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FRÖHNER (1919, S. 51-56) beschrieb die Lokal- und Allgemeinerscheinungen einer akuten P-Vergiftung bei Wiederkäuern (tödliche Dosis Phosphor 0,5-2,0 g/Tier). Versuche oder Untersuchungen über eine Überversorgung von Wiederkäuern mit Kalzium und Phosphor wurden aber bis 1930 kaum vorgenommen.

Lediglich ZAYKOVSKY et al. (1928/1929a,b) führte Versuche mit Kälbern und Merinolämmern durch. Er gelangte zu dem Ergebnis, daß Kälber bei einer täglichen Zulage von 100 g Kreide im Wachstum zurückbleiben. Bei Merinolämmern konnte er bei einer Zulage von 21,3 g Kalzium pro 100 kg LM eine abführende Wirkung und damit eine abnehmende Ausnutzung des Futters feststellen.

3.4 Bedarf

Ein wichtiges Ziel der Tierernährungsforschung war seit jeher, möglichst exakte Zahlen über den Nährstoffbedarf der Haustiere zu ermitteln, u.a. auch für Kalzium und Phosphor.

Die in Tabelle 23 dargestellten Zahlen belegen, daß man sich schon seit Mitte des 19. Jh.

darum bemühte, entsprechende Werte für die Praxis zusammenzustellen.

Tabelle 23: Vorstellungen über den täglichen Bedarf der Wiederkäuer an Kalzium und Phosphor (in g)

Autor Tierart und -alter Bedarf

CaO P2O5

BOUSSINGAULT (1851)

tragende Kuh 51 25

LEHMANN (1858) Kalb (143 kg, 5 Mon.)

13,3 18,2

HENNEBERG u.

STOHMANN (1864)

Ochse 100/1000 kg LM 50/1000 kg LM

WEISKE (1873) Kalb 5-6 Mon. 13,6-17,1 18,3-22,3

Lamm 1 Mon. 3,2/50 kg LM 2,3/50 kg LM 5,5 Mon. 3,8/50 kg LM 2,5/50 kg LM 10 Mon. 2,5/50 kg LM 4,4/50 kg LM WEISKE (1880)

16 Mon. 0,6/50 kg LM 0,04/50 kg LM WEISKE (1880) Hammel (55 kg),

Erhaltung

MÄRCKER (1902) Kalb 15-18

MÄRCKER (1902) Lamm 2,0

KELLNER (1905) laktierende Kuh mit 20 kg Milch/d

200/1000 kg LM 100/1000 kg LM

KELLNER (1905) Jungrind 1 J. 21 19

KELLNER (1905) Kalb 15 8,3

wachsende Tiere 1,2 % der tägl.

Gewichtszunahme

1 % der täglichen Gewichtszunahme

adulte Tiere 0,1/kg LM 0,05/kg LM

laktierende Kuh zusätzlich pro kg Milch:

5,0

zusätzlich pro kg Milch:

5,0 MAREK (1924)

laktierende Ziege 6-12 9-12

Kuh 20 12

SCHMIDT (1926a)

laktierende Kuh mit 10 kg Milch/d

37 23

THEILER et al. (1927) Jungrinder 24 82

SCHIELE (1928) laktierende Kuh mit 10 kg Milch/d

75 50

(P2O5enthält 43,6 % Phosphor und CaO 71 % Kalzium)

Für den Erhaltungsbedarf adulter Rinder und Schafe errechnen sich aus der Tabelle 23 folgende Zahlen:

Spezies Ca (mg/kg LM/d) P (mg/kg LM/d) Autor

Rind 71 22 HENNEBERG u.

STOHMANN (1864)

Rind 28,4-56,8 - HAUBNER (1881)

Rind 71 22 MAREK (1924)

Rind 28, 4 10,5 SCHMIDT (1926a)

Hammel 7,4 0,3 WEISKE (1880)

(bei der Umrechnung von Tabelle 23 wurde von einer LM von 500 kg beim Rind und 70 kg beim Schaf ausgegangen)

Vergleicht man diese Werte mit heutigen Vorstellungen (für Rinder: 32 mg Ca/kg LM/d, MEYER et al. 1993, S. 116), so liegen die Werte für Kalzium bei HENNEBERG und STOHMANN (1864) sowie MAREK (1924) höher, bei SCHMIDT (1926a) hingegen niedriger, während HAUBNERs (1881) Werte aufgrund der angegebenen Spanne schlecht zu beurteilen sind. Die Werte für Phosphor sind dagegen nach heutigen Maßstäben (für Rinder:

34 mg P/kg LM/d, MEYER et al. 1993, S. 116) bei allen Autoren als zu niedrig anzusehen, ebenso wie der von WEISKE angegebene Wert für den Ca- und P-Bedarf eines Hammels (für Schafe: 32 mg Ca/kg LM/d, 20 mg P/kg LM/d, MEYER et al. 1993, S. 116 ).

Für den Ca- und P-Bedarf laktierender Kühe leiten sich aus der Tabelle 23 folgende Werte ab, wobei in Klammern die heute empfohlenen Werte nach MEYER et al. (1993, S. 116) angegeben sind .

Leistung Ca (g/d)

( ) = heute empfohlenen Werte

P (g/d) ( ) = heute

empfohlenen Werte

Autor

20 kg Milch/d 71 (57,6) 35,5 (45,7) KELLNER (1905) 10 kg Milch/d 26 (37) 16,3 (31,4) SCHMIDT (1926a) 10 kg Milch/d 53,3 (37) 35,5 (31,4) SCHIELE (1928)

Bei Betrachtung der angegebenen Werte fällt auf, daß KELLNERs (1905) Angaben für den Ca-Bedarf höher, SCHMIDTs (1926a) und SCHIELEs (1928) niedriger sind als nach heutigen Vorstellungen notwendig. Für den P-Bedarf dagegen geben alle drei Autoren zu niedrige Werte an.

Für den Bedarf wachsender Tiere gibt WEISKE (1873) abfallende Werte an, die zeigen, daß er den abnehmenden Ansatz mit fortschreitendem Wachstum richtig einschätzte.

4 Magnesium 4.1 Anfänge

Obwohl FOURCROY und VAUQUELIN bereits 1801 das Magnesium als einen Knochenbestandteil nachgewiesen hatten, fand dieses Element in der Tierernährung zunächst nur wenig Beachtung. Erst ab dem Ende der 20er Jahre des 20. Jh., als der Zusammenhang zwischen Hypomagnesämie und Weidetetanie deutlich wurde, setzten intensive und systematische Untersuchungen ein.

4.2 Gehalt im Körper, seinen Teilen und der Milch

Den Mg-Gehalt im Gesamtorganismus (Tab. I, Anhang) bestimmten LAWES und GILBERT (1859) bei Rindern und Schafen im Rahmen einer Bestandsaufnahme für alle Elemente. Erst Ende der 20er Jahre des 20. Jh. folgten weitere Analysen im Zusammenhang mit Untersuchungen zum Nährstoffbedarf.

Die Mg-Bestimmung im Knochen stand meistens in Verbindung zu Knochenerkrankungen (i.d.R. Osteomalazie)(GORUP 1853, FELLENBERG u. BRIGEL 1873, SIEDAMGROTZKY u. HOFMEISTER 1879a) oder Mangelversuchen mit Kalzium und Phosphor (WEISKE 1871b, WEISKE u. WILDT 1873, HOFMEISTER 1873) (Tab. II, Anhang).

Bei den Mg-Analysen des Weichgewebes (Tab. III, Anhang) sind keine systematischen Ansätze zu erkennen. Sie dienten offenbar zur allgemeinen Information.

Magnesium wurde im Zusammenhang mit Analysen der Milch, die im Hinblick auf den Nährwert für den Menschen, den Futterwert für Kälber, die Ausgaben laktierender Muttertiere oder Erkrankungen des Euters ausgeführt wurden, häufig erfaßt (Tab. V, Anhang). Über die verschiedenen Motive zur Analyse des Mg-Gehaltes in der Milch orientiert Tabelle 24. Dabei handelt es sich um ähnliche Gründe wie bereits in Tabelle 12 angeführt, allerdings war bei Magnesium die Zahl der Untersuchungen insgesamt geringer.

Tabelle 24: Untersuchungen über die Milch und ihre Motivation

Motiv Bemerkungen Autoren

Milch als Lebensmittel LEHMANN (1858),

FLEISCHMANN (1881), WEISKE u. KENNEPOHL (1881), SÖLDNER (1888)

unterschiedliche Laktationsstadien

Kolostrum SCHRODT u. HANSEN (1885),

ENGEL u. SCHLAG (1926) Winter- und

Weidefütterung

BUNGE (1874), SCHRODT u.

HANSEN (1885) Einfluß unterschiedlicher

Fütterung

Zusatz von Fetten und Säuren

GAESSLER u. McCANDLISH (1923)

Bilanzversuche (Ca und/oder P)

MILLER et al. (1924 u. 1925), MONROE (1924)

Einfluß bes. verabreichter Mittel

SIEDAMGROTZKY u.

HOFMEISTER (1879b), FORBES et al. (1922)

Tbc STORCH (1884)

Agalaktie HESS u. GUILLEBEAU (1894)

Auswirkungen von Krankheiten

Mastitiden STEINEGGER u. ALLEMANN

(1905)

4.3 Mangel

Die Folgen eines Mg-Mangels wurden erst in den 30er Jahren des 20. Jh. bei Ratten sicher experimentell nachgewiesen (ORENT et al. 1932). Zuvor beobachteten jedoch McCANDLISH (1923) sowie HUFFMANN und ROBINSON (1926) bei Kälbern, die längere Zeit ausschließlich mit Milch und Getreide gefüttert worden waren, tetanische Erscheinungen.

Aufgrund späterer experimenteller Befunde (MEYER 1963) ist anzunehmen, daß es sich in diesen Fällen sehr wahrscheinlich um einen chronischen Mg-Mangel gehandelt hat. Auf die Störung des Mg-Stoffwechsels bei der Weidetetanie soll im Abschnitt 11.4 „Stoffwechsel“

kurz eingegangen werden.

4.4 Stoffwechsel

Über die Nettoabsorption des Magnesiums wurden bereits im 19. Jh. Verdauungsversuche von HENNEBERG (1870), WOLFF (1873) und WEISKE (1880) bei Schafen durchgeführt (Tab. XI, Anhang). In den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. folgten Untersuchungen bei Kühen.

Das Magnesium wurde dabei meistens im Zusammenhang mit dem Ca- und P-Stoffwechsel erfaßt, ohne daß eine sichere Fragestellung erkennbar wurde. Eine Ausnahme bildeten MONROEs (1924) Untersuchungen zur Beeinflussung des Mg-Stoffwechsels durch Eiweiße.

Auch interessierte der Einfluß von Magnesium auf den Ca- und P-Stoffwechsel (KRAMER et al. 1927, PALMER et al. 1928, HUFFMANN et al.1930).

Ende des 19. Jh. erkannte ABDERHALDEN (1899), daß Magnesium sowohl im Serum als auch in den Blutkörperchen enthalten ist. Erst 20 Jahre später hat sich POPP (1921), im Zusammenhang mit Untersuchungen über die Thomasmehlseuche, mit dem Blut-Mg-Gehalt beim Rind beschäftigt.

Als dann von SJOLLEMA et al. (1929) erstmals eine Hypomagnesämie bei der Weidetetanie ermittelt wurde, nahmen die Untersuchungen weiter zu.

4.5 Überschuß

Fütterungsversuche, in denen der Einfluß eines Mg-Überschusses auf den Ca- und P-Stoffwechsel geprüft wurde, sind im Kapitel 3 „Kalzium und Phosphor“ abgehandelt worden (HAAG u. PALMER 1928, PALMER et al. 1928).

Der Einfluß sehr hoher Mg-Aufnahmen fand Anfang des 20. Jh. Aufmerksamkeit, als man feststellte, daß in manchen Fabrikabwässern hohe Gehalte an Magnesiumchlorid vorkamen.

Sie gelangten in Flüsse und konnten von weidenden Tieren aufgenommen werden. Zur Klärung der Frage, ob diese Abwässer schädlich für die Nutztiere seien, verabreichte KÜNNEMANN (1907) über mehrere Wochen 60 g Magnesium/d an Schafe. Er stellte keinen negativen Effekt ebenso wie TITZE (1911) und STUTZER und GOY (1912), die über mehrere Wochen Tränkwasser mit erhöhten Gehalten an Magnesiumchlorid (max. 386,1g/l) an Schafe verabreicht hatten.

Ein Überschuß an Magnesium kann im Zusammenhang mit hohen P-Gaben zu Harn- und evtl. auch zu Darmkonkrementen führen. Über solche Konkremente, besonders bei Ochsen lagen schon im 19. Jh. zahlreiche Publikationen vor. Im Repertorium für Thierheilkunde wurde zwischen 1843 und 1861 allein neun mal über entsprechende Beobachtungen berichtet.

Da diese Steinbildungen aber nicht als spezifische Folge eines Mg-Überschusses angesehen werden können, sollen sie hier unberücksichtigt bleiben.

4.6 Bedarf und Heilwirkung

Bis 1930 wurden keine Angaben über den Bedarf von Wiederkäuern an Magnesium gemacht.

Allein BECKA berichtete 1929 von einer heilenden Wirkung des Magnesiums bei Osteomalazie.

5 Natrium und Chlorid 5.1 Anfänge

Die Lebensnotwendigkeit des Salzes wurde erst relativ spät im 19. Jh. bewiesen, obwohl sehr viel früher z.B. Beobachtungen über den Salzhunger verschiedener Tierarten wie Hund, Elch und Bison nicht unbeachtet blieben (MITCHELL 1805).

In der Viehfütterung galt Salz bis in die zweite Hälfte des 19. Jh., z.T. aber auch noch später als Würze. Es sollte die Akzeptanz des Futters – insbesondere von nicht mehr einwandfreiem – verbessern, die Verdauungssekrete anregen und die Verdaulichkeit von Futter, insbesondere von Stroh verbessern. (KUERS 1835, S. 14, HAUBNER 1845, S. 467, BOUSSINGAULT 1851, S. 311, WOLFF 1861, S. 195).

Im Jahre 1835 kommentiert KUERS die Meinung eines Zeitgenossen (vermutlich PETRI), welcher Salz schon als Nährstoff erkannt zu haben glaubte: „Welcher Physiologe hat denn wohl je behauptet, und sprechen denn irgend Gründe dafür, daß Salz Nahrungsmittel sei? Mit einer edlen Dreistigkeit ist B. PETRI eben so kühn, dieselben chemische und physiologischen Belehrungen in Aphorismen eines Hippocrates aufzutischen, und uns so einbilden zu wollen, daß wir in Zeiten leben, wo man den schwülstigen Belehrungen eines Mannes, der keinen Begriff von wahrer Wissenschaft hat, geradezu Glauben beimessen soll.“

Die Bedeutung des Salzes wurde jedoch gründlicher beachtet, als LIEBIG (1847) in einem Brief an HOFMANN seine Feststellung vom hohen Na- und geringen K-Gehalten im Blut und einer gegensätzlichen Relation im Muskel bekannt machte und ROSE (1850) Ergebnisse über den Gehalt an unterschiedlich löslichen Salzen in verschiedenen Körpergeweben publizierte.

Auch als Konservierungsmittel wurde Salz in großen Mengen eingesetzt, z.B. 1 % zu Grünfutter (KUERS 1835, S. 12) und 0,2-0,5 % zu Heu (BOUSSINGAULT 1851, S.311).

Aufgrund der damaligen Auffassungen von der Bedeutung des Salzes fanden im 19. Jh.

zahlreiche Versuche (Tab. 25) statt, in denen die Wirkung erhöhter Salzgaben auf die Futteraufnahme und Leistung überprüft wurde. Die Ergebnisse waren in der Regel negativ und zeigten, daß die älteren Vorstellungen offenbar nicht zutreffend waren, andererseits bei hohen Gaben auch Risiken bestanden.

Tabelle 25: Fütterungsversuche mit Kochsalzzulage

Jahr Autor Versuchstiere und

Zulagen

Effekt 1832 UEBERACKER Salzzulage bei Lämmern

auf Weide mit Leberegeln

geringere Verluste

1835 KUERS Kühe, zur

Konservierung von Futter: 0,5 kg NaCl pro 50 kg Grünfutter

Steigerung der Milchleistung

1840 SPRENGEL Schafe, 3,8 g

Kühe, 22,5 g

Steigerung der Milchmenge Verbesserung von Wolle und Ernährungszustand

1845 FAHRTMANN Schafe positiver Effekt bei Zulage zu

gefrorenen Kartoffeln

<1845 SPRENGEL Schafe, 10,4-15,6 g Kühe, 124,8-156 g

teilweise Verbesserung nachteilig

1847 BOUSSINGAULT 6 Rinder, 34 g ohne

1849 BARRAL 1 Hammel, 12 g erhöhte N-Abgabe im Harn 1853 WOLFF Kühe, 33,2-99,6 g keine höhere Milchleistung 1854 SCHWARZENBERG 4 Ochsen, 2,5 kg/Tag Steigerung der Freßlust 1855 KUTSCHERA Hornvieh, 66,4-83 g

>249 g

günstig,

abnehmende Freßlust, Durchfall

1855 STÖCKHARDT Mastochsen (je 2) bessere Zunahmen

1855 RICHTER 2 Kühe, 26,56-197,5 g keine höhere Milchleistung

1855 SCHMIDT Kühe u.

Ochsen

ohne

1857 MAY 2 Ochsen u.

2 Kühe, 33,0-99,6 g 2 Kühe, 99,6 g

besseres Aussehen, kein Effekt auf die Milchsekretion

Diarrhöe, Abmagerung

1861 DAURIER Schafe ohne

1874 WEISKE et al. Hammel, 5-10 g Futteraufnahme erfaßt, nicht Futterverdaulichkeit

1893 WOLFF u.

EISENLOHR

Verdauung durch NaCl begünstigt

1929 ZAYKOVSKY et al. Merinolämmer, 25 g bessere Verdaulichkeit anderer Nährstoffe mit Ausnahme der Rohfaser

5.2 Gehalt im Körper

Die ersten Analysen zum Na-Gehalt im Gesamtkörper (Tab. I, Anhang) stammten von LAWES und GILBERT (1859), weitere Bestimmungen wurden erst in den 20er Jahren des 20. Jh. vorgenommen. Sie waren vor allem Grundlage der Untersuchungen zum Na-Bedarf bei tragenden und wachsenden Tieren.

Die Bestimmungen von Natriumchlorid im Knochen und in Weichgeweben erschienen eher unsystematisch und dienten vor allem der allgemeinen Bestandsaufnahme (beispielsweise KATZ 1896 oder WEIL 1914). Ähnlich verhielt es sich mit den Verdauungssekreten (Tab.

VI, Anhang), mit Ausnahme vom Speichel, da hier zur Berechnung der Alkalität der Gehalt an Elektrolyten interessierte (s. Kap. Speichel).

Die Analysen des Blutes werden ausführlich im Abschnitt 5.4 „Stoffwechsel“ behandelt.

5.3 Mangel

Die Berichte über die Folgen eines Salzmangels blieben zunächst spekulativ. Aus Frankreich stammten früheste Berichte über Salzmangel bei Schafen (1723), gekennzeichnet durch Wollausfall (HOCQUET 1993, S. 381). Aus dem Norden Brasiliens berichtete WARDEN (1834), daß eine Jungtieraufzucht ohne Zulage von Natriumchlorid nicht möglich sei.

Auch HAUBNER (1845) führte das Wollfressen bei Schafen auf einen Salzmangel zurück.

1847 konnte BOUSSINGAULT bei Ochsen, deren Futter (Heu und Oehmd) nicht mit Salz ergänzt worden war, geringeres Wachstum, steifen Gang und struppiges Haarkleid nachweisen. Nach der Jahrhundertwende (1900) beobachtete BABCOCK (1905) Lecksucht und Leistungsminderung bei Kühen, wenn nicht zusätzlich Salz gefüttert wurde.

Weitere Berichte aus dem 19. und 20. Jh. über mögliche Fälle von NaCl-Mangel, sind unter der Überschrift Lecksucht oder Nagekrankheit (Tab. 13) veröffentlicht worden. Ob es sich bei diesen Erkrankungen tatsächlich um einen Kochsalzmangel gehandelt hat (oder doch eher um einen P- bzw. Cu- und Co-Mangel), ist aus heutiger Sicht nicht mehr zu klären.

5.4 Stoffwechsel

Im Rahmen früherer Bilanzversuche mit Berücksichtigung der renalen Ausscheidung (v.

GROUVEN 1864, S. 300; HENNEBERG 1870, 231; WILDT 1874, WEISKE 1880) gelangte man zu dem Ergebnis, daß Natrium und Chlorid vorwiegend renal abgegeben werden. Aber auch MAY hatte 1857 festgestellt, daß ein Salzüberschuß über die Nieren ausgeschieden wird und erst bei großen Mengen über den Darm.

Im 19. Jh. waren es insbesondere die Fragen nach dem Bedarf (HENNEBERG u.

STOHMANN 1859, WEISKE 1880, WOLFF et al. 1884 u.a.), der Höhe der Resorption (WILDT 1875) und der Verwertung aus bestimmten Futtermitteln, wie z.B. Wiesenheu (HENNEBERG 1870, WOLFF 1873, WEISKE et al. 1885 u.a.), die Anlaß für Na- und Cl-Bilanzversuche gaben (Tab. XI, Anhang). Im 20. Jh. waren es dagegen mehr spezifische Untersuchungen, wie z.B. Veränderung der Nettoabsorption bei Zufütterung von Knochenmehl (MILLER et al. 1924/25) oder von Moorwiesenheu, das in Verdacht stand, die Lecksucht auszulösen (OSTERTAG u. ZUNTZ 1907), bei denen auch die Na- und Cl-Nettoabsorption bestimmt wurde (Tab. XI, Anhang). Daß man bei diesen Untersuchungen jedoch kaum negative Na- und Cl-Bilanzen feststellte, hängt vermutlich damit zusammen, daß

es im 20. Jh. fast keine Probleme mit einer ausreichenden Versorgung gab, bzw. eine entsprechende Substituierung, im Gegensatz zu Kalzium und Phosphor, leicht möglich war.

Verwirrungen über den Einfluß von K-Gaben auf die renale NaCl-Ausscheidung brachte die Hypothese von BUNGE (1873), der für Wiederkäuer – aufgrund der Daten von HENNEBERG und STOHMANN (1859) – eine stärkere K- als Na-Aufnahme feststellte. Er zog den Schluß, daß hohe K-Gaben im Futter zu einer vermehrten renalen Na-Abgabe führen, was ein stärkeres Salzbedürfnis der Pflanzenfresser zur Folge habe. In vier Selbstversuchen, in denen er vermehrt Kalium bzw. Natrium zu sich nahm und nach der Zulage von Kaliumsalz eine höhere Ausscheidung von Natrium und Chlorid ermittelte, meinte er eine Bestätigung seiner Hypothesen gefunden zu haben.

Eine Berichtigung dieser Hypothese fand erst in den 20er Jahren in Untersuchungen mit Schweinen und Ratten durch MILLER (1923/26a, b) statt.

Schon 1807 bestimmte BERZELIUS in Ochsenblut milchsaures Natron, salzsaures Natron und Kali, sowie Natron, einige Jahre später vervollständigten ENDERLIN (1844) und LIEBIG (1847) die Analysen, wobei ENDERLIN (1844) zusätzlich Schafsblut untersuchte.

Bis 1930 wurde der Na- und Cl-Gehalt im Blut – ähnlich wie bei den Bilanzversuchen – nur in Verbindung mit anderen Elementen mitbestimmt. Als Anlässe für diese Untersuchungen sind zu nennen:

- allgemeine Information (STÖLZEL 1851, GOHRUP 1867, ABDERHALDEN 1898 u.a.).

- Erkrankungen, wie die Osteomalazie (GOHREN 1865) oder Thomasmehlseuche (POPP 1921).

- Bilanzversuche (THEILER et al. 1927).

SJOLLEMA (1930) widmete im Zusammenhang mit der Weidetetanie bzw. dem Milchfieber dem Na- und Cl-Gehalt im Blut gesonderte Aufmerksamkeit.

1843 ermittelte HAIDLER den NaCl-Gehalt in der Milch, jedoch schon lange vor dieser Analyse war der salzige Geschmack der Milch von Kühen, welche an Mastitis erkrankt waren, bekannt. Dieser Befund wurde später mit Hilfe chemischer Analysen bestätigt (u.a.

BISCHOFF 1929). 1919 erkannte BERGEMA, daß der Cl-Gehalt in der Milch auch ein empfindlicher Indikator für Allgemeinerkrankungen der Kühe darstellt. Dennoch vermutete man auch andere Gründe für den salzigen Geschmack. So berichtete SEVERIANO DE FONSECA (1882), daß bei den Kühen in einigen Provinzen Argentiniens die Milch salzig schmeckt und führte dies auf den hohen Salzgehalt im Boden zurück. Dieser Ansicht widersprechen jedoch die Versuche von KONING (1909), der versuchte, mit Hilfe eines Chlorzusatzes im Futter eine Erhöhung des Cl-Gehaltes in der Milch zu erzielen, was jedoch mißlang (Tab. V, Anhang).

Für die Bestimmung des Na- und Cl-Gehaltes in der Milch galten ähnliche Motive, wie die in Tabelle 12 genannten. Im Rahmen von Untersuchungen über die Veränderung der Mengenelement-Gehalte in der Milch im Laufe der Laktationsperiode fand TRUNZ (1903) heraus, daß der NaCl-Gehalt der Milch erheblichen physiologischen Schwankungen unterliegt; während Natrium im Laufe der Laktation abnimmt, steigt der Cl-Gehalt an. Einen generell erhöhten Gehalt in der Milch bei altmelkenden Kühen erkannte auch STAPENSEA (1910).

5.5 Intoxikationen

Aufgrund der oben bereits genannten Eigenschaften des Kochsalzes wurde es häufig als Ergänzung zum Viehfutter oder zur Behandlung der Lecksucht eingesetzt, weshalb es immer wieder zu Vergiftungen kam (Tab. 26).

Tabelle 26: Vergiftungen durch übermäßige NaCl-Aufnahme

Jahr Autor Tierart Ursache

1841 ARENSBERG Schafe Heringslake

1841 STOHLER 2 Ochsen ca. 1 kg NaCl/ Tier

1858 DELPATRO Rinder ca. 3 kg NaCl/ Tier

1859 CARPEGNAI 2 Kühe ca. 1,5 kg NaCl/ Tier

1859a LANDEL 2 Bullen große Kochsalzmenge

1859b LANDEL 2 Ochsen NaCl-Verabreichung vor Verkauf

1865 DOBSON 6 Rinder 0,5 kg NaCl/Tier

1869 ROSENKRANZ Rinder und Kälber

ca. 750 g NaCl/ Rinder bzw.

ca. 300 g NaCl/ Kälber

1878 HARTENSTEIN 6 Kühe ca. 200 kg NaCl/ 23 Milchkühe innerhalb von 14 Tagen

1893 UHLRICH Kühe NaCl-Verabreichung zur Milchsteigerung 1894 HAUBOLD Rinder nach Verabreichung von Grummet, welches

mit NaCl behandelt wurde, weil es verdorben war

1895 HARN Rinder Leckstein, der versehentlich ins Wasser gefallen war

1898 BOUDRY Rinder 600-1200 g NaCl/ Tier zur Therapie der Lecksucht

1911 REIMERS Rinder nach Trinken von Wasser aus der Elbmündung

1930 JONES Kuh nach Therapieversuch mit NaCl

Da Natriumchlorat in den 20er Jahren als Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt wurde, unternahmen SEDDON und McGRATH (1930) und FITCH et al. (1929) Intoxikationsversuche. FITCH et al. (1929) verabreichten zwei Kühen täglich zwischen 30 und 90 g Natriumchlorat pro Tier. Beide erkrankten, die eine Kuh nach der Verabreichung von insgesamt 180 g, die andere zeigte dagegen erst nach 400 g Vergiftungserscheinungen.

SEDDON und McGRATH (1930) führten Versuche an Bullen und Schafen durch. Ihre Versuche ergaben eine letale Dosis bei Schafen von 50-75 g/Tier nach einmaliger Verabreichung. Die Bullen dagegen erkrankten erst, nachdem sie über mehrere Tage verteilt insgesamt 266 g aufgenommen hatten.

6 Kalium

6.1 Gehalt in Körpergeweben und -flüssigkeiten

Bei den Analysen der Gehalte von Natrium und Chlorid in Weichgeweben und im Blut wurde Kalium in der Regel, ohne ein ersichtliches Motiv, mitbestimmt. Die erste Analyse über den K-Gehalt im Blut unternahm BERZELIUS schon 1807. Danach fanden noch einige Analysen statt (ENDERLIN 1844, STÖLZEL 1851, GOHREN 1865 u.a.), die primär der Bestandsaufnahme dienten. Im 20. Jh. hingegen wurden nur noch verhältnismäßig wenige Untersuchungen durchgeführt und auch hier diente die Bestimmung in der Regel lediglich zur Vervollständigung der Daten.

Schon 1847 erkannte LIEBIG, daß der Gehalt an Natriumchlorid im Gegensatz zum Kalium im Blut überwiegt, in der Muskulatur jedoch das umgekehrte Verhältnis vorliegt. 56 Jahre später fanden LIEBIGs Analysen Bestätigung durch Untersuchungen von NORN (1929), der das Verhältnis von Natrium und Kalium im Blut (Blutkörperchen und Serum), in der Muskulatur, im Herzen und in den Knochen ermittelte.

Nur wenige Analysen liegen über den K-Gehalt in Knochen und Zähnen vor (Tab. II, Anhang), der Gehalt in der Milch wurde dagegen relativ häufig bestimmt (Tab. V, Anhang).

SCHRODT und HANSEN (1885) fanden heraus, daß der K-Gehalt in der Milch bei altmelkenden Kühen im Gegensatz zum NaCl-Gehalt relativ niedrig bleibt und auch im Kolostrum kein Anstieg stattfindet. Besondere Bedeutung wurde dem Na-/K-Verhältnis in der Milch von Kühen mit Eutererkrankungen beigemessen, da man herausfand, daß es bei Mastitiden zu einem Anstieg des Na- und einem Abfall des K-Gehaltes kommt (GRIMMER 1910).

Auch in den Verdauungssekreten wurde der K-Gehalt ermittelt (Tab. VI, Anhang), wobei hier in der Regel die gleichen Motive wie bei der Na-Bestimmung galten (im Speichel zur Berechnung des Alkali-Gehaltes, ansonsten zur Vervollständigung der Daten).

6.2 Mangel

Bis 1930 gab es keinerlei Hinweise auf eine mögliche Mangelsituation bei Wiederkäuern (HAGEMANN u. OHL 1927, LINTZEL 1931).

6.3 Stoffwechsel

BUNGE (1873) stellte bei seinem Studium der Untersuchungsergebnisse von HENNEBERG und STOHMANN (1859) an Ochsen über die Aufnahme von Natrium, Chlorid und Kalium mit dem Futter fest, daß Pflanzenfresser zwei- bis viermal mehr Kalium aufnehmen als Fleischfresser. Den allgemein beobachteten Salzhunger bei Wiederkäuern führte er deshalb auf den K-Überschuß zurück.

Ein Jahr später untersuchte er den Cl-, Na- und K-Gehalt in der Milch und meinte herausgefunden zu haben, daß dieser nicht konstant, sondern von der Ernährung und anderen

Ein Jahr später untersuchte er den Cl-, Na- und K-Gehalt in der Milch und meinte herausgefunden zu haben, daß dieser nicht konstant, sondern von der Ernährung und anderen