• Keine Ergebnisse gefunden

7 Zitierte Literatur

5.1 Konzept

5.1.2 Untersuchung der Hypothesen auf der Grundlage der Befragten

Alle getesteten Hypothesen beziehen sich ausschließlich auf die Gruppe der EMAS-Betriebe. Die im Wirkungsmodell dieses Forschungsvorhabens formulierten Hypothesen lassen sich in zwei Arten von Aussagen unterteilen. Die erste Kategorie betrifft EMAS als Determinante von Umweltinnovationen, die zweite Kategorie die Wirkungen von EMAS. Folglich sind mehrere ökonometrische und statistische Analysen erforderlich, um die Hypothesen zu testen.

Hypothese 1: EMAS wirkt vor allem indirekt und erhöht das Innovationspotenzial der Unternehmen

Erhoben werden in den befragten EMAS-Betrieben die realisierten Umweltinnovationen, und zwar zunächst alle (direkt/indirekt, Pflicht/Kür, Produkt/Prozess/Organisation, siehe Tabelle 7). Die Hypothese lässt sich testen, indem deskripitv ausgewiesen wird, welcher Anteil von Umweltinnovationen aus Sicht der EMAS-Beauftragten direkt oder indirekt auf das UMS zurückzuführen ist.

Tabelle 7: Realisierte Umweltinnovationen Technische Umweltinnovationen

• Produktinnovationen

• Prozessinnovationen: Produktionsprozess, vor- und nachgelagerte Stufen Organisatorische Innovationen

• Innerbetriebliche: Umweltkennzahlen, Vorschlagswesen, Umweltzirkel, Zielvereinbarungen

• Überbetriebliche: Lieferantenbefragungen, F&E Kooperationen

• Organisatorische Innovationen in der Produktplanung: Ökologische F&E Kriterien, Umweltkriterien im Lastenheft, Explizite Berücksichtigung Umweltaspekte bei Produktentwicklung, Einbindung Umweltbeauftragter in Produktentwicklung

Anteil der Innovationen, die aus Sicht der Unternehmen direkt oder indirekt auf EMAS zurückzuführen sind

Hypothese 2: Reichweite EMAS nimmt im Zeitablauf zu (Phasenmodell)

Um das Phasenmodell zu testen, müssen als Variablen Reife und Alter von EMAS erhoben sowie ein Maß für die Reichweite entwickelt werden. Die untersuchte These wäre dann, dass reifere EMAS-Betriebe eine höhere Reichweite aufweisen (sprich: eher Kürmaßnahmen ergreifen) als EMAS-Betriebe, die sich in einer früheren Phase befinden. Insofern wurden für das Forschungsvorhaben spezifische Reichweitenindikatoren entwickelt, die in Tabelle 8 aufgelistet sind.

Tabelle 8: Indikatoren für Reichweite und Reife von EMAS

Hohe Reichweite bei organisatorischen Innovationen (Variante 1: Oder-Verknüpfung)

• Existenz ökologisches Vorschlagswesen

• Existenz ökologisches Zielvereinbarungssystem

• Durchführung von F&E-Kooperationen im Umweltbereich

Hohe Reichweite bei organisatorischen Innovationen (Variante 2: Und-Verknüpfung)

• Existenz ökologisches Vorschlagswesen

• Existenz ökologisches Zielvereinbarungssystem

• Durchführung von F&E-Kooperationen im Umweltbereich

Hohe Reichweite bei prozessintegrierten Umweltinnovationen (Und-Verknüpfung)

• Durchführung von prozessintegrierten Maßnahmen

• Durchführung mindestens einer Maßnahme auf einer vor- oder nachgelagerten Ebene

Hohe Reichweite bei poduktintegrierten Umweltinnovationen

• Durchführung von technischen Produktinnovationen

Hohe Reichweite bei Umweltinnovationen in der Produktplanung (Oder-Verknüpfung)

• Anwendung ökologische F&E-Kriterien

• Umweltkriterien im Lastenheft

• Einbindung Umweltbeauftragter in Produktentwicklung

Reife

• Revalidierungen

• Alter EMAS

• Vorerfahrungen im Umweltschutz

Ein Betrieb weist demnach eine hohe Reichweite in einem bestimmten Bereich auf, wenn er die in der Tabelle aufgelisteten Kürmaßnahmen durchgeführt hat. Beispiel: Ein Betrieb besitzt eine hohe Reichweite im Bereich organisatorische Umweltinnovationen, wenn er entweder ein ökologisches Vorschlagswesen, ein Zielvereinbarungssystem oder F&E-Kooperationen eingeführt hat (siehe in der Tabelle die organisatorischen Umweltinnovationen, Variante 1 mit Oder-Verknüpfung).

Auch die Bandbreite der Innovationen, d. h. die Frage wie viele der innovativen Maßnahmen abgedeckt werden, kann als Maßzahl für die Reichweite verwendet werden. Eine solche Kennzahl könnte jedoch eine Verzerrung mit sich bringen, da anzunehmen ist, dass größere Unternehmen insgesamt mehr Maßnahmen durchführen als kleinere und deshalb eine größere Bandbreite abdecken. Beispiel: Ein Betrieb gilt nur dann als Betrieb mit hoher Reichweite im Bereich organisatorischer Umweltinnovationen, wenn er sowohl ein ökologisches Vorschlagswesen, ein Zielvereinbarungssystem als auch F&E-Kooperationen eingeführt hat (siehe in der Tabelle die organisatorischen Umweltinnovationen, Variante 2 mit Und-Verknüpfung).

Ergebnis der Fallstudien war, dass reifere Unternehmen (wobei die Reifung schon vor EMAS angefangen haben kann) mehr überbetriebliche organisatorische Innovationen aufweisen (Lieferantenbefragung, Mitarbeit in Arbeitskreisen, regionale Umweltschutzaktivitäten) und Prozessinnovationen nicht nur im klassischen betrieblichen Umweltschutz (Produktion, Recycling, Entsorgung), sondern z. B. auch in der Energieerzeugung

durchführen. Weiterhin wurde in den Fallstudien festgestellt, dass Betriebe ohne Vorerfahrung tendenziell höhere Innovationswirkungen durch EMAS erfahren. In Betrieben in denen vorher bereits ein UMS existierte, sind die Innovationspotenziale dagegen teilweise schon ausgeschöpft. Daher ist zur Beurteilung der Innovationswirkungen auch die Erhebung der Vorerfahrungen im Umweltschutz wichtig.

Die Hypothese lässt sich durch deskriptive Statistiken analysieren.

Hypothese 3: Unternehmensinterne und externe Faktoren beeinflussen die Reichweite von EMAS

Relevante Faktoren für die Reichweite von EMAS sind neben der Reife auch zum Beispiel die Stellung in der Wertschöpfungskette, Betriebsgröße, Existenz weiterer Umwelt- oder Qualitätsmanagementsysteme, Wettbewerbsstrategien, Strategische Ausrichtung des Umweltmanagements, Alter Produktportfolio, Qualifikationen der Beschäftigten, Kooperationsverhalten, Branche, Standort oder die Wettbewerbssituation. Die These kann ökonometrisch durch ein binäres diskretes Entscheidungsmodell analysiert werden. Es kann z. B.

untersucht werden, ob die genannten Variablen die Wahrscheinlichkeit für die Ergreifung von Kürmaßnahmen beeinflussen (siehe zur Modellstruktur Tabelle 9).

Ergebnis der Fallstudien war, dass die Unternehmen mit den größten Lernprozessen und intensiver EMAS-Durchdringung auch überdurchschnittliche Innovationen aufweisen. Dies wird durch Variablen wie die Einbindung verschiedener Funktionsbereiche sowie verschiedener Hierarchiestufen berücksichtigt.

Tabelle 9: Liste relevanter Variablen für Einflussfaktoren von EMAS-Reichweite (binäres diskretes Entscheidungsmodell)

Abhängige binäre Variable:

Hohe Reichweite (ja-nein)

Erklärende Variablen:

• Reife UMS

• Organisatorische Durchdringung des UMS (Einbeziehung Unternehmensbereiche)

• Durchführung von Maßnahmen niedrigerer Reichweite in früheren Phasen (z. B. Standardmaßnahmen)

• Umweltinnovationsziele

• Wettbewerbsfaktoren, Marktstruktur

• Weitere betriebsspezifische Variablen:

Alter des Betriebs

Anbieter auf dem Umweltschutzmarkt

UMS, EMAS wird im Unternehmen mit strategischem Management verbunden Stellung in der Wertschöpfungskette

Betriebsgröße (Beschäftigte) Qualifikation Beschäftigte Umsatz Export

Zugehörigkeit zu einem Konzern

• Branchen (NACE Code)

• Bundesländer

Hypothese 4: Die Potenziale für Produktinnovationen sind noch nicht ausgeschöpft, weitere Maßnahmen sind erforderlich

Diese Hypothese kann zunächst getestet werden, indem die Anzahl der Betriebe, die angeben durch EMAS technische Maßnahmen im Bereich Produktinnovationen durchgeführt zu haben, ins Verhältnis zur Anzahl von Betrieben gesetzt wird, die keine produktrelevanten Änderungen vorgenommen haben.

Aus den Fallstudien lassen sich zudem die folgenden Indikatoren für produktbezogene Umweltmaßnahmen ableiten:

• die Existenz ökologischer F&E-Kriterien,

• die Verankerung von Umweltschutz im Lasten- oder Pflichtenheft,

• die Einbindung des Umweltbeauftragten in die Produktentwicklung sowie

• die Existenz definierter Abläufe der Produktentwicklung mit expliziter Berücksichtigung von Umweltschutz.

Somit kann die Frage beantwortet werden, ob aus Sicht der Betriebe EMAS einen wesentlichen Beitrag zu organisatorischen und technischen Produktinnovationen leistet.

Hypothese 5: Umweltberichterstattung fördert die Diffusion von Umweltinnovationen

Aus den Fallstudien ergab sich, dass in den Betrieben kein Zusammenhang zwischen Umwelterklärung und Innovationen gesehen wird. Um dies zu überprüfen, floss in die Breitenbefragung eine Frage ein, ob und wozu die Umwelterklärungen anderer Unternehmen genutzt werden (Antwortmöglichkeiten: gar nicht, Anregungen für eigene Umwelterklärung, Anregungen für Organisation, Anregungen für Prozessinnovationen). Anhand der Antworten zu dieser Frage kann die Hypothese überprüft werden.

Hypothese 6: Strategische Bedeutung EMAS verbessert Innovationswirkungen

Die strategische Bedeutung von EMAS ist bereits in den diskreten Entscheidungsmodellen zu These 3 (siehe Tabelle 9) als Einflussfaktor vorgesehen. Im Rahmen dieser ökonometrischen Ansätze kann untersucht werden, ob die strategische Ausrichtung des UMS einen Einfluss besitzt.

Hypothese 7: Eine strategische Ausrichtung von EMAS/UMS fördert die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

Für den Test dieser Hypothese muss zunächst eine Variable für die Veränderung der Wettbewerbsfähigkeit durch die Einführung von EMAS entwickelt werden. Letztlich bietet sich wieder die Anwendung binärer diskreter Entscheidungsmodelle an, so dass Gruppen von Betrieben mit einer guten oder schlechten Wettbewerbsfähigkeit gebildet werden müssen. Zur Erklärung dieser Wettbewerbsposition werden als Variablen die Durchführung von Umweltinnovationen sowie diejenigen Variablen verwendet, die auch als Determinanten von Umweltinnovationen untersucht wurden (siehe Tabelle 10). Dieses Vorgehen erscheint aufgrund des Mangels an besser spezifizierten Modellen zur Erklärung von Umweltinnovationen (siehe Kapitel 2) am geeignetsten zu sein, um nicht von vornherein zu restriktiv vorzugehen und möglicherweise Variablen frühzeitig auszuschließen, die potenziell eine Erklärungskraft für die Fragestellungen des Projekte besitzen.

Tabelle 10: Liste relevanter Variablen für Einflussfaktoren auf die Wettbewerbsfähigkeit (binäres diskretes Entscheidungsmodell)

Abhängige binäre Variable:

• Veränderung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe (Steigerung: ja-nein), gemessen durch Performance-Indikatoren (Umsatz, Beschäftigte, Exporte)

Erklärende Variablen:

• Durchführung von Umweltinnovationen

• Reife UMS

• Organisatorische Durchdringung des UMS (Einbeziehung Unternehmensbereiche)

• Durchführung von Maßnahmen niedrigerer Reife in früheren Phasen (z. B. Einführung formaler Elemente des UMS)

• Umweltinnovationsziele

• Wettbewerbsfaktoren, Marktstruktur

• Weitere betriebsspezifische Variablen:

Alter des Betriebs

Anbieter auf dem Umweltschutzmarkt

UMS, EMAS wird im Unternehmen mit strategischem Management verbunden Stellung in der Wertschöpfungskette

Betriebsgröße (Beschäftigte) Qualifikation Beschäftigte Umsatz Export

Zugehörigkeit zu einem Konzern

• Branchen (NACE Code)

• Bundesländer

Da in der Literatur keine Einigkeit über Indikatoren für Wettbewerbsfähigkeit herrscht, sollten mehrere verschiedene Indikatoren untersucht werden. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es sich bei dem Interviewpartner um den EMAS-Beauftragten handelt, der am Telefon eher über im Betrieb allgemein bekannte Performance-Indikatoren (Umsatz, Beschäftigte, evt. auch Gewinn und Exporte) Auskunft geben kann. Spezifische Kenntnisse zu Capability-Indikatoren im Bereich der Produktion (z. B. für Produktivitätskennziffern) oder der Marktforschung (z. B. für Kennziffern Kundenzufriedenheit) scheinen dagegen eher in den Kompetenzbereich der Geschäftsführung zu fallen. Bei anderen Capability-Indikatoren, die in der Literatur vorgeschlagen werden (z. B. Innovationen, organisatorische Änderungen wie bei Sharma/Vredenburg, 1998) ergeben sich zudem Überschneidungen mit den Variablen die in Tabelle 10 als erklärende Variablen genannt werden bzw. mit dem was in Hypothese 2 als „Reichweite von EMAS“ bezeichnet wird. Vermieden werden sollte eine Tautologie, bei der auf beiden Seiten der Gleichung organisatorische Maßnahmen oder Umweltinnovationen auftauchen – links als Erfolgskennziffer und rechts als Erfolgsfaktor.

Beide Aspekte, Know How des Gesprächspartners und Vermeidung von Tautologien, werden bei der Sammlung geeigneter Indikatoren berücksichtigt.