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„Mittel-Celebes ist in vielerlei Hinsicht ein merkwürdiges Land. Erstens wegen seiner Form: nach Süden, Südosten, Norden und Osten streckt es seine Arme aus, wodurch große Golfe oder Buchten entstehen, die den Weg bestimmen, wie man von vier Seiten her in das Land eindringen kann. Große Flüsse münden in die Meerbusen, welche [die Flüsse; Anm. d. Verf.] kaum befahrbar sind, welche jedoch den Menschen, die auf diese Insel kamen, um sich dort niederzulassen, den Weg gewiesen haben, um in das unbekannte Landesinnere zu gelangen.“ 27

beschreibt KRUYT (1935: 585) Zentralsulawesi, wohl wissend, dass neben anderen As-pekten auch die naturräumlichen Gegebenheiten für die Besiedlung und die Ausbildung der jeweiligen Kulturlandschaft eines Raumes ausschlaggebend sind.

26 Sofern nicht anders belegt, beziehen sich die nachfolgenden Angaben auf KONINKLIJK NEDERLANDSCH

AARDRIJKSKUNDIG GENOOTSCHAP (1938), WHITTEN et al. (1988) und KRUYT (1938, Bd. 1).

27 Zitat im Original: „Midden-Celebes is in vele opzichten een merkwaardig land. In de eerste plaats al om zijn vorm: naar het Zuiden, Zuidoosten, Noorden en Oosten steekt het zijn armen uit, waardoor groote golven of bochten ontstaan, die den weg aanwijzen, hoe men van vier kanten het land binnen kan dringen. Groote rivieren monden in die golven uit, die veelal weinig bevaarbaar zijn, maar die toch aan de menschen, die op dit eiland een woonplaats kwamen zoeken, den weg hebben gewezen om het onbekende binnenland in te gaan.“

Sulawesi ist eine von etwa 13.000 Inseln im indonesischen Archipel. Sie erstreckt sich etwa zwischen 3° n.Br. und 6° s.Br. sowie zwischen 118° ö.L. und 125° ö.L. und liegt zwischen Borneo im Westen und den Molukken im Osten. Etwas nördlich der zentralsulawesischen Provinzhauptstadt Palu schneidet die Insel den Äquator. Mit einer Fläche von 189.200 km² ist Sulawesi die viertgrößte Insel Indonesiens nach Borneo, Su-matra und Papua (Irian Jaya).

In der erdumspannenden Tethys befand sich auch die Insel Sulawesi. In diesem Meer wurden seit dem Paläozoikum im Bereich des heutigen Sulawesi u.a. Kalk- und Sandsteinsedimente auf Gneisen und anderen Gesteinen abgelagert. Die Orogenese Sula-wesis erfolgte zur Zeit der alpidischen Gebirgsfaltung im Tertiär. Dabei wurden die ver-festigten Sedimente in mehreren Phasen aufgefaltet und aus dem Meer gehoben. Im Eo-zän begann die vulkanische Tätigkeit und setzte sich im MioEo-zän verstärkt fort. Ein schwa-ches vulkanisschwa-ches Epizentrum befindet sich heute nordwestlich des Lindu Sees. Vermut-lich kollidierte Westsulawesi im späten Pliozän mit Borneo und trennte sich während des Quartärs wieder.

Das Untersuchungsgebiet ist hauptsächlich von kristallinem und metamorphem Gestein bestimmt. Im Quartär lagerten sich weitere Sedimente ab und verfestigten sich.

Im Westen Zentralsulawesis bestehen im nördlichen Teil des Palu-Tals Alluvialböden, welche durch frühere oder rezente Überschwemmungen geprägt sind. Die Palu-Bucht und das Palu-Tal sollen einmal ein kleines Meer dargestellt haben, welches am heutigen Nord-ende der Bucht durch ein Randgebirge abgeschlossen war. Dieses Randgebirge war ver-mutlich aus den gleichen basischen Gesteinen aufgebaut, die noch im nördlichen Teil der Bucht an den Rändern zu finden sind. Nach dem Durchbruch dieses Randgebirges spülte das abfließende Wasser das sedimentierte Material weg und legte die Palu-Ebene frei.

Den südlichen Teil des Tals nehmen Regosole ein. Die Gebirgsböden bilden einen Bo-denkomplex, der bislang noch wenig erforscht war. Erste Untersuchungen im Rahmen des STORMA-Projekts stellten in den Tälern der Untersuchungsregion fluviale Kambiosole, Fluviosole und Gleyosole fest. Die unteren Hangbereiche sind mit kolluvialem Material bedeckt, während die Talböden junge kolluviale, alluviale und lacustre Sedimente aufwei-sen. Kambiosole und Leptiosole bedecken die oberen Hanglagen sowie das Hochland (DECHERT 2003: 10). Die Gebirgsrücken erstrecken sich in Zentralsulawesi in der Regel

in Nord-Süd-Richtung, nur auf der nord-östlichen Halbinsel weicht diese Richtung nach West-Ost ab. Durch die starke Faltung bildete sich ein sehr ausgeprägtes Relief heraus, dessen Gipfel bis in eine Höhe von 2.500 m reichen.

Sulawesi, das reich an Mineralien (Nickel, Kupfer, Silber, weniger Gold) ist, kann in drei große geologische „Provinzen“ aufgeteilt werden, eine West-, eine Ost- und eine Banggai-Sula-Provinz, welche sich hinter Luwu auf der NO-Halbinsel befindet. Zwischen der West- und der Ost-Provinz verläuft eine tektonische Verwerfung, welche sich von Palu aus in südöstlicher Richtung verlaufend bis zum Golf von Bone durchzieht. Diese tektonische Störung, an welcher das Palu-Tal entlang läuft, wird Palu-Koro-Verwerfung oder, nach ihren Entdeckern benannt, Sarasin-Linie genannt (vgl. SARASIN & SARASIN

1901, 1905).

Mit seiner Lage um den Äquator ist Sulawesi in die Warmtropen eingebunden und durch Monsun-Klima geprägt. In höheren Lagen der Gebirge wechselt das Klima in den Kalttropenbereich. Die Windrichtung dreht, über das Jahr verteilt, von NW bis W (Ja-nuar) auf O bis NO (April), SO bzw. SW (Juli) und W bis NW (November). Gemäß sei-ner Äquatoriallage ändert sich die Tagestemperatur über das Jahr hin nur mäßig und be-wegt sich zwischen 25° und 31° C. Mit der Höhe nimmt die Temperatur ab und kann so-mit in den Hochebenen oft nur 16° bis 22° C erreichen. Die Jahreszeiten sind durch die Regenzeit geprägt, die etwa im April beginnt und bis Oktober reicht. Durch die Faltung der Gebirge liegen die meisten Täler in Nord-Süd-Richtung, wodurch sie sich fast das ganze Jahr im Regenschatten befinden. Das Palu-Tal, welches zu den trockensten Gebie-ten Indonesiens gehört, weist meist Jahresniederschlagsmengen unter 600 mm auf. Brau gedörrte Grasflächen gegen Ende der Trockenzeit sowie das Vorkommen von Kakteen-arten v.a. im nördlichen Teil des Tals geben einen deutlichen Hinweis für dieses gemes-sen an seiner nahen Äquatorlage klimatisch ungewöhnliche Gebiet. Mit der Höhe wech-seln die Klimazonen von 5-6 humiden bei maximal drei ariden Monaten bis zu 10-12 humiden bei maximal zwei ariden Monaten pro Jahr. Maximalwerte erreicht der Nieder-schlag im westlichen Zentralsulawesi in den Gebirgen, wo zwischen 2000 und 3000 mm Niederschlag gemessen werden.

Der nicht verdunstete Niederschlag wird über die relativ kurzen Flüsse ins Meer abtransportiert. Der Lariang, welcher sich im Untersuchungsgebiet befindet, ist bei 225 km Länge der mit großem Abstand längste Fluss der Insel. Als stehende Gewässer findet man in Zentralsulawesi den Lindu See östlich des Palu- und des Kulawi-Tals, so-wie den Poso See südlich der Stadt Poso.

Sulawesi nimmt, bezogen auf Flora und Fauna, eine gewisse Sonderrolle ein. Die Insel war während ihrer geologischen Vergangenheit weder mit dem asiatischen Festland, noch mit dem australischen Kontinent verbunden. Es existierte lediglich eine Landbrücke zu den Philippinen. Der britische Naturforscher A. R. Wallace (1823-1923) postulierte eine imaginäre Linie, die sog. Wallace-Linie, die sich zwischen Bali und Lombok hin-durch nach Norden westlich an den Philippinen vorbeizieht und dabei Borneo und Sula-wesi trennt. Durch diese Linie werden die verschiedenen Faunen und Floren, die zu unter-schiedlichen Landmassen der letzten Eiszeit gehören, voneinander abgegrenzt. Im Osten trennt die sog. Weber-Linie Sulawesis Tier- und Pflanzenwelt von jener der Molukken, Neuguineas oder Australiens. Diese Lage ermöglichte die Entwicklung zahlreicher ende-mischer Tier- und Pflanzenarten im Biodiversitäts-Hotspot Wallacea, wie sie etwa im Lore-Lindu-Nationalpark in Zentralsulawesi vorkommen (vgl. u.a. WALTERT et al. 2004;

SCHULZE et al. 2004).

Im Palu-Tal ist die natürliche Vegetation dem trockenen Klima angepasst. Um das Tal herum geht die Vegetation in Regenwald über, der auf Sulawesi durch seinen hohen Palmen-Anteil auffällt. War im frühen 18. Jh. das Palu-Tal mit Reisfeldern übersät, so präsentierte es sich 200 Jahre später sehr karg. Kriegerische Auseinandersetzungen einer-seits und die Verhinderung einer funktionierenden Bewässerung wegen großflächiger Materialabtragungen von den umliegenden Bergen in Folge massiver Entwaldung (im Süden und Südosten des Tals waren die Berge 1896 bis in eine Höhe von 1700 m baum-los) andererseits führten zur Auflassung der Reisfelder.

Das ausgeprägte Relief Zentralsulawesis und der dichte Bewuchs mit Regenwald ermöglichen kaum großflächigeren landwirtschaftlichen Anbau. Neben der Palu-Ebene bieten sich im Untersuchungsgebiet noch Flussniederungen in Kulawi, Palolo und Napu (Lore Utara) oder südlich des Lindu Sees für eine ausgedehntere agrarische Nutzung an.

2.3 Historische Entwicklung der Untersuchungsregion und deren