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2 Literaturübersicht

2.2 Vorschriften zur Durchführung von Empfindlichkeitstestungen

Das CLSI ist eine gemeinnützige Organisation, die aus Mitgliedern der Industrie, staatlichen Stellen und Fachpersonal des Gesundheitswesens besteht. Ihr Anliegen ist das Entwickeln von Standards für Untersuchungen in der Labordiagnostik, um Laboratorien ein Werkzeug zur Erzeugung gleichbleibender Qualität von Laborergebnissen und reproduzierbaren Daten an die Hand zu geben. Die Entwicklung der CLSI-Standards ist ein dynamischer Prozess, welcher durch die Mitwirkung von Vertretern aus der Regierung, mikrobiologischer Laboratorien, Ausbildungsstätten, Universitäten sowie der pharmazeutischen und diagnostischen mikrobiologischen Industrie gestaltet wird (BANCROFT u. GAMBLE 2008; MCCALL u. TANKERSLEY 2008).

Unterschieden wird zwischen Standards und Richtlinien, wobei in den Dokumenten der Standards klar definierte Anforderungen an Material, Methoden und Vorgehensweisen festgelegt sind, während in den Richtlinien generelle Vorgehensweisen beschrieben werden, die optional genutzt werden können. Bei den Standards darf keine abweichende Vorgehensweise eingesetzt werden, so müssen beispielsweise spezielle, nicht austauschbare Nährmedien für die Empfindlichkeitstestung verwendet werden. Das CLSI gibt, unter anderem, internationale Standards für die antimikrobielle Empfindlichkeitstestung für Erreger, welche von Menschen und Tieren isoliert wurden, heraus. Die Standards zur Empfindlichkeitstestung, die Qualitätskontrollparameter und die Interpretationskriterien für die Ergebnisse stellen wichtige Informationen für eine reproduzierbare Durchführung von Empfindlichkeitstests dar (CLINICAL AND LABORATORY STANDARDS INSTITUTE 2013a).

Für die Veterinärmedizin liegen zur Zeit fünf Dokumente vor, in denen Durchführungsvorschriften oder Methoden für die Empfindlichkeitstestung von

Bakterien, isoliert von Tieren oder aquatischen Tieren, enthalten sind (CLINICAL AND LABORATORY STANDARDS INSTITUTE 2006, 2013a; CLSI 2014a;

CLINICAL AND LABORATORY STANDARDS INSTITUTE 2014b, 2015). Zudem liegt ein Dokument zur Entwicklung von In-vitro Empfindlichkeitstests, Kriterien und Qualitätskontrollparametern für veterinärmedizinisch relevante antimikrobielle Wirkstoffe vor (Development of In Vitro Susceptibility Testing Criteria and Quality Control Parameters for Veterinary Antimicrobial Agents; Approved Guideline—Third Edition), sowie ein Dokument zur Generierung, Präsentation und Anwendung von Daten der antimikrobiellen Empfindlichkeitstestung für Bakterien tierischer Herkunft (Generation, Presentation, and Application of Antimicrobial Susceptibility Test Data for Bacteria of Animal Origin; A Report) (CLINICAL AND LABORATORY STANDARDS INSTITUTE 2008, 2011).

In den Dokumenten werden zudem Grenzwerte für bestimmte Erreger-Wirkstoffkombinationen angegeben, wobei nur eingeschränkt Daten für veterinärmedizinisch relevante Erreger vorhanden sind. Es werden Grenzwerte für Actinobacillus spp., Aeromonas salmonicida, B. bronchiseptica, Enterobactericeae, Escherichia (E.) coli, H. somni, Mannheimia haemolytica, Proteus mirabilis, Pseudomonas aeroginosa, Salmonella enterica subsp. enterica serovar Cholerasuis, Staphylococcus spp. und Streptococcus spp. angegeben, teilweise für eine bestimmte Tierart, ein bestimmtes Organsystem und/oder auch nur für ausgewählte antimikrobielle Wirkstoffe (CLINICAL AND LABORATORY STANDARDS INSTITUTE 2013a, 2015).

2.2.2 EUCAST/VetCAST

EUCAST (European Commitee on Antimicrobial Susceptibility Testing) ist ein europäisches Gremium, dessen Hauptaufgabe darin besteht, in Europa MHK-Grenzwerte für die antimikrobielle Empfindlichkeitstestung humanmedizinischer Erreger zu vereinheitlichen und in Zusammenarbeit mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur „European Medicine Agency“ (EMA) klinische Grenzwerte für neue Wirkstoffe zu erarbeiten (BROWN et al. 2015). Gegründet wurde EUCAST

1997 durch die ESCMID (European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases), von der dieses Gremium, neben der Europäischen Union (EU), ECDC („European Center for Disease Prevention and Control“) und verschiedenen europäischen Gremien für Grenzwerte, auch finanziell gefördert wird (KAHLMETER et al. 2003; BROWN et al. 2015). Von EUCAST werden allerdings keine MHK-Grenzwerte für Erreger aus der Veterinärmedizin festgelegt (SILLEY 2012).

Richtlinien und Grenzwerte zur Beurteilung der Testungen werden von EUCAST kostenfrei im Internet zur Verfügbarkeit gestellt (BROWN et al. 2015).

Das veterinärmedizinische Gremium für antimikrobielle Empfindlichkeitstestung (VetCAST) wurde am 07.11.2014 als Subkomitee von EUCAST durch die Studiengruppe ESCMID für Veterinärmedizinische Mikrobiologie (European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases) gegründet. Ziel dieses Komitees ist die Festlegung von Grenzwerten für Krankheitserreger, welche von Tieren isoliert wurden oder die zoonotisches Potential besitzen. Damit soll eine Vereinheitlichung der antimikrobiellen Empfindlichkeitstestung in der EU angestrebt werden. Geplant ist, dass die Richtlinien für die antimikrobielle Empfindlichkeitstestung von Bakterienisolaten tierischen Ursprungs ebenfalls kostenfrei im Internet verfügbar sein sollen. In dieser Kommission wird eine Zusammenarbeit mit Behörden der EU, wie z.B. der EMA, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA - European Food Safety Authority), dem ECDC und der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit/Generaldirektion der Europäischen Kommission (DG SANCO - The European Commission's Directorate General for Health and Consumer Protection) angestrebt (EUCAST 2015).

2.2.3 Nationale Standards

Auf nationaler Ebene geben diverse Organisationen ebenfalls Richtlinien oder Standards zur Empfindlichkeitstestung von Bakterien humanen Ursprungs heraus oder definieren spezifische MHK-Grenzwerte zur Einteilung der Erreger in „sensibel“,

„intermediär“ und „resistent“. Dieses sind beispielsweise die BSAC in Großbritannien (British Society for Antimicrobial Chemotherapy), das DIN (Deutsches Institut für

Normung), die CA-SMF - Richtlinien in Frankreich (Committé Antibiogramme - Société Française de Microbiologie), das CRG - Richtlinien der Niederlande, die NWGA - Norwegische Arbeitsgruppe (Norwegian Working Group on Antibiotics) oder die SRGA - Schweden Standards (Swedish Reference Group for Antibiotics). Die Methoden zeigen zwar einige Gemeinsamkeiten, es sind aber auch Abweichungen ersichtlich, wie z.B. Unterschiede in der Verwendung von Medien, der eingesetzten Inokulumkonzentrationen oder der Inkubationsbedingungen (KAHLMETER et al.

2003; SILLEY 2012). Auch die Grenzwerte zur Beurteilung der Empfindlichkeitstests weichen voneinander ab und sind auf die jeweilige Methodik abgestimmt. In einigen Fällen ist es möglich, dass die unter Verwendung der unterschiedlichen Standards erstellten Ergebnisse zu einer unterschiedlichen Einstufung (sensibel, intermediär und resistent) der Erreger-Wirkstoff-Kombination führen können (KAHLMETER et al.

2003). Ein Großteil der Diagnostiklabore in den europäischen Ländern nutzt mittlerweile EUCAST Grenzwerte zur Beurteilung der Empfindlichkeitstests für Erreger humanen Ursprungs, wobei bisher nicht für alle Methoden Richtlinien zur Durchführung der Empfindlichkeitstestung vorliegen (BROWN et al. 2015).

2.3 Klinische Grenzwerte (Breakpoints) und Epidemiologische Grenzwerte