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3. Alkohol

3.1. Verlauf von typischen Studentenparties

Zuerst will ich einmal typische Beobachtungen, was den Alkoholkonsum betrifft erläutern, die ich an der Fachhochschule und an der Universität Konstanz als Türsteher und Besucher gemacht habe. Da ich bei der Arbeit von Anfang bis zum Schluss an solchen Parties anwesend bin, kann ich den ganzen Anlass bewerten. Ich beschreibe im folgenden, wie das Trinkverhalten auf solchen Parties aussieht:

FH-Party: FH-Parties finden in Konstanz in der Regel am Donnerstag abend statt. An einer FH-Party kommt es meist recht früh (ca. 21.00) zu einen recht grossen Ansturm. Die meisten Leute sind zu diesem Zeitpunkt einigermassen nüchtern, sie haben allenfalls ein, zwei Bier getrunken. Ganz, ganz vereinzelt hat es schon richtig Betrunkene darunter, um die Uhrzeit allerdings eine absolute Ausnahmeerscheinung. Dieses frühe Auftauchen erklärt sich durch zwei Faktoren: 1.) Es bleibt genügend Zeit, sich an der Party zu betrinken, bis es "richtig losgeht". Es ist noch nicht so voll, die Wartezeiten am Bierausschank halten sich in Grenzen, man kann sich noch einigermassen gemütlich "warmtrinken". 2.) Die FH liegt nahe des Zentrums von Konstanz, wo viele Studenten ihre Wohnungen haben. Das gibt den Besuchern die Möglichkeit des sogenannten "Vorglühens". Man holt sich früh einen Stempel, um zu vermeiden, dass die Party ausverkauft ist, falls man erst später hingeht, geht dann mit Bekannten wieder zurück in eine möglichst naheliegende WG und trinkt da erst mal. Das hat den Vorteil, dass man die Alkoholika im Supermarkt kaufen und so den Geldbeutel schonen kann, was für einen Grossteil der Studenten ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Nach diesem gediegenen "Warmtrinken unter Freunden", kann man ein paar Stunden später die Party in dem erwünschten "Zustand" besuchen.

Um etwa 22.30 Uhr kommt es zu einem wiederholten Ansturm. Die Leute, die jetzt kommen sind schon alkoholisierter, sie haben das "Vorglühen" bereits hinter sich. Es sind auch schon vermehrt stark Angetrunkene darunter. So zwischen 23.00 und 1.00 Uhr ist auf der Party am meisten los und deshalb wird in dieser Zeit auch am meisten getrunken. Es handelt sich um ein grosses gemeinsames Besäufnis, wenn ein Bier/Drink leer ist, wird sofort das/der nächste organisiert17. Zwischen 1.00 und 2.00 Uhr gehen die ersten nach Hause. Die Besucher, die jetzt gehen, sind im Normalfall nicht allzu betrunken, sie gehen eher, weil sie gelangweilt oder genervt von der Party sind, aus Gründen, die später noch erläutert werden. In der nächsten Stunde gehen dann die meisten Leute nach Hause, diese sind schon stärker

Sache" zu legitimieren. Während die Friedensaktivisten ihre Besucherzahlen durch "unpolitische Säufer" in die Höhe treiben können.

alkoholisiert, manche davon richtig stark betrunken. Wir kriegen an der Stelle öfter die Fragen: "Wo geht noch was? Was kann man noch machen?"18 zu hören, viele haben also noch nicht genug und wollen noch weiterziehen (bzw. "-saufen"). Um 3.00 sind die FH-Parties zu Ende. Um diese Zeit müssen die Leute rausgeschmissen werden, die partout nicht gehen wollen, die anstrengendste Arbeit des Abends. Ein grosser Teil der jetzt noch Anwesenden ist stark angetrunken, manche sind absolut jenseits von Gut und Böse, so dass dieser Prozess noch einmal etwa eine Stunde dauert ("R13: Viel, hoher Ballermann-Faktor, von dem her:

willenloses Besaufen.").

- Uni-Parties: Uni-Parties finden in Konstanz in der Regel am Mittwoch Abend statt. Der Ansturm an der Uni beginnt später, erst ca. um 22.30 Uhr, die Uni liegt etwas ausserhalb, weshalb man nicht erst hin und dann wieder nach Hause geht. Die Uni ist zu Fuss weit weg, weshalb Gruppen, die mit dem Auto an die Uni fahren, zumindest über einen nüchternen Fahrer verfügen sollten (wäre auch aufgrund dauernder Polizeikontrollen nach Uni-Parties zumindest empfehlenswert). Viele nehmen deshalb den Bus, ein paar Vereinzelte fahren Fahrrad. Die meisten sind angetrunken, da sie das erwähnte "Vorglühen" schon hinter sich haben. Gleich wie an der FH dürfte das Stimmungshoch zwischen 23.00 und 1.00 Uhr erreicht sein. Uni-Parties müssen meist um etwa 1.30 Uhr zu Ende sein, weshalb man die anwesenden Gäste zu einer Art Coitus Interruptus zwingt, da die meisten in mitten der Feierstimmung sind. Allerdings gibt es meist irgendwelche After-Hour-Möglichkeiten19. Der Alkoholpegel ist ebenfalls recht hoch20, allerdings nicht ganz so hoch wie an der FH, was folgende Gründe hat:

1) Durch das spätere Kommen und (vor allem) das frühere Gehen bleibt schlicht und einfach weniger Zeit zum Trinken. 2) Der Frauenanteil an der Uni ist höher und Frauen trinken erfahrungsgemäss doch weniger, abgesehen davon führt der höhere Frauenanteil auch dazu, dass man "mehr Möglichkeiten" hat, als sich nur zu betrinken (R13: "...und mit dem komischen Ballermann-Gehabe der komischen Studentenmeute."). 3) Der erwähnte Anteil an Autofahrern (die zum Schluss meist einen recht genervten Eindruck machen, da sie Mühe haben, "ihre" Besoffenen zusammenzutrommeln und dann vor allem zum Gehen zu bewegen). Allerdings ist der Anteil an Personen, die jenseits von gut und böse sind, gleich

17 Für die Statistiker: Für eine FH-Fete, auf der ca. 600 Leute erwartet werden, werden ca. 100 Kisten Bier gekauft. Dazu kommen Schnäpse, Drinks (sehr beliebt) und die vorher (Vorglühen!) und nachher konsumierten Mengen an Alkohol.

18 Eine Frage, die unsererseits meist mit einem Schulterzucken beantwortet werden muss.

19 Die Kneipe in einem naheliegenden Wohnheim ist zum Beispiel an diesen Tagen länger geöffnet.

20 Auch hier etwas für die Statistik: Auf der Asta-Erstsemester-Party werden 3000 Besucher erwartet. Dafür wurde 230 Kisten 0.5 Liter Becks Bier und 180 Kisten 0.5 Liter Rothaus Bier gekauft. Schnäpse, Drinks und Konsum vor und nach der Party wiederum nicht miteingerechnet.

hoch wie an der FH (und wird sich durch die After-Hour-Möglichkeiten noch weiter erhöhen). Die Uni ist dann etwa um 2.30 Uhr geräumt.

Soviel zu den offiziellen Anlässen, die allerdings nur einen Teil der Studentenparties ausmachen, es gibt auch Anlässe, die nicht von offizieller Hand geplant werden:

- WG-Feten: WG-Feten finden meist am Freitag oder Samstag Abend statt, Ausnahmen bestätigen die Regel. Es handelt sich um Geburtstagsparties, oder irgendwelche Studenten-WG's machen einfach spontan ein Fest in ihrer WG und laden dazu ein paar Freunde ein. Es kommen dann allerdings ein Haufen mehr Leute, die über Dritte von dieser Party erfahren haben (hängt stark davon ab, was sonst noch "los" ist). Der oder die Veranstalter dürfte etwa die Hälfte der anwesenden Personen nicht persönlich kennen. Die Leute treffen hierbei so zwischen 23.00 und Mitternacht ein und sind leicht angetrunken (verschiedene Möglichkeiten: Bier vor dem Fernseher, Trinken in der Kneipe oder das erwähnte Vorglühen). Der Höhepunkt dauert von Mitternacht bis ...? Der Alkoholpegel ist auf diesen Parties mindestens ebenso hoch wie auf FH- und Uni-Parties, die Absturzquote eher höher, das liegt an folgenden Gründen: 1) Die Studenten haben am nächsten Tag (im Normalfall) im Gegensatz zu FH- oder Uni-Parties, die unter der Woche stattfinden, definitiv keine Verpflichtungen. 2) Der Alkohol ist spottbillig oder ganz gratis (R9: "Auf Studentenparties stehen meistens ein paar Kästen Bier auf dem Balkon rum, für umme. Das finde ich super").

3) Da es sich um keine offiziellen Veranstaltungen handelt, gibt es auch kein festgelegtes Ende, man hat also ewig Zeit, sich "vollaufen zu lassen". Mögliche Gründe für ein vorzeitiges Ende wären Ausgehen der Alkoholvorräte (dann muss sofort Nachschub besorgt werden oder der Veranstalter wird die frustrierende Erfahrung machen, dass selbst seine "besten Freunde"

umgehend eine andere Party aufsuchen) oder das Auftauchen der Polizei aufgrund von Ruhestörung.

Studentenkneipen: Es gibt ja nicht nur die Möglichkeiten, an organisierten Anlässen zu trinken, sondern man kann dies ganz normal in einer Kneipe praktizieren. In Kneipen ist der Alkoholpegel nicht ganz so hoch, an einem normalen Wochentag werden so 3, 4 Bier getrunken. Das Vorglühen spielt eine untergeordnete Rolle, die allerdings wichtiger wird, je höher die Alkoholpreise in der betreffenden Kneipe (oder v.a. Café) sind. Es sind natürlich vereinzelte Betrunkene darunter, dabei handelt es sich oft um Leute, die beispielsweise eine wichtige Prüfung hinter sich haben oder die einfach "Bock haben, zu saufen". Alles in allem aber eher eine Ausnahmeerscheinungen (Natürlich hat jede Kneipe seine Stammsäufer, diese spielen aber im Rahmen dieser Arbeit keine Rolle). Im Allgemeinen ist es eher so, dass man

sich für "den grossen Wurf" schont, den man auf den jeweiligen Studentenparties landen will.

Oder man ist zu fertig von eben diesen Anlässen.