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7 Zitierte Literatur

4.3 Ergebnisse der Fallstudien

4.3.5 Die Innovationswirkungen von EMAS in der Gesamtschau

Ein Vergleich mit der Selbsteinschätzung der Unternehmen (vgl. Tabelle 4) zeigt, dass die Beurteilungen der einzelnen Typen bei organisatorischen und Prozessinnovationen jeweils bei mindestens der Hälfte der Unter-nehmen mit unseren Bewertungen übereinstimmen, während bei Produktinnovationen die Einschätzung lediglich in vier Unternehmen übereinstimmt. Es gibt jeweils zwei Unternehmen in denen die Beurteilung in allen drei Kategorien übereinstimmt oder in allen Kategorien abweicht. Die Unternehmen, bei denen die Einstufung in allen Kategorien abweicht, haben sich nahezu durchweg schlechter beurteilt als sie nach unseren Kriterien und im Vergleich zu anderen Unternehmen einzustufen sind. Insgesamt treten Abweichungen in beide Richtungen auf, wobei bei Produktinnovationen die Fälle überwiegen, in denen die Beurteilung durch uns positiver ausfällt als die Selbsteinschätzung. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in unserer Beurteilung auch die Ver-änderungen in der Produktplanung berücksichtigt wurden. Dies verweist zugleich darauf, dass eine Beurteilung des Ausmaßes der Innovationswirkungen nur aufgrund einer detaillierten Befragung möglich ist und nur schwer über eine Gesamteinschätzung abgefragt werden kann.

Fazit zu Umweltinnovationen

• In den untersuchten Unternehmen werden Innovationen verschiedener Typen durch EMAS ausgelöst oder unterstützt. Hierbei überwiegen organisatorische und Prozessinnovationen. Aber in einem Teil der Unter-nehmen kommt es in Verbindung mit EMAS auch zu Produktinnovationen.

• Die untersuchten Unternehmen lassen sich in drei Gruppen einteilen: ein Drittel der Unternehmen – die EMAS-innovativ(+) Unternehmen – weist überdurchschnittliche Innovationen auf, die Hälfte der Unter-nehmen – die EMAS-innovativen – hat Innovationen in mittlerem Umfang eingeführt und in einem Drittel – den EMAS-neutralen – wurden durch EMAS kaum Innovationen ausgelöst.

• In den „Fortgeschrittenen-Unternehmen“, die bereits vor der EMAS-Einführung über ein Umweltmanage-ment oder Organisationsstrukturen im Umweltschutz verfügten, ist die Reichweite der organisatorischen und der Prozessinnovationen insofern größer, als sie mehr Innovationen aufweisen, die über die Betriebs-grenzen oder über die Produktion hinausweisen.

• Bei den Fortgeschrittenen zeigt sich eine deutliche Differenzierung: Während zwei durch EMAS fast keine Veränderungen wahrnehmen, wurden in den anderen fünf Unternehmen sowohl deutliche Veränderungen in der Organisation als auch Prozessinnovationen eingeführt.

• Das Ausmaß der Produktinnovationen wird maßgeblich durch die Einflussmöglichkeiten der Unternehmen beeinflusst und ist unabhängig von den Vorerfahrungen im Umweltschutz.

Sie betrachten demnach die Erhöhung der Innovationsfähigkeit durch EMAS an konkreten Beispielen als mittel, stellen aber in der Gesamtbetrachtung fest, dass sich der Umweltschutzgedanke im ganzen Unternehmen festge-setzt hat und dadurch Ideen und Vorschläge von MitarbeiterInnen gefördert werden. Von den weiteren sechs F&E-Vertretern stimmen zwei teilweise zu und vier stimmen nicht zu. Bei der Frage nach der Erhöhung der Innovationsfähigkeit insgesamt kommt es in einem Unternehmen zu einer positiveren Einschätzung durch den F&E-Vertreter als durch den Geschäftsführer. Bei einer Betrachtung der Antworten auf Unternehmensebene sprechen sich die Vertreter von sechs der 12 Unternehmen ganz oder teilweise für eine Erhöhung der Innovati-onsfähigkeit des Betriebes insgesamt aus. Zwei Unternehmen, die bei der vorigen Frage eine Erhöhung der In-novationsfähigkeit in Teilbereichen bestätigt hatten, verneinen die Erhöhung der InIn-novationsfähigkeit insgesamt.

Als Beispiel für die Teilbereiche wird die Optimierung von Prozessen genannt, eine von EMAS ausgehende Erhöhung der Innovationsfähigkeit im gesamten Betrieb wird jedoch nicht gesehen. Ansonsten handelt es sich hier um die gleichen Unternehmen wie bei der vorigen Frage und damit wieder vorwiegend um EMAS-innovative.

Der meistgenannte Grund für die Verbesserung der Innovationsfähigkeit ist die Sensibilisierung der Mitarbei-ter und eine kritischere Betrachtung der Abläufe und Prozesse durch die Verankerung des Umweltschutzgedan-kens. Einzelne Personen sind der Ansicht, dass EMAS insgesamt keine große Wirkung hat und erzielte Innovati-onen unabhängig von EMAS ausgelöst wurden. Diese gehören überwiegend EMAS-neutralen Unternehmen an.

19Veränderung der Innovationen im Zeitverlauf

Die Fragen zu zeitlichen Veränderungen wurden dem EMAS-Beauftragten und dem F&E-Vertreter gestellt.

Zunächst wurden sie gefragt, ob ihrer Meinung nach die durch EMAS ausgelösten organisatorischen Innovatio-nen mit der Zeit zu FolgeinnovatioInnovatio-nen führten. Dreiviertel der EMAS-Beauftragten stimmen dem ganz oder teilweise zu. In fünf Unternehmen stimmen beide Befragten zu, davon hatten drei im Fragenblock Umweltinno-vationen (s. 4.3.4) Beispiele für FolgeinnoUmweltinno-vationen von organisatorischen EMAS-InnoUmweltinno-vationen erläutert. Ein Viertel der EMAS-Beauftragten stimmt der Aussage nicht zu. Diese kommen aus Großunternehmen, die schon vor der EMAS-Einführung zumindest Elemente des Umweltmanagements etabliert hatten. Von den F&E-Vertretern stimmen mehr als ein Drittel der Aussage nicht zu, nur ein Viertel stimmt ganz zu. Auch bei dieser Frage schätzen somit die F&E-Vertreter die von EMAS ausgehenden Innovationswirkungen zum Teil geringer ein als ihre Kollegen. In der Mehrzahl vertreten die beiden Befragten eines Unternehmens jedoch die gleiche Meinung. Auf Unternehmensebene aggregiert stimmen sieben Unternehmen der Aussage ganz oder teilweise zu.

Auch hierbei handelt es sich mit einer (immer derselben) Ausnahme um Unternehmen der Gruppen EMAS-innovativ und EMAS-EMAS-innovativ(+). Drei der EMAS-EMAS-innovativen Unternehmen stimmen dieser Aussage nicht zu, wobei in zwei Fällen jedoch zumindest der EMAS-Beauftragte ganz oder teilweise zustimmt.

Als Begründung für die Innovationen in Folge der organisatorischen Änderungen durch EMAS geben die be-fragten EMAS-Beauftragten an, dass durch ein gestiegenes Bewusstsein der Mitarbeiter mehr Schwachstellen entdeckt und Ideen zu ihrer Behebung gefunden werden. Von Seiten der F&E-Vertreter werden die zunehmen-den Innovationen zum Teil als zwangsläufige Folge der organisatorischen Veränderungen betrachtet. Die lang-jährige Beschäftigung mit dem Thema führe zu weitergehenden Ideen und zu einem höheren Anspruch. Ein EMAS-Beauftragter nennt als Beispiel für von EMAS ausgehende Folgeinnovationen die Übertragung der Sys-tematik von EMAS auf andere Bereiche wie zum Beispiel den Arbeitsschutz. Ein F&E-Vertreter sagt, dass die wesentlichen Innovationen über das Produkt und den Markt vorangetrieben würden und EMAS dabei nur am Rand Wirkung zeigen würde.

Häufigste Begründung für das Fehlen von Folgeinnovationen ist, dass ab einem gewissen Punkt keine weite-ren Veränderungen mehr erreicht werden. In einem Unternehmen wird die Meinung vertreten, dass es zwar Fol-geinnovationen bei Umweltschutzmaßnahmen gebe, diese aber nichts mit EMAS zu tun hätten, sondern vielmehr durch das Engagement umweltbewusster Mitarbeiter entständen. Ein EMAS-Beauftragter hat Schwierigkeiten, die konkrete Frage nach den Folgeinnovationen aufgrund der durch EMAS ausgelösten organisatorischen Inno-vationen zu beantworten. Seiner Meinung nach hat die Gesamtbedeutung des Umweltschutzes für Unternehmen in den letzten Jahren stark nachgelassen und er vermutet, dass in der Zukunft Umweltschutzeinrichtungen wie zum Beispiel die Umweltabteilung von geringerer Bedeutung sein werden und der Umweltschutz dann in der Gesamtorganisation verankert sein wird.

Die nächste Frage zielte auf die Zunahme der Reichweite der durch EMAS beeinflussten Innovationen im Zeitverlauf ab. Die Beantwortung schien in einigen Fällen nicht ganz einfach zu sein und eine allgemeine Ten-denz ist nicht abzuleiten. Ein Unternehmen antwortet mit voller Zustimmung, vier mit voller Ablehnung, hierun-ter sind zwei der EMAS-neutralen Unhierun-ternehmen. Drei Unhierun-ternehmen stimmen teilweise zu. In vier Unhierun-ternehmen gibt es Unterschiede zwischen den Befragten: In zwei Unternehmen vertreten die Befragten komplett gegensätz-liche Meinungen , indem der EMAS-Beauftragte zustimmt und der F&E-Vertreter ablehnt. Hierbei kann in bei-den Fällen eher der Einschätzung des EMAS-Beauftragten gefolgt werbei-den, da sich in einem Unternehmen der F&E-Vertreter mit der Beantwortung der Frage sehr schwer tat und im anderen der F&E-Vertreter die Antwort nur auf den F&E-Bereich und nicht auf das ganze Unternehmen bezog. Darüber hinaus kommt es in jeweils

einem Unternehmen zu teilweiser Zustimmung in Kombination mit voller Zustimmung oder Ablehnung. Damit können insgesamt sieben Unternehmen als eher zustimmend, darunter alle Unternehmen der Gruppe EMAS innovativ(+) sowie der bereits bekannte „Ausreißer“ aus der EMAS-neutral-Gruppe, und fünf als ablehnend gewertet werden.

Die Meinung, dass die Reichweite im Zeitverlauf nicht zunimmt, wird damit begründet, dass anfängliche Veränderungen einfach zu erreichen seien, weitere Maßnahmen jedoch schwieriger und nur mit höherem Auf-wand durchgeführt werden können. Der EMAS-Beauftragte eines EMAS-neutralen Unternehmens ist der An-sicht, dass EMAS insgesamt zu unbedeutend sei und von der Öffentlichkeit und den Politikern nicht genügend honoriert würde, um Innovationen hervorzurufen. Von einigen EMAS-Beauftragten und F&E-Vertretern wird geäußert, dass EMAS mit der Zeit mehr Prozesse und Produkte beeinflusse und vermehrt kleine Schritte getan würden. In einem Unternehmen meinen beide Befragten, dass zwar die großen Veränderungen am Anfang durchgeführt würden, später jedoch viele kleine Schritte getan würden, es aber auch immer mal wieder eine große Innovation gebe. Ein EMAS-Beauftragter betont, dass ein stetiger Prozess im Betrieb nötig sei, um eine Stagnation zu verhindern. Ein F&E-Vertreter gibt an, dass größere Veränderungen vor allem durch Anregungen von außen (z. B. Richtlinien) bewirkt würden.

Von Seiten der Unternehmensvertreter, die einer Zunahme der Reichweite der von EMAS beeinflussten Inno-vationen zustimmen, begründet ein EMAS-Beauftragter das damit, dass durch das stärkere Umweltbewusstsein der Mitarbeiter entscheidende Vorgänge im Unternehmen (Weiterentwicklung der Technik, Prozessänderungen, neue Prozesse) von EMAS zwar nicht initiiert, aber doch beeinflusst würden. Ein F&E-Vertreter gibt an, dass EMAS gravierende Eingriffe in einem System bewirkt habe, in dem ein ökologischer Mangel war, und mit der Zeit die Anzahl der Prozesse und Produkte, bei denen der Umweltschutz berücksichtigt werde, zunehme.

Bei der nächsten Frage gibt die Hälfte der EMAS-Beauftragten an, dass die Ersteinführung von EMAS den größten Innovationsimpuls bewirkt habe. Dieser sei vor allem durch die Bestandsaufnahme bei der EMAS-Ersteinführung entstanden, sowie durch eine neue Organisation und die Festlegung von Verantwortlichkeiten.

Ein Viertel der EMAS-Beauftragten stimmt teilweise zu. Das letzte Viertel sieht den größten Innovationsimpuls nicht in der Ersteinführung, stattdessen nehme die Reichweite durch die Sensibilisierung der Mitarbeiter mit der Zeit zu (s. o.), durch eine Bewusstseinsänderung im ganzen Betrieb käme es nicht zu einem Abflachen der Inno-vationen.

Die Hälfte der F&E-Vertreter stimmt teilweise zu. Einige der Gesprächspartner weisen darauf hin, dass ihnen Beispiele fehlen und es sich bei ihrer Antwort eher um eine Einschätzung handelt als um eine begründete Bewer-tung. Drei der acht F&E-Vertreter sehen die EMAS-Ersteinführung als größten Innovationsimpuls, einer ist entgegengesetzter Meinung. Insgesamt sind die Erläuterungen der F&E-Vertreter zu dieser Frage weniger aus-führlich als die der EMAS-Beauftragten. In zwei der befragten Unternehmen weicht die Meinung des F&E-Vertreters zu dieser Frage stark von der des EMAS-Beauftragten ab.

Unternehmensweise betrachtet stimmen vier Unternehmen voll zu, drei stimmen teilweise zu, zwei Unter-nehmen stimmen nicht zu. In zwei UnterUnter-nehmen vertreten die beiden Befragten komplett gegensätzliche Mei-nungen, in einem stimmt ein Vertreter ganz und der andere teilweise zu. Eine Zuordnung der Antworten auf die verschiedenen Unternehmensgruppen ist nicht möglich.

Die Fragen nach der Zunahme der Reichweite der von EMAS beeinflussten Innovationen und nach der Inno-vationswirkung durch die EMAS-Ersteinführung führten in einem Fall dazu, dass sich ein EMAS-Beauftragter selbst widersprach. Bei der ersten Frage antwortete er, dass die Reichweite der von EMAS beeinflussten tionen im Zeitverlauf zunehme, anschließend gab er an, dass die Ersteinführung von EMAS den größten Innova-tionsimpuls bewirkt habe. Er begründet dies jedoch damit, dass bei der Ersteinführung zwar entscheidende Ver-änderungen eingeführt wurden, die Reichweite der Innovationen aber im Zeitverlauf zunehme, da auf Grund des gestiegenen Bewusstseins vermehrt Innovationsideen kämen. Die Innovationen würden auf weitere Bereiche ausgedehnt, in denen auf die bereits gesammelten Erfahrungen zurückgegriffen werden könne. Ein anderer EMAS-Beauftragter, der einem EMAS-neutralen Unternehmen angehört, verneint beide Fragen mit der Begrün-dung, dass EMAS keine Innovationswirkung zeige.

Zur Frage nach den Änderungen des Charakters der durch EMAS beeinflussten Innovationen wurden vier Entwicklungen genannt, die mit Zustimmung, teilweiser Zustimmung oder Ablehnung bewertet werden sollten.

In einem Unternehmen beantwortet der EMAS-Beauftragte die Frage gar nicht und der F&E-Vertreter stimmt keiner der vorgegebenen Veränderungen zu, da beide die Wirkung von EMAS insgesamt als zu gering betrach-ten. In einem anderen Unternehmen sehen beide Vertreter keine Veränderungen und stimmen ebenso keiner der genannten Entwicklungen zu. In mehreren Interviews wird geäußert, dass die Bewertung eher nach Gefühl als durch eine begründete Einschätzung abgegeben wurde. Die Zuordnung sei schwierig, da im Unternehmen viele Entwicklungen parallel verlaufen.

Einer Veränderung von organisatorischen zu technischen Innovationen stimmt etwa die Hälfte der EMAS-Beauftragten zu, während die andere Hälfte dies nicht feststellen kann, eine teilweise Zustimmung wird nicht geäußert. Diese gegensätzlichen Meinungen werden auch in den Erläuterungen deutlich: Mehrere EMAS-Beauftragte stellen fest, dass die organisatorischen Veränderungen im Zuge von EMAS irgendwann abgeschlos-sen sind und aus dem funktionierenden Organisationssystem heraus dann technische Innovationen angestoßen werden. Ein EMAS-Beauftragter merkt an, dass sich die Innovationen im Unternehmen eher von technischen zu

organisatorischen ändern sollten, und zwar in dem Sinne, dass Verantwortlichkeiten tatsächlich beschrieben und implementiert sein sollten. Ein anderer sieht eine ähnliche Entwicklung. Im Unternehmen seien die technischen Innovationspotenziale ausgeschöpft, da die eingesetzten Maschinen dem Stand der Technik entsprächen und es würde deshalb vermehrt versucht, organisatorische Verbesserungen zu erzielen. Bei den Antworten der Vertreter der F&E-Abteilungen halten sich bei dieser Frage Zustimmung und Ablehnung die Waage, Erläuterungen wer-den kaum gegeben. Ein F&E-Vertreter sagt, dass die im Unternehmen durchgeführten Maßnahmen organisatori-schen Charakters waren und nicht technisch fortgesetzt wurden. Auf Unternehmensebene betrachtet, sind es jeweils fünf Unternehmen, die eine Veränderung von organisatorischen zu technischen Innovationen beobachten bzw. nicht beobachten. In den zwei verbleibenden Unternehmen sind der EMAS-Beauftragte und der F&E-Vertreter entgegengesetzter Meinung.

Eine deutliche Mehrheit (9 von 12) der EMAS-Beauftragten sieht eine Entwicklung von additiven zu integ-rierten Lösungen bei den von EMAS beeinflussten Innovationen. In einem Unternehmen ist der F&E-Vertreter jedoch entgegengesetzter Meinung, so dass acht Unternehmen eindeutig Veränderungen von additiven zu integ-rierten Lösungen verzeichnen, darunter die große Mehrheit der beiden EMAS-innovativen Gruppen. Dies wird u.

a. damit begründet, dass EMAS insgesamt zu mehr integrierten Ansätzen führt. Als Beispiel wird die Integration von Umweltaspekten bei der Verfahrensentwicklung genannt (in interdisziplinären Gruppen). Die Hälfte der F&E-Vertreter sieht keine von EMAS ausgehende Änderung hin zu integrierten Lösungen. In einem Fall wird das damit kommentiert, dass das Unternehmen schon vor EMAS auf integrierte Ansätze großen Wert gelegt hätte. In einem Viertel der Unternehmen verneinen beide Gesprächspartner die Veränderung des Innovationscha-rakters von additiven zu integrierten Lösungen.

Die Zustimmung zu einer Veränderung des Charakters der Innovationen von Prozess- zu Produktinnovationen ist sowohl bei den befragten EMAS-Beauftragten als auch bei den Vertretern der F&E-Abteilungen gering. Kei-ner der EMAS-Beauftragten stimmt der Aussage zu, zwei stimmen teilweise zu, von den F&E-Vertretern stimmt einer teilweise zu. Dieser kommt aus einem Unternehmen, dessen EMAS-Beauftragter ebenfalls teilweise zu-stimmt. Dies ist das einzige Unternehmen, in dem nicht mindestens ein Befragter eine ablehnende Haltung ver-tritt. Es handelt sich hierbei um ein Unternehmen, das zur Gruppe der EMAS-innovativen gehört, aber nur gerin-ge Produktinnovationen aufweist. Bei mehreren Unternehmen trifft eine solche Entwicklung von vornherein nicht zu, da sie kein Endprodukt herstellen und die Produktgestaltung stark durch Kundenvorgaben bestimmt wird. In einigen Fällen wird geantwortet, dass Prozess- und Produktinnovationen eher parallel laufen. Von einem EMAS-Beauftragten wird angemerkt, dass schwer zu differenzieren sei, welche Entwicklungen von EMAS her-vorgerufen werden und welche vom Markt.

Die Veränderungen der Innovationen von Standort- zu Wertschöpfungskettenbezug werden von den Befrag-ten unterschiedlich gesehen. Eine leichte Mehrheit sowohl der EMAS-BeauftragBefrag-ten als auch der F&E-Vertreter stimmt einer Veränderung von Standort- zu Wertschöpfungskettenbezug zu. Etwa ein Viertel der EMAS-Beauftragten stimmt dem nicht zu, bei den F&E-Vertretern ist dies etwa ein Drittel. Dies entspricht einer ganz oder teilweisen Zustimmung in sechs Unternehmen. Darunter sind nur zwei Unternehmen, in denen beide Be-fragten voll zustimmen, diese gehören der Gruppe EMAS-innovativ(+) an. In zwei Unternehmen stimmt ein Gesprächspartner voll zu, während der andere ablehnt. Dies kann in einem Fall zu Zustimmung zusammenge-fasst werden, da der zustimmende Befragte ein Beispiel nennt, das die Zustimmung belegt. Im anderen Unter-nehmen sehen beide Befragten eine Verschiebung von Standort- zu Wertschöpfungskettenbezug. Der EMAS-Beauftragte bringt diese in Zusammenhang mit EMAS und der F&E-Vertreter sieht sie davon unabhängig. In vier Unternehmen gibt es keine Entwicklung von Standort- zu Wertschöpfungskettenbezug, hierunter ist ein EMAS-neutrales und zwei EMAS-innovative, die aber Umweltschutz-Anfänger ohne Vorerfahrungen sind. Als Beispiel für stärkeren Wertschöpfungskettenbezug wird vor allem die Einbindung von Lieferanten, z. B. durch Befragungen und Audits sowie Anweisungen zur Verpackung, genannt. Von Seiten der Unternehmen, die keine Veränderung in Richtung Wertschöpfungskettenbezug sehen, wird angegeben, dass sie wenig Einfluss in der Kette haben. Ein Vergleich der Einschätzungen mit den Angaben zu überbetrieblichen organisatorischen Innova-tionen zeigt, dass die Unternehmen, die der Aussage zustimmen mit einer Ausnahme mindestens mittlere über-betriebliche organisatorische Innovationen erzielt haben.

Es fällt auf, dass in vielen Fällen die beiden unterschiedlichen Vertreter eines Unternehmens die Innovations-veränderungen unterschiedlich und in einigen Fällen auch gegensätzlich einschätzen. Diese Widersprüche konn-ten in einigen Fällen aufgelöst werden, das in den Gesprächen deutlich wurde, dass einer der befragkonn-ten detaillier-tere Kenntnisse zur Fragestellung hat, in mehreren Fällen bleiben sie jedoch bestehen. Allgemein scheint die Beantwortung der Fragen zur Veränderung des Charakters der durch EMAS beeinflussten Innovationen einige Schwierigkeiten bereitet zu haben.

20Innovationswirkungen durch EMAS 2

Die Hälfte der befragten EMAS-Beauftragten erwartet in Zukunft Innovationswirkungen von EMAS 2. Hier-bei handelt es sich ausnahmslos um Unternehmen der Hier-beiden EMAS-innovativen Gruppen. Drei der Befragten erwarten hingegen keine neuen Innovationswirkungen im Zusammenhang mit EMAS 2. Einige der Befragten

können diese Frage nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten, zum Teil wissen sie noch nicht, welche Aus-wirkungen EMAS 2 für ihr Unternehmen haben wird. Ein EMAS-Beauftragter äußert, dass weitere Innovations-wirkungen erwünscht sind, dazu jedoch Unterstützung durch Verbände und Politik bei der Vorgehensweise be-nötigt wird. Die Änderungen von EMAS sollten durch eine deutlichere Publikation konkreter fassbar werden.

Ein anderer EMAS-Beauftragter meint, dass die Innovationswirkungen durch EMAS stärker wären, wenn tat-sächlich eine Deregulierung erfolgen würde und weniger Zeit zum Ausfüllen von Formularen verloren ginge.

Das Ausmaß der Innovationswirkungen durch EMAS 2 wird von den EMAS-Beauftragten unterschiedlich eingeschätzt. Einige erwarten nur geringe Innovationswirkungen, vor allem durch die kontinuierliche Weiter-entwicklung und die Forderungen vom Konzern, die strenger sind als die von EMAS. Ein EMAS-Beauftragter erwartet hingegen starke Veränderungen durch EMAS 2 aufgrund von realitätsnäheren Ansätzen und weniger strikten Vorgaben. Als weitere Punkte, von denen zukünftige Innovationswirkungen erwartet werden, werden der Organisationsbezug und die Betrachtung der indirekten Umweltauswirkungen genannt. Von Seiten der EMAS-Beauftragten, die von EMAS 2 keine Innovationswirkungen erwarten, wird geäußert, dass sie in den häufigeren Prüfungen keine Vorteile sehen, dass durch den Organisationsbezug für ihr Unternehmen keine Än-derungen entstehen, da die Standorte unabhängig sind und dass sie zwar kleine VeränÄn-derungen erwarten, aber nichts entscheidendes.

Bei den Meinungen der F&E-Vertreter zu diesem Thema fällt auf, dass sie oft nicht genügend über EMAS im allgemeinen und die Änderungen durch EMAS 2 im besonderen informiert sind. Nur einer der F&E-Vertreter gibt eine konkrete Antwort (Erwartung zukünftiger Innovationswirkungen durch EMAS 2 wegen des stärkeren Produktbezugs). Abgesehen von der großen Anzahl der F&E-Vertreter, die die Frage nicht beantworten konnten, überwiegt die Ansicht, dass von EMAS 2 keine zukünftigen Innovationswirkungen ausgehen werden.

21Fazit zu den Innovationswirkungen

• Zeitliche Veränderungen der Innovationswirkungen sowie eine Erhöhung des Innovationspotenzials wer-den in etwas mehr als der Hälfte der Unternehmen festgestellt. Hierbei handelt es sich überwiegend um Un-ternehmen der beiden EMAS-innovativen Gruppen.

• Die zeitlichen Veränderungen machen sich teilweise in einer Entwicklung von additiven zu integrierten Lösungen bemerkbar. Teilweise kommt es zu einer Ausweitung von Standortbezug auf Wertschöpfungsket-tenbezug, der sich in einer stärkeren Einbindung von Lieferanten zeigt.

• Der Großteil der Unternehmen kann Folgeinnovationen durch die von EMAS ausgelösten organisatori-schen Innovationen feststellen. Dies wird überwiegend mit dem gestiegenen Umweltbewusstsein der Mit-arbeiterInnen in Verbindung gebracht.

• Gut die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, dass die Reichweite der eingeführten Innovationen im Laufe der Zeit zunimmt. Die übrigen geben an, dass die größten Veränderungen bei der Einführung von EMAS stattfanden und im Laufe der Zeit dann kleinere Maßnahmen umgesetzt werden.

• Die Hälfte der EMAS-Beauftragten erwartet zukünftig durch EMAS 2 Innovationswirkungen. Diese wer-den insbesondere der Einbeziehung der indirekten Umweltauswirkungen zugeschrieben.