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1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.2 Virushepatitis

Meldungen: 2014: 19 Erkrankungen 2013: 20 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 0,81 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0,85 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Hepatitis-A-Virus (HAV);

weltweit verbreitet

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: Fäkal-oral;

Mensch-zu-Mensch-Übertragung (u. a. Schmierinfektion, Sexualkontakte);

kontaminierte Lebensmittel (z. B. Muscheln oder Austern sowie fäkaliengedüngtes Gemüse und Salate);

kontaminiertes Trink- oder Badewasser Inkubationszeit: ca. 15 – 50 Tage

Ansteckungsfähigkeit: 1 – 2 Wochen vor und bis zu 1 Woche nach Auftreten des Ikterus oder der erhöhung;

infizierte Säuglinge können mehrere Wochen im Stuhl ausscheiden Symptome: v. a. bei Kindern häufig subklinisch oder asymptomatisch;

gastrointestinale Symptome, Fieber, Erhöhung der Serumtransaminasen; selten ikterisch (Gelb-färbung der Skleren sowie evtl. der Haut)

Diagnostik: Antigennachweis nur aus Stuhl;

Nukleinsäurenachweis nur aus Blut oder Stuhl;

IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben) Therapie: symptomatisch

Prävention: aktive Hepatitis-A-Impfung für die Zielgruppen der STIKO-Empfehlungen;

effektive Allgemein- und Händehygiene; Postexpositionelle Prophylaxe

Zeitlicher Verlauf

Die Inzidenz der Hepatitis-A-Erkrankungen ist seit 2009 in Sachsen-Anhalt stabil. Im vergangenen Jahr wurden 19 Erkrankungen (0,81 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) übermittelt. Dies entspricht dem Median der Vorjahre 2009 bis 2013.

Deutschlandweit lag die Inzidenz in den letzten Jahren bei ca. 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner und ist 2014 leicht gesunken auf 0,84 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner. Sie unterscheidet sich nur noch geringfügig von der in Sachsen-Anhalt.

Saisonale Verteilung

Höchstwahrscheinlich aufgrund der geringen Fallzahl wird in Sachsen-Anhalt nicht der für Hepatitis A ansonsten typische jahreszeitliche Verlauf, mit Zunahme der Erkran-kungslast im Spätsommer und Herbst, beobachtet. Vielmehr treten hier die Infektionen ganzjährig und ohne Saisonali-tät auf. In den Monaten April, Juli und November, Dezem-ber wurden keine Fälle gemeldet, ansonsten monatlich zwi-schen 1 und 4 Erkrankungen.

0,0

34

Demografische Merkmale

Bekanntermaßen ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit im Kindesalter am höchsten. Bei insgesamt niedrigen Fall-zahlen bildet sich dieser Zusammenhang in der altersstra-tifizierten Statistik Sachsen-Anhalts jedoch nur lückenhaft ab. Die höchste altersspezifische Inzidenz wiesen im Jahr 2014 die 10- bis 14-Jährigen auf, dicht gefolgt von den 5- bis 9-Jährigen (2,55 bzw. 2,35 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Die Inzidenzen dieser Altersgruppen sowie der 60- bis 69-Jährigen und der über 70-Jährigen lagen über der durchschnittlichen Inzidenz in Sachsen-Anhalt.

Abb. 52 Hepatitis-A-Erkrankungen, altersspezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2014

Im Jahresverlauf erkrankten insgesamt 9 männliche und 10 weibliche Personen. In Anbetracht der geringen Inzidenz sind belastbare Aussagen zur geschlechtsspezifischen Ver-teilung von Hepatitis-A-Erkrankungen in Sachsen-Anhalt nicht möglich.

Regionale Verteilung

Die Erkrankten kamen aus den folgenden Landkreisen bzw. kreisfreien Städten: 4 x Börde, 3 x Salzlandkreis, 3 x Wittenberg, 2 x Burgenlandkreis, 2 x Halle (Saale), je 1 x Anhalt-Bitterfeld, Harz, Mansfeld-Südharz, Stendal und Des-sau-Roßlau.

Epidemiologische Besonderheiten (Impfstatus, Infektionsland)

Alle 19 Hepatitis-A-Fälle waren nicht geimpft.

Bei 4 Patienten trat die Erkrankung nach einer Reise auf, so-dass der Expositionsort im Ausland vermutet wurde: 2 x Bos-nien und Herzegowina, je 1 x RumäBos-nien und die Schweiz.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

Inzidenz

Altersgruppen

Inzidenz (nach Altersgruppen) Inzidenz Sachsen-Anhalt

1.2.2 Hepatitis B

Meldungen: 2014: 24 Erkrankungen 2013: 24 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 1,02 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 1,02 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Hepatitis-B-Virus (HBV);

weltweit verbreitet

Reservoir: Mensch, insbesondere chronisch HBV-infizierte Personen

Übertragungsweg: parenteral über kontaminiertes Blut oder Blutprodukte, durch ungenügend sterilisierte Instrumente, Tätowierungs- und Ohrstichgeräte, gemeinsame Benutzung von Spritzen und Kanülen bei i. v. Drogenabhängigen;

sexuell über virushaltige Körperflüssigkeiten (Blut, Sperma, Zervix-Sekret);

vertikal von der Mutter auf das ungeborene Kind

Inkubationszeit: 1,5 – 6 Monate (im Durchschnitt etwa 2 – 4 Monate, abhängig von der Infektionsdosis) Ansteckungsfähigkeit: solange HBV-DNA, HBsAg oder HBeAg als Marker der Virusvermehrung nachweisbar sind;

hohe Infektiosität für enge Kontaktpersonen bei HBV-DNA-Werten >107 IE/ml; < 104 IE/ml nur bei

Übertragung großer Blutvolumina

Symptome: 2/3 asymptomatisch;

akute Phase: Krankheitsgefühl, Abneigung gegen Speisen, Schwindel, Erbrechen, Abdominal- beschwerden, Fieber, Hepatomegalie, Ikterus, erhöhte Transaminasen im Serum, i. d. R.

Ausheilung nach 2 – 6 Wochen;

selten schwerer Verlauf, 1 % fulminante Hepatitis (lebensbedrohlich);

in 5 – 10 % chronischer Verlauf mit HBsAg-Persistenz > 6 Monate, Übergang in eine Leberzirrhose möglich, dadurch Risiko für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms um das 100fache erhöht;

Simultan- bzw. Superinfektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) möglich, führt zu schwererem Ver - lauf

Diagnostik: Nukleinsäurenachweis;

HBs-Antigennachweis, bestätigt durch mindestens eine der drei folgenden Methoden:

Zusatztest (z. B. HBsAg-NT), Anti-HBc-Gesamt-Antikörpernachweis, HBe-Antigennachweis Therapie: i. d. R. symptomatisch; bei schweren/chronischen Verläufen antivirale Therapie

(Nukleosid-/Nukle-otidanaloga, Interferon α);

bei fulminantem Verlauf/progressiver Zirrhose Lebertransplantation und prophylaktische Gabe von Hepatitis-B-Immunglobulin und Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga

Prävention: aktive Immunisierung laut STIKO-Empfehlungen;

postexpositionelle Prophylaxe bei Neugeborenen und beruflicher Exposition;

HBsAg-Screening der Schwangeren (Mutterschaftsrichtlinie) zur Verhinderung der perinatalen Übertragung bzw. Infektion im frühen Kindesalter;

effektive Desinfektion; Information und Aufklärung der Bevölkerung

Zeitlicher Verlauf

Die Anzahl an gemeldeten Hepatitis-B-Erkrankungen hat sich mit 24 im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr nicht ge-ändert. Mit 1,02 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner ent-sprach die Inzidenz 2014 dem Median der Vorjahre 2009 bis 2013.

Deutschlandweit bewegt sich die Inzidenz mit 0,93 Er-krankungen pro 100.000 Einwohner auf einem ähnlichen Niveau wie in Sachsen-Anhalt. Ko-Infektionen oder Super-Infektionen mit dem Hepatitis-D-Virus wurden 2014 in Sach-sen-Anhalt nicht gemeldet.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

Inzidenz

Jahr Sachsen-Anhalt Deutschland

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Saisonale Verteilung

Eine Saisonalität tritt bei Hepatitis-B-Erkrankungen nicht auf. Im Jahr 2014 wurden mit monatlich je 3 Fällen die meis-ten Erkrankungen im März, Juli, August und Dezember ge-meldet.

Tab. 8 Regionale Verteilung der übermittelten Hepatitis-B-Erkrankungen, Sachsen-Anhalt, 2014

Epidemiologische Besonderheiten (Impfstatus, Infektionsrisiken)

Bei 19 der 24 gemeldeten Hepatitis-B-Erkrankungen la-gen Angaben zum Impfstatus vor. Alle 19 Betroffenen waren ungeimpft.

Laut Recherchen der Gesundheitsämter wurden als er-höhte Infektionsrisiken in 4 Fällen homosexuelle Kontakte von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) angege-ben, 3 x nosokomial, je 2 x Piercing/Tattoo und medizinische Injektionen im Ausland sowie je 1 x Wohngemeinschaft mit Virusträger, Drogenabhängigkeit, JVA und sexuelle Kontakte zum HBV-infizierten Partner genannt.

Abb. 54 Saisonale Verteilung der Hepatitis-B-Erkrankungen, Sachsen- Anhalt 2014 im Vergleich mit den Vorjahren

Demografische Merkmale

Die altersspezifische Inzidenz war 2014 unter den 25- bis 39-Jährigen am höchsten (3,56 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Auch die 40- bis 49-Jährigen lagen mit ei-ner altersspezifischen Inzidenz von 2,05 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner deutlich höher als der Bevölkerungs-durchschnitt. In den Altersgruppen bis 14 Jahre traten kei-ne Erkrankungen auf. Es erkrankten insgesamt 14 Persokei-nen männlichen und 10 weiblichen Geschlechts.

Regionale Verteilung

In nachfolgender Tabelle ist die regionale Verteilung der Hepatitis-B-Erkrankungen dargestellt. Mit 2,15 Erkrankun-gen pro 100.000 Einwohner wies die kreisfreie Stadt Halle (Saale) die höchste Erkrankungsrate in Sachsen-Anhalt auf.

Ein epidemiologischer Zusammenhang der dort aufgetrete-nen 5 Fälle bestand nicht.

Landkreis/ kreisfreie

Stadt Anzahl der

Erkrankungen Inzidenz

LK Altmarkkreis Salzwedel 1 1,11

LK Anhalt-Bitterfeld 1 0,56

LK Börde 2 1,11

LK Burgenlandkreis 1 0,51

LK Harz 1 0,43

LK Jerichower Land 0 0

LK Mansfeld-Südharz 3 1,97

LK Saalekreis 4 2,01

LK Salzlandkreis 0 0

LK Stendal 0 0

LK Wittenberg 2 1,44

SK Dessau-Roßlau 1 1,14

SK Halle (Saale) 5 2,15

SK Magdeburg 3 1,3

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Anzahl der Erkrankungen

Monate

Min/Max 2009-2013 Median 2014

1.2.3 Hepatitis C

Meldungen: 2014: 88 Erkrankungen 2013: 123 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 3,73 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 5,22 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Hepatitis-C-Virus (HCV);

weltweit verbreitet

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: kontaminiertes Blut oder Blutprodukte, durch ungenügend sterilisierte Instrumente, Tätowierungs-, Ohrstichgeräte, gemeinsame Benutzung von Spritzen und Kanülen bei i. v. Drogenabhängigen;

unwahrscheinlich: Körperflüssigkeiten wie Speichel, Schweiß, Sperma;

selten sexuell oder vertikal von der Mutter auf das ungeborene Kind Inkubationszeit: 2 bis 26 Wochen (meist 7 – 8 Wochen)

Symptome: 75 % entwickeln keine auffällige Klinik oder nur grippeähnliche Symptome;

ca. 25 % mit akuter Hepatitis (selten fulminanter Verlaufe;

ca. 50 bis 85 % chronischer Verlauf; davon bei ca. 20 % Entwicklung einer Liberzirrhose mit dem

Risiko eines Leberzellkarzinoms

Diagnostik: nur in Blut: Nukleinsäurenachweis, HCV-Core-Antigennachweis

Therapie: aufgrund der Komplexität in der Therapie und der Einführung neuer (direkter) antiviraler

Medikamente Verweis auf die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdau-ungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): http://www.dgvs.de/leitlinien/aktuelle-empfehlungen/

Prävention: Untersuchung von Blutspenden und Blutprodukten bzw. Verwendung virusinaktivierter Blutprodukte oder gentechnologisch hergestellter Präparate, PCR-Screening bei Schwangeren;

Verhinderung der gemeinsamen Benutzung von Nadeln in der Risikogruppe der hängigen;

krankenhaushygienische Vorsorge (Standardhygiene) für eine Vermeidung der HCV-Übertragung bei der Behandlung und Pflege von Patienten;

berufliche Exposition: keine Postexpositionsprophylaxe möglich, bei akuter Infektion Interferon-Monotherapie zur Verhinderung einer Chronifizierung

Die Erfassung der Hepatitis-C-Erkrankungen ist etwas schwieriger. Neuinfektionen verlaufen häufig relativ symptomarm, au-ßerdem ist es nicht möglich, anhand von Antikörperkonstellationen zwischen akuten und chronischen Infektionen zu unter-schieden. Deshalb werden laut Referenzdefinition alle Erkrankungen (labordiagnostischen Nachweise), die bis dahin nicht bekannt waren, gemeldet, unabhängig davon, seit wann die Erkrankung besteht und ob eine klinische Symptomatik vorhan-den ist. Somit wervorhan-den nicht nur Neuerkrankungen, sondern auch Zufallsbefunde einer länger zurückliegenvorhan-den Infektion er-fasst, was in der Konsequenz zu einer Vermischung von Inzidenz und Prävalenz führt.

Zeitlicher Verlauf

In Sachsen-Anhalt wurden 2014 mit 88 Erkrankungen weniger erstdiagnostizierte Hepatitis-C-Fälle registriert als 2013 mit 123. Entsprechend ist die Inzidenz um 29 % gesun-ken, von 5,22 auf 3,73 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwoh-ner. Damit befindet sich die Neuerkrankungsrate weiterhin unterhalb des Median der 5 Vorjahre (5,22 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner). Deutschlandweit ist die Hepatitis-C-In-zidenz leicht gestiegen. Nach Jahren des stetigen InHepatitis-C-In-zidenz- Inzidenz-rückgangs, lag sie 2014 bei 7,2 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner. Dies entspricht einer Zunahme von 14 % im Ver-gleich zum Jahr 2013. Die Inzidenzen aus Gesamtdeutsch-land übertreffen somit zunehmend jene aus Sachsen-Anhalt.

Abb. 55 Inzidenz der erstmalig registrierten Hepatitis-C-Erkrankungen

0 2 4 6 8 10 12

Inzidenz

Jahr Sachsen-Anhalt Deutschland

38

Saisonale Verteilung

Typische saisonale Verteilungsmuster treten bei der He-patitis C nicht auf. Im Jahr 2014 wurden ganzjährig HeHe-patitis- Hepatitis-C-Fälle in Sachsen-Anhalt gemeldet.

Abb. 56 Saisonale Verteilung der Hepatitis-C-Erkrankungen, Sachsen-Anhalt 2014 im Vergleich mit den Vorjahren

Abb. 57 Erstmalig registrierte Hepatitis-C-Erkrankungen, altersspezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2014

Regionale Verteilung

Die meisten erstmalig registrierten Hepatitis-C-Fälle wur-den 2014 im LK Salzlandkreis gemeldet (6,58 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner), gefolgt von den kreisfreien Städ-ten Magdeburg und SStäd-tendal (6,51 bzw. 6,47 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Am geringsten betroffen waren hin-gegen die LK Anhalt-Bitterfeld und Harz (1,67 bzw. 1,70 Er-krankungen pro 100.000 Einwohner).

Abb. 58 Erstmalig registrierte Hepatitis-C-Erkrankungen, altersspezi-fische Inzidenzen nach Geschlecht, Sachsen-Anhalt, 2014

Epidemiologische Besonderheiten (Infektionsrisiken) Folgende mögliche Infektionsrisiken konnten von den Gesundheitsämtern ermittelt werden (Mehrfachnennungen waren möglich):

• 21 x i. v.-Drogenabhängigkeit,

• 13 x nosokomiale Infektion,

• 10 x Tätowierung/Piercing,

• 6 x operativer/invasiv-diagnostischer Eingriff,

• 5 x Gefängnisinsasse,

• 5 x Bluttransfusion (oder andere Blutprodukte),

• 4 x medizinische Injektion im Ausland,

• 4 x heterosexueller Geschlechtsverkehr,

• 3 x Leben in einer Wohngemeinschaft mit HCV-Träger(n),

• 2 x Dialysebehandlung,

• 2 x beruflicher Kontakt zu Patienten/infektiösem Material,

• 1 x Organtransplantation,

• 1 x Geschlechtsverkehr mit HCV-Träger(n).

Mit 57 erstdiagnostizierten Fällen (65 % von 88) war das männliche Geschlecht auch im Jahr 2014 stärker betroffen als das weibliche. Der Geschlechterunterschied war vor al-lem in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen deutlich aus-geprägt. Die altersspezifische Inzidenz von Männern lag hier bei 18,45 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner, die von Frauen bei 4,2.

Demografische Merkmale

Überdurchschnittlich häufig werden Hepatitis-C-Infek-tionen im jüngeren Erwachsenenalter diagnostiziert. Die höchste altersspezifische Inzidenz fand sich 2014 mit 11,79 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. In den Jahren zuvor waren die 25- bis 29-Jährigen am stärksten betroffen gewesen. Immerhin 36 (40 %) der betroffenen 88 Patienten waren 50 Jahre oder älter. In diesen Fällen wurde Hepatitis C häufig als Zufallsbe-fund diagnostiziert, z. B. in Vorbereitung operativer Eingrif-fe oder anderer medizinischer Maßnahmen (z. B. Dialyse).

Abb. 59 Regionale Verteilung der erstmalig registrierten Hepatitis-C-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner je Landkreis bzw.

kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2014

0

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Anzahl der Erkrankungen

Inzidenz (nach Altersgruppen) Inzidenz Sachsen-Anhalt

0

1.2.4 Hepatitis E

Meldungen: 2014: 39 Erkrankungen 2013: 28 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 1,66 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 1,19 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Hepatitis-E-Virus (HEV);

Vorherrschen der humanpathogenen Genotypen: HEV 1 (Asien/Afrika), 2 (Afrika, Mexiko), 3 (Amerika, Europa), 4 (Asien)

Reservoir: Mensch, HEV Genotyp 3 und 4 auch bei Schwein, Wildschwein Übertragungsweg: Fäkal-oral;

unzureichend gegartes, infiziertes Schweinefleisch (v. a. Leber, Zoonose);

in Einzelfällen als Tropenkrankheit importiert (Infektion über kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel);

Mensch-zu-Mensch-Übertragung;

Bluttransfusionen oder Organtransplantationen Inkubationszeit: 15 – 64 Tage, Median 40 Tage

Symptome: > 99 % der Fälle asymptomatisch; i. d. R. selbstlimitierende Erkrankung ähnlich einer Hepatitis A mit Ikterus, Pruritus und Oberbauchschmerzen;

schwerwiegende Verläufe mit akutem Leberversagen sind selten, treten jedoch insbesondere bei Schwangeren und Patienten mit vorbestehender Lebererkrankung gehäuft auf (20 – 25 %);

bei immunsupprimierten Patienten sind auch chronische Verläufe möglich, die in kurzer Zeit zu

Leberzirrhosen führen können

Diagnostik: Nukleinsäurenachweis nur in Blut oder Stuhl;

IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben) Therapie: symptomatisch;

akut und chronisch: Ribavirin; chronisch: Interferon-alpha und Ribavirin

Prävention: keine spezifische Prophylaxe möglich; Hände- und Lebensmittelhygiene; kein Verzehr von rohem Schweinefleischprodukten; Hygienevorschriften bei der Schweinemast

Zeitlicher Verlauf

Bereits seit Jahren ist ein deutschlandweiter Anstieg der Hepatitis-E-Inzidenz zu beobachten. Speziell in Sachsen-Anhalt setzte sich 2014 die sprunghafte Zunahme gemel-deter Hepatitis-E-Fälle aus dem Vorjahr weiter fort. Hierbei stieg die Zahl der gemeldeten Erkrankungen um fast 40 % auf 39 Fälle (1,66 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).

Im gesamten Bundesgebiet nahm die Erkrankungsrate 2014 im Vergleich zum Vorjahr zwar ebenfalls und deutlich um 48 % zu, sie befindet sich jedoch mit 0,83 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner auf einem im Vergleich zu Sachsen- Anhalt niedrigem Niveau. Deutschlandweit, auch in Sachsen- Anhalt, wird davon ausgegangen, dass die wachsende He-patitis-E-Inzidenz zumindest teilweise durch eine gesteigerte Aufmerksamkeit der Ärzte für diese Erkrankung begrün-det ist. Neben Sachsen-Anhalt lagen auch die Hepatitis-E-Inzidenzen der Bundesländer Sachsen, Mecklenburg-Vor-pommern, Saarland, Thüringen und Brandenburg über dem bundesdeutschen Durchschnitt, d. h., v. a. von Regionen in denen der Verzehr von rohem Schweinefleisch oder Schwei-nefleischprodukten häufig ist. Das RKI hat 2012 eine Fall-Kontroll-Studie begonnen, bei der Hepatitis-E-Patienten und

den. Im Rahmen der Untersuchungen zu einer Häufung im LK Wittenberg 2014 werden in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Gesundheit in Wittenberg Schweinemastbetrie-be, Wildschweine und Fleisch aus Verkaufsstellen beprobt, um eine gemeinsame Infektionsquelle der Infizierten zu identifizieren (Benter et. al., BVÖGD Kongress 2015, Ros-tock, Poster).

40

Saisonale Verteilung

In der 2. Jahreshälfte 2014 wurden die meisten Hepatitis-E-Fälle gemeldet.

Abb. 61 Saisonale Verteilung der Hepatitis-E-Erkrankungen, Sachsen- Anhalt 2014 im Vergleich mit den Vorjahren

Demografische Merkmale, regionale Verteilung, Fall-Kontroll-Studie des RKI

Im Jahr 2014 wurde Hepatitis E ausschließlich bei Er-wachsenen gemeldet. Besonders betroffen waren ältere Erwachsene, die höchsten Inzidenzen fanden sich in den Al-tersgruppen der 50- bis 59-Jährigen und der 60- bis 69-Jäh-rigen (4,47 bzw. 3,32 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner). Mit 26 betroffenen Männern war ein Großteil der 39 Erkrankten (67 %) männlichen Geschlechts.

Überdurchschnittlich betroffen war im Jahr 2014 der LK Wittenberg mit 16 Fällen und einer Inzidenz von 11,52 Er-krankungen pro 100.000 Einwohner. Weitere Fälle wurden 2014 gemeldet in den LK/ kreisfreien Städten:

Tab. 9 Regionale Verteilung der übermittelten Hepatitis-E-Infektionen, Sachsen-Anhalt, 2014

LK Jerichower Land 1 1,03

LK Mansfeld-Südharz 5 3,28

LK Saalekreis 3 1,51

LK Salzlandkreis 4 1,88

LK Wittenberg 16 11,52

SK Dessau-Roßlau 2 2,28

SK Halle (Saale) 3 1,29

In den letzten Jahren wurden zunehmend Erkrankungs-fälle registriert, die nicht mit Auslandsreisen in Zusammen-hang standen, sondern in Deutschland selbst erworben wurden. So konnte auch 2014 lediglich bei 2 Fällen eine Aus-landsreise (1 x Norwegen, 1 x Israel) als möglicher Exposi-tionsort mit der Erkrankung in Verbindung gebracht werden.

Epidemiologische Besonderheiten (Infektionsrisiken) In 5 Fällen lagen Angaben zu erhöhten Infektionsrisiken vor.

• Erkrankung eines 66-jährigen Mannes aus dem Salz-landkreis mit Ikterus und erhöhten Serumtransaminasen-werten. Serologisch wurden HEV-IgM- und -IgG-Antikör-per nachgewiesen. Der Patient nahm im Dezember 2013 an einer Kreuzfahrt teil und hatte dabei Landgänge in Is-rael, Italien und Griechenland.

• Ein 58-jähriger Mann aus dem LK Mansfeld-Südharz erkrankte mit Fieber und erhöhten Serumtransamina-senwerten. Serologisch wurden HEV-IgM-Antikörper nachgewiesen. Als mögliche Expositionen kommen ein Angelurlaub in Norwegen und die berufliche Tätigkeit als Klempner (Abwasserkontakt) in Frage.

• Erkrankung einer 58-jährigen Frau aus Halle (Saale) mit Oberbauchbeschwerden und erhöhten Serumtransami-nasenwerten. Serologisch wurden HEV-IgM-Antikörper nachgewiesen. Im Rahmen von Umgebungsuntersu-chungen wurden bei der 80-jährigen Mutter serologisch HEV-IgM-Antikörper nachgewiesen. Hinweise auf eine mögliche Infektionsquelle ergaben sich nicht.

• Ein 57-jähriger Mann aus Wittenberg erkrankte mit Ikte-rus, Unwohlsein, Oberbauchbeschwerden und erhöhten Serumtransaminasenwerten. Bei der Umgebungsunter-suchung konnten die Ehefrau und der Sohn mit einem positiven IgM-Nachweis ermittelt werden. Risikolebens-mittel wie (z. B. Wild und Innereien) wurden nicht ver-zehrt.

• Erkrankung eines 59-jährigen Mannes aus dem Salz-landkreis mit Ikterus und Oberbauchbeschwerden. Se-rologisch wurden HEV-IgM-Antikörper nachgewiesen. Im Rahmen von Umgebungsuntersuchungen ergab sich bei der 54-jährigen Ehefrau serologisch der Hinweis auf eine akute oder kürzlich durchgemachte HEV-Infektion. Hin-weise auf eine mögliche Infektionsquelle und den Ver-zehr von Risikolebensmitteln ergaben sich nicht.

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Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Anzahl der Erkrankungen

Monate

Min/Max 2009-2013 Median 2014