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Was kann ich für Sie tun?

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 57-62)

Dr. Sven-Joachim Otto, Tel.: +49 211 981-2739, sven-joachim.otto@de.pwc.com

nicht nur regional sondern auch politisch gut ver-teilt sein, um eine überparteiliche Ausrichtung zu ermöglichen. Folgende Mitglieder fanden sich 2003 in diesem Gremium zusammen:

Brandenburg

ˆHubert Handke, Bürgermeister der Stadt Bernau bei Berlin

ˆMartin Patzelt, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt an der Oder

Mecklenburg-Vorpommern

ˆDr.-Ing. Paul Krüger, Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg

Freistaat Sachsen

ˆAnnette Licht, Stadträtin und Fraktionsvor-sitzende im Stadtrat von Freiberg (Sachsen)

ˆDr.-Ing. Peter Seifert, Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz

ˆWolfgang Sedner, Bürgermeister der Stadt Lichtenstein

Sachsen-Anhalt

ˆEckhard Naumann, Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg

ˆManfred Rauner, Oberbürgermeister der Stadt Weißenfels

Freistaat Thüringen

ˆDr. habil. Peter Röhlinger, Oberbürger-meister der Stadt Jena

ˆManfred O. Ruge, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt

Vier der Gründungsmitglieder, Hubert Handke, Dr.

Paul Krüger, Wolfgang Sedner und Annette Licht, sind bis heute in diesem Gremium vertreten, drei weitere, Martin Patzelt, Manfred Rauner und Dr. Peter Röhlinger, engagieren sich nach wie vor als beratende Mitglieder. Aufgabe der VfkE-Koordinierungsgruppe war es von Beginn an, das Band zu den Kommunen eng zu knüpfen, Themen zu setzen, Veranstaltungen vorzubereiten und Gewesenes zu evaluieren. Jähr-lich werden in enger Abstimmung Akzente definiert, denen sich das Verbundnetz für kommunale Energie im darauffolgenden Jahr widmen soll.

Erstes Treffen am historischen Ort Das VfkE verstand sich seit der Gründungsphase vor genau zehn Jahren als Kommunikations-plattform der ostdeutschen Kommunalpolitik, die sich zuvorderst mit Fragen der kommunalen

Wirtschaftstätigkeit befasst. Gemäß dieser Prä-misse spielt die Energiewirtschaft naturgemäß eine zentrale Rolle. Schließlich sind es in erster Linie die Energieversorgungsunternehmen, die in ihren Geschäftsgebieten zur Stärkung der kommunalen Daseinsvorsorge beitragen. Grundlegendes Ziel ist es bis heute, die Rahmenbedingungen der kommunalen Wirtschaft zu verbessern. Hier geht es auch darum, die Protagonisten der Bundes- und Landesebene für die Interessen der Kommunen zu sensibilisieren und den Dialog zwischen den ver-schiedenen politischen Ebenen zu fördern.

Die Verbundnetz Gas AG aus Leipzig war schon in den Anfangstagen die wichtigste Förderin dieses Projektes und ist es bis heute geblieben. Sie ist das größte Unternehmen des Ostens mit dem Konzern-sitz in den neuen Ländern. Zehn kommunale Energieversorger aus den neuen Bundesländern halten im Rahmen der VUB Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH mehr als 25 Prozent und damit eine Sperrminorität an der VNG. Die Anlehnung an dieses in Ostdeutschland und auch kommunal fest verankerte Unternehmen war für die Entwicklung des VfkE von enormer Bedeutung. So VfkE

BEFRAGUNG OSTDEUTSCHER KOMMUNALER AMTS- UND MANDATSTRÄGER IM VORFELD DER KONSTITUIERUNG DES VERBUNDNETZ FüR KOMMUNALE ENERGIE IM JAHR 2003 – WESENTLICHE ERGEBNISSE

Grafik 2: Ursachen für die unzureichende Berücksichtigung kommunaler Interes-sen in Gesetzgebungsverfahren

Grafik 4: Für die bessere Durchsetzung ostdeutscher Interessen wäre es erforderlich, dass die ostdeutschen Kommunen gemeinsame wirtschaftpolitische Standpunkte formulieren und an die politischen Parteien, die Exekutive und Legislative auf Bun-des- und EU-Ebene adressieren. Wird diese gemeinsame Meinungsbildung zwischen den Kommunen Ihrer Ansicht nach gegenwärtig schon ausreichend organisiert?

Grafik 3: Die Auswirkungen von Europa- und Bundespolitik auf die Kommunen in den alten und neuen Bundesländern sind – wenigstens zum Teil – unterschiedlich.

Bewerten Sie bitte, wie die spezifischen Interessen der ostdeutschen Kommunen auf EU- und Bundesebene berücksichtigt werden.

Grafik 1: Bei Gesetzgebungsverfahren im Bereich der Wirtschaftspolitik, die Aus-wirkungen auf die kommunale Ebene haben, müssten die kommunalen Inter-essen bereits im Vorfeld intensiv eingebracht werden. Schätzen Sie bitte ein, in welcher Qualität dies geschieht.

FORUM NEUE LÄNDER

gefördert, konnte die erste Veranstaltung des VfkE am 30. Juni 2003 in Bernau stattfinden – und zwar an einem speziellen Ort. Die Anwesen der DDR-Regierungsmitglieder werden in ihrer Gesamtheit oft fälschlicherweise als Waldsiedlung Wandlitz deklariert. Tatsächlich lag das Areal schon immer innerhalb der Gemarkung der Stadt Bernau. Nach der Wende entstand dort eine moderne Kurklinik und im Sommer 2003 schlug die Geburtsstunde einer selbstbewussten und proaktiven Interessenver-tretung ostdeutscher Kommunen. Die Wahl dieses Veranstaltungsortes hatte neben ganz pragmatisch logistischen Vorteilen wie der guten Erreichbarkeit und der zentralen Lage innerhalb Ostdeutsch-lands auch einen symbolischen Wert. Dort, wo über Jahrzehnte hinweg die Protagonisten einer zentralistischen und undemokratischen Politik lebten, wurde nun ein Zeichen gesetzt für die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung als Grundelement einer demokratisch verfassten Gesell-schaft. 1990 ist das kommunale Selbstbewusstsein in den neuen Bundesländern neu erwacht (Lesen Sie dazu auch unser „Angemerkt“).

Insgesamt 65 Amts- und Mandatsträger versammelten sich im ehemaligen Kultur-haus der Bernauer Waldsiedlung. Gemeinsam repräsentierten sie mehr als ein Viertel der ost-deutschen Bevölkerung – was sicherlich als enormer Erfolg für die Auftaktveranstaltung einer komplett neu konzipierten und bis dato unbekannten Platt-form gewertet werden kann.

Kommunikation nach innen und außen

Die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung des VfkE verständigten sich neben der formellen Konstituierung einer Koordinierungsgruppe auf die zentralen Ziele dieser Plattform. Hier wurde zunächst konstatiert, dass kommunale Wirtschaft in den neuen Bundesländern nach der politischen Wende in der DDR in vielerlei Hinsicht an einem

Nullpunkt begann. Städte und Gemeinden standen vor der Auf-gabe, eine völlig marode Infra-struktur mit Leitungsnetzen, die teilweise noch aus dem 19. Jahr-hundert stammten, zu sanieren.

Dieser Neuaufbau musste in einem extrem kurzen Zeitraum realisiert werden. Beispielhaft stehen hier die Errichtung eines Erdgas-netzes in nur vier Jahren oder die Schaffung einer modernen Tele-kommunikations-Infrastruktur.

Trotz der erreichten Erfolge ließ sich die strukturelle Schwäche der ostdeutschen Wirtschaft kurzfristig jedoch nicht überwinden. Daher wird die Industrielandschaft der

Tatsache, dass das Bewusstsein um die besondere Rolle der öffentlichen Wirtschaft in den neuen Bundesländern auf den Ebenen der Länder und des Bundes kaum vorhanden war und mit Verweis auf die strukturellen Spezifika, die die Region Ost-deutschland noch immer erheblich vom übrigen Bundesgebiet unterscheiden, wurde eindeutig für eine regionale Interessenvertretung votiert. Ost-deutsche seien sowohl auf der Ebene der Länder als auch des Bundes und der Europäischen Union noch immer stark unterrepräsentiert. Daraus ergäbe sich geradezu zwangsläufig ein mangelndes Bewusstsein für ostdeutsche Interessen, dem es aktiv entgegen-zuwirken gelte, hieß es auf der konstituierenden Sitzung des VfkE. Das VfkE solle die ostdeutsche kommunalpolitische Diskussion nicht nur bündeln sondern die positiven Realitäten der kommunalen Wirtschaftstätigkeit im politischen Bewusstsein ver-ankern und Beiträge auf diesem Gebiet erarbeiten.

Eine gemeinsame Plattform wurde auch deshalb als notwendig erachtet, weil die Meinungsbildung unter ostdeutschen Kommunen noch als deutlich ausbaufähig zu betrachten sei. Das VfkE solle des-halb gleichermaßen der internen Abstimmung wie der Interessenkommunikation nach außen dienen. Nach innen richtete sich unter anderem die Forderung, das Forum als Kompetenz-Netzwerk auszurichten, um die wirtschaftspolitischen Kennt-nisse in Verwaltungen und Kommunalparlamenten gezielt ausbauen zu können. Hier gelte es zunächst einmal, die großen Leistungen der Kommunen bei der Aufbauarbeit in den neuen Bundesländern in das politische Bewusstsein zu rücken. Diese könnten als Legitimationsgrundlage für die Forderung nach verbesserten rechtlichen Rahmensetzungen in den jeweiligen Landesverfassungen dienen. Auch im Hinblick auf eine öffentliche Entwicklungs-förderung könnten kommunale Unternehmen VfkE

Lobbyarbeit für eine gute Sache

Defizite zu erkennen und darüber zu lamentieren ist eine, sich aktiv dagegen zu stemmen und für die eigenen Interessen zu kämpfen mit Sicherheit die bessere Strategie. Wenn schwache Stimmen nicht gehört werden, dann müssen sie ihre Belange und Interessen halt im Chor vorbringen. Das Verbundnetz für

kommunale Energie konnte bis heute sowohl für die Geschlossenheit der ostdeutschen Kommunen als auch für deren Außendarstellung vielfältige Impulse setzen. Und seit Beginn dieses Forums ging es nicht nur um das Formulieren eigener Bedürfnisse sondern auch darum, durch die Verschränkung unter-einander Infrastruktur in den neuen Bundesländern nachhaltig und effizient für die Bürger entwickeln zu können. Dies ist gerade in einer Region von Belang, die beständig darum kämpfen muss, die Vorausset-zungen für zukünftige Prosperität aufrechtzuerhalten, um damit Lebensqualität dauerhaft garantieren zu können. Die ostdeutschen Kommunen werden diesen Vorgaben in höchstem Maße gerecht und haben es deshalb verdient, bei der Setzung wirtschaftlicher Impulse von der Politik unterstützt zu werden. Das VfkE betreibt in dieser Hinsicht im besten Sinne Lobbyarbeit für eine gute Sache. Bei der Interessenvertre-tung gegenüber Landes-, Bundes- und Europapolitik kann das Forum auf die breite Unterstützung durch Bürger und Kunden kommunaler Unternehmen zählen. Falk Schäfer

Peter Kretschmar, Chefkoch beim Treffen Honecker/Schmidt 1981 am Werbellinsee, hat sein Menü von damals nicht nur nachgekocht son-dern er informierte auch über den abgeschirmten Alltag der ehemaligen Politbüro-Siedlung in Bernau.

neuen Bundesländer vielerorts noch immer von den Stadtwerken geprägt. Angesichts der Abwesen-heit industrieller Großkonzerne sind sie für die Lebensfähigkeit der ostdeutschen Kommunen von elementarer Bedeutung. Die rechtlichen Rahmen-bedingungen, unter denen die kommunale Wirt-schaft in den neuen Bundesländern operiert, werden den daraus resultierenden Anforderungen allerdings nicht gerecht. In der Gründungsphase des VfkE war vielfach noch die Forderung nach einem kompletten Rückzug der Kommunen aus der regionalen Wirtschaftstätigkeit zu hören. Seitdem konnte dieses Forum erfolgreich daran mitwirken, ein anderes Meinungsklima zu schaffen.

Dennoch ist die wirtschaftliche Handlungs-freiheit der Kommunen durch unangemessene rechtliche Barrieren noch immer zu stark ein-geschränkt. Ziel des VfkE war es deshalb von Anbeginn, für die Erweiterung kommunalwirt-schaftlicher Spielräume zu werben. Angesichts der

als idealer Anknüpfungspunkt fungieren, um den ausgegebenen Euro möglichst optimal nutzen zu können. Im Rahmen der 2003 noch recht leb-haft geführten Privatisierungsdebatte wollte sich das VfkE seinerzeit auch kritisch mit den in den 90er Jahren gemachten Erfahrungen auseinander-setzen. Als konkreter inhaltlicher Schwerpunkt für die Arbeit des Forums wurde definiert, die Rolle der Kommunalwirtschaft in Ostdeutschland und im VfkE

Vergleich zu anderen Regionen sowohl qualitativ als auch quantitativ zu bestimmten. Denn schon in den Gründungstagen dieses Diskussionsforums zeigte sich, dass enorme Forschungsdefizite zum Themenfeld Kommunalwirtschaft in Deutschland bestehen. In Kooperation mit Universitäten und Hochschulen sollte es sich das VfkE zur Aufgabe machen, diesen Mangel zu beheben. Diese bereits in der Auftaktveranstaltung formulierte Direktive

Symbol für kommunal-demokratischen Aufbruch Wer genau die Idee hatte, zur Konstituierung des VfkE in die „Waldsiedlung“

– bis 1989 schützte sich hier das DDR-Politbüro hermetisch abgeriegelt vor dem eigenen Volk, für dessen Wohl die „Genossen“ ja uneigennützig (siehe u.a. die Versorgung trotz chronischem Devisenmangels mit Raritäten aus dem Westen) einstanden – einzuladen, ist zehn Jahre später nicht mehr exakt zu rekonstruieren. Fest stand nur, dass der Auftakt in Brandenburg statt-finden sollte. Da man Einladungen an kommunale Amts- und Mandatsträger aus allen neuen Länder aussenden wollte, lag es auf der Hand, sich in der geografischen Mitte Ostdeutschlands zu treffen. Potsdam stand naturgemäß zuerst auf der Liste. Einen passenden Veranstaltungsort für ungestörten bo-denständigen Austausch ohne die Luxusattribute, die vielleicht für ein Treffen von Vorständen in Dax-Unternehmen von Belang sind, nicht aber für einen Meinungsaustausch in der kommunalen Familie, haben wir dort leider nicht gefunden. Dass beim zweiten Nachdenken die Region in den Blick kam, in der der Autor dieser Zeilen die einzige überregionale Kommunalzeitschrift mit Sitz in Ostdeutschland herausgibt, liegt auf der Hand. Und dass in die Ideenfindung Kommunalpolitiker aus der Region einbezogen wurden, eben-so. Sie kennen solche „Spinnstunden“, in denen ohne Scheuklappen auch scheinbar abartige Vorschläge auf den Tisch des Hauses flattern. Und in der Tat gab es zum Stichwort „Waldsiedlung“ zunächst nicht nur die ganz große Begeisterung. Das allerdings gehört quasi zu Wesen und Charakter wirklich guter Ideen: man muss sie sich intellektuell wie emotional im besten Wort-sinn erschließen. Was im Gegensatz dazu leicht daher kommt, wird ebenso schnell oft auch Opfer des ersten Gegenwindes.

Die kommunalen Akteure aus Bernau und Umgebung aber hatten gute Gründe: Natürlich war die Politbürosiedlung in der Gemarkung der Stadt Bernau (also nicht von Wandlitz wie irrtümlich oft behauptet wird) zu DDR-Zeiten das Symbol für die undemokratische Willkürherrschaft eines kleinen, privilegierten Bonzenzirkels. Aber gerade deshalb formierte sich im Herbst der Wende 1989 auch sehr schnell in Bernau ein Runder Tisch mit dem Ziel über die Zukunft dieses Areals nachzudenken. Dafür formulierten die kommunalen Akteure vor Ort zwei wichtige Prämissen: erstens sollte nach der Ära zentralis-tischer und absolutiszentralis-tischer Machtausübung die Zukunft an der Basis, durch die Kommune, gestaltet werden. Zweitens war man sich einig, die Waldsied-lung nicht in die „Obhut“ der zahlreichen Grundstücksspekulanten zu legen, die bereits im Spätherbst 1989 im Brandenburger Speckgürtel zur Hauptstadt ihre Claims absteckten. Beide Vorgaben wurden konsequent umgesetzt. Das Grundstück, schon ein besonders hell glänzender Teil aus Bernaus Tafelsilber, wurde nicht verkauft, sondern zur Nutzung in Erbpacht vergeben. Und es ent-stand keine 5-Sterne-Hotel- und Wohnanlage, sondern die erste medizinische Rehabilitationsklinik in Brandenburg und den neuen Ländern.

Genau diese Botschaft sollte die Einladung zur Eröffnungsveranstaltung des VfkE in die „Waldsiedlung“ vermitteln: die ostdeutschen Kommunen gestalten die Zukunft, indem sie ihre Geschicke in die eigenen Hände nehmen und die Konzepte dafür basisdemokratisch – dafür stand der Runde Tisch – entwickeln.

Die leise Befürchtung, man könne die Wahl des Tagungsortes politisch als Verharmlosung der Vergangen-heit missverstehen, war mit diesen Argumenten vom Tisch. Ob man im

Jahr 2013 ebenso entscheiden würde? „Political correctness“ oder besser deren Zerrbild ist auf dem Vormarsch und die Angst, mit dem Anspruch auf Differenziertheit und der Einladung zu sachlichem Disput das Opfer selbst-ernannter Linienrichter, die sich im Besitz von absoluten Wahrheiten und Deutungshoheiten wähnen, zu werden, greift um sich….

Zurück zum Jahr 2003. Nach der am Ende sehr einmütigen Auswahl der

„Waldsiedlung“ als Veranstaltungsort, begann der konzeptionelle Fein-schliff. Wer auf diesem historischen Terrain tagt, der muss die Geschichte zur Kenntnis nehmen. Und hier kommt wieder die Region ins Spiel. Die nahe Schorfheide mit ihrem Schloss Hubertusstock steht für die Politik des „Wandels durch Annäherung“ ähnlich symbolhaft wie der Erfurter Bahnhofsvorplatz. Am Werbellinsee gab es in der 80er Jahren wichtige Gespräche, die letztendlich die zaghafte, aber unumkehrbare Öffnung der DDR zum Ergebnis hatten. Und Erfurt markiert mit dem Besuch von Willy Brandt im Jahr 1969 den Beginn dieses Prozesses.

Diese politischen Dimensionen musste man den kundigen kommunal-politischen Teilnehmern des VfkE-Eröffnungstreffens nicht mit didak-tischen Exkursen, vorgetragen von akademischen Magnifizenzen, vor Augen führen. Ein Symbol war dafür viel besser geeignet: Das Treffen von Bundeskanzler Helmut Schmidt am 12. Dezember 1981 mit Erich Hone-cker in „Hubertusstock“. Das anlässlich dieses Besuches gegebene, eher bescheidene Essen, wurde am 30. Juni bei der VfkE-Konstituierung vom Chefkoch des Jahres 1981, Peter Kretschmar, bereitet. Serviert wurde es auf dem Original Kahla-Geschirr im denkmalgeschützten Kulturhaus der ehemaligen Politbürosiedlung. und natürlich war dieser Ausflug in die Geschichte und deren Weichenstellungen für den demokratischen Auf- und Umbruch im Jahr 1989 das zentrale Thema in dieser Mittagspause.

Zehn Jahre überaus erfolgreiche Entwicklung des VfkE. Natürlich wird das in erster Linie durch die Realitäten geprägt: die weiterhin herausge-hobene Bedeutung der Kommunalwirtschaft in den neuen Ländern, der offene und nicht von Beschluss- und Konsenszwängen geprägte kom-munale Diskurs zu diesem Sachverhalt und nicht zuletzt die Diskussion von Forschungsergebnissen und Konzepten, die in dieser Form nur vom VfkE initiiert und vorgestellt werden.

Wo immer sich aber auch noch heute jene treffen, die in der „Waldsied-lung“ in Bernau am 30. Juni 2003 die erste Seite des „Verbundnetz für kommunale Energie“ aufgeschlagen haben, erinnern sie sich auch den symbolträchtigen Beginn. Denn zu dieser Botschaft kann und muss man auch im Jahr 2013 stehen. Demokratie und Aufbruch fangen immer von unten an. In den Kommunen. Prof. Dr. Michael Schäfer

mündete nur wenig Jahre später in die vielbeachtete Studie „Kommunalwirtschaft im gesamtwirt-schaftlichen Kontext“ – ein Kapitel in der zehn-jährigen Geschichte des VfkE, auf das wir in der kommenden Ausgabe zurückblicken werden. n

www.vfke.org

i infos

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Eine der größten Sparkassen Deutschlands

Mit 950.000 im Geschäftsgebiet lebenden Menschen und um die 600.000 Kunden spielt die Ostsächsische Sparkasse Dresden (OSD) eine herausgehobene Rolle innerhalb der ostdeutschen Finanzdienstleister. Dies gilt auch im Hinblick auf das Engagement zur Anpassung an den demo-grafischen Wandel. So war die OSD eine der ersten Sparkassen, die innovative Konzepte in die Praxis umsetzte, wie mit einer veränderten Bevölkerungsstruktur und sinkenden Einwohner-zahlen umgegangen werden kann. Bereits in den 90er Jahren verkehrten im Vertriebsgebiet die ersten mobilen Filialen. Während die Politik sich noch der illusorischen Hoffnung auf eine Trendumkehr hin-gab, wurde nicht nur der erste Schritt der Anerkennt-nis extrem wahrscheinlicher Entwicklungen getan, sondern es wurden auch konkrete Strategien ent-wickelt, wie der regionale Versorgungsauftrag der Sparkassen mit einer abnehmenden Siedlungsdichte in Einklang gebracht werden kann. So wurde dem sachlich-logischen Bedarf nach mehr Vernetzung und Kooperation schon allein dadurch Rechnung getragen, bereits im Vorfeld der sächsischen Kreis-verwaltungsreform eine schlagkräftige Unter-nehmensstruktur zu schaffen, mit der sich die Verwaltungs- und Betriebskosten signifikant senken lassen. 1995 übernahm die Stadtsparkasse Dresden im Zuge der ersten sächsischen Kreisgebietsreform einige Filialen der Kreissparkasse Dresden. Im Jahre 2004 entstand aus dem Zusammenschluss der Stadtsparkasse Dresden mit der Sparkasse Elbtal-Westlausitz die Ostsächsische Sparkasse Dresden, wobei der Fusionspartner wiederum aus Fusionen zwischen den Sparkassen Freital-Pirna und Westlausitz (2003) sowie Weißeritzkreis und Pirna-Sebnitz (1999) hervorging. Heute gehören zur Ostsächsischen Sparkasse Dresden mehr als 100 Filialen, in denen inklusive der Tochtergesell-schaften annähernd 2.000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Die Bilanzsumme liegt bei circa 11,6 Milliarden Euro, womit die OSD auch bundesweit zu den zehn größten Sparkassen gehört.

Disparate Entwicklungen im Vertriebsgebiet

Auch im Freistaat Sachsen wird es in den kommenden Jahren zu weiteren demografischen Umwälzungen kommen. So ist die Einwohnerzahl von 1990 bis zum Jahre 2012 von 4,8 auf 4,1 Millionen – also um etwa ein Sechstel – gesunken. Das Statistische Landesamt Sachsen erwartet bis zum Jahr 2030 einen weiteren Rückgang auf dann etwa 3,7 Millionen. Durch die massive Abwanderung junger Menschen in den ver-gangenen 20 Jahren und die sinkende Geburtenrate hat sich der Anteil älterer Menschen deutlich erhöht.

Hinzu kommt, dass sich die Kluft zwischen den länd-lichen Regionen und den wenigen verbliebenen Groß-städten weiter vertiefen wird. Neben der Wanderung nach und aus Sachsen heraus gewinnt der Zuzug vom Land in die Großstadt eine zunehmende Bedeutung.

Die demografische Entwicklung stellt damit auch die Ostsächsische Sparkasse Dresden vor neue Heraus-forderungen mit deutlichen Auswirkungen auf Kundenzahl und Kundenpotenzial. Mit Blick auf das Geschäftsgebiet der Ostsächsischen Sparkasse Dresden zeigen sich zwei entgegengesetzte Ent-wicklungen. Dresden boomt. Allein im vergangenen Jahrzehnt ist die Bevölkerung der sächsischen Landes-hauptstadt um neun Prozent von 478.000 auf rund 520.000 gewachsen. Die Elbmetropole zieht weiter-hin junge Menschen aus dem Umland an und ver-fügt daneben über eine der höchsten Geburtenraten in den Neuen Bundesländern. So ist auch für die mittelfristige Zukunft mit einer stabilen Entwicklung zu rechnen.

In den angrenzenden Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie Bautzen ist die Ein-wohnerentwicklung hingegen negativ. 1990 hat in der Region eine deutliche Schrumpfung ein-gesetzt. Und auch für die mittelfristige Zukunft bis zum Jahr 2025 ist mit einem weiteren Rück-gang um durchschnittlich zehn Prozent zu rechnen.

Das Durchschnittsalter liegt heute bei 47 Jahren – im Vergleich zu 1990 ein Anstieg um sieben Jahre. Besonders drastisch zeigen sich die demo-grafischen Trends im Norden des Geschäftsgebietes.

Allein die ehemalige Industriestadt Hoyerswerda

hat in Bezug auf die zur Wende bestehenden Ver-waltungsgrenzen fast die Hälfte ihrer Einwohner verloren. Dieser gesellschaftliche Wandel muss in den selbst gesteckten Grenzen einer besonderen Ver-antwortung für die Region auch von den Sparkassen nachvollzogen werden.

Flexible Angebote

Die Ostsächsische Sparkasse Dresden hat bereits frühzeitig Konzepte entwickelt, wie die besonderen Anforderungen von persönlicher Nähe und Erreich-barkeit vor Ort mit den demografischen Trends in Einklang gebracht werden können. Bereits kurz nach der Wende startete die Sparkasse mit einer mobilen Filiale – einem speziell auf die Sparkassenbedürfnisse zugeschnittenen Fahrzeug, das vor allem in ländlichen Regionen unterwegs ist und den dort lebenden Menschen Serviceleistungen im Finanzbereich anbietet. Mit der fahrbaren Filiale war die Ost-sächsische Sparkasse Dresden ihrer Zeit weit voraus.

Und so orientierten sich nach dessen erfolgreicher Implementierung auch andere Sparkassen an diesem Konzept. Innerhalb des eigenen Vertriebsgebietes sind MIT DEM SPARKASSENBUS DURCH OSTSACHSEN

Mobilität und Flexibilität

Ostsächsische Sparkasse Dresden mit innovativen Konzepten zur Anpassung an den demografischen Wandel

D

ie Ostsächsische Sparkasse Dresden ist die größte Sparkasse im Verbandsgebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV). Das Geschäftsgebiet erstreckt sich vom brandenburgisch-sächsischen Braunkohlerevier über die sächsische Landeshauptstadt Dresden bis hinein ins Osterz- und Elbsandsteingebirge an der tschechischen Grenze. Die strukturellen Rahmenbedingungen in diesen Regionen zeigen eine ausgeprägte Heterogenität. Deindustralisierung, Abwanderung und Schrumpfung im Norden, rasant wachsende Bevölkerungszahlen und Wanderungsgewinne rund um die ostdeutsche Boomtown Dresden sowie die vom Gebirgs-Tourismus geprägten Regionen im Süden mit einer eher negativen Bevölkerungsentwicklung. Für all diese unterschiedlichen Strukturen muss die Ostsächsische Sparkasse Dresden die passenden Vertriebsrezepte bereithalten. Im Sinne einer flexiblen Anpassung wird dabei insbesondere auf die fahrbare Filiale gesetzt.

Sparkassen

OSTSÄCHSISCHE SPARKASSE DRESDEN

Geschäftsgebiet:

Neben dem Ballungszentrum Dresden gehö-ren der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterz-gebirge sowie Teile des Landkreises Bautzen (Region Kamenz und Hoyerswerda) zum Geschäftsgebiet der Ostsächsischen Sparkas-se Dresden. Hier leben auf einer Fläche von 3.416 km² rund 950.000 Menschen. Dies ent-spricht in etwa den Dimensionen der spani-schen Ferieninsel Mallorca.

Mitarbeiter (inkl. Tochtergesell.): fast 2.000 davon Auszubildende: 139 Anzahl Filialen: 101 Anzahl SB-Stellen: 51 Haltepunkte Sparkassenmobile: 82 Anzahl Girokonten: 600.000 Bilanzsumme 2011: 11,6 Mrd. Euro

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