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1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.6 Influenza

Meldungen: 2014: 482 Erkrankungen

2015: 6.411 Erkrankungen ( 1. – 19. MW) 2014/15: 6.430 Erkrankungen (36. – 19. MW)

Inzidenzen: 2014: 20,46 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner

2015: 272,09 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner ( 1. – 19. MW) 2014/15: 272,89 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (36. – 19. MW) Steckbrief

Erreger: Influenza A- und B-Viren;

weltweit verbreitet

Reservoir: Influenza A: Mensch, Schwein, Pferd, primäres Reservoir sind (Wasser-)Vögel Influenza B: Mensch

Übertragungsweg: Tröpfchen, aerogen, hohe Kontagiosität;

Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch

Inkubationszeit: saisonale Influenza und Influenza A(H1N1)pdm09: 1 bis 3 Tage aviäre Influenza: 2 bis 5 Tage

Ansteckungsfähigkeit: etwa 4 – 5 Tage ab Auftreten der ersten Symptome, bis zu 7 Tagen;

Ausscheidung vor Symptombeginn möglich

Symptome: plötzlicher Beginn mit Fieber ≥ 38,5 °C, trockener Reizhusten, Halsschmerzen, Muskel- und/oder Kopfschmerzen;

Komplikation: bakterielle Superinfektion, Reye-Syndrom bei Kindern nach Salicylat-Therapie;

schwerste Verlaufsform: perakuter Todesfall innerhalb von Stunden, primäre Influenzapneumonie Risikogruppen für schwere Verläufe: bei saisonaler Influenza: Ältere Menschen und Patienten mit bestimmten chronischen Grunderkrankungen (Atmungsorgane, Herz-, Kreislauf-, Leber- und Niere, Stoffwechselkrankheiten, angeborene oder erworbene Immundefekte);

bei Influenza A(H1N1)pdm09 außerdem Schwangere und Patienten mit neurologischen Vorerkrankungen

Diagnostik: Antigennachweis; Erregersolierung; Nukleinsäurenachweis Therapie: symptomatisch; Antibiotika bei bakterieller Superinfektion;

antivirale Therapie bei Risikopatienten

Prävention: aktive Schutzimpfung entsprechend den Empfehlungen der STIKO am Robert Koch-Institut;

Händehygiene;

postexpositionelle Prophylaxe (Impfung und antivirale Arzneimittel) z. B. im Krankenhaus oder Altenpflegeheim

Meldedaten nach Infektionsschutzgesetz Im Folgenden werden, sofern nicht anders angegeben,

die Ergebnisse der Meldedaten der Bevölkerung Sachsen-Anhalts für die Influenzasaison 2014/15 im Zeitraum von der 36. bis zur 19. Meldewoche (MW) beschrieben. Über die beiden weiteren Bausteine der Influenza-Überwachung in Sachsen-Anhalt, die Virologische Surveillance und die Sur-veillance akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) in Kin-dertagestätten, wird im ARE-Jahresbericht, auch in Bezug auf die Ergebnisse der Meldedaten-Surveillance, berichtet.

Ergebnisse der Meldedaten-Surveillance im zeitlichen Verlauf

Während der Influenzasaison 2014/15 wurden in Sach-sen-Anhalt 6.430 Influenzavirusnachweise übermittelt (Abb.

89). Dies entspricht einer Inzidenz von 273 labordiagnos-tisch bestätigten Influenza-Fällen pro 100.000 Einwohner in

Sachsen-Anhalt. Die Inzidenz in der starken Influenzasai-son 2014/15 lag damit 14 x höher als in der InfluenzasaiInfluenzasai-son 2013/14 (20 Fälle pro 100.000 Einwohner). Auch Bundes-weit wurde mit 70.247 übermittelten Fällen eine im Vergleich zum Vorjahr (6.200 Fälle, je 40. bis 20. MW) sehr starke In-fluenza-Saison verzeichnet. Erste Influenza-Fälle in der Sai-son 2014/15 traten in Sachsen-Anhalt in der 43. MW 2014 auf. In der 9. MW des Jahres 2015 lag der Gipfel der Influen-za-Saison 2014/15 (Abb. 89), hier wurden die meisten Influ-enzafälle innerhalb einer Woche gemeldet.

Abb. 89 Anzahl der gemäß IfSG übermittelten labordiagnostisch bestätigten Influenza-Fälle pro Meldewoche mit Unterteilung nach Influenza A und B, Sachsen-Anhalt, 2014/15.

Abb. 90 Gemäß IfSG übermittelte labordiagnostisch bestätigte Influenza-Fälle pro 100.000 Einwohner (Inzidenz) nach Meldewochen in Sachsen-Anhalt im Vergleich von 2002/03 bis 2014/15. Die Meldewoche (MW) mit der höchsten Inzidenz ist für die jeweilige Saison angegeben.

Epidemiologische Besonderheiten (nachgewiesene Erreger, Impfstatus)

Von den 6.430 labordiagnostisch bestätigten Influenza-Fällen wurden 80 % (n = 5.152) als Influenza A übermittelt, gefolgt von 19 % Influenza B (n = 1.234) und 0,7 % nicht nach Influenza A und B differenzierter Übermittlung (n = 44).

pandemischer Influenzaviren entstand vermutlich durch die seit 2009 routinemäßige Testung auf pandemische Influen-zaviren und gibt ein verzerrtes Bild wieder, weil Influenza-A(H3N2)-Viren selten subtypisiert werden.

Von 4.990 Patienten mit Angaben zum Impfstatus waren 391 (7,8 %) geimpft.

0 200 400 600 800 1000 1200

43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.

Anzahl Influenzafälle

Meldewoche A A/B B

2014 2015

10. KW: 4,84 6. KW: 1,82

11. KW: 6,2

14. KW: 2,21 10. KW: 6,66

11. KW: 3,35 5. KW: 7,68

47. KW: 44,14

06. KW: 15,79

12. KW: 4,71 9. KW: 34,08

8. KW: 2,72 9. KW: 47,23

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15

Influenzafälle/100.000 Einwohner

Je Saison 40. -22. KW

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Demografische Merkmale

Die meisten labordiagnostisch bestätigten Influenza-Fäl-le wurden in den Altersgruppen der 1- bis 4-Jährigen über-mittelt, gefolgt von der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen und unter 1-Jährigen (Abb. 91). Bei den Altersgruppen der 20- bis über 70-Jährigen lag die Inzidenz wie in der Vorsai-son unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung Sach-sen-Anhalts.

Das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen, unter den übermittelten Influenza-Fällen waren 50 % männlich (n = 3.192 von 6.428).

Abb. 91 Gemäß IfSG übermittelte labordiagnostisch bestätigte Influenza-Fälle pro 100.000 Einwohner (Inzidenz) nach Altersgruppen, Sachsen-Anhalt, 2014/15

Abb. 92 Gemäß IfSG übermittelte labordiagnostisch bestätigte Influenza-Fälle pro 100.000 Einwohner nach Stadt-/

Landkreisen, Sachsen-Anhalt, 2014/2015 Regionale Verteilung

Influenza-Fälle wurden regional sehr unterschiedlich übermittelt (Abb. 92). Die wenigsten Meldungen kamen in der Saison 2014/15 wie im Jahr zuvor aus dem Altmarkkreis Salzwedel (n = 49). Die meisten Fälle wurden aus Halle (Saale) (n = 1.287) übermittelt, hier war auch die Influenza-Inzidenz in der Saison 2014/15 am höchsten (554 Fälle pro 100.000 Einwohner).

Epidemiologische Besonderheiten (Häufungen, Sterbe-fälle)

Während der Saison 2014/15 wurden im Jahr 2014 kei-ne und im Jahr 2015 30 Häufungen mit insgesamt 573 Fällen gemeldet: 15 x Kindertagesstätte, 6 x privater Haushalt, 4 x Krankenhaus/Reha-Einrichtung und Alten-/Pflegeheim und 1 x Kinderheim. Auffällig war (auch bundesweit), dass eini-ge Ausbrüche schon sehr früh während der Influenza-Saison stattfanden, so gab es z. B. in der 2. Kalenderwoche 2015 ei-nen Ausbruch mit 24 Fällen in einem Altenpflegeheim in der Landeshauptstadt Magdeburg (siehe unten).

Berichte über 2 ausgewählte Ausbrüche:

• Vom 21.12.2014 bis 05.01.2015 erkrankten in einem Al-tenpflegeheim in der Landeshauptstadt Magdeburg 24 von 100 Bewohnern mit Fieber und/oder Husten. Es wa-ren alle Wohnbereiche betroffen. Die Patienten wawa-ren im Alter zwischen 63 und 92 Jahren (46 % männlich). Ei-ner entwickelte eine Pneumonie, 2 verstarben nach ei-ner Woche an anderen Ursachen als Influenza. Insge-samt mussten 9 Erkrankte hospitalisiert werden. Unter den 24 Erkrankten waren 16 mit einem aktuellen triva-lenten, nicht-adjuvantierten Influenza-Impfstoff geimpft.

Influenza-A-Viren konnten bei zwei von drei untersuchten Erkrankten im Rachenabstrich nachgewiesen werden.

Einmal gelang die Subtypisierung von Influenza-A(H3N2)-Viren. Antivirale Arzneimittel zur postexpositionellen Pro-phylaxe wurden nicht eingesetzt.

• Vom 12.01.2015 bis 28.01.2015 erkrankten in einer Kin-dertagesstätte im LK Stendal 123 Kinder und Beschäf-tigte mit Infekten, Husten und/oder Fieber. Ein Kind wur-de hospitalisiert. Influenza-A-Viren konnten in 5 Proben nachgewiesen werden, 3 x gelang die Subtypisierung von Influenza-A-(H1N1)pdm09-Viren.

6 Influenza-Sterbefälle:

• Am 09.02.2015 verstarb ein 43-jähriger Mann aus dem LK Börde an einer Influenza A. Die Verdachtsdiagnose wurde während der Obduktion am 16.02.2015 erhoben und labordiagnostisch mittels PCR-Nachweis von Influ-enza-A-Genabschnitten in Lungen- und Trachealgewe-be Trachealgewe-bestätigt. Der Patient Trachealgewe-befand sich im Winterurlaub in der Schweiz, hatte dort am 04.02.2015 einen Sportunfall, der eine Knieverletzung und einen Arztbesuch nach sich zog. Am 07.02.2015 erkrankte der Patient mit leichten Beschwerden in der Nierengegend und am 08.02. entwi-ckelte er leichte grippale Symptome.

Am 09.02.2015 kehrte der Patient aus dem Winter-urlaub zurück und es kam zu einer akuten Verschlechte-rung des Gesundheitszustandes mit Schüttelfrost Fieber, Husten und Kreislaufproblemen, sodass der Rettungs-dienst gerufen wurde. Der Patient verstarb drei Stunden nach Hospitalisierung trotz Einleitung intensivmedizini-scher Maßnahmen. Es handelte sich offensichtlich um ei-nen ansonsten gesunden Mann ohne Vorschädigungen.

Der Impfstatus bezüglich Influenza war nicht ermittelbar.

Eine Feintypisierung des Influenzavirusstammes im NRZ war nicht möglich.

• Weitere 5 Patienten, welche zwischen Januar und März 2015 an Influenza erkrankten, verstarben an der gemel-deten Krankheit im Alter von 70 bis 89 Jahren. Darunter waren 4 Männer und eine Frau (LK/SK: 2 x Dessau-Roß-lau, 1 x Magdeburg, 1 x Saalekreis, 1 x Wittenberg). Alle waren hospitalisiert und hatten eine Pneumonie, 2 waren beatmungspflichtig. Von 3 Patienten mit Angaben zum Impfstatus waren alle 3 ungeimpft. In 4 Fällen wurden A-Viren nachgewiesen, darunter 2 x A-(H1N1)pdm09-Viren. In einem Fall wurden Influenza-B-Viren nachgewiesen.

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1.7 Weitere Erkrankungen