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1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.7 Weitere Erkrankungen

1.7.3 Legionellose

Meldungen: 2014: 20 Erkrankungen 2013: 16 Erkrankungen

Inzidenzen: 2014: 0,85 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0,68 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterien: in 90 % Legionella pneumophila Reservoir: Süßwasser;

gute Bedingungen für die Vermehrung bei 25 bis 50 °C Wassertemperatur;

erhöhtes Legionellenrisiko besteht bei älteren und schlecht gewarteten oder nur zeitweilig genutzten Warmwasserleitungen und -behältern

Übertragungsweg: Aufnahme der Erreger durch Einatmen bakterienhaltigen Wassers als Aerosol, z. B. beim Duschen, in klimatisierten Räumen und Whirlpools;

eventuell auch Mikroaspiration möglich;

keine Übertragung von Mensch zu Mensch Inkubationszeit: ca. 2 – 10 Tage

Symptome: insbesondere bei abwehrgeschwächten Personen Pneumonie (Legionärskrankheit);

bei immunkompetenten Personen oft als Pontiac-Fieber (ohne Pneumonie, erfüllt nicht die Kriterien für das klinische Bild)

Diagnostik: Antigennachweis nur aus Urin (i. d. R. nur Serogruppe 1);

Erregerisolierung nur aus Sekreten des Respirationstrakts, Lungengewebe oder Pleuraflüssigkeit;

Nukleinsäurenachweis nur aus Sekreten des Respirationstrakts, Lungengewebe oder Pleuraflüs-sigkeit oder normalerweise sterilen klinischen Materialien;

Antikörpernachweis mittels IFT (deutliche Änderung zwischen zwei Proben);

Antikörpernachweis mittels IFT (einzelner deutlich erhöhter Wert, nur für den Nachweis von Sero-

gruppe 1)

Therapie: Levofloxacin in maximaler Dosierung über 5 – 10 Tage, bei abwehrgeschwächten Patienten bis zu 3 Wochen; Pontiac-Fieber nur symptomatisch

Prävention: Maßnahmen gegen die Kontamination von wasserführenden Systemen;

Limitierung/Verminderung von Aerosolkontakten

Besonderheiten: Serogruppe 1 (Urintest s. o.) v. a. bei reiseassoziierten Infektionen und selten bei nosokomialen Zeitlicher Verlauf

Im Jahr 2014 wurden in Sachsen-Anhalt 20 Erkrankun-gen an Legionellose übermittelt. Seit 2011 ist die Jahresinzi-denz auf nunmehr 0,85 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner angestiegen. Der Median der Vorjahre 2009 bis 2013 lag bei 0,45 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Bundesweit lagen die Inzidenzen in den letzten Jahren zwischen 0,8 und 1,13 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner.

Abb. 102 Inzidenz der Legionellose seit 2005, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

Demografische Merkmale, regionale Verteilung

Unter den 20 betroffenen Personen waren 8 Frauen und 12 Männer. Erkrankungen von Kindern wurden nicht gemel-det. 15 (75 %) der 20 Betroffenen waren 50 Jahre und älter.

Die Erkrankten stammten aus folgenden Landkreisen bzw. kreisfreien Städten: 4 x Salzlandkreis, 3 x Halle (Saale), 2 x Burgenlandkreis, 2 x Harz, 2 x Mansfeld-Südharz, 2 x Magdeburg, 1 x Altmarkkreis Salzwedel, 1 x Anhalt-Bitter-feld, 1 x Börde, 1 x Saalekreis, 1 x Wittenberg.

Epidemiologische Besonderheiten (Untersuchungs-material, Infektionsort)

Die labordiagnostische Sicherung erfolgte über die nach-stehenden Materialien/Methoden mit z. T. mehreren Nach-weismethoden pro Erkrankung:

• 12 x Nukleinsäurenachweis mittels PCR aus Sekreten des Respirationstraktes

• 7 x kultureller Nachweis aus Sekreten des Respirations-traktes

• 6 x Nachweis des Legionella-pneumophila-Antigens im Urin

• 3 x Legionella-Antikörpernachweis mittels IFT

Im Jahr 2014 waren 2 Fälle aus Sachsen-Anhalt

wahr-0,0

scheinlich reiseassoziierte Legionellosen. Die Erkrankung einer 62-jährigen Frau, deren vermutlicher Expositionsort auf Teneriffa lag, wurde vom RKI an ELDSnet (Europäisches Surveillance-Netzwerk für die Legionärskrankheit) weiterge-leitet. Die Erkrankung eines 52-jährigen Mannes, welcher eine Rundreise durch Vietnam und Kambodscha unternom-men hatte, wurde nicht an ELDSnet weitergeleitet, da keine Hotels bekannt waren, in denen die Ermittlungen hätten fort-geführt werden können.

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1.7.4 Listeriose

Meldungen: 2014: 17 Erkrankungen 2013: 19 Erkrankungen

Inzidenzen: 2013: 0,72 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2013: 0,81 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterien: v. a. Listeria monocytogenes

Reservoir: Erde, auch auf Pflanzen, in Abwässern, im landwirtschaftlichen Bereich (Tierfutter, Silage);

Übertragungsweg: kontaminierte tierische und pflanzliche Lebensmittel;

nosokomial; Neugeboreneninfektion transplazentar, während der Geburt oder postnatal Inkubationszeit: gastrointestinal: wenige Stunden bis zu 6 Tage;

septikämisch 1 – 12 Tagen (Median 2 Tage);

neuroinvasiv: 1 – 14 Tagen (Median 9 Tage);

schwangerschaftsassoziiert: 17 – 67 Tage (Median 27,5 Tage) Ausscheidungsdauer: mehrere Monate;

Nachweis bei Müttern von infizierten Neugeborenen bis zu 7 – 10 Tage nach der Entbindung Symptome: Besiedlung des Darms oder Gastroenteritis beim immunkompetenten Menschen;

bei älteren Menschen, chronisch Kranken oder Immunsupprimierten grippeähnliche Symptome, Abszesse, Arthritis bis zur Sepsis oder eitrigen Meningitis bzw. (Rhomb)Enzephalitis (grundsätzlich jedes Organ möglich);

bei Schwangeren meist relativ unauffällig als grippaler Infekt, aber Übergang auf das ungeborene Kind, das infiziert oder als Früh-/Totgeburt zur Welt kommen kann;

neonatale Listeriose: Frühinfektion (Auftreten in der 1. Lebenswoche) mit Sepsis, Atemnot-syndrom, Hautläsionen (Granulomatosis infantiseptica) und häufig infauster Prognose;

Spätinfektion ab 2. Lebenswoche mit Meningitis (meist bei Infektion unter der Geburt) Letalität bis

zu 30 %;

lokale Hautläsionen nach Kontakt zu infizierten Tieren

Diagnostik: direkter Erregernachweis nur aus Blut, Liquor oder anderen normalerweise sterilen klinischen Materialien;

bei Neugeborenenlisteriose und Schwangerschaftslisteriose zusätzlich aus Abstrichen vom Fetus, Tot- oder Neugeborenen oder aus Abstrichen von mütterlichem Gewebe;

Erregerisolierung; Nukleinsäurenachweis

Therapie: Amoxicillin oder Ampicillin plus Aminoglykosid; Cotrimoxazol (2. Wahl) Prävention: Lebensmittel- und Küchenhygiene;

Risikogruppen sollten auf Rohfleischerzeugnisse, rohen Fisch, vorgeschnittene verpackte Blatt- salate und Rohmilchweichkäse verzichten

Zeitlicher Verlauf

Im Jahr 2014 kamen 17 Listeriose-Fälle in Sachsen-An-halt zur Meldung, zum Vergleich dazu waren es im Jahr zu-vor 19 Fälle. Die Inzidenz betrug 2014 0,72 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und war damit vergleichbar mit dem Bundesdurchschnitt (0,75 Erkrankungen pro 100.000 Ein-wohner).

Abb. 103 Inzidenz der Listeriose seit 2005,

Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0

Inzidenz

Jahr

Sachsen-Anhalt Deutschland

Demografische Merkmale, regionale Verteilung

Im Jahr 2014 waren 14 der Betroffen männlichen und 3 weiblichen Geschlechts. Überwiegend (n = 11) erkrankten Männer über 70 Jahre an einer Listeriose. Die Patienten ka-men aus folgenden Landkreisen und kreisfreien Städten: 4 x Salzlandkreis, 3 x Jerichower Land, 3 x Halle (Saale), 2 x Anhalt-Bitterfeld, 2 x Magdeburg, je 1 x Börde, Dessau-Roß-lau und Wittenberg.

Epidemiologische Besonderheiten (Untersuchungs-material, Serovar, Risikofaktoren)

Bei allen 17 Patienten konnte der Erreger kulturell aus dem Blut/Serum nachgewiesen werden, bei einem Patien-ten gelang zusätzlich der Nachweis im Liquor. Schwanger-schafts-Listeriosen wurden 2014 nicht gemeldet.

Angaben zum Serovar lagen bei keinem Fall vor.

Die Befragung bezüglich des Verzehrs von Risikolebens-mitteln gestaltete sich für das erRisikolebens-mittelnde Gesundheitsamt meist sehr schwierig. Einerseits war der Verzehr bestimmter Lebensmittel nicht mehr erinnerlich, andererseits waren eini-ge Patienten auch so schwer erkrankt, dass eine Befragung nicht möglich war.

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