2.3. Konzept der Emotionsarbeit
3.3.2. Instrumente der Datenerhebung
3.3.2.2. Video- und Tonaufzeichnungen
Die audiovisuelle Dokumentation von Gesprächen stellt in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung dar: Auf der einen Seite verlangt sie detaillierte Kenntnis-
se der eingesetzten technischen Ausstattung, auf der anderen Seite gilt es, ein dem Untersuchungsgegenstand angemessenes Aufzeichnungsvorgehen zu entwickeln (Kommer & Biermann, 2005). Von der Forschungsfrage ausgehend wurde für diese Studie ein Erhebungssetting entwickelt, das es ermöglichte, das notwendige Datenmaterial für die spätere Analyse zu gewinnen. Im Zentrum des Interesses stand die Aufzeichnung des Verkäuferverhaltens im Kundengespräch.
Vor Beginn der Erhebung wurde bereits festgelegt, wie die Kameraführung erfol-
gen sollte. Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Techniken unterschei-
den: zum einen Dokumentationen, die auf einer vorab ausgewählten und nicht mehr variierten Kameraposition und -fokussierung beruhen, zum anderen Auf-
nahmen, bei denen die Kamera aktiv bedient wird (Meier, 1998). Eine aus-
schließlich fixe Kameraposition schied für diese Untersuchung aus, da die Bera-
tungsgespräche aufgrund räumlicher Bewegungen der Beteiligten auf diese Weise nicht vollständig zu dokumentieren gewesen wären. Aus gleichen Grün-
den wurde auf die Verwendung eines Stativs verzichtet.
Zur Aufzeichnung der Verkaufsgespräche wurde der Camcorder DCR-SR 190 der Marke Sony verwendet. Dieses Gerät ist relativ klein und somit eher unauf-
fällig. Es zeichnet sich durch eine Festplatte mit hohem Speicherplatz aus. Zu-
sätzlich wurde der Camcorder mit einer sehr leistungsstarken Batterie ausgestat-
tet. So konnte sicher davon ausgegangen werden, dass während der Aufzeich-
nungen keine Unterbrechungen zum Wechsel des Speichermediums oder der Batterie nötig werden würden.
Für die Auswertung des verbalen Verhaltens ist eine hochwertige Aufzeichnung des Tons wichtig. In die Kamera eingebaute Mikrofone liefern jedoch häufig nicht nur schlechte Tonqualitäten, sondern laufen auch Gefahr, Betriebsgeräusche der Kamera einzufangen (Schulte, Friebel & Klotzek, 2001). Deshalb wurde zusätz-
lich ein externes Mikrofon auf dem Camcorder installiert.
Der Ablauf der Aufzeichnungen folgte stets dem gleichen Schema. Bei Betreten des Geschäftes wurde der Kunde zunächst grob über den Inhalt der Studie in-
formiert und um seine Teilnahme gebeten. Nach erfolgter Einwilligung wurde das Aufzeichnungsgerät eingeschaltet und erst wieder abgestellt, wenn das Ver-
kaufsgespräch zu einem erkennbaren Abschluss gekommen war. Während des Gesprächs wurde die Kamera (Camcorder) primär auf den Verkäufer gerichtet.
Die Kameraeinstellung zeigt vor allem Gestik und Mimik des Verkäufers und als ergänzende Perspektive auch die Interaktion mit dem Kunden.
Um optimale Bedingungen für die spätere Analyse des Filmmaterials zu errei-
chen, sind grundlegende Kenntnisse des Feldes für das Vorgehen bei der Auf-
zeichnung von großer Bedeutung (Kommer & Biermann, 2005). Im Rahmen der Pretests, in denen auch die eingesetzten Fragebogen getestet wurden, wurden auch die Räumlichkeiten aller teilnehmenden Filialen durch den Verfasser der Arbeit besucht. Ebenso wurde das Aufzeichnen mit dem Camcorder erprobt. So konnte sowohl der Umgang mit der Kamera unter realen Bedingungen geübt als auch das technische Equipment überprüft werden.
3.3.3. Durchführung und Umfang der Datenerhebung
Die Erhebung wurde in der Zeit von Dezember 2007 bis April 2008 in den Ge-
schäftsräumen der teilnehmenden Augenoptiker durchgeführt. Anfang Dezember 2007 erhielten Mitarbeiter aus acht verschiedenen Filialen der drei teilnehmen-
den Unternehmen ein Schreiben der Geschäftsleitung, das über die Zielsetzung der Untersuchung informierte und zur Teilnahme motivieren sollte. Insgesamt entschlossen sich 37 Mitarbeiter, sich für die Studie zur Verfügung zu stellen.
Zur Erhebung der Persönlichkeitsfaktoren wurde an alle 37 Verkäufer das NEO-
FFI ausgeteilt. Es bestand die Möglichkeit, dieses wahlweise während der Ar-
beitszeit in den Betriebsräumen oder zu Hause auszufüllen. Der Rücklauf dieser Fragebogen betrug 100 Prozent.
Die Kundenbefragungen und Video- und Tonaufzeichnungen der Verkaufsge-
spräche fanden ebenso in den acht ausgewählten Filialen der drei Unternehmen statt. Zu Beginn eines Verkaufsgesprächs wurden die Kunden gefragt, ob sie bereit wären, an den Filmaufnahmen und der Befragung teilzunehmen.
Nach erfolgter Zusage wurde in 74 Fällen das Gespräch videografiert und dem Kunden nach dessen Abschluss der Kundenfragebogen ausgehändigt. Hiervon waren vier Fragebogen nicht auswertbar, da einige Fragenblöcke komplett un-
beantwortet blieben. Dementsprechend konnten die zu diesen Fragebogen ge-
hörigen Videos nicht verwendet werden, sodass am Ende insgesamt 70 Videos zur Auswertung zur Verfügung standen. Darüber hinaus beantworteten weitere 73 Kunden den Fragebogen, ohne dass diese Verkaufsgespräche audio-visuell aufgezeichnet wurden. Jedoch waren auch von diesen nur 69 nutzbar. Insge-
samt liegen somit aus den 147 Kundenbefragungen 139 auswertbare Fragebo-
gen vor. Ca. 12 Prozent der angesprochenen Kunden waren aus unterschiedli-
chen Gründen nicht bereit, sich an der Untersuchung zu beteiligen. Dies betraf insbesondere die Altersgruppe der über 65-jährigen Kunden.
Unmittelbar nach Abschluss des erhobenen Verkaufsgesprächs wurde vom be-
troffenen Verkäufer der Fragebogen zur Erfassung der im Gespräch angewand-
ten Technik der Emotionsarbeit ausgefüllt. Hier betrug die Rücklaufquote 100 Prozent.
Zur Zuordnung der Fragebogen wurde für jeden Verkäufer eine fortlaufende Nummer vergeben, die beim Ausfüllen der Fragebogen eingetragen wurde.
Ebenso wurde auf jedem Kundenfragebogen die Nummer des Verkäufers, der ihn bedient hatte, und eine eigene Kundennummer festgehalten, um später im Auswertungsprozess eine zweifelsfreie Zuordnung der Fragebogen treffen zu können. Die aufgezeichneten Videos wurden taggleich auf den Computer ge-
speichert und mit denselben Codenummern versehen.
Für Unsicherheiten und Rückfragen stand während des Erhebungszeitraums der Verfasser vor Ort als auch über das Telefon zur Verfügung. Das Verhalten bei Rückfragen von Probanden orientierte sich hierbei in Bezug auf die verwendeten
drei Fragebogen an den Regeln in der Handanweisung des NEO-FFI (Borkenau
& Ostendorf, 1993, S. 24ff.).
3.4. Datenauswertung
Die folgenden Kapitel befassen sich mit dem Ablauf und den angewandten Ver-
fahren der in dieser Arbeit durchgeführten Datenauswertung. Analog zu den verwendeten Erhebungsmethoden wurde auch hier ein zweigliedriger Aufbau gewählt. Zunächst wird die Auswertung der Fragebögen behandelt, im An-
schluss wird das Auswertungsvorgehen geschildert, das im Zusammenhang mit den Video- und Tonaufzeichnungen zur Anwendung kam.