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7 Zitierte Literatur

4.3 Ergebnisse der Fallstudien

4.3.8 Umweltentlastungen

EMAS ist nicht zuletzt ein Instrument, mit dessen Hilfe Umweltauswirkungen reduziert werden sollen. Die ökologische Wirksamkeit wurde in anderen Studien bereits ausführlich thematisiert (z. B. FEU, 1998a und 1998b, Ankele et al., 1998, Dyllick und Hamschmidt, 2000 [für ISO 14001]), so dass die allgemeinen Fragen zu diesem Themenbereich in dieser Studie ausgeklammert blieben. Der Schwerpunkt wurde vielmehr auf die Be-deutung von Innovationen für Umweltentlastungen und Veränderungen im Zeitverlauf gelegt.

33Veränderung der Umweltenlastungen

Zunächst wurden die EMAS-Beauftragten gefragt, wie sich ihrer Ansicht nach die Umweltenlastungen, die durch EMAS erreicht werden, im Zeitverlauf verändern. Von den Unternehmen der Gruppe EMAS-innovativ(+) sind zwei der Ansicht, dass die Umweltentlastungen durch EMAS mit der Zeit zunehmen, das Dritte sieht gleichbleibende Umweltentlastungen. Die EMAS-innovativen Unternehmen erwarten gleichbleibende oder ab-nehmende Umweltentlastungen. Insgesamt sind die Gesprächspartner zu je gleichen Teilen der Ansicht, dass die Umweltentlastungen zunehmen, gleich bleiben und abnehmen.

Für zunehmende Umweltentlastungen spricht, dass das weiter steigende Umweltbewusstsein stetige Verbesse-rungsvorschläge hervorbringen wird, die auch einen größeren Umfang haben können. In einem Fall wurde der Abbau der Defizite als so teuer angesehen, dass dies noch einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen wird, in dem dann auch Umweltenlastungen erreicht werden. Es wurde aber auch angemerkt, dass es nicht einfach ist, hierfür Prognosen abzugeben. Ein Unternehmen führte als Beispiel für zunehmende Umweltentlastungen die Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Energiequellen an, durch die erhebliche Umweltentlastun-gen erreicht wurden und noch weitere angestrebt werden.

Die Umweltentlastungen bleiben gleich hoch, wenn EMAS beispielsweise darauf keinen Einfluss hat, da es lediglich einen formalen Rahmen für das Unternehmen zur Dokumentation seines Engagements darstellt.

Daneben werden zwar zunehmende relative Umweltentlastungen gesehen, die durch Umsatzsteigerungen jedoch wieder kompensiert werden, so dass die absoluten Umweltentlastungen gleich hoch bleiben.

Sinkende Umweltenlastungen werden damit begründet, dass „das Ende der Fahnenstange“ erreicht sei und dass die Potenziale immer kleiner werden. Da nur zu enormen Kosten weitere Umweltenlastungen erzielt werden können, kommt im Wesentlichen nichts Neues hinzu. Außerdem wird betont, dass die großen Veränderungen irgendwann umgesetzt sind und es in der Folge nur noch um Details geht.

Durch EMAS 2 erwartet etwas mehr als die Hälfte der EMAS-Beauftragten neue Impulse im Hinblick auf die Umweltentlastungen. Dazu zählen die drei Unternehmen EMAS-innovativ(+). Diese Erwartung beruht auf der Erweiterung des Betrachtungsraums auf indirekte Auswirkungen und auf einer Wirksamkeitsprüfung der getrof-fenen Maßnahmen. Ferner werden neue Impulse von der stärkeren Betonung der Mitarbeiterschulung und Wei-terbildung erwartet. Daneben bestätigten manche Gesprächspartner diesen Zusammenhang, ohne es begründen zu können.

Die Beispiele, an denen die Befragten diesen Zusammenhang aufzeigen, erstrecken sich auf technologische Neuerungen, Anlagenneuanschaffungen und auf eine Ausweitung auf vor- und nachgelagerte Stufen (Begleitung ausgewählter Lieferanten bis zur Validierung). Auslöser für diese verstärkende Wirkung sind das gestiegene Umweltbewusstsein, die Implementierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses im betrieblichen Um-weltschutz und das Umweltprogramm im Speziellen. Auch schlicht der Bedarf an weitergehenden Maßnahmen wurde aufgeführt. Es wurden jedoch auch Voraussetzungen genannt, die erfüllt werden müssen. Dazu zählen Unterstützung vom Verband oder anderen Unternehmen sowie die Bereitstellung von Daten durch Behörden, um Kennzahlen und Bewertungsverfahren anwenden zu können. Darüber hinaus wurde bemängelt, dass EMAS 2 zunächst wettbewerbsrelevant werden müsste.

Diejenigen, die keine neuen Impulse durch EMAS 2 erwarten, begründen dies damit, dass der Aufwand für neue Ziele und Maßnahmen bereits heute immer größer wird, die Kosten/Investitionen stark ansteigen, die Po-tenziale erschöpft sind und sie sich ohnehin schon am Rand des Machbaren bewegen. Darüber hinaus gibt es eine kleine Gruppe von Befragten, die keine abschließende Meinung zu EMAS 2 haben, da sie sich noch nicht ausreichend damit auseinander gesetzt haben.

34Bedeutung von Innovationen für Umweltenlastungen

Die EMAS-Beauftragten und die Vertreter von Forschung und Entwicklung wurden gebeten, die Rolle von Prozess-, Produkt- und organisatorischen Innovationen für die Erzielung von Umweltenlastungen einzuschätzen.

Die EMAS-Beauftragten bescheinigen Prozessinnovationen ausschließlich große Wirksamkeit in Bezug auf Umweltenlastungen. Einmal wurde differenziert zwischen Arbeitsprozessen, die eine hohe Wirksamkeit besitzen und Produktionsprozessen, die am Standort generell eine untergeordnete Bedeutung gegenüber Montage haben und daher auch gering umweltenlastend sind.

Produktinnovationen werden von der Hälfte der Befragten für sehr wichtig erachtet, die andere Hälfte sieht eine mittlere, geringe oder keine Wirkung. Die hohe Bedeutung resultiert meist aus dem permanenten Antrieb durch Kundenanforderungen. Diejenigen, die geringe oder keine Wirkung durch Produktinnovationen sehen, sind Unternehmen ohne F&E-Abteilung, in denen Produktökologie keine Bedeutung hat.

Organisatorischen Innovationen werden von etwas mehr als der Hälfte der Befragten eine geringe Rolle für Umweltentlastungen zugesprochen. Die andere knappe Hälfte der Befragten sieht eine mittlere oder große Be-deutung, die sich allerdings eher indirekt entfaltet.

Die Vertreter der Forschung und Entwicklung hatten generell größere Schwierigkeiten, die Rolle der ver-schiedenen Innovationstypen für die Erzielung von Umweltentlastungen einzuschätzen. Im Gegensatz zu den EMAS-Beauftragten sind sie der Ansicht, dass Produktinnovationen hierfür am wichtigsten sind (8 von 9). Dar-auf folgen die Prozessinnovationen, denen immer noch zwei Drittel eine große Rolle zusprechen und die übrigen Befragten eine mittlere. Übereinstimmend mit den EMAS-Beauftragten halten auch die Vertreter von F&E die organisatorischen Innovationen für am wenigsten wichtig für Umweltentlastungen. Dennoch sieht die Hälfte der Befragten eine geringe Bedeutung, die andere Hälfte sogar eine mittlere oder große.

Ein Vergleich der verschiedenen Befragten in einem Unternehmen zeigt, das in drei Unternehmen die F&E-Vertreter die Bedeutung von Produktinnovationen höher einschätzen als ihre Kollegen, in einem schätzt der EMAS-Beauftragte sie höher ein. Die Bedeutung von Prozessinnovationen wird in drei Unternehmen von den

EMAS-Beauftragten höher bewertet als von ihren Kollegen. Hierbei liegen die Abweichungen zwischen mittel und hoch. Bei den organisatorischen Innovationen kommt es in drei Unternehmen zu unterschiedlichen Wahr-nehmungen, wobei in jeweils einem Unternehmen der F&E-Vertreter und der EMAS-Beauftragte ihre Bedeu-tung mit hoch beurteilen, während der zweite Befragte sie als gering einstuft. Im dritten Unternehmen beurteilt der F&E-Vertreter ihre Bedeutung mit mittel und der EMAS-Beauftragte mit gering.

EMAS-Beauftragte und F&E-Vertreter wurden ferner gebeten, eventuelle Schwerpunktverschiebungen der Umweltenlastungen durch diese Innovationstypen zu charakterisieren. Nahezu alle EMAS-Beauftragten können keine Verschiebungen im Zeitverlauf erkennen oder prognostizieren. Ein Gesprächspartner war der Ansicht, dass sich alle drei Kategorien immer weiter entwickeln. Ein Befragter sieht eine dominante Rolle der Produktinnova-tionen auch in der Zukunft. Ferner wurde betont, dass die Umsetzung der Innovationstypen projekt- und mit-telabhängig ist, wobei Produktinnovationen generell länger dauern. Lediglich zwei EMAS-Beauftragte beschrie-ben Schwerpunktverschiebungen und zwar im einen Fall von Prozess- zu organisatorischen Innovationen, im anderen Fall genau umgekehrt, da die Organisation inzwischen steht und nun Prozessinnovationen angestoßen werden.

Die F&E-Vertreter sehen etwa zur Hälfte keine Veränderungen, da entweder alle Innovationstypen parallel auftreten und sich weiterentwickeln oder aber in der Praxis bislang keine Verschiebungen aufgetreten sind. Die anderen Befragten leiten Verschiebungen entweder logisch ab (von organisatorischen zu Prozess- und Produkt-innovationen), auch wenn sie dies nicht mit konkreten Erfahrungen belegen können. Oder sie beschreiben beo-bachtete Abläufe: diese beinhalten sowohl den eben dargestellten Entwicklungspfad als auch eine zeitliche Ab-folge von Prozess- zu Produktinnovationen auf Grund des unterschiedlichen zeitlichen Vorlaufs. Daneben wird organisatorischen Innovationen in Zukunft eine leichte Bedeutungsabnahme bescheinigt, da die Organisation derzeit gut aufgestellt ist und in diesem Bereich keine permanenten Veränderungen angestrebt werden.

35KVP und Zielsetzung

In welcher Weise der kontinuierliche Verbesserungsprozess der Umweltschutzleistungen gewährleistet wird, wurde ausschließlich mit den EMAS-Beauftragten diskutiert. Hierfür kommen verschiedene Instrumente zum Einsatz. Im Mittelpunkt stehen Ziele und Programme sowie regelmäßige Treffen von Teams und Arbeitskreisen, in denen erstere festgelegt und auf den Zielerfüllungsgrad überprüft werden. In Anlehnung an ISO werden Au-dits durchgeführt und ein jährliches Management Review für den Geschäftsführer erstellt. Darüber hinaus kom-men vereinzelt Umweltkennzahlen zum Einsatz, mit deren Hilfe Jahresvergleiche angestellt werden. Eine wich-tige Rolle spielen in einigen Unternehmen Schulungen sowie die Informationspolitik anhand von Schaukästen, schwarzen Brettern oder Ähnlichem. Das Vorschlagswesen stellt eine weitere Quelle für Weiterentwicklungen dar. Ein Gesprächspartner führte den KVP-Fortschritt auf individuellen Einsatz zurück.

Vereinzelt wurde angemerkt, dass es auf Grund des hohen bereits erreichten Standards schwierig ist, neue Ziele und Maßnahmen zu definieren. Diese werden mit der Zeit immer kleiner und weniger effektiv.

Abschließend sollten die EMAS-Beauftragten beschreiben, woran sie sich bei der Formulierung von Umwelt-zielen orientieren. Hierfür wurden erneut eine Reihe von Beispielen als Anregung vorgelegt. Am häufigsten wurde die technische Machbarkeit genannt (10 von 12), was auf die Dominanz des technischen Umweltschutzes hinweist. Darauf folgen Kostensenkungspotenziale (durch Energieeinsparungen, verbesserte Abfalltrennung etc.), die neun der 12 Befragten als Orientierung heranziehen. Interessant ist, dass diese weiter oben bei den Nutzenkategorien von EMAS eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Etwas weniger als die Hälfte der Ge-sprächspartner orientiert sich an übergeordneten Umweltzielen. Dahinter verbergen sich die Umweltpolitik des Konzerns, Anforderungen der Stiftung Warentest, Selbstverpflichtungen des Verbandes, öffentlich-rechtliche Verträge mit Ämtern und schließlich Umweltziele, die im Rahmen der Lokalen Agenda 21 und in Diskussionen mit regionalen Planern formuliert werden. Die aufgezählten Beispiele sind in der Regel Einzelfälle. Weitere Einzelnennungen sind die Ideen von Mitarbeitern, dies stets versuchen, über die Ziele hinauszugehen oder die Bewertung von Umweltauswirkungen (wozu ein ABC-Verfahren zum Einsatz kommt). Auch Gesetze und Vor-gaben sowie Beschwerden von Kunden wurden jeweils nur ein mal genannt. Nahezu keine Rolle spielen Anfor-derungen von Anspruchsgruppen und Aktivitäten von Wettbewerbern. Diese wurden nur drei respektive zwei Mal genannt.

36Fazit zu Umweltentlastungen

• Die größte Bedeutung für Umweltentlastungen haben Prozessinnovationen, gefolgt von Produktinnovatio-nen. Organisatorischen Innovationen wird insgesamt eine geringere und eher indirekte Wirkung zuge-schrieben.

• Für die Mehrzahl der EMAS-Beauftragten verändert sich die Bedeutung der Innovationstypen im Zeitver-lauf nicht. Die F&E-Vertreter sehen einen Trend zu zunehmenden Umweltentlastungen durch

Produktinno-vationen anstatt wie bisher durch ProzessinnoProduktinno-vationen. Sie können dies jedoch häufig nicht mit Beispielen belegen.

• Die Unternehmen, die im Zeitverlauf zunehmende Umweltentlastungen feststellen können, bringen diese mit gestiegenem Umweltbewusstsein und somit mit Lerneffekten in Verbindung.

• Die Formulierung von Umweltzielen wird durch technische Machbarkeit und Kostensenkungspotenziale dominiert. Nur für einen Teil der Befragten spielen übergeordnete Umweltziele eine wichtige Rolle. Es werden somit überwiegend operative und wenig strategische Ziele entwickelt.

• Von EMAS 2 werden neue Impulse für Umweltentlastungen erwartet. Dies wird mit der Erweiterung auf indirekte Umweltaspekte und der Bedeutungszunahme von Weiterbildung/Qualifizierung begründet.