut von Informationsangeboten zurechtzufinden (vgl.

Fasel 2004: 27ff. und Hömberg/Neuberger 1995: 9). Diese Entwicklung lässt sich insbesondere auch im Reisejournalismus beobachten: heute dominieren Sachbücher und Special-Interest-Magazine die reisejourna-listische Landschaft. Auch im digitalen Bereich wächst das Angebot an Anwendungen, die dem Nutzer Service und Orientierungsleistungen bieten.

Mittels digitaler Technologien sind indes neue Wege für die Weiter-gabe von Informationen entstanden: so können Nutzer heute über das Smartphone individuell und standortgenau erreicht werden; digitales Kartenmaterial und detaillierte Ortungsfunktionen ermöglichen zielge-naue Routen- und Navigationsleistungen; dank multimedialer Formate werden Informationen mit audiovisuellen Elementen angereichert, sie sprechen alle Sinne an und sind so noch leichter verständlich. Nicht zuletzt lässt sich gerade bei den digitalen Reise-Formaten eine Ver-schmelzung von informierenden und unterhaltenden Elementen fest-stellen.

Standortbezogene Dienste

Neue Möglichkeiten der Informationsvermittlung im Reisebereich bie-ten die sogenannbie-ten Standortbezogenen Dienste, englisch Location Based Services (LBS). Auf Basis des aktuellen Standorts versorgen LBS-Apps den Nutzer mit Informationen, die in Zusammenhang mit seinem Aufenthaltsort stehen. Die Standortdaten des Nutzers werden über das Mobilfunknetz sowie das Satellitensystem GPS ermittelt. Während das Handynetz beispielsweise in ländlichen Regionen nur eine Positionsbe-stimmung auf rund 100 Meter zulässt, kann der Standort über GPS metergenau bestimmt werden. Die GPS-Ortung ist zudem auch ohne Internetverbindung möglich. Bei einer LBS-Lösung arbeiten in der Re-gel verschiedene Systeme für die Geolokalisierung zusammen (vgl. Ma-yer 2012: 61). Standortbezogene Dienste sind häufig Teil von digitalen Reiseführern oder Navigations-Apps. Der Nutzer kann so mittels LBS

und Smartphone interessante Orte, ‚Points of Interest‘ in seiner direk-ten Umgebung finden. Das können Sehenswürdigkeidirek-ten oder Bade-strände sein, Hotels, Restaurants, Bars – kurz alle Orte, die für Reisende attraktiv sind. Zudem informiert die LBS-App den Nutzer darüber, ob und wo sich Freunde in der Umgebung befinden und ob sie Bilder und Videos von einem bestimmten Ort gepostet haben. Im Gegensatz etwa zu traditionellen gedruckten Reisehandbüchern lassen sich digitale Reiseführer-Apps mit geringem Aufwand für Autor und Publikum re-gelmäßig aktualisieren und können dem Nutzer so immer up-to-date Informationen zur Verfügung stellen. Der Service, dem Rezipienten direkt und zeitnah ortsbezogene Informationen zu senden, ist ein Al-leinstellungsmerkmal der mobilen Technologie und stellt eine neue Funktion im medialen Leistungsspektrum dar.

Audiovisuelle Elemente

Unterstützt und erweitert wird die Vermittlung von reisebezogenen Informationen auch durch die Einbindung von multimedialen Elemen-ten wie Audiosequenzen und Videos. Digitale Reise-Apps können bei-spielsweise Podcasts und Videocasts in die Anwendung integrieren und den Nutzer so über mehrere Sinne ansprechen. Bei digitalen Reisema-gazinen etwa ergänzen audiovisuelle Elemente die Texte und zweidi-mensionalen Fotostrecken. Audioelemente eigenen sich zudem gut für Stadt- oder Museumsführungen, da der Nutzer so einen freien Blick für seine Umgebung hat. Auch mobile Übersetzungsdienste können den Audiokanal des Smartphones nutzen und dem Reisenden helfen, sich in einer fremden Sprache besser zu verständigen. Dabei fungieren die digitalen Anwendungen als Dolmetscher und übersetzen gesprochene und geschriebene Sätze. Im Gegensatz zu mobilen Diensten mit Stan-dorterkennung können Audio- und Video-Anwendungen auch ohne eine aktive Internetverbindung genutzt werden. Nach dem Download sind die Inhalte auf dem Mobilgerät gespeichert und jederzeit offline verfügbar.

Virtual und Augmented Reality

Neue Wege der Informationsvermittlung im Reisebereich entstehen auch durch die Technologien der ‚virtuellen und erweiterten Realität‘

(Virtual and Augmented Reality). Anwendungen für Virtual Reality (VR) werden seit einigen Jahren getestet, inzwischen gibt es verschiedene Modelle von VR-Brillen auf dem Markt wie Oculus Rift oder Samsung Gear VR. Virtual-Reality-Anwendungen lassen den Nutzer in virtuell erzeugte 3D-Welten eintauchen. Features wie VR-Handschuhe können die virtuelle Realitätswahrnehmung noch steigern, indem sie diese um den Tastsinn erweitern. Einige VR-Konzepte verzichten auf ein eigenes Display und nutzen stattdessen das Smartphone, welches in die VR-Brille eingesetzt wird. Für den Reisebereich lässt sich Virtual Reality beispielsweise nutzen, um potenziellen Urlaubern ferne Destinationen vorab als VR-Welt zu präsentieren. So gibt es etwa virtuelle Rundgänge für AIDA Kreuzfahrtschiffe oder Aldiana Clubanlagen, die über eine VR-Brille erlebt werden können (vgl. Weigl 2017). Per Virtual Reality können auch fiktive oder längst vergangene Ziele besucht werden, wenn beispielsweise eine Mondlandschaft virtuell erzeugt wird oder eine his-torische Stadt aus römischer Zeit wieder aufersteht.

Mit VR verwandt aber dennoch eigenständig ist die Technologie der Augmented Reality (AR). Im Gegensatz zur Virtual Reality wird bei der Augmented Reality die reale Welt nicht ausgeblendet, sondern durch virtuelle Objekte erweitert. Der User bewegt sich in einer realen Umge-bung, das AR-Programm ergänzt dabei seine Realitätswahrnehmung. Es werden beispielsweise Texte, Bilder oder Videos eingeblendet, die die Ansicht von der Umgebung des Nutzers überlagern. Die Steuerung der AR-Anwendung funktioniert dabei über Blick, Gesten und die Stimme.

AR-Apps für Mobilgeräte binden die Kamera ein und ergänzen die An-sicht auf dem Smartphone-Display mit Zusatzinformationen. Aug-mented Reality Features werden im Reisebereich bereits eingesetzt: So finden sich AR-Elemente beispielsweise in Print-Reisemagazinen, die zusätzlichen Inhalte können über eine AR-App auf dem Smartphone abgespielt werden (vgl. https://www.abenteuer-reisen.de/die-app/).

Beliebt sind auch 360-Grad-Videos, die dem Nutzer auf dem Mobilgerät einen Panoramablick in eine ferne Destination ermöglichen. Features wie virtuelle 3D-Welten, 360-Grad-Panoramen oder akustische Elemente wie O-Töne und Musik gehen deutlich über die reine Informationsver-mittlung hinaus. Praktische Reiseinformationen werden so ansprechend

und unterhaltsam verpackt, die Grenzen zwischen Information und Unterhaltung verschwimmen.

Reise-Apps bieten neue Wege der Informationsvermittlung, die zu-nehmend mit unterhaltenden Elementen angereichert werden. Im Sin-ne eiSin-nes nutzwertigen Journalismus stehen dabei zudem die konkrete Hilfestellung und Orientierungsfunktion für die Nutzer im Vorder-grund.

Im Dokument Von Herodot bis Hotelportal (Seite 124-128)