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In Tab. 1 wurden die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten neun Dörfer bereits benannt und ihre Zuordnung zu den unterschiedlichen Verwaltungseinheiten der Region vorge-nommen. Die räumliche Verortung der Dörfer kann der Übersichtskarte in Abb. 5

entnommen werden. Die Distanz zum Hauptort des jeweiligen Kecamatan ist in Tab. 2 dargestellt.

Tab. 2 Distanzen der Untersuchungsdörfer zum Hauptort des jeweiligen Kecamatan

Dorfname Hauptort des Kecamatan

Entfernung zum Hauptort (in km)

per PKW

befahrbarer Streckenteil

nicht per PKW befahrbarer Streckenteil Maranatha Mpanau 16 -

Pandere Mpanau 40 -

Bolapapu Bolapapu 0 - Lempelero Bolapapu 32 -

Lawe Bolapapu 47 30

Berdikari Makmur 6 -

Sintuwu Makmur 4 (20) 51 -

Watumaeta Wuasa 3 -

Wanga Wuasa 10 -

Quelle: BPS 2001, BPS 2002 , eigene Berechnungen.

Dieses Kapitel dient nun einer überblicksartigen Skizzierung dieser Dörfer. Zwar wird auf die einzelnen Dörfer im Verlauf der folgenden Kapitel immer wieder Bezug ge-nommen werden, doch erscheint die Vorwegnahme einer Gesamtschau für eine bessere Orientierung hilfreich.

51 Die direkte Verbindung nach Makmur verlief bis zum Beginn des 21. Jh. entlang einer Schotterstrasse, welche gelegentlich nicht passierbar war. Der in Klammern gesetzte Wert gibt die ungefähre Entfer-nung über die Alternativstrecke entlang der sog. Jalan Jepang auf der Südseite des Palolo-Tals an. Seit 2004 hat sich die Erreichbarkeit Sintuwus durch strassenbauliche Maßnahmen verbessert.

Die neun Untersuchungsdörfer sind über die gesamte Forschungsregion des SFB 552 – STORMA, mit Ausnahme des Kecamatan Lore Selatan, verteilt.52 Zwei der Dörfer, Maranatha und Pandere, befinden sich im Palu-Tal (Kec. Sigi-Biromaru) und liegen mit ca. 20 bzw. 44 km Entfernung mit deutlichem Abstand am nächsten an der Provinzhaupt-stadt, dem politischen und wirtschaftlichen Hauptbezugsort für alle untersuchten Dörfer.

Maranatha wurde 1969 im Rahmen einer staatlichen Maßnahme zur Umsiedlung der Bevölkerung aus verschiedenen Orten der westlichen und östlichen Randgebirge des Palu-Tals aufgebaut. Bis zu seiner offiziellen Anerkennung als eigenständiges Dorf im Jahre 1976 trug die Siedlung den Namen Rarantikala. Die übergroße Bevölkerungsmehr-heit des rund 2.400 Einwohner53 zählenden Dorfes bilden Kaili aus den Randgebirgen des Palu-Tals.

Das im südlichen Teil des Palu-Tals gelegene Pandere (2180 Einwohner) wurde bereits 1927 als Zielort einer lokalen Zwangsumsiedlung durch die niederländische Kolo-nialmacht gegründet. Im Gegensatz zu Maranatha befindet sich ein großer Teil des Dorf-territoriums auf dem Gebiet des Lore-Lindu-Nationalparks. Während die Dusun 1 und 3 mehrheitlich von der lokalen Kaili-Bevölkerung bewohnt sind, leben in Dusun 2 v.a. re-gionale Migranten aus Manado (Nordsulawesi). Den größten Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche nehmen Nassreisfelder ein. Etwa 20 % der Einwohner bauen Kaffee an, 50 % Kakao. Daneben bestehen auch Kokoskulturen.

Im Kecamatan Kulawi liegen drei weitere der Untersuchungsdörfer: Bolapapu, Lempelero und Lawe. Das Dorf Bolapapu setzt sich aus mehreren, während der Kolo-nialzeit noch eigenständigen Dörfern zusammen und erstreckt sich etwa acht Kilometer entlang der Hauptstrasse Palu-Kulawi, wobei die bebauten Areale der einzelnen Dorfteile (dusun) nur im Zentrum des Dorfes (Dusun 1 und 2) direkt ineinander übergehen. Das Dorf, welches den Hauptort des Kec. Kulawi repräsentiert, grenzt nach Osten hin direkt an den Nationalpark. Auf etwa 700 m ü. N.N. werden neben Nassreis (Dusun 1 bis 4) vor

52 Der Ausschluss des Kecamatan Lore Selatan ergibt sich aus dem sog. STORMA village sample (vgl. Kap. 1.4).

53 Die Einwohnerzahlen der Untersuchungsdörfer beruhen auf den statistischen Erhebungen der Dorf-administrationen von 2001 bzw. 2002.

allem Kaffee und Kakao angebaut. Im Dusun 5 weicht der Nassreisanbau aufgrund der Verschmälerung des Tals nach Norden hin hinter den Trockenreisanbau zurück. Der An-teil der zugewanderten Bevölkerung des 4027 Einwohner zählenden Ortes ist angesichts der infrastrukturellen Rahmenbedingungen relativ gering. In allen Dorfteilen halten die Kulawi die absolute Bevölkerungsmehrheit. Vor allem in Dusun 1 bilden Bugis neben Chinesen, Javanern und Toraja, welche alle die ökonomische Elite des Dorfes vertreten, die größte Migrantengruppe. In Dusun 2 bilden Migranten aus Napu und Besoa sowie aus Manado und Java die größten nicht-einheimischen Bevölkerungsgruppen. Nennenswert ist ferner eine kleinere Anzahl von Bugis-Familien in Dusun 4 und v.a. Dusun 5.

Lempelero (1044 Einwohner) befindet sich im Gimpu-Tal im Süden Kulawis, am Ende der asphaltierten Verbindungsstrasse nach Palu. Das Dorf wurde im Jahre 1972 ge-gründet, nachdem die Bewohner ihr vorheriges Dorf Tompi Bangka nach einem verwüs-tenden Erdrutsch verlassen mussten. Heute ist das Dorf auf drei Siedlungsgebiete verteilt welche bis zu zehn Kilometer von einander entfernt liegen. Diese Verteilung beruht dar-auf, dass sich nicht alle der ehemaligen Bewohner von Tompi Bangka in der Hauptsied-lung Lempeleros niedergelassen haben. Alle heutigen SiedHauptsied-lungsteile des Dorfes befinden sich auf dem traditionellen Land der Vorfahren ihrer Bewohner. Neben lokalen Migran-ten, v.a. aus der Pipikoro-Region westlich von Lempelero, haben sich hauptsächlich Bu-gis aus Südsulawesi angesiedelt, welche als Händler im Hauptort des Dorfes an der As-phaltstrasse wohnen.

Lawe nimmt unter den neun Untersuchungsdörfern eine gewisse Sonderrolle ein.

Das Dorf befindet sich im Pipikoro-Gebiet im westlichen Kulawi, der verkehrstechnisch rückständigsten Region des Forschungsgebiets. Die Distanz zur Hauptstrasse Palu-Kulawi beträgt ca. 40 km, welche größtenteils nur zu Fuß oder per Pferd zurückgelegt werden kann. Im Jahre 1980 war die Bevölkerung des Dorfes, welches bereits in vorkolonialer Zeit existierte, aufgrund der unzureichenden Verfügbarkeit von Wasser gezwungen, ihre Siedlung einige Kilometer vom ursprünglichen Dorf entfernt neu zu errichten. Lawe, das mit knapp 400 Einwohnern das kleinste Untersuchungsdorf ist, hebt sich von den übrigen Untersuchungsdörfern auch dadurch ab, dass der Reis noch heute auf steilen Trockenfel-dern im Rotationssystem angebaut wird. Daneben wird jedoch auch Kaffee und seit den 1980er Jahren auch Kakao angebaut. Die schlechte Verkehrsanbindung (vgl. Abb. 9) an

die Absatzmärkte der cash crops stellt allerdings eine deutliche Entwicklungsbremse für das Dorf dar. Dementsprechend ist Lawe v.a. als Abwanderungsdorf zu klassifizieren.

Abb. 9 Ausbauarbeiten am Fuß- und Pferdepfad nach Lawe (Quelle: Eigene Aufnahme, 2001)

Im Kecamatan Palolo befinden sich die beiden Untersuchungsdörfer Berdikari und Sintuwu. Berdikari, das heute etwa 1.200 Einwohner zählt, wurde 1954 von sieben Kulawi-Familien aus dem Pipikoro-Gebiet gegründet. Heute besteht das Dorf aus drei Dusun, wobei Dusun 2 und 3 seit 1965 durch die Transmigrationssiedlung Bahagia ge-trennt sind, welche von umgesiedelten Javanern bewohnt wird. Das Dorf zieht sich ent-lang der asphaltierten Hauptstrasse, die das Palolo-Tal mit Palu verbindet. Während Ku-lawi-Familien die übergroße Mehrheit in den Dusun 1 und 2 ausmachen, stellen in Dusun 3, welches am spätesten besiedelt wurde, Toraja und Bugis die Bevölkerungsmehrheit.

Neben Nassreis war die Gewürznelke in den 1980er Jahren noch eine bedeutende Anbau-frucht der Dorfbewohner. Seitdem ist sie aber, wie auch in anderen Regionen, aufgrund des Verfalls der Nelkenpreise durch Kakao abgelöst worden, welcher aufgrund der güns-tigen klimatischen Bedingungen spätestens seit Mitte der 1990er Jahre neben dem Nass-reis das Landschaftsbild des gesamten Palolo-Tals prägt.

Das 1.400 Einwohner zählende Dorf Sintuwu ist 1961 im Rahmen staatlich ge-planter lokaler Umsiedlungen der im Übergangsbereich zwischen Palu- und Palolo-Tal lebenden Kaili-Bevölkerung gegründet worden. Nach Lawe ist es das am zweitschlech-testen infrastrukturell ausgebaute der neun Untersuchungsdörfer. Es ist ausschließlich über Schotterstrassen zu erreichen und musste einen Teil des Dorfterritoriums an den Lore-Lindu-Nationalpark abtreten. Zwar stellt die Kaili-Bevölkerung die Dorfmehrheit, doch die ab den 1980er Jahren in großer Zahl zugewanderten Bugis stellen mit ca. 30 % eine relativ große und daneben ökonomisch sehr bedeutsame Migrantengruppe dar. Mit etwa 10 % der Dorfbevölkerung bilden die Kulawi die zweitgrößte zugewanderte Gruppe.

Die drei ethnischen Hauptgruppen haben größtenteils exklusive Wohnbezirke im Dorf.

War Sintuwu anfangs v.a. durch den Nassreisanbau geprägt, so wurden ab den 1980er Jahren große sawah-Flächen in Kakaokulturen umgewandelt.

Die verbleibenden beiden Untersuchungsdörfer, Watumaeta und Wanga, befinden sich im Kecamatan Lore Utara. Watumaeta, das zu Beginn des 21. Jh. 1125 Einwohner zählte, wurde ab 1929 von Kulawi-Familien und lokalen Familien besiedelt. Im Jahre 1938 wurde das Dorf Watumaeta gegründet. Während sich bereits während der 1930er Jahre einige Bugis und Toraja in dem Ort aufhielten, ereignete sich – abgesehen von lo-kaler Heiratsmigration – erst wieder gegen Ende der 1980er Jahre, nach dem Ausbau der Verbindungsstrasse zwischen Palolo und Lore Utara, eine nennenswerte Zuwanderung.

Diese betraf v.a. Bugis aus Südsulawesi und verstärkte sich mit dem Boom des Kakao-preises ab Mitte der 1990er Jahre beträchtlich. Während die lokale Bevölkerung Watu-maetas sich hauptsächlich im Zentrum des Ortes aufhält, haben sich die Migranten v.a.

entlang der Strasse nach Alitupu, später auch westlich der Strasse nach Wuasa im Rand-bereich des Lore-Lindu-Nationalparks niedergelassen. Neben Nassreis zählen Kakao und Gemüse (v.a. bei Javanern und Bugis) inzwischen zu den Hauptanbauprodukten des Or-tes.

Wanga (266 Einwohner) wurde 1923 von einem Teil der damals noch in Watutau residierenden Herrscherfamilie von Lore besiedelt und 1925 von den Niederländern zum Dorf erklärt. Die größte Migrantengruppe im Dorf bilden Kulawi-Familien, die in den 1980er Jahren von dem als lokales Umsiedlungsprojekt entstandenen Dorf Kamarora (Kec. Palolo) nach Wanga umzogen und die ersten Wohnhäuser im heutigen Dusun 2 errichteten. Daneben ließ sich 1999 eine Gruppe von Familien und Einzelpersonen aus Flores in Wanga nieder, die ihr Herkunftsgebiet nach einem schweren Erdbeben verlassen mussten. Abgesehen von einigen wenigen Bugis- und Toraja-Familien, bilden die Migranten eine ökonomisch relativ schwache Gruppe. Während Dusun 1 fast ausschließ-lich von der lokalen Bevölkerung bewohnt ist, befinden sich die Wohnkomplexe der Migranten vornehmlich in Dusun 2. Hauptanbauprodukte des Dorfes sind Nassreis und Mais. Letzterer wird zum größten Teil nach Kalimantan exportiert. Daneben bietet der nahegelegene Rano See eine Einkommensquelle aus dem Fischfang.

3 Veränderungen der Bevölkerungsstrukturen in der