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Kommunale Wasser- und Abwasserver- und -entsorgung

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 86-90)

Lotse: RA Nikolai Witte, Verbandsgeschäftsführer Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode, Wernigerode

„Die VNG hat ihre wirtschaftliche Situation gegenüber dem Jahre 2011 deutlich ver-bessern können“, dies ist die Kernbotschaft aus dem Vortrag von Dr. Karsten Heuchert, in dem er die letztjährige Unternehmensent-wicklung vorstellte. Das im vergangenen Jahr gegebene Versprechen auf ein positives Ergeb-nis konnte somit eingehalten werden. Für die VNG AG wurde 2012 ein Überschuss von 132 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vor-jahr musste noch ein Minusergebnis von 260 Millionen konstatiert werden. Damit könne für das abgelaufene Geschäftsjahr wieder eine Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet

werden. Dies alles sei jedoch unter nach wie vor herausfordernden Rahmenbedingungen im Energiemarkt gelungen, so Dr. Heuchert. Die zunehmende Liquidität an den Handelsmärkten würde die Preisbildung im klassischen Kunden-geschäft nach wie vor beeinflussen. Und auch die starke Nachfrage nach einer kurzfristigen Beschaffung mit kleinteiligen Abschlüssen hätte sich fortgesetzt, so der Vorstandschef. Das volkswirtschaftliche Umfeld sei ambivalent zu beurteilen. Aufgrund der sich ausweitenden Schuldenkrise im Euro-Raum schwächte sich die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland deutlich ab. Während das Bruttoinlandsprodukt

im Jahr 2011 im Durchschnitt noch um drei Prozent stieg, lag die Zuwachsrate im ver-gangenen Jahr nur bei knapp einem Prozent. Die aktuellen Prognosen der Bundesregierung für das Jahr 2013 nähern sich einem Nullwachstum weiter an. In anderen europäischen Ländern sind die Vorhersagen teilweise deutlich trüber.

Konzentration auf das Kerngeschäft

Der Erdgasabsatz der VNG-Gruppe – zu der auch die ausländischen Vertriebstöchter gehören – stieg im vergangenen Jahr um 13,3 Prozent AUFSTIEG ZU NEUEN HÖHEN

VNG-Gruppe wieder deutlich im Plus

VNG-Vorstandschef Dr. Karsten Heuchert stellt die Bilanzzahlen für 2012 vor

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ie VNG – Verbundnetz Gas AG (VNG) ist das größte ostdeutsche Unternehmen mit Firmensitz in den neun Bundesländern.

Der Gasimporteur ist fest in der Region verankert und weist vielfältige Bezüge zu den dortigen Kommunen auf. Wie die gesamte Gaswirtschaft ist auch die VNG im vergangenen Jahr in schwieriges Fahrwasser geraten. Allerdings konnte der Vorstandsvorsitzende Dr. Karsten Heuchert jüngst von einer Kehrtwende berichten. Lesen Sie im Folgenden eine Zusammenfassung der VNG-Bilanzpressekonferenz vom 28. Februar in Leipzig.

INSPIRATIONEN/INFORMATIONEN

Erdgas

auf 324 Milliarden kWh. Die VNG AG, mit dem Kernmarkt Deutschland, konnte den Absatz um 17 Prozent auf 274 Milliarden kWh Erdgas ebenfalls steigern. Auch die Bedeutung der Spot- und Terminmärkte hat im vergangen Jahr weiter zugenommen. Im Gegensatz zum deutschen Markt hat sich der Absatz im wichtigsten aus-ländischen Vertriebsgebiet – Italien – etwas verringert. Dr. Heuchert führt diesen Umstand hauptsächlich auf die anhaltende Wirtschafts-krise dort zurück. Dagegen wurden die Ver-triebsaktivitäten in Tschechien, der Slowakei und Österreich weiter ausgebaut. Über die 2012 neu gegründete VNG France S.A.S. mit Sitz in Paris sollen vor allem in Westeuropa weitere Absatzpotentiale erschlossen werden. Durch den Mehrabsatz und das insgesamt gestiegene Markt-preisniveau erhöhten sich auch die Umsatzerlöse der VNG-Gruppe. Sie stiegen um 21 Prozent auf insgesamt 9,9 Milliarden Euro. Eine Steigerung in einer ähnlichen Dimension ließ sich auch für die VNG AG beobachten.

Ein beträchtlicher Anteil an den Über-schüssen von 103 Millionen (VNG-Gruppe) bzw. 132 Millionen Euro (VNG AG) ist dem Umstand zuzuschreiben, dass die langfristigen Gasbezugsverträge an die aktuelle Markt-situation angepasst werden konnten. Hier wurden mit den

wichtigsten Vor-lieferanten neue Vereinbar ungen getroffen. Laut Dr. Heuchert hätten aber auch die Ausweitung der Aktivitäten an den kurzfristigen Handelsmärkten sowie eine auf das Kerngeschäft geschärfte Strategie zum guten Jahres-ergebnis bei-getragen. So wurde das Beteiligungs-portfolio der VNG-Gruppe konsequent angepasst und die Beteiligungen an der Versorgungsbetriebe

Hoyerswerda GmbH, der SET Swiss Energy Trading AG sowie der polnischen ZEC Sp. z.o.o.

veräußert. Nicht zuletzt sei das Jahresergebnis im Sinne einer gemeinsamen Anstrengung auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der VNG-Gruppe zu verdanken. Das Unternehmen hätte sich ein Fitnessprogramm verordnet, nach interner Bestandaufnahme Strukturen verändert, Arbeitsabläufe optimiert und das

Zusammenwirken verschiedener Fachbereiche verbessert. Mit all diesen Maßnahmen sei es gelungen, die wirtschaftliche Situation deutlich zu verbessern und den Konzern zu stabilisieren.

Energieträger Erdgas mit deutlich verbessertem Image

Da das erste Quartal 2012 sehr kalt war, hat sich der Erdgasverbrauch gegenüber dem Vor-jahr leicht erhöht. Dagegen war allerdings die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung leicht rückläufig. Insgesamt konnte Erdgas im Gegen-satz zu Braunkohle und den Erneuerbaren Energien bislang noch nicht von der Abschaltung von Kernkraftwerken in Deutschland profitieren, führt der VNG-Vorstandschef aus. Der Anteil am Gesamtenergieverbrauch beträgt unverändert 21 Prozent. Auch innerhalb der Europäischen Union blieb der Erdgasverbrauch konstant.

Allerdings hat sich das Image von Erdgas bei den Verbrauchern deutlich verbessert, womit eine Grundlage für möglicherweise steigende Nutzungsraten in der Zukunft bestehen könnte.

79 Prozent der Befragten, die heute schon Erdgas als Heizenergie nutzen, würden sich heute wieder für diesen Energieträger entscheiden. 2008 lag der Vergleichswert bei lediglich 49 Prozent.

Die Nachfrage nach kundenspezifischen Produkten werde immer größer, so Dr. Heuchert.

Deshalb nutze die VNG als Vermarktungs-und Beschaffungsspezialist alle Möglichkeiten, um moderne Vertriebsprodukte anzubieten.

„Unser Ziel ist es, für unsere Kunden jeder-zeit der kompetente und verlässliche Partner in der Energiebeschaffung zu sein“, heißt es weiter. Mit dem Bilanzkreismanagement der

VNG AG werden die Kunden bei der täglichen Abwicklung der Bilanzierungsanforderungen unterstützt. Vor allem Stadtwerke, Regionalver-sorger und Industriekunden können so ihren administrativen Aufwand verringern, wobei gleichzeitig die Risiken einer eigenständigen Bilanzführung minimiert werden. Mit dem

„VNG Preismonitor“ erhalten die Kunden täg-lich aktuelle Markt- und Preisinformationen.

Immer wichtiger werden aber auch Service-angebote rund um die optimale Bewirtschaftung des Gasportfolios. Dabei kooperiert VNG eng mit ihrer Handelstochter ENERGIEUNION aus Schwerin. Diese übernimmt die Schnittstellen-funktion für die Kunden, die mit dieser Hilfe ihre Energiebeschaffung strukturieren und Preis-vorteile am Großhandelsmarkt nutzen können.

Erdgas mit enormen Potentialen in den Mobilitätsmärkten

Bei der Vermarktung von Bioerdgas ergeben sich Einsatzmöglichkeiten sowohl bei der Ver-stromung als auch im Wärme- und Kraftstoff-markt. Die VNG-Tochter MBG Mitteldeutsche Biogasgesellschaft mbH nahm 2012 eine neue Biogasanlage in Oschatz in Betrieb. Das dort produzierte Bioerdgas wird in das

Energie-netz eingespeist und zusätzlich über ein BHKW am Standort zur Ver-stromung genutzt.

Allerdings sei nach Dr. Heuchert der aktuelle Branchen-trend bei Bioerd-gas eher rückläufig.

Aufgrund der guten Rahmen-b e d i n g u n g e n findet Wachstum h a u p t s ä c h l i c h in europäischen Ländern wie Italien, Großbritannien und Frankreich statt.

Insbesondere für den Mobilitäts-bereich bedauert der VNG-Vorstands-chef, dass die leistungsstarken Optionen zur CO₂-Reduzierung bislang nur unzureichend genutzt würden. Offenbar sei dies auch der EU-Kommission aufgefallen, die sich mit ihrem neuen Maßnahmenpaket erfreulicherweise zu Erdgas als Kraftstoff bekenne. Europaweit sollten die Tankstelleninfrastruktur ausgebaut und die Technik-Standards vereinheitlicht werden, so Dr. Heuchert. Innerhalb Deutschlands hat

Zufriedene Gesichter am Rande der VNG-Bilanzpressekonferenz am 28. Februar. Der Vorstand der VNG-Gruppe: Uwe Barthel, Dr. Karsten Heuchert, Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht und Michael Ludwig (v.r.n.l.)

die VNG diese Anforderungen schon erfüllt.

Das Unternehmen engagiert sich aber weiter für den Ausbau der Infrastruktur. 2012 wurde die zehnte Erdgastankstelle der VNG-Gruppe eröffnet. Eine weitere – im Leipziger Stadt-gebiet – ist bereits in Planung. Auch die Autoindustrie scheint verstärkt auf Erdgas als

Antrieb zu setzen. Dr. Heuchert führt in diesem Zusammenhang die neuen VW-Modelle Passat, Touran, Caddy und Golf an, die sämtlich mit Erdgas befeuert werden könnten. Der VNG-Vorstandchef verweist nochmals auf die enormen Potentiale dieser Antriebsart, die 25 Prozent weniger CO₂-Ausstoß verursacht als

Benzin, im Vergleich zu Diesel 95 Prozent weniger Stickoxide aus-stößt und überhaupt keinen Fein-staub emittiert.

Zunehmende Integration auf übergreifende Wertschöpfungsstufen Auf der Beschaffungsseite will die VNG-Gruppe auch künftig auf einen Mix aus verschiedenen Bezugsquellen setzen, um so flexibler auf aktuelle Marktent-wicklungen reagieren zu können.

Eine wachsende Menge des Portfolios wird an den Kurzfrist-märkten bezogen. Langfristverträge bilden aber nach wie vor die Basis für eine ausreichende Versorgungs-sicherheit. Die Anpassung der Langfristverträge an die aktuellen Marktrealitäten konnte auch im ver-gangenen Jahr nicht abschließend geklärt werden. Die Verhandlungen und Preisanpassungsverfahren Erdgas

2012 wieder deutlich im Plus

Kontinuierlich steigende Absatzzahlen

werden auch in diesem und im kommenden Jahr fortgesetzt werden müssen, erklärt Dr. Heuchert.

Wichtigster Handelspartner der VNG ist nach wie vor Russland mit 60 Milliarden kWh Erd-gas im vergangenen Jahr. Dagegen hat sich der Bezug norwegischen Erdgases recht deutlich verringert. An den Spot- und Terminmärkten wurden 2012 161 Milliarden kWh beschafft, was in etwa der Hälfte des Gesamtabsatzes entspricht. Die VNG ist derzeit an den wichtigsten virtuellen Handelspunkten sowie an mehreren physischen Import- und Exportpunkten in Europa aktiv.

Die VNG versucht allerdings zunehmend, sich auch auf anderen Wertschöpfungsstufen zu engagieren. Exploration &

Produktion ist der jüngste Geschäfts-bereich des Konzerns. Mittelfristig soll ein bedeutender Anteil der jährlichen Erdgasbeschaffung aus eigenen Quellen erbracht werden.

Regional konzentriert sich VNG dabei auf die Tochtergesellschaften in Norwegen und Dänemark.

VNG Norge konnte sechs neue Lizenzen erwerben. Außerdem beteiligte sich die VNG-Tochter an drei Explorationsbohrungen, von denen zwei erfolgreich auf Erdöl stießen. In Umsetzung des 3.

Energiebinnenmarktpakets wurde das Speichergeschäft auf die VNG

INSPIRATIONEN/INFORMATIONEN

Erdgas

Die Weichen für die Energie-wende sind zwar gestellt aber die notwendigen Gleise noch

nicht verlegt.

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Dr. Karsten Heuchert

i infos

Gasspeicher GmbH übertragen. Diese verfügt über vier Untergrundgasspeicher mit einem Gesamtvolumen von rund 2,6 Milliarden Kubik-metern und ist damit der drittgrößte Speicher-betreiber Deutschlands. Dieses Engagement soll bis zum Jahr 2024 weiter ausgebaut werden. Ein wichtiger Teil der VNG-Gruppe ist das zweit-größte deutsche Fernleitungsnetz – mit einer Länge von 7.200 Kilometern. Die ONTRAS ist als 100prozentige Tochtergesellschaft eine voll ausgestattete, weitgehend unabhängige Netzgesellschaft. Im Zuge der gesetzlich vor-geschriebenen Entflechtungsmaßnahmen wurde das Eigentum der VNG AG am Fernleitungsnetz auf die ONTRAS übertragen.

Forderung nach einem offenen Technologiewettbewerb

„Die Weichen für die Energiewende seien zwar gestellt aber die notwendigen Gleise noch nicht verlegt worden“, findet Dr. Heuchert eine metaphorische Umschreibung des aktuellen energiepolitischen Umfelds. Insbesondere in Bezug auf den für die VNG essentiellen Wärme-markt müssten noch etliche offene Fragen beantwortet werden – diese reichten von der dringend notwendigen Modernisierung des Heizkörperbestandes bis hin zur Integration von Bioerdgas. Die VNG begreife die Energie-wende noch immer als große Chance. Schließlich hätte Erdgas mit der Ablösung der Kohleheizung in Ostdeutschland schon einmal unter Beweis

gestellt, was dieser Energieträger für eine saubere und umweltschonende Energieversorgung leisten könne, so der VNG-Vorstandschef. Laut Dr. Heuchert sei die Energiewende nicht an Technologien sondern an ein Ziel gebunden.

Voraussetzung sei allerdings ein gesetzlicher Ordnungsrahmen, der ausreichend Luft für den Wettbewerb zwischen Energieträgern und ihren Anwendungstechnologien lässt.

Die Erdgaswirtschaft hätte hier über die Erneuerung von Heizungsanlagen, die stärkere Nutzung der KWK-Technik und durch bessere Bedingungen für die Verwendung von Bioerdgas schon heute einiges zu bieten. Voraussetzung sei allerdings, dass der Wärmemarkt in der energie-politischen Diskussion eine Aufmerksamkeit erhalte, die seinen Potentialen für die öko-logische Erneuerung der Versorgungswirtschaft entsprechen würde. „Allein auf den Gebäude-bestand entfallen rund 40 Prozent des Energie-verbrauchs. Erdgas könne hier zu annehmbaren Kosten enorme Einsparungen ermöglichen.“

Intensives

gesellschaftliches Engagement

Die VNG-Gruppe engagierte sich im vergangenen Jahr intensiv im deutsch-russischen Rohstoffforum Hier wird über die Rolle von Erdgas im Energiemarkt sowie über die Möglichkeiten der wissenschaft-lich-technischen Zusammen-arbeit diskutiert. Der neu geschaffene Arbeitskreis „Roh-stoffkooperationen“ beim Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft wird sich künftig mit derartigen Fragen beschäftigen.

Unter der Leitung von VNG sollen Projekte in Kasachstan, Russland und anderen Staaten Zentralasiens begleitet werden.

Die VNG-Gruppe beteiligte sich auch im Jahr 2012 an deutschlandweiten Tests zur Entwicklung effizienter und umweltfreundlicher Erdgas-anwendungen. Im Mittelpunkt standen die KWK-Technik, Gaswärmepumpen und Brennstoffzellen für Privathaushalte sowie Kleingewerbe. Die wichtigste Anwendungs-technik bleibt jedoch der Erdgasbrennwert-kessel, so Dr. Heuchert. Dies sei derzeit das am weitesten ausgereifte und kostengünstigste Heizsystem.

Auch „Power to Gas“ kann eine Schlüssel-technologie der Energiewende darstellen. Dies ist derzeit die einzige Möglichkeit, regenerativ erzeugten Strom zu speichern und zu trans-portieren. Die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit werde aktuell in der VNG-Gruppe analysiert, so Dr. Heuchert.

Dieses Engagement setzt sich im gesellschaft-lichen Bereich fort. Im Vordergrund stehen nach wie vor die Verbundnetze, die sich fürs Ehrenamt, den Sport oder die Kommunalwirt-schaft einsetzen. Auch die VNG-Stiftung unter-stützte zahlreiche Projekte aus den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Kunst, Kultur sowie Sozialem.

„VNG ist zurück“, resümiert der Vorstands-vorsitzende. Das Unternehmen hätte bewiesen, dass es sich auch unter erschwerten Rahmen-bedingungen behaupten könne. Doch auch für die Zukunft gelte: „Zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muss die Treppe benutzen.“ n

www.vng.de

Kontinuierlich wachsende Bedeutung der Spot- und Terminmärkte

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 86-90)