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Pflege, Tagesbetreuung und Wohnen

6. Exkurs: Demenz-Netzwerk Gera

6.4 Pflege, Tagesbetreuung und Wohnen

Das Zweite Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Zweites Pflegestärkungsgesetz – PSG II) ist am 1. Januar 2016 in Kraft getreten.

Das neue Begutachtungsverfahren und die Umstellung von Pflegestufe auf Pflegegrad sind seit 1. Januar 2017 wirksam.

Das Gesetz setzt den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff um. Damit erhalten erstmals alle Pflegedürftigen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung, unabhängig davon, ob sie von körperlichen oder psychischen Einschränkungen betroffen sind.

Mit der Begutachtung wird der Grad der Selbstständigkeit in sechs verschiedenen Bereichen gemessen und mit unterschiedlicher Gewichtung, zu einer Gesamtbewertung zusammengeführt. Daraus ergibt sich die Einstufung in einen Pflegegrad. Die sechs Bereiche sind:

1. Mobilität

2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen 4. Selbstversorgung

5. Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen

6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Wer Leistungen bei der Pflegeversicherung beantragt, erhält ebenfalls das Angebot für eine Pflegeberatung. Diese Beratung muss zeitnah und am Wohnort erfolgen.

47 Angebot Stadt Gera: Nach derzeitigem Kenntnisstand (Juli 2021) sind 20 Pflegedienste in der Stadt Gera tätig. Alle bekannten Pflegedienste wurden angefragt, ob sie für Demenz Erkrankte Leistungen erbringen und ihre Hilfen im Demenzwegweiser listen möchten.

Insgesamt wurden nach Ende der Befragung 15 Pflegedienste für Menschen mit Demenz in den Wegweiser aufgenommen. Einige Pflegedienste bieten neben ambulanten pflegerischen Leistungen, niedrigschwellige Entlastungsangebote, Kurzzeit-, Verhinderung-, und Urlaubspflege sowie Tagesbetreuungen bzw. Tagespflege an.

Tagespflege

Die Tagespflege wird an Werktagen angeboten. Der Pflegebedürftige wird in der Regel zu Hause abgeholt und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Während des Aufenthaltes in der Tagespflege werden verschiedene Beschäftigungen angeboten. In der Tagespflege wird der Erkrankte wie gewohnt gepflegt.

Angebot in Gera: Leistungen der Tagespflege bieten in Gera aktuell sieben Einrichtungen/Pflegedienste für an Demenz erkrankte Menschen an (Kenntnisstand Amt für Gesundheit und Versorgung September 2021)

ambulantes Wohnen (Pflege)

Seit 2015 werden Leistungen in Wohngruppen auch für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz gewährt. In einer Wohngemeinschaft wohnen drei bis maximal elf Bewohner zusammen. Die familiäre Atmosphäre ermöglicht es den an Demenz Erkrankten, den Tagesablauf entsprechend ihrem eigenen Tagesrhythmus und Fähigkeiten mit dem Pflege- und Betreuungspersonen zu gestalten.

Angebot Stadt Gera: In der Stadt Gera können in zehn Betreuten (Pflege) Wohngemeinschaften bzw. Betreuten Wohnen Menschen mit Demenz leben und zusätzlich Pflege- und weitere Betreuungsleistungen erhalten. Die Leistungen werden in der Regel von Pflegediensten vorgehalten bzw. Wohnungsbaugesellschaften in Zusammenarbeit mit Pflegediensten. (Kenntnisstand Amt für Gesundheit und Versorgung September 2021)

Pflegeheime

Wenn eine Demenzerkrankung voranschreitet und Angehörige/Betreute mit der Pflege überlastet sind, stellt sich die Frage nach Alternativen zum Leben zu Hause. Die Geraer Pflegeheime bieten eine breite Palette verschiedener Konzepte an. So gibt es Einrichtungen mit Wohnbereichen für Menschen mit Demenz, eine spezialisierte Pflegeeinrichtung für Betroffene und eine Einrichtung für Menschen mit Korsakow – Demenz.6 Von insgesamt 12 stationären Pflegeeinrichtungen in Gera signalisierten fünf die Versorgung von Demenz erkrankten Menschen und stimmten dem Eintrag in den Demenzwegweiser Gera zu. Es ist jedoch davon auszugehen, dass in einem gewissen Umfang jede Pflegeeinrichtung Demenzerkrankte aufnimmt.

Geraer Demenz-Hilfenetzwerk

6 Menschen mit Korsakow-Demenz werden in dieser Einrichtung sowohl im Eingliederungsbereich als auch im Pflegebereich betreut.

48 Im Geraer Demenz-Hilfenetzwerk sind 20 Mitglieder/Mitgliedsorganisationen organisiert.

Neben der Bündelung und Vernetzung der Potenziale von Bürgern sowie Akteuren aus Pflege, Medizin, Fürsorge, Vereinen, Gewerbe, Bildungseinrichtungen, Politik und Kommunalverwaltung steht das Leben mit der Erkrankung Demenz, die Betroffenen selbst sowie die Angehörigen im Mittelpunkt des Netzwerkes. Durch einen kontinuierlichen fachlichen Austausch und regelmäßiger Öffentlichkeitsarbeit soll auf das Leben von Menschen mit Demenz aufmerksam gemacht und gesellschaftlich mitgestaltet werden. Wichtiger Baustein ist das Sichtbarmachen von Angeboten für Menschen mit Demenz sowie Ratsuchenden.

Das Demenz-Hilfenetzwerk der Stadt Gera orientiert sich an den Zielen des nationalen Demenz Strategieplans, der Agenda „Gemeinsam für Menschen mit Demenz“ der Bundesregierung (2020) und ist Partner der bundesweiten „Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz“.

Die Akteure der Stadt Gera sowie überregionale Partner und wirken mit ihrem Engagement darauf hin, dass:

- Menschen mit Demenz ebenso wie ihre pflegenden Angehörigen nicht ausgegrenzt werden,

- Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen individuelle Hilfe und Unterstützung erfahren,

- Menschen mit Demenz verständnisvoll und einfühlsam akzeptiert werden,

- Menschen mit Demenz, so lange es geht, in das gesellschaftliche Leben einbezogen bleiben.

Die Netzwerkpartner arbeiten kooperativ zusammen, tauschen sich wechselseitig auf die Leitlinien bezogenen Themen und Inhalten aus und informieren sich über die Entstehung und Fortgang gemeinsamer Projekte.

Die Koordination und strategische Steuerung des Demenz-Hilfenetzwerkes Gera erfolgt durch das Amt für Gesundheit und Versorgung.

Es finden jährlich 2-4 Arbeitstreffen statt und bei Bedarf monatliche Fallbesprechungen. Die Erstellung und Pflege des Demenzwegweiser (Print; online) obliegt ebenfalls dem Amt für Gesundheit und Versorgung.

Wichtiger Bestandteil dieser Arbeit ist die Partizipation betroffener Bürger, der Angehörigen und des sozialen Umfeldes, zur Ermittlung und Umsetzung des Unterstützungsbedarfes.

Die Koordinatorin vertritt das Demenz-Netzwerkes Gera in landesweiten und bundesweiten Netzwerken. Zudem agiert sie als Ansprechpartnerin für Bürger und bietet Beratungen zum Thema an. In Kooperation mit der Geraer Volkshochschule wird die Schulung

„Demenzpartner“ angeboten.

In gemeinsamer Öffentlichkeitsarbeit soll insbesondere die Bereitstellung der Informationen zur Erkrankung Demenz sowie Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten sichergestellt werden.

Ziel ist es, eine hohe Akzeptanz in der Öffentlichkeit und bei fachlichen Partnern zu erreichen.

49 Die Arbeit des Netzwerkes ist als Plattform für die Bekanntmachung und den Austausch von gesundheitsfördernden Angeboten und Maßnahmen anerkannt (z.B. Demenzwegweiser für die Stadt Gera (Print; Online), gemeinsame Aktionen in der Woche der Demenz, Weltalzheimertag).

Die Mitglieder des Netzwerkes evaluieren ihre gesundheitsförderliche Tätigkeit und setzen sich dafür ein, dass sowohl in Stadtentwicklung, Sozialplanung u.a. Fachplanungen die Erkrankung Demenz und die damit einhergehenden sozialen Veränderungsprozesse mitgedacht als auch das Gesundheitsbewusstsein der Bürger bzw. Familien gestärkt werden.

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