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Nichtnamentlich gemeldete Infektionserkrankungen

1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.9 Nichtnamentlich gemeldete Infektionserkrankungen

Meldungen: 2014: 85 Erkrankungen 2013: 68 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 3,90 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 3,00 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Humane Immundefizienz Viren: HIV-1 und HIV-2 Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: ungeschützter Geschlechtsverkehr; Spritzentausch unter i. v. Drogenabhängigen; Infektion des Kindes im Mutterleib, unter der Geburt oder beim Stillen; Bluttransfusion oder Blutproduktüber- tragung; Verletzung der intakten Haut durch kontaminierte Instrumente, Transplantation infizierter Organe

Inkubationszeit: Infektiösität beginnt bereits einen halben Tag nach Ansteckung, Nachweis spezifischer Antikörper nach 2 – 10 Wochen

Ansteckungsfähigkeit: lebenslang; durch antiretrovirale Therapie wird Nichtübertragbarkeit erreicht

Symptome: 4 Stadien, 1. akute HIV-Infektion: Fieber, Lymphadenopathie, Glieder-, Kopf- und Halsschmerzen, Exanthem; 2. asymptomatische Infektion : Latenzphase, 3. symptomatische Phase: Lymph-knotenschwellungen, Fieber, Nachtschweiß, Appetits- und Gewichtsverlust, Müdigkeit, Mundsoor;

4. AIDS: zunehmender Immundefekt mit Abwehrschwäche, Infektionskrankheiten durch opportu-nistische Erreger (insbesondere aktive Tuberkulose, Pneumonien durch Pneumocystis jirovecii, Ösophagitiden durch Candida albicans, zerebrale Abszesse durch Toxoplasmen, Reaktivierungen von Zytomegalievirus-Infektionen) und Entstehung bösartiger Tumore (z. B. Kaposi-Sarkom, B-Zell-Lymphome, aggressive Zervixkarzinome bei Frauen)

Diagnostik: Erregerisolierung, Nukleinsäurenachweis, Antikörpernachweis im Blut

Therapie: antiretrovirale Therapie: Hemmung viraler Enzyme, insbesondere der Reversen Transkriptase durch Nukleosid-/Nucleotidanaloga und nichtnukleosidische Inhibitoren

Prävention: keine Immunprophylaxe möglich;

dauerhafter Ausschluss HIV-Infizierter von der Blutspende, Untersuchung von Blutspenden und Blutprodukten;

Verwendung von Kondomen; Vermeidung des Spritzentausches i. v.- Drogenabhängiger; Schutz-maßnahmen beim medizinischen Personal;

Reduktion des Infektionsrisikos des Kindes unter der Geburt (primäre Sectio bei nachweislicher Viruslast vor der Geburt) und danach (auf Stillen verzichten)

Zeitlicher Verlauf

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Inzidenz in Sachsen-An-halt 2014 mit 3,8 HIV-Neu-Diagnosen pro 100.000 Einwoh-ner um 27 % gestiegen. Auch bundesweit steigt die Zahl der Neu-Diagnosen seit 2001 an. Im Jahr 2014 lag sie mit 4,4 HIV-Neu-Diagnosen pro 100.000 Einwohner zwar noch über der sachsen-anhaltinischen Inzidenz, der Unterschied hat sich jedoch verringert.

Demografische Merkmale

Eine HIV-Erstdiagnose erhielten auch 2014 vorrangig Personen im jungen bis mittleren Erwachsenenalter Die höchste altersspezifische Inzidenz fand sich bei den 30- bis 34-Jährigen, dicht gefolgt von den 20- bis 24-Jährigen.

Knapp 79 % aller Neuerkrankungen entfielen auf Personen zwischen 20 und 44 Jahren.

1,0

94

Epidemiologische Besonderheiten (Infektionsrisiko) Von 72 Patienten lagen Angaben zu möglichen Infekti-onsrisiken vor. Dabei wurden heterosexuelle Kontakte von 21 Männern und 11 Frauen sowie homosexuelle Kontakte von 39 Männern genannt. In einem Fall lag eine prä-/perina-tale Infektion vor.

Laut RKI-Jahresbericht stammten 2014 etwa drei Viertel der Personen mit HIV-Erstdiagnose, die sich über heterose-xuelle Kontakte infiziert haben, nicht aus Deutschland, son-dern insbesondere aus Subsahara-Afrika. Diese Region war 2014 die einzige mit einem nennenswerten Zuwachs an Fäl-len – in Sachsen-Anhalt von 5 Neudiagnosen im Jahr 2013 auf 21 im Jahr 2014. D. h., ein Anstieg von 16 Fällen lässt sich hierdurch erklären (Fallzahl 2013: 68; 2014: 85). Stei-gende Einwanderungs- und Flüchtlingszahlen aus Ländern mit hoher HIV-Prävalenz scheinen sich in den deutschen HIV-Meldedaten abzuzeichnen.

Lediglich 13 Betroffene waren weiblichen Geschlechts, d. h., zu 85 % war das männliche Geschlecht betroffen. Die höchste geschlechtsspezifische Inzidenz wurde bei Män-nern zwischen 20 und 24 Jahren registriert (25,74 HIV-Neu-Diagnosen pro 100.000 Einwohner).

1.9.2 Syphilis (Lues)

Meldungen: 2014: 111 Erkrankungen 2013: 90 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 4,90 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 4,00 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterium: Treponema pallidum;

weit verbreitet

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: direkte sexuelle Kontakte;

diaplazentare Übertragung von der Mutter auf ihr ungeborenes Kind;

selten: Infektion durch kontaminierte Nadeln;

extrem selten: Übertragung durch Bluttransfusionen Inkubationszeit: 14 – 24 Tage, seltener zwischen 10 und 90 Tagen

Ansteckungsfähigkeit: hochinfektiös im Stadium I, infektiös im Stadium II, im Stadium III besteht trotz schwerwiegender Krankheitserscheinungen keine Infektiosität

Symptome: primäre Syphilis (Lues I): derbe Induration an der Eintrittspforte des Erregers, aus dem schmerz-loses Ulkus entsteht (Primäraffekt, Ulkus durum, harter Schanker), regionale Lymphadenopathie;

sekundäre Syphilis (Lues II): Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen, harte Schwellung vieler Lymphknoten (Polyskleradenitis), masernähnliches Exanthem ohne Juckreiz, u.

U. frühzeitig ulzerierende und nekrotisierende Herde (Lues maligna), mottenfraßartiger fall;

bei unbehandelter und nicht spontan ausgeheilter Frühsyphilis nach mehreren Jahren ohne klinische Symptomatik: tertiäre Syphilis (Lues III) mit kardiovaskulären Veränderungen (z. B.

Aneurysmen) und ulzerierenden, granulomatösen Hauterscheinungen (sog. Gummen);

Neurosyphilis (Lues IV): Meningitis mit Hirnnervenlähmungen, Tabes dorsalis (Degeneration der Hinterstränge des Rückenmarks); intrauterine Infektion ohne Therapie: Abort, Totgeburt, geburt

Diagnostik: Antigentest; Antikörpernachweis; TPHA- (Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest) oder TPPA-Test (Treponema-pallidum-Partikelagglutinationstest); Nukleinsäurenachweis

Therapie: Penicillin

Prävention: keine Impfung möglich;

Screening im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge;

Reduzierung sexuellen Risikoverhaltens, Aufklärung, Beratung betroffener oder konkret

gefährdeter Menschen

Zeitlicher Verlauf

In Deutschland ist seit 2009 ein stetiger Anstieg der Lues-Meldungen auf im Jahr 2014 7,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen. Mit knapp drei Jahren Verzöge-rung begannen auch in Sachsen-Anhalt die Fallzahlen zu steigen. Im Jahr 2014 stieg die Inzidenz im Vergleich zum Vorjahr mit 4,0 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner um 22,5 % auf 4,9 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner an.

Abb. 116 Inzidenz der Syphilis-Erkrankungen seit 2005, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0

Inzidenz

Jahr Sachsen-Anhalt Deutschland

96

Demografische Merkmale

Bei Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren traten die meisten Erkrankungen auf. Fast die Hälfte der Fälle betraf Personen dieser Altersgruppen.

Abb. 117 Syphilis-Erkrankungen, altersspezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2014

Epidemiologische Besonderheiten (möglicher Übertra-gungsweg)

Angaben zu einem möglichen Übertragungsweg mach-ten 68 Patienmach-ten. Davon nannte die Mehrheit (72 %) homo-sexuelle Kontakte. Heterohomo-sexuelle Kontakte wurden von 13 Männern und 6 Frauen als mögliches Risiko für ihre Lues-infektion angegeben. Konnatale Infektionen traten nicht auf.

Nur 17 Patienten, d. h. 15 % der 111 Betroffenen, waren Frauen. Die höchste altersspezifische Inzidenz hatten Män-ner zwischen 20 und 24 Jahren (29,41 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Inzidenz

Altersgruppen

Inzidenz Inzidenz Sachsen-Anhalt

1.9.3 Konnatale Röteln

Meldungen: 2014: 0 Erkrankungen 2013: 0 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 0 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Rötelnvirus;

weltweit endemisch

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion, diaplazentare Übertragung in der Schwangerschaft Inkubationszeit: postnatal ca. 14 – 21 Tage

Symptome: 50 % der Erkrankungen verlaufen asymptomatisch;

kleinfleckiger, makulöser Hautausschlag, unspezifische Symptome wie leichtes Fieber, Kopf-schmerzen, leichter Katarrh der Atemwege, Lymphknotenschwellungen;

Komplikation: Erstinfektion in der Schwangerschaft, insbesondere im 1. bis 4. Schwangerschafts-monat, kann zur Fehlgeburt oder zur Schädigung des Kindes führen (Gregg-Syndrom mit Defekten an Herz, Augen, Ohren)

Diagnostik: Antigennachweis; Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis auch aus Chorion-Biopsiematerial oder Amnionflüssigkeit (pränatale Frühdiagnostik);

IgM-Antikörpernachweis; IgG-Antikörpernachweis (deutliche Änderung zwischen zwei Proben);

Nachweis intrathekal gebildeter Antikörper (erhöhter Liquor/Serum-Index) Therapie: symptomatisch

Prävention: aktive Schutzimpfung, in Kombination mit Mumps und Masern (MMR) entsprechend den Empfehlungen der STIKO am Robert Koch-Institut;

Immunität vor einer Schwangerschaft prüfen, um noch impfen zu können;

postexpositionelle Prophylaxe (passiv) bei Erstinfektion in der Schwangerschaft

Zeitlicher Verlauf

Seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes wurde in Sachsen-Anhalt kein einziger Fall konnataler Röteln übermittelt.

Bundesweit wurden seit 2001 11 Fälle übermittelt.

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1.9.4 Konnatale Toxoplasmose

Meldungen: 2014: 0 Erkrankungen 2013: 0 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 0,00 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0,00 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Protozoon: Toxoplasma gondii;

weltweit verbreitet

Reservoir: infizierte warmblütige Zwischenwirte (z. B. Schweine, Geflügel) mit Toxoplasmazysten in der Muskulatur

Übertragungsweg: Aufnahme von rohem oder ungenügend behandeltem, zystenhaltigem Fleisch;

Aufnahme von mit Oozysten kontaminierter Nahrung oder Erde (z. B. bei der Gartenarbeit);

pränatale Infektion (konnatale Toxoplasmose): wenn Erstinfektion der Mutter während der Schwangerschaft

Inkubationszeit: 2 – 3 Wochen

Symptome: beim immunkompetenten Personen verläuft eine akute Toxoplasma-Infektion normalerweise asymptomatisch, evtl. selbstlimitierendes, grippeähnliches Krankheitsbild mit Fieber und Lymphadenitis;

bei immunsupprimierten Personen häufig schwere Form mit Enzephalitis und interstitieller Pneumonie;

konnatale Infektion: abhängig vom Zeitpunkt der Infektion, der Infektionsdosis, Erregervirulenz und anderen Faktoren, klassische Trias aus Retinochorioiditis (Entzündung von Netz- und Aderhaut

des Auges), Hydrozephalus und intrakraniellen Verkalkungen, Mehrzahl der Kinder wird wahrscheinlich asymptomatisch geboren

Diagnostik: Nukleinsäure-Nachweis; mikroskopischer Erregernachweis;

IgM-Antikörpernachweis bei negativer Avidität, IgA-Antikörpernachweis bei negativer IgG-Avidität (deutliche Änderung zwischen zwei Proben );

IgG-Antikörpernachweis (einmaliger deutlich erhöhter Wert) bei negativer IgG-Avidität und

positivem IgMAntikörpernachweis

Therapie: Spiramycin, Pyrimethamin, Sulfadiazin, Clindamycin

Prävention: insbesondere Schwangere und Immunsupprimierte (mit negativem Suchtest) sollten keine rohen oder nicht ausreichend erhitzten, gefrosteten Fleischprodukte verzehren, rohes Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen, die Händehygiene beachten und Kontakt zu Ausscheidungen

von Katzen vermeiden

Zeitlicher Verlauf

In Sachsen-Anhalt wurde 2014 kein Fall von konnataler Toxoplasmose gemeldet. Auch in den letzten Jahren wurden nur ver-einzelt Fälle bekannt. Deutschlandweit lag die Inzidenz mit 0,01 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (6 Fälle) sehr niedrig.

1.9.5 Echinokokkose

Meldungen: 2014: 0 Erkrankungen 2013: 0 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 0,00 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0,00 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Echinococcus spp. (Bandwürmer): E. granulosus, E. multilocularis, E. vogeli, E. oligarthrus Reservoir: Hunde, Füchse, Wölfe, Schweine, Pferde, Wiederkäuer: Schafe, Rinder, selten: Katzen; Zoonose Übertragungsweg: Schmierinfektionen;

Aufnahme umweltresistenter Wurmeier durch direkte Kontakte (Fell, Schnauze), Umgang mit kontaminierter Erde oder durch Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel

Inkubationszeit: sehr unterschiedlich, Monate bis Jahre

Symptome: Entwicklung von ein- oder mehrkammrigen, flüssigkeitsgefüllten Echinokokkuszysten in der Leber

oder der Lunge;

klinische Symptome durch Kompression auf Blutgefäße oder Gallenwege, bei Ruptur einer Echinokokkuszyste: allergische Reaktion bis anaphylaktischer Schock

Diagnostik: bildgebende Verfahren (Sonographie, Röntgen, CT) in Kombination mit serologischen Methoden

(IFT, ELISA)

Therapie: Watch-and-wait-Strategie; Mebendazol/Albendazol; chirurgische Therapie;

Punktion-Aspiration-Injektion-Reaspiration (PAIR): Injektion einer sterilisierenden Substanz (z. B.

95 %-iger Alkohol)

Prävention: regelmäßige Entwurmung von Katzen und Hunden mit Praziquantel;

Fleischbeschau, sachgerechte Entsorgung von Schlachtabfällen;

Händehygiene nach Wald-, Feld- und Gartenarbeit in Risikogebieten; bodennah wachsende Nahrungsmittel, z. B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat gründlich waschen und möglichst gekocht verzehren

Zeitlicher Verlauf

Im Jahr 2014 wurde aus Sachsen-Anhalt keine Erkran-kung an Echinokokkose gemeldet Die Meldungen der Vor-jahre sind in nachstehender Tabelle zusammengefasst.

Im gesamten Bundesgebiet wurden 112 Erkrankungen gemeldet (etwas weniger als 2013), darunter 63 Fälle zys-tischer Echinokokkose, 25 Fälle alveolärer und 24 nicht dif-ferenzierter.

Jahr Anzahl der Erkrankungen

2003 0

2004 1

2005 0

2006 2

2007 0

2008 0

2009 0

2010 2

2011 0

2012 1

2013 0

2014 0

Tab. 18 Echinokokkose, Anzahl der Erkrankungen, Sachsen-Anhalt, 2003 – 2014

100

1.9.6 Malaria

Meldungen: 2014: 4 Erkrankungen 2013: 9 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 0,18 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0,39 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Protozoon: Plasmodium falciparum, P. malariae, P. ovale, P. vivax, Plasmodium knowlesi;

Endemisch in den Tropen

Reservoir: Mensch, bei P. knowlesi auch Primaten

Übertragungsweg: Übertragung durch den Stich der weiblichen Anophelesmücke;

selten: Bluttransfusionen, gemeinsamer Gebrauch nicht sterilisierter Spritzen und Kanülen;

diaplazentare Übertragung von der Mutter auf das ungeborene Kind , sonst keine Mensch-Übertragung

Inkubationszeit: P. falciparum: 7 bis 15 Tage, P. vivax und P. ovale: 12 bis 18 Tage, P. malariae: 18 bis 40 Tage;

längere Inkubationszeiten sind möglich, Ruheformen in der Leberzelle können auch noch nach Jahren zu Rezidiven führen

Symptome: grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen;

Malaria tertiana (P. vivax und P. ovale): alle 48 Stunden auftretende Fieberanfälle mit bis zu 40 °C Temperaturanstieg, Schüttelfrost, Schweißausbrüche;

Malaria quartana (P. malariae): Fieberanfälle im 72-Stunden-Rhythmus;

Malaria tropica (P. falciparum): gefährlichste Form, nicht-periodische Fieberabfälle, Thrombopeni e, Hepatosplenomegalie, gastrointestinale Beschwerden, bei Befall des ZNS: Krampfanfälle,

Bewusstseinsstörungen bis zum Koma, weitere Komplikationen: akutes Nierenversagen, Lungen-ödem, hämolytische Anämie, disseminierte intravasale Gerinnung

Diagnostik: mikroskopische Untersuchung des „dicken Tropfens“ und dünner Blutausstriche (Giemsa-Färbung) auf Plasmodien, Schnelltests zum Nachweis plasmodienspezifischer Antigene; Malaria-PCR für spezielle diagnostische Fragestellungen

Therapie: Therapie an sich ständig verändernde Resistenzlage anpassen;

bei unkomplizierter Malaria tropica: Mefloquin, Atovaquon plus Proguanil oder Artemeter plus Lumefantrin;

bei komplizierter Malaria tropica: parenterale Gabe von Chinin in Kombination mit Doxycyclin unter

intensivmedizinischen Bedingungen;

Malaria tertiana: Chloroquin plus Abschlussbehandlung mit Primaquin (gegen Hypnozoiten);

Malaria quartana: Chloroquin, Abschlussbehandlung mit Primaquin nicht erforderlich

Prävention: Expositionsprophylaxe (Repellents, körperbedeckende Kleidung, Aufenthalt in mückengeschützten

Räumen, Moskitonetze);

je nach Reiseziel, Reisezeit und Resistenzlage ist Chemoprophylaxe notwendig

Übermittelte Daten

Im Vergleich zu 2013 ist die Inzidenz der Malaria-Er-krankungen in Sachsen-Anhalt von 0,39 ErMalaria-Er-krankungen pro 100.000 Einwohner auf 0,18 Erkrankungen pro 100.000 Ein-wohner im Jahr 2014 gesunken. Dennoch liegt sie über dem Median der 5 Vorjahre 2009 bis 2013 mit 0,09 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Bundesweit lag die Malaria-Inzidenz 2014 mit 1,25 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner deutlich höher als in Sachsen-Anhalt.

Konkret handelte es sich bei den hiesigen Betroffenen um 4 Männer zwischen 18 und 47 Jahren. Die Erkrankungen wurden von August bis Dezember gemeldet. Drei Patienten erkrankten an einer Malaria tertiana (mit Nachweis von Plas-modium vivax). Bei einem war der Erreger nicht typisierbar.

Es lagen keine Angaben zu einem möglichen Infektionsland vor.

Abb. 118 Inzidenz der Malariaerkrankungen seit 2005, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

0,0

2 Übersicht über die gemeldeten Infektionskrankheiten in