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Vernetzungen der Pflegestrukturen

5. Zukünftige Entwicklung der Pflegestrukturen in Gera

5.3 Vernetzungen der Pflegestrukturen

Eine weitere Vernetzung und zukünftige Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren, wurde durch alle anwesenden Personen begrüßt. Gewünscht werden Veranstaltungen zu aktuellen Themen der Altenhilfe und Altenpflege, in denen es die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch gibt. Denkbar sind regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch und sachlichen Unterstützung, welche durch eine neutrale kommunale Stelle koordiniert werden. Auch sollte darüber nachgedacht werden, ob die Gesundheitstage wieder reaktiviert werden können.

Eine städtische Begleitung von Vernetzungsaktivitäten sahen die Beteiligten positiv an. So wurden eine Verstetigung von Formaten, eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und ein regelmäßiger Austausch zwischen allen Schnittstellen gefordert. Es sollte die Stelle eines kommunalen Pflegebeauftragten eingerichtet werden, wie es diesen bereits auf Bundesebene gibt.

Die Teilnehmenden sehen eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit als eine zentrale Herausforderung an. Einzelne Initiativen und Aktivitäten sollen bekannt gemacht werden und Medien mehr einbezogen werden, etwa Labor 14 oder die Mieterzeitschriften. Die Verbreitung sollte gleichermaßen analog und digital erfolgen, um unterschiedlichen Altersgruppen gerecht werden zu können.

5 Vgl.https://unser.gera.de/thueringenhome-eine-digitale-plattform-fuer-angebote-und-dienstleistungen-aus-dem-quartier-stadtteil/, aufgerufen am 02.08.2021

38 5.4 Familienbefragung der Stadt Gera

Im Rahmen des Landesprogramms „Solidarisches Zusammenleben der Generationen (LSZ)“

befragte die Stadt Gera mit dem Organisationsberatungsinstitut Thüringen (ORBIT e.V.) im Herbst 2020 ihre Bürgerinnen und Bürger. Mit der repräsentativen Personenbefragung zu den Meinungen, Weiterentwicklungsideen und Wünschen der Bürgerschaft wurden zahlreiche Daten erhoben. (Vgl. hierzu: Ergebnisse der Geraer Familienbefragung 2020) Die 2.261 Personen, welche an der Befragung teilgenommen haben, hatten auch die Möglichkeit, auf ihre Erfahrungen und Wünsche zum Thema Pflege einzugehen. Die relevanten Ergebnisse dieser Befragung sollen an dieser Stelle vorgestellt werden.

5.4.1 Erfahrung mit Pflege

Die Frage „Haben Sie Erfahrung mit Pflege im Alter in den vergangenen zwei Jahren gemacht?“ wurde von 34,2 Prozent bejaht. 5,2 Prozent der Befragten als zu pflegende Person und 29 Prozent als Angehöriger.

Abbildung 17 Erfahrung mit Pflege

Quelle: Familienbefragung in der Stadt Gera 2020.

5,2 %

29,0 % 65,9 %

Haben Sie Erfahrung mit Pflege im Alter in den vergangenen zwei Jahren gemacht?

Ja, als zu pflegende Person. Ja, als Angehörige/r. Nein.

39 5.4.2 Erfahrung mit Pflege nach Pflegearten

Knapp zwei Drittel der Befragten geben an, Erfahrung mit häuslicher Pflege durch eigene Angehörige gemacht zu haben. 44,5 % haben Erfahrung mit ambulanter Pflege im häuslichen Umfeld durch Dritte gemacht. Erfahrung mit betreuten Wohnen haben 18,5 % gemacht. Knapp ein Drittel der Befragten hat Erfahrung mit stationärer Pflege in einer Pflegeeinrichtung gemacht.

Abbildung 18 Erfahrung mit Pflege nach Pflegearten

Quelle: Familienbefragung in der Stadt Gera 2020.

5.4.3 Beratung zur Pflege

Die meisten Befragten haben sich zum Thema Pflege bei der Pflegeberatung der Kranken- und Pflegekassen beraten lassen. Gefolgt von der Beratung bei Pflegediensten, den Angeboten im Internet und sozialen Medien. Weniger häufig wurde die Beratung der Träger der freien Wohlfahrtspflege und am wenigsten die Zentrale Anlauf- und Beratungsstelle für Altenhilfe und Pflege der Stadt Gera angegeben.

Abbildung 19 Beratung zur Pflege

Quelle: Familienbefragung in der Stadt Gera 2020.

0 20 40 60 80 100

Erfahrung mit häuslicher Pflege durch eigene Angehörige (Selbst) Erfahrung mit ambulanter Pflege im

häuslichen Umfeld durch Dritte (Selbst)

Erfahrung mit betreutem Wohnen (Selbst)

Erfahrung mit stationärer Pflege in einer Pflegeeinrichtung (Selbst)

Pflegeberatung der Kranken- und Pflegekassen Pflegedienste Internet, soziale Medien Träger der freien Wohlfahrtspflege (z.B. DRK, AWO, Diakonie,

ASB usw.)

Zentrale Anlauf- und Beratungsstelle für Altenhilfe und Pflege der Stadt Gera

40 Weitere Unterstützung/Beratung

140 Befragte äußern Unterstützungs-/Beratungswünsche zum Thema Pflege im Alter und machen insgesamt fast 200 Angaben dazu. Insbesondere die Verbesserung sowohl der Pflegequalität als auch der Pflegekapazität sowie die finanzielle Unterstützung bzw. die bezahlbare Pflege werden genannt, gefolgt vom Wunsch der Verminderung des bürokratischen Aufwandes und der Verbesserung der Beratung in spezifischen Aspekten.

Tabelle 7 Beratung zur Pflege – weitere Unterstützung/Beratung

Wobei würden Sie sich weitere Unterstützung/Beratung zum Thema Pflege im Alter wünschen?

Häufigkeiten

Verbesserung der Pflegequalität 23

Verbesserung der Pflegekapazität 22

Finanzielle Unterstützung/bezahlbare Pflege 21

Verminderung des bürokratischen Aufwands 19

Verbesserung der Beratung in spezifischen Aspekten 17 Wunsch nach spezifischen Pflege-/Unterstützungsleistungen 15

Allgemeine Beratung 13

Unterstützung bei der Suche nach einem passenden

Pflegeangebot/-einrichtung 10

Unterstützung von pflegenden Angehörigen 8

Barrierefreiheit 6

Positive Rückmeldung zu Unterstützung/Beratung zum Thema Pflege 5

aktuell kein Bedarf 5

Sonstiges 30

Gesamt 194

Quelle: Familienbefragung in der Stadt Gera 2020.

41 5.4.4 Zufriedenheit mit dem Pflegeangebot

Für die meisten Befragten entspricht das Pflegeangebot der Stadt Gera teilweise ihren Bedürfnissen/Ansprüchen (46,2 %). Für knapp 40 % trifft das voll/eher zu. Für etwa 14 % hingegen entspricht das Pflegeangebot eher oder gar nicht den Bedürfnissen/Ansprüchen.

Abbildung 20 Zufriedenheit mit dem Pflegeangebot

Quelle: Familienbefragung in der Stadt Gera 2020

5.4.5 Freie Wahl der Pflegeform

39,2 % der Befragten würden betreutes Wohnen bevorzugen, wenn sie die freie Wahl haben und die Pflegesituation es zulässt. 28,1 % der Befragten geben an, die häusliche Pflege durch eigene Angehörige zu bevorzugen. Für 26,4 % der Befragten ist dies die ambulante Pflege im häuslichen Umfeld durch Dritte. 6,3 % der Befragten geben an, die stationäre Pflege in einer Pflegeeinrichtung zu bevorzugen.

Abbildung 21 Freie Wahl der Pflegeform

Quelle: Familienbefragung in der Stadt Gera 2020

39,7 %

46,2 % 14,1 %

Entspricht das Pflegeangebot in der Stadt Gera Ihren Bedürfnissen/Ansprüchen?

trifft voll/eher zu teils/teils trifft eher/gar nicht zu

28,1 %

39,2 % 26,4 %

6,3 %

Welche der folgenden Pflegeformen würden Sie bevorzugen, wenn Sie die freie Wahl haben und die Pflegesituation es zulässt?

häusliche Pflege durch eigene Angehörige betreutes Wohnen

ambulante Pflege im häuslichen Umfeld durch Dritte stationäre Pflege in einer Pflegeeinrichtung

42

6. Exkurs: Demenz-Netzwerk Gera

6.1 Versorgung und Pflege von demenzerkrankten Menschen in Gera

Die Deutsche Alzheimergesellschaft e.V. zeigt auf aus, dass in Deutschland nach jüngsten epidemiologischen Schätzungen rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz leben. Die meisten von ihnen seien von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Sie weist darauf hin, dass sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, sich nach unterschiedlichen Vorausberechnungen der Bevölkerungsentwicklung die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen wird (Deutsche Alzheimergesellschaft e.V. 2020).

Die Erkrankungen der Demenz sind für die Betroffenen, die Angehörigen und der Gesellschaft eine Herausforderung für die nächsten Jahre, in Bezug auf Prävention, Aufklärung und Versorgung. Die Kommunen und Landkreise sind aufgefordert Bedingungen zu schaffen, die Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige nicht ausgrenzt. Im 7. Altenbericht der Bundesregierung wird daher u.a. empfohlen „Notwendig ist eine integrierte und intergenerative Stadtentwicklungsplanung, die in den Quartieren und Gemeinden die unterschiedlichen Handlungsfelder, zum Beispiel Wohnen, Mobilität, Nahversorgung, Gesundheit, Pflege, Sport, Freizeit und Kultur und soziale Teilhabe für alle Generationen und für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenführt“ (BMFSFJ 2018, S. 6).

Menschen mit der Erkrankung Demenz bzw. kognitiven Einschränkungen sind somit in unserer Gesellschaft keine Seltenheit. 50 Prozent der Personen, die in Deutschland Leistungen aus der Pflegeversicherung beziehen, gelten als demenzkrank. Studien an Heimbewohnern zeigen, dass mittlerweile über 70 Prozent demenziell erkrankt sind und mehr als die Hälfte aller neu aufgenommenen Bewohner demenzielle Symptome aufzeigen (Kastner/Löbach 2014).

6.2 Möglichkeiten der Information und Unterstützung für Menschen mit Demenz in der Stadt Gera

Die in Gera vorhandenen Beratungsmöglichkeiten, Weiterbildungen, Unterstützungen bei der Pflege sowie Möglichkeiten des Wohnens wurden im Dezember 2020 erhoben und in einem Wegweiser zusammengefasst (siehe dazu www.demenz-hilfenetzwerk-gera.de) Die Auflistung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, da nicht von allen Angefragten ihre Rückmeldung zur Thematik weitergegeben werden konnte.

Angebote zur Information, Weiterbildung und Entlastung

Im ambulanten Bereich besteht eine Vielzahl von Möglichkeiten der Information und Unterstützung für an Demenz erkrankte Menschen, deren Angehörige, professionell Tätige und dem sozialen Umfeld. Neben den Angeboten vor Ort und Telefonberatungen sind insbesondere im Internet bundesweite Plattformen entstanden, die professionell zum Krankheitsbild Demenz informieren, aufklären und bei der Suche nach Unterstützungen zur Betreuung der Erkrankten helfen.

43 Informationsplattformen sind beispielsweise:

 www.demenzwegweiser.de;

 die Seite des Bundesgesundheitsministeriums: www.bmg.bund.de;

 die Seiten der Alzheimer Gesellschaft Thüringen: www.deutsche-alzheimer.de;

 Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V./ Selbsthilfe Demenz: www.alzheimer-thueringen.de;

Sowie das Angebot der Stadt Gera: www.demenz-hilfenetzwerk-gera.de.

Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation

Der Verbleib im eigenen zu Hause kann durch Gesundheitsförderung, Prävention sowie medizinische und geriatrische Rehabilitation unterstützt werden. Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation werden von den Krankenkassen individuell gefördert. Ansprechpartner sind hier die Krankenkassen und die gemeinsamen Servicestellen für Rehabilitation.

Angebot Stadt Gera: jeweilige Krankenkasse und Deutsche Rentenversicherung Bund, Reichstraße 5, 07545 Gera.

Beratungsangebote für Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige

Beratungsmöglichkeiten sind für die Inanspruchnahme von Hilfen von entscheidender Bedeutung. Professionelle Psychosoziale Beratung und Betreuung können im Pflegeprozess Stabilität geben und insbesondere Angehörige entlasten.

Angebot Stadt Gera: Trägerunabhängige Beratungen werden durch die Stadtverwaltung Gera im Sozialamt, der Beratungsstelle Service.Generation und dem Demenz-Pflegenetzwerk Gera durchgeführt. Qualifizierte Pflegeberatungen werden durch die Pflegeberater der Pflegekassen durchgeführt. Pflegedienste und Einrichtungen der Altenpflege sowie der Eingliederungshilfe bieten ebenso Beratungen an.

Gesetzliche Betreuungs- und Vorsorgevollmacht

Mit einer Vorsorgevollmacht können Demenzkranke, Personen ihres Vertrauens das Recht einräumen, in ihrem Namen zu entscheiden und zu handeln.

Angebot Stadt Gera: Betreuungs- und Vorsorgevollmachten können durch Notare sowie der Betreuungsstelle der Stadtverwaltung Gera erstellt und beglaubigt werden. Beratung führt zudem der Lebensbrücke e.V. (De-Smit-Str. 34, 07545 Gera) durch.

(gerichtliche) Betreuung

Falls der Erkrankte gesundheitlich nicht mehr in der Lage ist, persönliche Angelegenheiten ganz oder teilweise selbst zu organisieren oder die entsprechende Tätigkeit zu organisieren, kann eine rechtliche Betreuung beim zuständigen Familiengericht beantragt werden.

44 Entlastung pflegender Angehöriger

Die meisten Demenzerkranken leben in privaten Haushalten und werden zumeist von nahen Angehörigen betreut und gepflegt. Eine Reihe von Entlastungsangeboten kann Angehörige bei der Pflege und Betreuung unterstützen: Pflegedienste, Betreuungsgruppen, Kurzeit- Urlaus- und Verhinderungspflege, betreuter Urlaub für Menschen mit Demenz und deren Angehörige.

Angebot Stadt Gera: Die Entlastungsleistungen werden über die jeweiligen Kranken- und Pflegekassen finanziert.

Qualifizierungsangebote

Zur Sensibilisierung der Gesellschaft und Entstigmatisierung der Erkrankten sind Qualifizierungsangebote wichtig, beispielsweise für pflegende Angehörige; Mitarbeiter der Wohnungsunternehmen, der Polizei oder anderer Dienstleistungsbereiche.

Angebote Stadt Gera: spezielle Qualifizierungsangebote werden perspektivisch vom Amt für Gesundheit und Versorgung und dem Demenz-Hilfenetzwerk Gera angeboten. Für pflegende Angehörige bestehen dafür Qualifizierungsmöglichkeiten bei der Volkshochschule Gera, welche seit Jahren stark angenommen werden.

Niedrigschwellige Entlastungsleistungen

Menschen, die auf Dauer eine Einschränkung in der allgemeinen Alltagskompetenz aufweisen, können je nach Umfang des Betreuungsbedarfs zusätzliche Betreuungsleistungen nach § 45 b SGB XI in Anspruch nehmen. Niedrigschwellige Betreuungsangebote sind fachlich anerkannte Angebote, in denen ehrenamtliche Helfer/Helferinnen unter pflegefachlicher Anleitung, die Betreuung (oder Fachpersonal) von Pflegebedürftigen in Gruppen oder im häuslichen Bereich übernehmen, sowie pflegende Angehörige entlasten und beratend unterstützen. Niedrigschwellig bedeutet, dass das Angebot ohne bürokratischen Aufwand zu erreichen ist, die Betreuung flexibel gestaltet werden kann und geringe bzw. keine Kosten entstehen. Diese Möglichkeit der Unterstützung wird beispielsweise von Pflegediensten, Ergotherapien oder Vereinen vorgehalten.

Angebote Stadt Gera: Pflegedienste; Ergotherapien Ergotherapie

Ergotherapie kann die Lebensqualität und den Stimmung von Demenzerkrankten verbessern.

Die Therapiemaßnahmen müssen an die jeweiligen Bedürfnisse des Patienten angepasst sein. Durch ergotherapeutischen Maßnahmen kann der medizinisch-pflegerische Aufwand reduziert werden.

Angebote Stadt Gera: Ergotherapien Betreuungsgruppen

Eine Betreuungsgruppe bietet stundenweise Betreuung für Menschen mit Demenz an. Im Gegensatz zu einer Einrichtung der Tagespflege handelt es sich bei einer Betreuungsgruppe um ein niedrigschwelliges Betreuungsangebot.

Angebote Stadt Gera: kein Angebot bekannt

45 Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und der Selbsthilfe

Die Familienstruktur hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Familien leben oft räumlich getrennt oder erkrankte Menschen haben keine (näheren) Verwandten, welche im Pflegefall unterstützen könnten. Der Bedarf an Betreuung, Pflege steigt jedoch stetig.

Nachbarschaftshilfe und Bürgerliches Engagement gewinnen dadurch immer mehr an Bedeutung. Ein kommunales Angebot zur Unterstützung des Ehrenamtes sollte daher vorgehalten werden, um Engagierten eine Plattform zu geben und fördernde Strukturen zu entwickeln.

Angebot Stadt Gera: Ehrenamtszentrale der Stadt Gera, Träger der Vereine Wohlfahrt und Kirchverbände

Demenzgerechte Umgebung und barrierefreies Wohnen

Eine gezielte Anpassung des Wohnumfeldes kann alle Betroffen und Beteiligten unterstützen in der vertrauten Wohnumgebung zu verbleiben. Insbesondere Maßnahmen, die der Orientierung des Erkrankten, seiner Sicherheit und der körperlichen und psychischen Entlastung der pflegenden Angehörigen dienen, sind sinnvoll.

Angebot Gera: VDK Sozialverband Deutschland e.V.

6.3 Demenz diagnostizieren und behandeln

Eine frühe Diagnose bietet die Chance, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern. Der Hausarzt ist in der Regel der erste Ansprechpartner. Dieser wird in der Regel im weiteren Betreuungsverlauf an einen Facharzt für Neurologie oder Psychiatrie überweisen. Fundierte Frühdiagnostik bieten zudem spezialisierte Gedächtnissprechstunden an.

Haus- und Fachärztliche Versorgung

In Gera sind lt. Kassenärztlicher Vereinigung 50 Allgemeinärzte und 20 Fachärzte für Innere Medizin (lt. Angabe versorgen diese auch hausärztlich) tätig. Inwieweit diese auf eine geriatrische bzw. gerontopsychiatrische Versorgung spezialisiert sind oder geriatrische Assessments durchgeführt werden, ist der Stadtverwaltung nicht bekannt. In der Regel wird der Hausarzt bei Verdacht auf eine demenzielle Erkrankung an einen Facharzt überweisen.

Dies ist in der Regel ein Neurologe/Psychiater/Nervenheilkundler.

Angebot Stadt Gera: neun niedergelassene Ärzte dieser Fachrichtungen bzw. weitere Ärzte in den medizinischen Versorgungszentren des SRH Wald-Klinikums und der Asklepios Klinik Stadtroda. Davon bejahten neun Ärzte die Fragen des Amtes für Gesundheit und Versorgung, ob sie medizinische Versorgungsleistungen für Demenzkranke übernehmen und befürworteten die Aufnahme in den Wegweiser für Menschen mit Demenz und deren Angehörige.

(medizinische) Gedächtnissprechstunde

46 Angebot Stadt Gera: Am SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH wird in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der Klinik für Neurologie eine medizinische Gedächtnissprechstunde vorgehalten. Der Zugang erfolgt mit Überweisung des ambulant behandelnden Arztes.

Stationäre medizinische Versorgung; weitere Möglichkeiten

Neben der medikamentösen/medizinischen Behandlung gibt es verschiedene nicht-medikamentöse Therapieformen. Diese können die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung unterstützen und das Erleben der Umwelt positiv beeinflussen, beispielsweise kognitives Einzel- und Gruppentraining, Verhaltenstherapie, Bewegungstherapie. Sie können dazu beitragen alltagspraktische und handwerkliche Fähigkeiten, Beweglichkeit und Balance zu erhalten und zu verbessern.

Angebot in Gera: Neben der Klinik für Neurologie, sichert insbesondere die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH die stationäre Behandlung von Menschen mit Demenz ab. Die Behandlung erfolgt mit einem multiprofessionellen Behandlungs- und Pflegeteam. Durch einen regelmäßigen gerontopsychiatrischen/geriatrischen Konsiliardienst/Liaisondienst werden zudem Patienten/Patientinnen mit Demenzen bzw. kognitiven Einschränkungen auf andern, somatischen Stationen betreut.

Eine weitere Klinik in der nahen Umgebung ist das Asklepios Fachklinikum Stadtroda in Stadtroda mit der Fachabteilung Neurologie / Gerontopsychiatrie.

6.4 Pflege, Tagesbetreuung und Wohnen Pflege

Das Zweite Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Zweites Pflegestärkungsgesetz – PSG II) ist am 1. Januar 2016 in Kraft getreten.

Das neue Begutachtungsverfahren und die Umstellung von Pflegestufe auf Pflegegrad sind seit 1. Januar 2017 wirksam.

Das Gesetz setzt den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff um. Damit erhalten erstmals alle Pflegedürftigen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung, unabhängig davon, ob sie von körperlichen oder psychischen Einschränkungen betroffen sind.

Mit der Begutachtung wird der Grad der Selbstständigkeit in sechs verschiedenen Bereichen gemessen und mit unterschiedlicher Gewichtung, zu einer Gesamtbewertung zusammengeführt. Daraus ergibt sich die Einstufung in einen Pflegegrad. Die sechs Bereiche sind:

1. Mobilität

2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen 4. Selbstversorgung

5. Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen

6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Wer Leistungen bei der Pflegeversicherung beantragt, erhält ebenfalls das Angebot für eine Pflegeberatung. Diese Beratung muss zeitnah und am Wohnort erfolgen.

47 Angebot Stadt Gera: Nach derzeitigem Kenntnisstand (Juli 2021) sind 20 Pflegedienste in der Stadt Gera tätig. Alle bekannten Pflegedienste wurden angefragt, ob sie für Demenz Erkrankte Leistungen erbringen und ihre Hilfen im Demenzwegweiser listen möchten.

Insgesamt wurden nach Ende der Befragung 15 Pflegedienste für Menschen mit Demenz in den Wegweiser aufgenommen. Einige Pflegedienste bieten neben ambulanten pflegerischen Leistungen, niedrigschwellige Entlastungsangebote, Kurzzeit-, Verhinderung-, und Urlaubspflege sowie Tagesbetreuungen bzw. Tagespflege an.

Tagespflege

Die Tagespflege wird an Werktagen angeboten. Der Pflegebedürftige wird in der Regel zu Hause abgeholt und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Während des Aufenthaltes in der Tagespflege werden verschiedene Beschäftigungen angeboten. In der Tagespflege wird der Erkrankte wie gewohnt gepflegt.

Angebot in Gera: Leistungen der Tagespflege bieten in Gera aktuell sieben Einrichtungen/Pflegedienste für an Demenz erkrankte Menschen an (Kenntnisstand Amt für Gesundheit und Versorgung September 2021)

ambulantes Wohnen (Pflege)

Seit 2015 werden Leistungen in Wohngruppen auch für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz gewährt. In einer Wohngemeinschaft wohnen drei bis maximal elf Bewohner zusammen. Die familiäre Atmosphäre ermöglicht es den an Demenz Erkrankten, den Tagesablauf entsprechend ihrem eigenen Tagesrhythmus und Fähigkeiten mit dem Pflege- und Betreuungspersonen zu gestalten.

Angebot Stadt Gera: In der Stadt Gera können in zehn Betreuten (Pflege) Wohngemeinschaften bzw. Betreuten Wohnen Menschen mit Demenz leben und zusätzlich Pflege- und weitere Betreuungsleistungen erhalten. Die Leistungen werden in der Regel von Pflegediensten vorgehalten bzw. Wohnungsbaugesellschaften in Zusammenarbeit mit Pflegediensten. (Kenntnisstand Amt für Gesundheit und Versorgung September 2021)

Pflegeheime

Wenn eine Demenzerkrankung voranschreitet und Angehörige/Betreute mit der Pflege überlastet sind, stellt sich die Frage nach Alternativen zum Leben zu Hause. Die Geraer Pflegeheime bieten eine breite Palette verschiedener Konzepte an. So gibt es Einrichtungen mit Wohnbereichen für Menschen mit Demenz, eine spezialisierte Pflegeeinrichtung für Betroffene und eine Einrichtung für Menschen mit Korsakow – Demenz.6 Von insgesamt 12 stationären Pflegeeinrichtungen in Gera signalisierten fünf die Versorgung von Demenz erkrankten Menschen und stimmten dem Eintrag in den Demenzwegweiser Gera zu. Es ist jedoch davon auszugehen, dass in einem gewissen Umfang jede Pflegeeinrichtung Demenzerkrankte aufnimmt.

Geraer Demenz-Hilfenetzwerk

6 Menschen mit Korsakow-Demenz werden in dieser Einrichtung sowohl im Eingliederungsbereich als auch im Pflegebereich betreut.

48 Im Geraer Demenz-Hilfenetzwerk sind 20 Mitglieder/Mitgliedsorganisationen organisiert.

Neben der Bündelung und Vernetzung der Potenziale von Bürgern sowie Akteuren aus Pflege, Medizin, Fürsorge, Vereinen, Gewerbe, Bildungseinrichtungen, Politik und Kommunalverwaltung steht das Leben mit der Erkrankung Demenz, die Betroffenen selbst sowie die Angehörigen im Mittelpunkt des Netzwerkes. Durch einen kontinuierlichen fachlichen Austausch und regelmäßiger Öffentlichkeitsarbeit soll auf das Leben von Menschen mit Demenz aufmerksam gemacht und gesellschaftlich mitgestaltet werden. Wichtiger Baustein ist das Sichtbarmachen von Angeboten für Menschen mit Demenz sowie Ratsuchenden.

Das Demenz-Hilfenetzwerk der Stadt Gera orientiert sich an den Zielen des nationalen Demenz Strategieplans, der Agenda „Gemeinsam für Menschen mit Demenz“ der Bundesregierung (2020) und ist Partner der bundesweiten „Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz“.

Die Akteure der Stadt Gera sowie überregionale Partner und wirken mit ihrem Engagement darauf hin, dass:

- Menschen mit Demenz ebenso wie ihre pflegenden Angehörigen nicht ausgegrenzt werden,

- Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen individuelle Hilfe und Unterstützung erfahren,

- Menschen mit Demenz verständnisvoll und einfühlsam akzeptiert werden,

- Menschen mit Demenz, so lange es geht, in das gesellschaftliche Leben einbezogen bleiben.

Die Netzwerkpartner arbeiten kooperativ zusammen, tauschen sich wechselseitig auf die Leitlinien bezogenen Themen und Inhalten aus und informieren sich über die Entstehung und Fortgang gemeinsamer Projekte.

Die Koordination und strategische Steuerung des Demenz-Hilfenetzwerkes Gera erfolgt durch das Amt für Gesundheit und Versorgung.

Es finden jährlich 2-4 Arbeitstreffen statt und bei Bedarf monatliche Fallbesprechungen. Die Erstellung und Pflege des Demenzwegweiser (Print; online) obliegt ebenfalls dem Amt für

Es finden jährlich 2-4 Arbeitstreffen statt und bei Bedarf monatliche Fallbesprechungen. Die Erstellung und Pflege des Demenzwegweiser (Print; online) obliegt ebenfalls dem Amt für