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6. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen

6.1 Zusammenfassende Schlussfolgerungen zu den Hypothesen

6.1.1 Hypothese 1: EMAS wirkt vor allem indirekt und erhöht das Innovationspotenzial der Unternehmen

Die Befragungen im Projekt ergaben, dass EMAS sowohl direkt als auch indirekt Umweltinnovationen auslöst.

Die indirekten Wirkungen konnten insbesondere durch die Fallstudien nachgewiesen werden, in denen die Unternehmen Wirkungsketten und ausgelöste Folgeinnovationen darstellten. Ebenso war in den Fallstudien teilweise eine Erhöhung des Innovationspotenzials der Unternehmen zu erkennen. Bei der deskriptiven Auswertung der Breitenbefragung konnte ein besonders starker Einfluss auf organisatorische Innovationen festgestellt werden, aber auch technische Prozess- und Produktinnovationen werden wesentlich vom UMS beeinflusst.

In den Fallstudien wurde ausführlich nach organisatorischen Umweltinnovationen gefragt und dabei zwischen innerbetrieblichen aufbau- und ablauforganisatorischen Innovationen, eingesetzten ökologischen Instrumenten sowie überbetrieblichen Innovationen unterschieden.

In der Breitenbefragung gab die Mehrzahl der befragten Standorte an, innerbetriebliche organisatorische Umweltinnovationen eingeführt zu haben (Umweltkennzahlen 68,9%, Zielvereinbarungssysteme 64,6%, Umweltzirkel 50,6% und ökologisches Vorschlagswesen 49,6%). Auf die Frage, ob das UMS einen wesentlichen Beitrag zur Einführung der Umweltkennzahlen geleistet habe, konnten dies 81,1% der Befragten bestätigen. Gleiches galt zu 82,7% für die Einführung eines Zielvereinbarungssystems mit einer ökologischen Komponente, zu 76,6% für die Einrichtung eines Umweltzirkels (76,6%) und zu 60,1% für die Einrichtung eines ökologischen Vorschlagswesens.

Bei den überbetrieblichen organisatorischen Umweltinnovationen haben 77,8% der Betriebe Lieferantenbefragungen und -audits in Sachen Umwelt eingeführt, deren Anstoß überwiegend (85,9%) auf ein UMS zurückgeführt werden kann. Lediglich 27,6% der befragten Betriebe gaben dagegen an, F&E- Kooperationen im Umweltbereich durchgeführt zu haben, auch der Beitrag des UMS fällt mit 48,9% mit deutlichem Abstand geringer aus als bei allen anderen organisatorischen Umweltinnovationen.

In allen Fallstudien-Unternehmen wurden durch EMAS Prozessinnovationen ausgelöst, teilweise auch als Folge organisatorischer Innovationen. Häufig sind neben EMAS weitere Einflussfaktoren wie gesetzliche Rahmenbedingungen oder das Umweltengagement der Geschäftsführung relevant. Es handelt sich meist um Innovationen in den klassischen Umweltschutzbereichen Produktion, Recycling und Entsorgung.

Fortgeschrittene Unternehmen haben darüber hinaus Innovationen in der Logistik und der Energieerzeugung eingeführt.

In der Breitenbefragung gaben 81,8% der Betriebe an, prozessintegrierte Umweltinnovationen durchgeführt zu haben. 54,3% haben Neuerungen im Bereich nachgeschalteter Maßnahmen im Produktionsprozess eingeführt, lediglich 37,5% gaben prozessinternes Recycling als durchgeführte Innovation an. In alle drei Kategorien prozessbezogener Umweltinnovationen sahen etwas mehr als 60% der Betriebe die Innovationen als durch das UMS beeinflusst an.

Im Bereich der Beschaffung wurden in 56,9% der Betriebe technische Umweltinnovationen eingeführt, die auch nach Einschätzung der meisten Betriebe (73,7%) wesentlich von UMS beeinflusst wurden. Wesentlich seltener

werden Innovationen im Bereich der Energieerzeugung genannt. Hier wurden nur in 25,4% der Betriebe zwischen 1999 und 2001 Neuerungen eingeführt, zu denen das UMS in der Mehrheit der Fälle einen wesentlichen Beitrag geleistet hat (55,6%). Neuerungen im Vertrieb wurden von 39,2% der befragten Betriebe angegeben, diese waren ebenfalls überwiegend (zu 57,5%) wesentlich durch das UMS beeinflusst.

Produktinnovationen wurden in knapp der Hälfte der Fallstudien-Unternehmen durchgeführt und dabei durch EMAS mittelbar unterstützt. In diesen Unternehmen spielt Produktökologie eine größere Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit als in anderen Unternehmen. Außerdem ist hier die F&E-Abteilung stärker in die Weiterentwicklung von EMAS einbezogen. Maßnahmen in weiteren Unternehmen erstreckten sich auf Veränderungen in der Produktplanung wie Checklisten oder Umweltkriterien im Lasten- oder Pflichtenheft.

In der Breitenbefragung haben 43,9% der befragten EMAS-Betriebe zwischen 1999 und 2001 ökologisch verbesserte oder neue Produkte eingeführt, die in 49,4% der Fälle auf das UMS zurückgeführt werden konnten.

Hier wurde nicht zwischen unmittelbar und mittelbar unterschieden.

Die häufigsten organisatorischen Innovationen zur Produktplanung waren die Einbindung des Umweltbeauftragten in die Produktentwicklung (47,9%), gefolgt von der Berücksichtigung von Umweltkriterien im Lasten- oder Pflichtenheft für Entwicklungsprojekte (45,2%), der ausdrücklichen Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Produktentwicklung (41,9%) und schließlich die Einführung ökologischer F&E-Kriterien (31,9%). Der Einfluss des UMS ist im Bereich der organisatorischen produktbezogenen Maßnahmen im Vergleich zu technischen Produktinnovationen deutlich stärker. So beurteilen 75% der Betriebe den UMS-Einfluss auf Umweltinnovationen zu Abläufen der Produktentwicklung als wesentlich, für Lasten- und Pflichtenhefte für Entwicklungsprojekte sind es 71,6%. 66,3% meinten, zur Einbindung des Umweltbeauftragten in die Produktentwicklung habe wesentlich das UMS beigetragen. Ökologische F&E- Kriterien waren für 62,3%

der Befragten wesentlich auf das UMS zurückzuführen.

Zusammenfassend ergibt sich damit in Bezug auf die Hypothese, dass EMAS nicht nur indirekt Umweltinnovationen auslöst, sondern auch direkte Folgewirkungen zu erkennen sind.

6.1.2 Hypothese 2: Die Reichweite von EMAS nimmt im Zeitablauf zu (Phasenmodell)

Diese Hypothese wurde durch ein Phasenmodell zum zeitlichen Verlauf von Umweltmanagementsystemen nach EMAS konkretisiert, indem drei aufeinander aufbauende Phasen angenommen wurden: Phase 1 mit der Einführung der formalen Elemente von UMS, Phase 2 als Analyse und Reorganisation der technischen und organisatorischen Prozesse und Phase 3 mit einer Ausweitung des standortbezogenen UMS auf Kooperationen.

Durch die Fallstudien konnte die zunehmende Reichweite der Umweltinnovationen spezifiziert werden. Sie äußert sich zum einen in einer Weiterentwicklung vom engen Standortbezug zum Wertschöpfungskettenbezug (sowohl bei organisatorischen als auch bei prozessbezogenen Umweltinnovationen). Zum anderen konnte bei den Prozessinnovationen eine Entwicklung von additiven zu integrierten Lösungen festgestellt werden.

Die ökonometrische Analyse der Ergebnisse der Breitenbefragung ergab, dass vor allem Vorerfahrungen im Umweltschutz eine hohe Erklärungskraft für die Reichweite von organisatorischen Umweltinnovationen haben.

Umweltinnovativ sind also vor allem Pionierbetriebe, die unabhängig von EMAS bereits früh mit dem Aufbau von Umweltmanagementsystemen begonnen haben. Das Alter von EMAS sowie die Anzahl der Revalidierungen haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Reichweite für organisatorische Umweltinnovationen, der aber weniger stark ausfällt als für die Betriebe mit Vorerfahrungen.

Tendenziell scheint damit eine gewisse UMS-Reife einen positiven Einfluss auf die organisatorische Umweltinnovationstätigkeit zu besitzen, wodurch Überlegungen zum Phasenmodell bestätigt werden. Allerdings scheinen Vorerfahrungen mit der Organisation von Umweltschutz eine größere Bedeutung zu haben als eine höhere Reife bzgl. EMAS.

Vergleicht man die Ergebnisse der ökonometrischen Analyse zu den Determinanten der Reichweiten prozess- und produktbezogener Maßnahmen, dann fällt ein Unterschied bezüglich des Phasenmodells auf: Während die UMS-Reife bei den Prozessinnovationen eine wichtige Determinante ist, lässt sich zwischen UMS-Reife und Produktinnovationen kein Zusammenhang feststellen. Dies mag daran liegen, dass die Bedeutung indirekter Umweltauswirkungen und somit auch der Produktbezug erst durch die Revision der EMAS-Verordnung im Jahr 2000 deutlich gestärkt wurde. Bei Produktinnovationen verfügen reifere EMAS-Betriebe daher (noch?) über keinen Vorsprung, im Gegensatz zu den Prozessinnovationen, bei denen von EMAS schon seit jeher ein integrierter Ansatz gefordert wurde. Vorerfahrungen mit der Organisation von Umweltschutz spielen hier tendenziell eine noch größere Rolle als eine höhere Reife bzgl. EMAS.

Die Hypothese einer mit der Zeit zunehmenden Reichweite wurde durch die Untersuchungen für organisatorische und für prozessbezogene Umweltinnovationen bestätigt. Hierbei wurde jedoch deutlich, dass Vorerfahrungen im Umweltschutz einen mindestens ebenso großen Einfluss haben wie das Alter der EMAS-Validierung. Eine Differenzierung zwischen Phase 1 und 2 ist in der Rückschau generell schwer nachzuvollziehen und lässt sich auch mit den Ergebnissen der Untersuchung nicht bestätigen.

Standortübergreifende Maßnahmen führen eher reifere Betriebe durch, was eine Weiterentwicklung zu Phase 3 bestätigt.

6.1.3 Hypothese 3: Unternehmensinterne und externe Faktoren beeinflussen die Reichweite der durch EMAS ausgelösten Innovationen

Im Rahmen des Projektes wurden Vorerfahrungen mit Umweltschutzorganisation, die organisationale Lernfähigkeit, die Stellung in der Wertschöpfungskette und die Verknüpfung von Umweltmanagement mit strategischem Management als Einflussfaktoren untersucht. In den Fallstudien erwiesen sich insbesondere die Vorerfahrungen im Umweltschutz und die organisationale Lernfähigkeit als bedeutsam. Unternehmen, in denen durch EMAS große Lernprozesse ausgelöst wurden und in denen das UMS verschiedene Funktionsbereiche durchdringt, wiesen besonders hohe Innovationsreichweiten auf. Unternehmensexterne Faktoren waren in den Fallstudien demgegenüber weniger relevant für die Ausgestaltung des UMS.

Im Rahmen der ökonometrischen Analyse der Breitenbefragungsergebnisse wurden ebenfalls unternehmensinterne und -externe Faktoren, die die Reichweite eines UMS signifikant beeinflussen, identifiziert.

Eine wichtige Determinante für die Reichweite organisatorischer Umweltinnovationen ist demzufolge die organisatorische Durchdringung von EMAS in einem Betrieb. Eine entscheidende Bedeutung kommt dabei einer starken Beteiligung der F&E-Abteilung an der Weiterentwicklung von EMAS zu. Die entsprechende Variable besitzt bei der Erklärung der Reichweite organisatorischer Umweltinnovationstätigkeit ein hohes Signifikanzniveau, unabhängig vom verwendeten Indikator. Teilweise mit höherem Signifikanzniveau ergibt sich auch eine Steigerung der Reichweite bei starker Beteiligung der Produktion an der Weiterentwicklung von EMAS. Eine starke Beteiligung der Verwaltung oder des Vertriebs an der Weiterentwicklung von EMAS hat dagegen auf die Reichweite tendenziell einen negativen Effekt. Dies kann ein Anzeichen dafür sein, dass insbesondere Unternehmen mit geringen Spielräumen für Prozess- und Produktinnovationen (z. B. Standorte, an denen nur Montage stattfindet) Maßnahmen in der Verwaltung ergreifen und diese einbeziehen. Eine weitere Erklärung kann darin bestehen, dass Verwaltungen eher in den Fällen eingeschaltet werden, in denen die organisatorische Struktur des Betriebes vergleichsweise kompliziert ist. Außerdem spielt in Verwaltungen tendenziell die Einhaltung formaler Verfahrensvorschriften eine Größere Rolle als Innovationen, was eine negative Wirkung auf Innovationsreichweiten zur Folge haben kann.

Die an den Fallstudien beteiligten Unternehmen produzieren überwiegend für industrielle Kunden und zur Hälfte Halbfertigprodukte. Häufig sind die Vorgaben der Kunden sehr detailliert, so dass der Handlungsspielraum insbesondere bei Produktinnovationen begrenzt ist. Die Stellung in der Wertschöpfungskette hat somit zumindest in diesem Bereich spürbare Auswirkungen auf die Reichweite der Innovationen.

Die Breitenbefragung ergab, dass Betriebe mit hohen Reichweiten bei den produktintegrierten Umweltinnovationen überdurchschnittlich oft Anbieter auf dem Umweltschutzmarkt sind und tendenziell eher Endverbraucher als Industriekunden beliefern. Die Nähe des Betriebs zum Endverbraucher scheint daher die Sensibilität für Umweltrisiken zu steigern und Umweltinnovationen zu stimulieren.

Bei den Ergebnissen der Breitenbefragung fällt in Bezug auf die Determinanten der Reichweiten für technische Innovationen auf, dass die prozessbezogenen Innovationen stark von der Umweltgesetzgebung motiviert sind, während die Produktinnovationen eher von Image- und Marktanteilszielen ausgelöst werden. Betriebe mit umweltfreundlichen Prozessinnovationen sind tendenziell einem geringeren Preis- und Innovationswettbewerb ausgesetzt als Innovatoren mit produktintegrierten Maßnahmen. Betriebe mit hohen Reichweiten bei den produktintegrierten Umweltinnovationen verfügen über einen vergleichsweise niedrigen Anteil an Akademikern unter ihren Mitarbeitern. Bei den Betrieben mit hohen Reichweiten bei den Prozessinnovationen handelt es sich eher um große, rechtlich eigenständige Betriebe.

Vor dem Hintergrund des Projektes können als wesentliche interne Einflussfaktoren die Vorerfahrungen im Umweltschutz sowie die organisationale Lernfähigkeit, gemessen als Durchdringung des UMS, identifiziert werden. Entscheidend bei der organisatorischen Durchdringung ist insbesondere die Beteiligung der F&E-Abteilung. Für Prozess- und Produktinnovationen erweisen sich stärker externe Faktoren als relevant, wobei Produktinnovationen eher von marktlichen Einflüssen und Prozessinnovationen eher von gesetzlichen Vorschriften motiviert sind.

6.1.4 Hypothese 4: Die Potenziale für Produktinnovationen sind noch nicht ausgeschöpft, weitere Maßnahmen sind erforderlich

Diese Hypothese ist vor dem Hintergrund der Ergebnisse des Projektes zu relativieren. Zwar liegt das Niveau der Prozessinnovationen tatsächlich über dem der produktbezogenen Maßnahmen. Dennoch konnten sowohl in den Fallstudien als auch in der Breitenbefragung Produktinnovationen ermittelt werden. In Letzterer geben 43,9%

der Unternehmen an, ökologisch verbesserte Produkte eingeführt zu haben und von diesen sehen 49,4% einen relevanten Einfluss des UMS.

Zudem haben die Unternehmen verschiedene produktbezogene organisatorische Innovationen durchgeführt:

Zwischen 31,9% (Einführung ökologischer F&E-Kriterien) und 47,9% (Einbindung des Umweltbeauftragten in die Produktentwicklung) der EMAS-Betriebe geben an, diese Maßnahmen durchgeführt zu haben. Der Anteil der Betriebe, die diese Maßnahmen wesentlich auf das UMS zurückführen, liegt je nach Innovation zwischen 49,4%

(für technische produktintegrierte Maßnahmen) und 75% (für explizite Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Produktentwicklung). Durch EMAS positiv beeinflusste produktintegrierte Maßnahmen können also keineswegs als Einzelfälle angesehen werden. Insofern kann als Ergebnis der Befragung ein unerwartet positiver Produktbezug von UMS herausgestellt werden. Hier wurden offensichtlich durch die längeren Erfahrungen mit EMAS (Reifung) bereits Veränderungen ausgelöst, durch die Revision der Verordnung sind künftig noch weitere Fortschritte zu erwarten. Während in früheren EMAS-Evaluationsstudien die produktbezogenen Wirkungen als gering ermittelt wurden, hat nun der überwiegende Teil der Unternehmen organisatorische Maßnahmen zur Veränderung der Produktplanung und -entwicklung ergriffen. Diejenigen, bei denen dies bereits zur Entwicklung umweltfreundlicher Produkte geführt hat, stellen immerhin fast ein Viertel der Befragten dar.

6.1.5 Hypothese 5: Umweltberichterstattung fördert die Diffusion von Umweltinnovationen

In den Fallstudien gaben die Unternehmen an, die Umwelterklärungen ihrer Mitbewerber zwar zu lesen, sie aber allenfalls für Anregungen zur Gestaltung der eigenen Umwelterklärung zu nutzen. Dem gegenüber ergab die Breitenbefragung eine wichtige innovationsfördernde Wirkung der Umwelterklärungen. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass in den Fallstudien hauptsächlich Vorreiterunternehmen befragt wurden, die EMAS bereits frühzeitig eingeführt haben, während die Breitenbefragung den Querschnitt abdeckt.

Laut Breitenbefragung nutzen 71,4% der Befragten Umwelterklärungen anderer Firmen als Anregung für die eigene Umwelterklärung. Zusätzlich wird sie von einem beachtlichen Teil auch als Anregung für Innovationen verwendet. 38,7% der Befragten geben an, Anregungen für organisatorische Innovationen aus Umwelterklärungen zu beziehen, bei 34,6% der Befragten gilt dies für Prozessinnovationen und bei 20,2% für produktbezogene Innovationen. 21,5% der Befragten nutzen Umwelterklärungen anderer Firmen gar nicht.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Umwelterklärungen für die Diffusion von Umweltinnovationen aus Sicht der Betriebe tatsächlich sehr nützlich sind. Dieses Ergebnis gilt quer durch alle Branchen und Größenklassen der Betriebe.

6.1.6 Hypothese 6: Strategische Bedeutung EMAS verbessert Innovationswirkungen

Durch UMS wird zunächst die Auseinandersetzung mit Umweltschutz auf der operativen Ebene befördert.

Frühere EMAS-Evaluationsstudien stellen ein strategisches Defizit im Umgang mit UMS fest und sehen die Gefahr, dass das Umweltmanagement an Bedeutung verliert, wenn es nicht zu einem strategischen Managementinstrument weiterentwickelt wird (vgl. z. B. Dyllick und Hamschmidt, 2000). Vor diesem Hintergrund stand die Hypothese, dass durch eine Verknüpfung zwischen operativem Umweltmanagement und strategischem Management die Innovationswirkung verstärkt wird.

In den Fallstudien konnte lediglich ein schwacher Zusammenhang zwischen strategischem Management und erzielten Umweltinnovationen festgestellt werden. Wenn die Wettbewerbsstrategie die Ausrichtung des Umweltschutzes bestimmt oder hier zumindest Schnittmengen bestehen, werden tendenziell mehr Innovationen umgesetzt als in Unternehmen, in denen kein solcher Zusammenhang besteht.

Die Funktion von EMAS sehen die Unternehmen in der Verbesserung des Image in der Öffentlichkeit, der Herstellung von Rechtssicherheit und der Verbesserung der internen Organisation. Es handelt sich somit sowohl um strategische als auch um operative Zwecke, letztere scheinen dabei zu überwiegen. In der Breitenbefragung wurde gefragt, ob EMAS eine operative oder eine strategische Funktion hat. Für 50,0% der Befragten hat EMAS strategische Funktionen in ihrem Betrieb, während es nach Ansicht von 47,5% der Befragten ausschließlich operativ bedeutsam ist. Ein Zusammenhang zwischen der strategischen Bedeutung von EMAS und

Innovationswirkungen lässt sich nur partiell feststellen. In der ökonometrischen Analyse der Determinanten von Umweltinnovationen konnte aber immerhin die strategische Bedeutung des UMS als Determinante für die Reichweite von Prozessinnovationen identifiziert werden. Da den Prozessinnovationen in unserer Bewertung nur dann eine große Reichweite zugeschrieben wird, wenn auch mindestens eine vor- oder nachgelagerte Stufe einbezogen wird, kann dies so interpretiert werden, dass für standortübergreifende Maßnahmen eine strategische Orientierung wichtig ist. Wichtige Hinweise für eine strategische Ausrichtung des UMS zeigen sich zudem in den Veränderungen der Produktplanung (s. Hypothese 4). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das strategische Defizit nicht so ausgeprägt ist wie von Dyllick und Hamschmidt (2000) befürchtet.

6.1.7 Hypothese 7: Eine strategische Ausrichtung von EMAS/UMS fördert die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

In den Fallstudien wurde dieser Zusammenhang lediglich indirekt untersucht. Dazu wurden die Unternehmensvertreter befragt, inwieweit verschiedene vorgegebene Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit eine Rolle spielen und inwieweit diese durch EMAS beeinflusst werden. Wettbewerbsrelevant und durch EMAS überwiegend positiv beeinflusst sind das Image in der Öffentlichkeit sowie Mitarbeiterkompetenz, eine schwächer positive oder neutrale Wirkung hat EMAS in Bezug auf Innovationstätigkeiten, Kooperationen mit Marktpartnern und Produktionskosten. Produktqualität und Konkurrenz mit Wettbewerbern werden durch EMAS dagegen nicht beeinflusst. Es ergibt sich aus den Fallstudien somit ein heterogenes Bild darüber, inwiefern EMAS strategisch ausgerichtet ist und in der Folge die Wettbewerbsfähigkeit erhöht.

Die Telefonbefragung ergab zur Bewertung der Wettbewerbsfaktoren, dass sich die EMAS-Betriebe im Wettbewerb eher über die Qualität ihrer Produkte als über niedrige Preise profilieren. Ein stark positiver Einfluss der strategischen Ausrichtung von EMAS auf den Markterfolg der Unternehmen konnte nicht festgestellt werden. Positive Einflüsse von EMAS auf den Unternehmenserfolg sind in den Fällen feststellbar, in denen starke Lernprozesse im Betrieb erzielt wurden. Positive Einflüsse auf Umsatz- und Exporterfolg, wenn auch nur schwach, sind zudem bei Vorerfahrungen mit Umweltschutz feststellbar.

Die Schätzergebnisse der ökonometrischen Analyse zeigen, dass organisatorische Umweltinnovationen kaum direkte Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg haben. Nur bei wenigen Maßnahmen ist ein schwacher Zusammenhang feststellbar, wobei sich insbesondere Maßnahmen in der Produktplanung positiv auf den Exporterfolg auswirken. Der Einfluss technischer Umweltinnovationen auf den Unternehmenserfolg ist dagegen stärker ausgeprägt. Betriebe mit hoher Reichweite bei den prozess- und produktbezogenen Umweltinnovationen haben eine signifikant bessere Entwicklung von Beschäftigung und Umsatz. Interessanterweise gilt der positive Zusammenhang zwischen integriertem Umweltschutz und Unternehmenserfolg nicht für die Exporte, hier weisen lediglich die additiven Technologien einen positiven Einfluss auf.

Hinsichtlich der Innovationsziele und Wettbewerbsfaktoren sind die erfolgreichen Unternehmen einem vergleichsweise geringen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Die ökonomisch erfolgreichen EMAS-Betriebe ordnen dem Preiswettbewerb auf ihrem Markt eine vergleichsweise geringe Bedeutung zu. Dieser Zusammenhang gilt nicht für Firmen, die überdurchschnittliche Erfolge im Export ihrer Produkte aufweisen, da diese dem Preiswettbewerb auf internationalen Märkten ausgesetzt sind. Ein negativer Zusammenhang zwischen dem Ziel Kostenreduktion und der Entwicklung von Umsatz und Beschäftigung ist mit den Rationalisierungseffekten zu erklären, die die Umsetzung dieses Ziels mit sich bringt. Betriebe mit dem Umweltinnovationsziel Kostenreduktion sind auch tendenziell weniger erfolgreich im Export. Negativ wirkt es sich auf den Unternehmenserfolg aus, wenn die Innovationen aus rein ökologischen Motiven vorgenommen wurden, ohne dass damit eine Verbesserung der Wettbewerbsposition angestrebt wird.

Wachsende Betriebe sind insbesondere junge Betriebe, die rechtlich eigenständig sind und einen hohen Exportanteil aufweisen. Letztlich handelt es sich auch um große Betriebe mit einem hohen Akademikeranteil.