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7 Zitierte Literatur

5.3. Ökonometrische Analyse der Daten der Breitenbefragung

5.3.2 Variablenstruktur für Determinanten von Umweltinnovationen

- der Definition von Abläufen der Produktentwicklung mit ausdrücklicher Berücksichtigung von Umweltschutz (= Innovation 9) und

- der Einbindung des Umweltbeauftragten in die Produktentwicklung (= Innovation 10).

Des Weiteren wurde bei den EMAS-Betrieben nach der Einführung - umweltfreundlicher prozessintegrierter Maßnahmen (= Innovation 11),

- nachgeschalteter umweltfreundlicher Maßnahmen im Produktionsprozess (= Innovation 12), - eines prozessinternen Recyclings (= Innovation 13),

- umweltfreundlicher Maßnahmen in der Beschaffung (= Innovation 14),

- umweltfreundlicher Maßnahmen in der eigenen Energieerzeugung (= Innovation 15), - umweltfreundlicher Maßnahmen im Vertriebs- oder Zustellsystem (= Innovation 16) und - ökologisch verbesserter oder neuer Produkte (= Innovation 17)

gefragt.

Zu beachten ist dabei, dass sich die Fragen zu den organisatorischen Umweltinnovationen (d. h. zu den Innovationen 1, 2, ... 10) sowohl auf die generelle Durchführung als auch auf die Durchführung in den Jahren zwischen 1999 und 2001 bezogen. Hinsichtlich der umweltfreundlichen Prozessinnovationen sowie der technischen produktbezogenen Umweltinnovationen (d. h. Innovationen 11, 12, ... , 17) wurde dagegen lediglich nach der Durchführung zwischen 1999 und 2001 gefragt. Hintergrund dieses Vorgehens ist, dass Betriebe, die umweltfreundliche Prozessinnovationen oder technische produktbezogene Umweltinnovationen lediglich vor 1999 durchführten, im Jahr 2002 nicht mehr als umweltinnovativ bezeichnet werden sollten. Andererseits können aber Betriebe, die schon vor 1999 (nicht aber danach) organisatorische Umweltinnovationen tätigten, sehr wohl als umweltinnovativ (zumindest bzgl. dieser organisatorischen Maßnahmen) aufgefasst werden können, da z. B. Umweltkennzahlen oder Umweltzirkel in der Regel einmal eingeführt werden, danach aber in einem Betrieb auch weiterhin von Bedeutung sind. Deshalb werden bei der ökonometrischen Analyse die Determinanten der generellen Durchführung organisatorischer Umweltinnovationen, aber die Faktoren der Durchführung umweltfreundlicher Prozessinnovationen bzw. technischer produktbezogener Umweltinnovationen zwischen 1999 und 2001 untersucht.

Zur Analyse der Determinanten von Umweltinnovationen werden in Abschnitt 5.1 (beschriebenen Indikatoren für Reichweiten verwendet. Im Folgenden werden für die Reichweiten-Indikatoren durch Symbole dargestellt:

• ORGA-INNO-1 stellt den Reichweiten-Indikatoren für organisatorische Innovationen, Variante 1 mit Oder-Verknüpfung, dar,

• ORGA-INNO-2 stellt den Reichweiten-Indikatoren für organisatorische Innovationen, Variante 2 mit Und-Verknüpfung, dar,

• ORGA-INNO-3 stellt den Reichweiten-Indikatoren für organisatorische Innovationen in der Produktplanung dar,

• PROZESS-INNO bzw. PRODUKT-INNO stellen die Reichweiten-Indikatoren für technische Innovationen dar.

Bei allen hier verwendeten abhängigen Variablen handelt es sich um Dummy-Variablen, d. h. diese Variablen nehmen den Wert Eins an, falls ein Betrieb die mit den Indikatoren 1, 2, ... bzw. 5 verbundenen Maßnahmen durchgeführt hat.

5.3.2.2 Erklärende Variablen

Wie in Abschnitt 5.1. beschrieben, werden zur Erklärung der Umweltinnovationen die folgenden Variablen verwendet:

• UMS-Reife

• Organisatorische Durchdringung von EMAS bzw. eines anderen UMS

• Strategische Bedeutung von EMAS

• Durchführung organisatorischer Umweltinnovationen

• Umweltinnovationsziele

• Wichtigkeit von Wettbewerbsfaktoren

• Weitere betriebsspezifische Variablen

• Branchen, Bundesländer

Wie in Hypothese 2 beschrieben, besitzt die UMS-Reife bei EMAS-Betrieben einen positiven Einfluss auf deren Umweltinnovationstätigkeit. Dementsprechend wurden für die ökonometrische Analyse insgesamt vier Variablen einer besonderen UMS-Reife entwickelt. ALTER-EMAS bezeichnet im Folgenden die Anzahl der vergangenen Jahre zur ersten EMAS-Validierung eines Betriebes. Die Dummy-Variablen ZWEI-REVAL, ISO bzw. UMS-VOR-EMAS nehmen jeweils den Wert Eins an, falls ein Betrieb bis zum Jahr 2001 bereits zweimal nach EMAS revalidiert wurde, im Jahr 2001 auch nach ISO 14001 zertifiziert war bzw. wenn es im Betrieb schon vor der Einführung von EMAS ein UMS oder Vorerfahrungen mit der Organisation von Umweltschutz gab.

Aus der Literaturübersicht, insbesondere aber auch aus den Fallstudien, wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass eine hohe organisatorische Durchdringung von EMAS bzw. eines anderen UMS im Betrieb einen positiven Effekt auf die Umweltinnovationstätigkeit besitzt. Auch der strategischen Bedeutung von EMAS im Betrieb wird ein Einfluss auf die Innovationstätigkeit zugeschrieben. Im Folgenden nimmt die Dummy-Variable EMAS-STRATEG den Wert Eins an, falls EMAS in einem Betrieb mit dem strategischem Management verbunden ist und nicht ausschließlich operative Bedeutung besitzt. Weitere Variablen der organisatorischen Durchdringung von EMAS bzw. eines anderen UMS beziehen sich auf die Einbindung verschiedener Funktionsbereiche und Hierarchiestufen sowie auf den Umfang der Lernprozesse. Die Dummy-Variablen GESCH-FÜHR, BET-FÜHR-KRÄFTE, BET-MITARBEITER, BET-FE-ABTEILUNG, BET-PRODUKTION, BET-MARKETING, BET-VERWALTUNG bzw. BET-VERTRIEB nehmen im Folgenden jeweils den Wert Eins an, falls die Geschäftsführung, die Führungskräfte, alle Mitarbeiter, die F&E-Abteilung, die Produktion, das Marketing, die Verwaltung bzw. der Vertrieb stark (und nicht nur mittel oder gering) an der Weiterentwicklung von EMAS in einem Betrieb beteiligt sind. Die Dummy-Variable LERNPROZESSE nimmt den Wert Eins an, falls durch die Einführung und Umsetzung des UMS im Allgemeinen starke Lernprozesse in einem Betrieb ausgelöst wurden.

Zu beachten ist, dass LERNPROZESSE lediglich zur Erklärung der Variablen PROZESS-INNO und PRODUKT-INNO einbezogen wird, da zur Erklärung der Durchführung organisatorischer Umweltinnovationen bei dieser Variablen Endogenitätsprobleme zu vermuten sind.

Entsprechend dem Phasenmodell ist zu vermuten, dass die Einführung eines UMS zunächst vor allem einen positiven Einfluss auf die Durchführung organisatorischer Umweltinnovationen besitzen kann. Diese organisatorischen Maßnahmen können dann aber auch einen positiven Effekt auf die Durchführung umweltfreundlicher Prozessinnovationen sowie technischer produktbezogener Umweltinnovationen besitzen.

Aus diesem Grund werden zur Erklärung von PROZESS-INNO und PRODUKT-INNO auch alle untersuchten getätigten organisatorischen Umweltinnovationen betrachtet. Dabei werden aber hinsichtlich der Kausalität des Zusammenhangs lediglich die organisatorischen Maßnahmen analysiert, die vor 1999 eingeführt wurden. Die Konstruktion entsprechender Variablen ist möglich, da bei den organisatorischen Umweltinnovationen auch nach der Durchführung zwischen 1999 und 2001 gefragt wurde. Im Folgenden nehmen die Dummy-Variablen KENNZAHLEN, VORSCHLAGSWESEN, UMWELTZIRKEL, ZIELVEREINBARUNG, LIEFERANTENAUDIT, FE-KOOPERATION, FE-PLANUNG, LASTENHEFT, PROD-ENTWICKLUNG bzw. EIN-UMW-BEAUFTRAGT jeweils den Wert Eins an, falls ein Betrieb die mit den Innovationen 1, 2, ... bzw. 10 beschriebenen Maßnahmen vor 1999 tätigte.

In der Umweltinnovationsforschung zeigt sich (Cleff und Rennings, 1999, Hemmelskamp, 1999), dass allgemeine Umweltinnovationsziele selbst Einfluss auf eine spezifische Umweltinnovationstätigkeit haben können. Im Folgenden nehmen die (zur Kontrolle betrachteten) Dummy-Variablen UMWELT, ZIEL-IMAGE, ZIEL-BEST-GESETZE, ZIEL-KÜNF-GESETZE, ZIEL-MARKTANTEIL bzw. ZIEL-KOSTENRED den Wert Eins an, falls die Erzielung von Umweltentlastungen, ein positives Firmenimage, die Reaktion auf bestehende Umweltgesetze, erwartete künftige Umweltgesetze, die Sicherung oder Ausweitung von Marktanteilen im In- und Ausland bzw. die Erschließung von Kostenreduktionen durch die Einsparung von Energie, Ressource, Abfall und Emissionen einen wichtigen Grund für die Durchführung von Umweltinnovationen im Allgemeinen in einem Betrieb darstellen.

Auch Wettbewerbsfaktoren des jeweiligen Marktes können wichtige Determinanten einer spezifischen Umweltinnovationstätigkeit darstellen können, weil sie Informationen über die Struktur des Marktes liefern, auf dem der betreffende Betrieb agiert (Rennings und Zwick, 2001). Dementsprechend nehmen im Folgenden die (ebenfalls zur Kontrolle betrachteten) Dummy-Variablen PREIS, QUALITÄT, WETT-KUNDEN, WETT-INNO, WETT-PERSONAL bzw. WETT-UMWELT den Wert Eins an, falls Preise, Qualität, Kundenzufriedenheit, Innovationen, qualifiziertes Personal bzw. Umweltaspekte einen wichtigen (und nicht nur einen durchschnittlich oder weniger wichtigen) Faktor bei der Schaffung von Wettbewerbsvorteilen bzw -nachteilen im wichtigsten Markt des Betriebes darstellen.

Für die Umweltinnovationstätigkeit können aber auch weitere betriebsspezifische Faktoren eine Rolle spielen.

Betrachtete (zur Kontrolle einbezogene) Variablen sind im Folgenden das Alter, die rechtliche Eigenständigkeit, die Stellung der hergestellten Produkte in der Wertschöpfungskette, die Größe, die Qualifikation der Beschäftigten sowie die Exportorientierung. Konkret bezeichnet die Variable LN-ALTER den natürlichen Logarithmus der Anzahl der vergangenen Jahre zur Betriebsgründung. Die Dummy-Variable RECHT-EIGEN nimmt den Wert Eins an, falls ein Betrieb Ende 2001 ein rechtlich eigenständiges Unternehmen war und damit nicht zu einer Unternehmensgruppe oder einem Konzern gehörte. Die Variablen UMSATZ-INDUSTIE bzw.

UMSATZ-IND-ZWISCH geben den Anteil des betrieblichen Umsatzes (im Jahr 2001) mit industriellen Kunden bzw. mit Zwischenprodukten für industrielle Kunden (jeweils gemessen in %/100) an. Die Dummy-Variable UMWELT-MARKT nimmt den Wert Eins an, falls ein Betrieb umweltfreundliche Produkte (entweder als End- oder als Zwischenprodukte) auf dem Umweltschutzmarkt anbietet. Die Variable LN-BESCHÄFTIGTE bezeichnet den natürlichen Logarithmus der Anzahl der fest angestellten Beschäftigten in einem Betrieb (Ende 2001). Die Variable HOCHSCHULE stellt den Anteil der Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss (an einer Universität oder Fachhochschule) an allen fest angestellten Beschäftigten in einem Betrieb (Ende 2001) dar. Die Dummy-Variable EXPORT-25 nimmt den Wert Eins an, falls der Exportanteil am Umsatz in einem Betrieb (im Jahr 2001) größer als 25 % war.

Schließlich können natürlich auch branchenspezifische bzw. regionale Besonderheiten Einfluss auf die Umweltinnovationstätigkeit besitzen. Deshalb werden in der ökonometrischen Analyse entsprechende Dummy-Variablen für die einzelnen Branchen bzw. für die einzelnen Bundesländer als kontrollierende Faktoren einbezogen. Diese Variablen werden mit Hilfe der verwendeten Datenbank der DIHK (Stand: Dezember 2001) generiert. Allerdings stehen diese branchenspezifischen bzw. regionalen Besonderheiten hier nicht im Mittelpunkt des Interesses. Auf die Symbolik der einzelnen Dummies soll deshalb hier nicht weiter eingegangen werden, da die Schätzwerte der entsprechenden Parameter ausnahmslos nicht ausgewiesen werden. Lediglich die Dummy-Variable OST, die die einzelnen Dummies der Bundesländer verdichtet und die den Wert Eins annimmt, falls ein Betrieb seinen Sitz in den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) hat, wird stellenweise näher beleuchtet.