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G. IV. RECHTLICHE UND TECHNISCHE WÜRDIGUNG

2. P RÜFUNG DER G ENEHMIGUNGSVORAUSSETZUNGEN

2.2 Vorsorge gegen Schäden durch die Aufbewahrung (§ 6 Abs. 2 Nr. 2 AtG)

2.2.10 Umgang mit radioaktiven Abfällen

Die erforderliche Vorsorge für den Umgang mit den im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld betriebsbedingt anfallenden festen, flüssigen und gasförmigen radioaktiven Abfällen ist getroffen. Die notwendigen Einrich-tungen sind im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld vorhanden und die erforderlichen organisatorischen Vorkehrungen sind im Betriebshandbuch durch geeignete Regelungen berücksichtigt.

Bei Einhaltung der Nebenbestimmung Nr. 24 bestehen keine Bedenken dagegen, dass die E.ON Kernkraft GmbH die im Zwischenlager anfallenden radioaktiven Abfällen im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld zwischenlagert und ggf. behandelt. Die zur Charakterisierung der Abfälle erforderlichen Daten, wie zum Beispiel Art des Rohabfalls, Inventar und Masse, werden entspre-chend §§ 72 ff StrlSchV erfasst und dokumentiert.

Anfallende feste, flüssige und gasförmige radioaktive Abfälle können im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld sicher behandelt und getrennt von den im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld anfallenden Abfällen zwischengelagert wer-den. Die für den Umgang mit im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld an-fallenden radioaktiven Abfällen im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld erforderli-che Änderung der Genehmigung nach § 7 AtG wurde von der E.ON Kern-kraft GmbH am 03.12.2002 beim Bayerischen Staatsministerium für Landes-entwicklung und Umweltfragen beantragt. Dieses hat mit Schreiben vom 10.01.2003 gegenüber dem Bundesamt für Strahlenschutz erklärt, dass kei-ne Gründe erkennbar sind, die eikei-ner solchen Gekei-nehmigung entgegen ste-hen. Mit Nebenbestimmung Nr. 24 wird sichergestellt, dass die erforderliche Genehmigung vorliegt, bevor im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld ra-dioaktive Abfälle anfallen.

2.2.11 Einwirkungen von innen

Die Auslegung des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld sowie des Transport- und Lagerbehälters der Bauart CASTOR® V/19 gegen Störfälle durch Einwirkungen von innen entspricht den Anforderungen des § 49 StrlSchV. Im Falle des Eintretens von anomalen Betriebszuständen ist die Dichtheit der Behälter weiterhin gegeben, so dass der Grenzwert des § 46 Abs. 1 StrlSchV unverändert eingehalten wird.

2.2.11.1 Anomaler Betrieb

Aus einem Ausfall der Normalstromversorgung ergeben sich keine sicher-heitstechnisch relevanten Auswirkungen auf die Aufbewahrung von Kern-brennstoffen im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld.

Durch den Ausfall eines Krans während des Behältertransportes wird der Behälter nicht gefährdet. Es ist in diesem Fall gewährleistet, dass der Kran langsam abgebremst wird und der Behälter sicher im Krangehänge hängen bleibt.

Da im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld allenfalls gering kontaminierte Wässer anfallen und diese Wässer weder unter hohem Druck stehen noch

aufgeheizt werden, sind auch im Falle einer Leckage der Betriebsabwasser-sammelbehälter keine radiologisch relevanten Freisetzungen radioaktiver Stoffe in die Umgebung des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld mög-lich. Die Ausführung der Abwassersammeltanks mit Auffangwanne stellt eine ausreichende Maßnahme zum Schutz vor Leckagen dar.

2.2.11.2 Störfälle

Dem Auftreten und den Auswirkungen von Störfällen bei Handhabungsvor-gängen wird im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld durch geeignete Maßnahmen begegnet.

Die von der E.ON Kernkraft GmbH zu Grunde gelegten Störfallszenarien für Einwirkungen von innen (vergleiche Abschnitt G.I.5.1) decken alle relevanten Störfallereignisse ab.

Alle Handhabungen bei der Ein-, Um- oder Auslagerung werden durch quali-fiziertes Personal durchgeführt, dessen Ausbildungsstand zudem kontinuier-lich erhalten wird. Weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Störfällen sind die Implementierung entsprechender Handhabungsvorschriften im Betriebs-handbuch und die Sicherstellung ihrer Einhaltung durch Prüfungen und Kon-trollen.

2.2.11.2.1 Mechanische Einwirkungen

Die mechanische Integrität des Behälters und der sichere Einschluss des ra-dioaktiven Inventars bleiben bei maximalen und minimalen Behältertempera-turen bei allen zu unterstellenden Störfällen mit mechanischer Einwirkung gewährleistet.

Auf Grund der Begrenzung der Fahrgeschwindigkeit des Transportfahrzeu-ges ist die Verwendung von Stoßdämpfern für die Transport- und Lagerbe-hälter beim innerbetrieblichen Transport nicht erforderlich.

Die größten mechanischen Einwirkungen auf den Behälter ergeben sich bei einem Absturz aus dem Krangehänge beim Abladen vom Transportfahrzeug beziehungsweise beim Transport im Lagerbereich. Die diesbezüglich durch-geführte vergleichende Betrachtung der Behälterbeanspruchungen greift in-soweit auf Prüfungen im verkehrsrechtlichen Zulassungsverfahren für Behäl-ter zurück, die ihrerseits in Übereinstimmung mit den geltenden IAEA-Prüfvorschriften durchgeführt wurden und aus experimentellen Versuchen (Fallversuchen an Originalbehältern und Modellen) sowie Berechnungen und vergleichenden Betrachtungen bestehen. Die der Behälterauslegung zugrun-de gelegten Umgebungstemperaturen von maximal 38 °C und minimal –40 °C werden bei der Aufbewahrung im Standort-Zwischenlager Grafen-rheinfeld nicht überschritten.

Die von der E.ON Kernkraft GmbH beim Be- und Entladen angegebene Hubhöhe von 3,00 m ist unter Berücksichtigung des Dämpferbetons für die Be- und Entladevorgänge abdeckend gewählt. Ein Absturz des Behälters auf Bereiche des Normalbetons beim Abheben vom Transportfahrzeug wird durch die speicherprogrammierbare Steuerung mittels der Fahrbereichsbe-grenzung des Krans bei einer Hubhöhe von 3,00 m auf den mittleren Bereich

der Dämpferbetonplatte vermieden. Die Bauteile der Traverse werden im Rahmen der begleitenden Kontrolle nach den Grundsätzen der erhöhten An-forderungen der KTA-Regeln 3902 und 3903 geprüft. Hierdurch wird eine ausreichende Vorsorge gegen einseitiges Versagen der Traverse getroffen.

Ein schräger Absturz des Behälters ist damit nicht zu unterstellen. Die Prü-fung hat weiterhin ergeben, dass der senkrechte Fall des Behälters als aus-legungsbestimmender Handhabungsstörfall für den Behälter zu bewerten ist.

Bei dem Absturz eines beladenen Transport- und Lagerbehälters der Bauart CASTOR® V/19 ohne Stoßdämpfer aus einer Höhe von 3,00 m auf eine Bo-denplatte aus Dämpferbeton bleiben die Behälterintegrität und der sichere Einschluss des radioaktiven Inventars erhalten. Somit ist die Verwendung des Dämpferbetons eine wirkungsvolle Maßnahme, um die mechanische Be-lastung des Behälters bei einem Fall aus der maximalen Hubhöhe von 3,00 m zu reduzieren.

Die Prüfung hat weiterhin ergeben, dass auch der Absturz aus 0,25 m Höhe auf den Hallenboden durch die Auslegung des Behälters abgedeckt wird. Für diesen Fall ist eine Standard-Helium-Leckagerate von maximal 10-4 Pa m³/s für silberummantelte Federkern-Metalldichtringe und von maximal 10-8 Pa m³/s für aluminiumummantelte Federkern-Metalldichtringe der Barrie-re Primärdeckel und von maximal 5 • 10-6 Pa m³/s der Barriere Sekundärde-ckel sichergestellt. Die Strahlenexposition nach dem Störfall Behälterabsturz liegt bei Annahme dieser Leckageraten um mehrere Größenordnungen un-terhalb der Störfallplanungswerte des § 49 StrlSchV. Damit ist auch dem Mi-nimierungsgebot des § 6 StrlSchV in angemessener Weise Rechnung getra-gen worden. Eine weitere Reduzierung der Strahlenexposition wäre nur mit unverhältnismäßigem Aufwand möglich.

Im Rahmen der Behälterhandhabungen in der Behälterwartungsstation kön-nen schwere Teile mit einem Kran über dem Behälter verfahren werden. Die aus einem Absturz dieser Teile resultierenden Belastungen des Behälters sind geringer als bei einem Behälterabsturz.

Durch die Anfahrmaße des Lagerhallenkrans und durch die an der Kranbahn angeordneten Endschalter wird der Anprall eines Behälters an ein Bauteil des Lagergebäudes vermieden. Die Auswirkungen des Aufpralls eines Be-hälters auf einen anderen Behälter werden durch Vorsorgemaßnahmen wie die Verwendung einer speicherprogrammierbaren Steuerung, die Begren-zung der Fahrgeschwindigkeit des Lagerhallenkrans mit Last und Fahrbe-reichseinschränkungen soweit begrenzt, dass der Behälter nicht umstürzt und die Integrität der Behälter nicht beeinträchtigt wird.

Die Auswirkungen eines Bedienungsfehlers oder eine Fehlsteuerung des La-gerhallenkrans werden durch die speicherprogrammierbare Steuerung sowie die geringen Hub- und Fahrgeschwindigkeiten so weit begrenzt, dass unzu-lässige mechanische Beanspruchungen des Behälters vermieden werden.

2.2.11.2.2 Brand

Auf Grund der von der E.ON Kernkraft GmbH vorgesehenen Brandschutz-maßnahmen sind im Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld nur sehr gerin-ge Brandlasten vorhanden. Zudem werden Brände durch das Brandmelde-system frühzeitig detektiert und können anschließend mit Hilfe der vorgese-henen Löschmaßnahmen wirkungsvoll bekämpft werden.

Temporär sind bei der Anlieferung eines Behälters durch das Transportfahr-zeug erhöhte Brandlasten in den Verladebereichen vorhanden. Zur Minimie-rung des Brandrisikos wird das Zugfahrzeug unmittelbar nach der Beendi-gung des Behältertransfers wieder aus dem Lagergebäude hinausgefahren.

Bei einem Brand des Transportfahrzeuges ist das Betriebspersonal vor Ort, das den Brand bereits in der Entstehungsphase erkennt und sofort mit mobi-len Feuerlöschmitteln wirksam bekämpft. So kann ein Fahrzeugvollbrand verhindert werden. Die Prüfung hat ergeben, dass durch anschließende Brandbekämpfung durch die Feuerwehr erreicht wird, dass die thermische Belastung des Behälters insgesamt geringer ist als die thermische Belastung, die der Behälterauslegung zugrunde gelegt wurde. Eine Freisetzung radioak-tiver Stoffe ist nicht zu besorgen, so dass die Störfallplanungswerte nach

§ 49 StrlSchV eingehalten werden.

Die in den sicherheitstechnischen Leitlinien für die trockene Zwischenlage-rung erhobenen BasisanfordeZwischenlage-rungen hinsichtlich der VorkehZwischenlage-rungen zur Brandrauchabführung werden durch die Einhaltung der konventionellen Schutzziele erfüllt.

Das bei den Löschmaßnahmen anfallende Löschwasser wird in bedarfsge-rechter Weise in den Verladebereichen durch Schwellen zurückgehalten.

2.2.12 Einwirkungen von außen

Der Schutz gegen Lasten und Störfälle durch Einwirkungen von außen ist hinreichend gewährleistet. Die erforderliche Vorsorge zur Reduzierung der Auswirkungen auslegungsüberschreitender Ereignisse ist getroffen.

2.2.12.1 Betriebliche Lasten durch naturbedingte Einwirkungen

Das Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld ist gegen betriebliche Lasten durch Einwirkungen von außen ausgelegt.

Die witterungsbedingten Einflüsse wie Wind- und Schneelasten wurden bei der bautechnischen Auslegung hinreichend berücksichtigt.

2.2.12.2 Störfälle durch naturbedingte Einwirkungen

Die Auslegung des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld sowie des Transport- und Lagerbehälters der Bauart CASTOR® V/19 gegen Störfälle durch Einwirkungen von außen entspricht den Anforderungen des § 49 StrlSchV.

Erdbeben

Das Lagergebäude und der Behälter sind gegen den Lastfall Erdbeben aus-gelegt.

Durch die standsichere Auslegung des Lagergebäudes einschließlich der Abschirmtore und der Personentür sowie der Lagerhallenkrane wird der Ab-sturz schwerer Teile, welche die Integrität der Behälter beeinträchtigen könn-ten, ausgeschlossen.

Das Auftreten des Bemessungserdbebens bei geöffnetem Abschirmtor, öffneter Personentür oder einer Kranfahrt unter Last wird auf Grund der ge-ringen Eintrittshäufigkeit nicht unterstellt.

Die durch ein Bemessungserdbeben induzierten direkten mechanischen Be-lastungen der Behälter sind geringer als die Beanspruchungen infolge me-chanischer Einwirkungen bei einem Behälterabsturz.

Systemausfälle infolge eines Erdbebens haben keine sicherheitstechnische Bedeutung. Durch die getroffenen Brandschutz-Vorsorgemaßnahmen wer-den bei Erdbeben-induzierten Bränwer-den unzulässige thermische Beanspru-chungen der Behälter vermieden.

Äußerer Brand

Auf Grund des Abstandes des Lagergebäudes des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld zu anderen Gebäuden ist das Übergreifen eines Brandes nicht zu unterstellen. Dichtere Baumbestände gibt es nur außerhalb der Si-cherungszaunanlage des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld in mehr als 100 m Abstand vom Lagergebäude. Das Übergreifen eines Waldbrandes auf das Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld kann durch geeignete Brandbe-kämpfungsmaßnahmen verhindert werden. Auswirkungen eines externen Feuers auf das Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld sind daher nicht wei-ter zu betrachten.

Hochwasser

Die Bewertung der Standortgegebenheiten hat ergeben, dass der Standort des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld nicht hochwassergefährdet ist und dass somit keine baulichen Maßnahmen zum Hochwasserschutz erfor-derlich sind.

Blitz

Durch die Erdungs- und Blitzschutzeinrichtungen und die Anbindung an das Erdungsnetz des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld ist ausreichend Vorsorge gegen Blitzschlagwirkungen getroffen worden.

2.2.12.3 Auslegungsüberschreitende Ereignisse

Die betrachteten auslegungsüberschreitenden Ereignisse erfordern keine einschneidenden Maßnahmen des Notfallschutzes.

Auslegungsüberschreitende Ereignisse sind Einwirkungen von außen, die auf Grund ihrer geringen Eintrittswahrscheinlichkeit nicht auslegungsbestim-mend im Sinne von § 49 StrlSchV sind. Gemäß den Anforderungen der „Si-cherheitstechnischen Leitlinien für die trockene Zwischenlagerung bestrahlter Brennelemente in Behältern“ (RSK-Leitlinie) sind gleichwohl für die Ereignis-se Flugzeugabsturz und von außen auftretende Druckwellen Schutzmaß-nahmen unter dem Gesichtspunkt der Reduzierung der Schadensauswirkung erforderlich. Die Forderung bezieht sich insbesondere auf den sicheren Ein-schluss der Kernbrennstoffe und die Aufrechterhaltung der unterkritischen Anordnung der Kernbrennstoffe.

Als zivilisatorisch bedingte Einwirkungen von außen wurden der Absturz ei-ner schnell fliegenden Militärmaschine und die Einwirkung von Explosions-druckwellen betrachtet. Die beiden Ereignisse Flugzeugabsturz und von au-ßen auftretende Druckwellen haben eine sehr geringe Eintrittshäufigkeit von höchstens 10-6/a. Die Absturzhäufigkeit großer ziviler oder militärischer Flug-zeuge ist noch deutlich niedriger, weshalb diese Ereignisse nicht zu betrach-ten waren.

Flugzeugabsturz

Einschneidende Maßnahmen des Notfallschutzes sind beim Absturz einer schnell fliegenden Militärmaschine nicht erforderlich, da die Prüfung ergeben hat, dass bei diesem Ereignis sogar der Störfallplanungswert nach § 49 StrlSchV eingehalten wird.

Das Lagergebäude des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld wird nicht gegen einen Flugzeugabsturz ausgelegt. Die Schutzfunktion gegen Auswir-kungen eines Flugzeugabsturzes übernimmt der Transport- und Lagerbehäl-ter.

Die maßgebende mechanische Belastung beim Absturz einer schnell flie-genden Militärmaschine entsteht durch das Auftreffen der Triebwerkswelle auf das Deckelsystem des Behälters, die durch einen Beschussversuch si-muliert wurde. Aus den Versuchsergebnissen wurde für den Transport- und Lagerbehälter der Bauart CASTOR® V/19 ein Anstieg der Standard-Helium-Leckagerate auf maximal 3,4 • 10-2 Pa m³/s ermittelt.

Unabhängig vom Zerstörungsgrad des Lagergebäudes können herabstür-zende Gebäudetrümmer das Deckelsystem einzelner Behälter mechanisch belasten. Maßgebend für diesen Fall ist der Absturz von Dachbindern ver-bunden mit Teilen der Dachkonstruktion. Die hierbei auftretenden

Belastun-gen sind geringer als die mechanischen BelastunBelastun-gen beim Aufprall einer Triebwerkswelle.

Die Wärmeabfuhr einzelner Behälter kann durch Gebäudetrümmer beein-trächtigt werden. Jedoch ist auch bei einer Bedeckung der Transport- und Lagerbehälter durch Gebäudetrümmer durch die sich ausbildenden Konvek-tionsströme zwischen den Trümmerstücken eine ausreichende Wärmeabfuhr gewährleistet. Selbst bei einer vollständigen Isolation des Transport- und La-gerbehälters ergäbe sich lediglich ein Temperaturanstieg von 2,6 K/h. Auch unter diesen Umständen bliebe genügend Zeit, um Konvektionsbedingungen zur ausreichenden Wärmeabfuhr für die betroffenen Behälter wieder herzu-stellen.

Die thermischen Belastungen auf Grund eines Kerosinbrandes sind auf jeden Fall so gering, dass sie durch die Auslegung des Behälters gegen einen Brand von 1 h Dauer bei 600 °C abgedeckt sind. Höhere Temperaturen bis 1 200 °C können nur bei Bränden mit hohen Abbrandgeschwindigkeiten auf-treten. Auf Grund des begrenzten Kerosineintrages in das Lagergebäude be-trägt die Branddauer dann nur wenige Minuten. Auch in diesem Fall ist si-chergestellt, dass die Dichtheit mindestens einer Barriere des Doppeldeckel-dichtsystems erhalten bleibt.

Die Prüfung hat ergeben, dass im Falle des Absturzes eines schnell fliegen-den Militärflugzeuges auf das Lagergebäude die sich durch die erhöhte Le-ckagerate eines Behälters ergebende Dosis und die Organdosiswerte deut-lich unter 1 mSv liegen. Damit ist sichergestellt, dass keine einschneidenden Maßnahmen des Notfallschutzes erforderlich werden, auch wenn mehrere Behälter durch mechanische Einwirkungen von Flugzeugteilen oder schwe-ren Trümmerstücken erhöhte Leckageraten aufweisen. Sogar die in § 49 StrlSchV genannten Grenzwerte werden bei einem solchen Ereignis weit un-terschritten.

Somit werden die Anforderungen der „Sicherheitstechnischen Leitlinien für die trockene Zwischenlagerung bestrahlter Brennelemente in Behältern“

(RSK-Leitlinien) erfüllt. Dem Minimierungsgebot nach § 6 StrlSchV wird damit Rechnung getragen.

Druckwellen aus chemischen Reaktionen und Einwirkungen gefährlicher Stoffe

Einschneidende Maßnahmen des Notfallschutzes sind beim Eintreten von Druckwellen aus chemischen Reaktionen nicht erforderlich, da die Prüfung ergeben hat, dass auch bei einem solchen Ereignis sogar der Störfallpla-nungswert nach § 49 StrlSchV eingehalten wird.

Das Lagergebäude ist nicht gegen Druckwellen aus chemischen Reaktionen ausgelegt. Die Schutzfunktion gegen die Auswirkungen von Druckwellen übernimmt der Transport- und Lagerbehälter, dessen Integrität entsprechend der BMI-Richtlinie gewährleistet ist. Die Sicherheitsabstände zu Industriean-lagen, Gasfernleitungen sowie Transportwegen sind ausreichend, so dass die dem Sicherheitsnachweis zugrunde gelegten Belastungen nicht über-schritten werden.

Da das Lagergebäude nicht gegen Druckwellen entsprechend der BMI-Richtlinie ausgelegt ist, sind beim Einsturz des Gebäudes Aktivitätsfreiset-zungen durch das Auftreffen schwerer Trümmerteile auf die Behälter nicht

ausgeschlossen. Die Prüfung hat ergeben, dass die radiologischen Auswir-kungen durch Aktivitätsfreisetzungen nach Druckwellen durch die Ergebnisse zum Flugzeugabsturz abgedeckt werden.

Eine Beeinträchtigung der Sicherheit ist auch bei einer Einwirkung toxischer Stoffe auf das Personal nicht gegeben. Die technischen Einrichtungen und die Behälter sind so ausgelegt, dass bei einem Ausfall des Betriebspersonals kein Störfall entsteht.

2.2.12.4 Auswirkungen von Stör- und Unfällen im Kernkraftwerk Grafen-rheinfeld

Vom Kernkraftwerk Grafenrheinfeld gehen auch bei Stör- oder Unfällen keine Auswirkungen auf das Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld aus, die den sicheren Einschluss des radioaktiven Inventars in den Transport- und Lager-behältern beeinträchtigen.

Die Auswirkungen folgender Störfälle mit einer mechanischen Zerstörung von Anlagenteilen des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld auf das Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld wurden untersucht:

• ein Umstürzen des Fortluftkamins oder anderer baulicher Einrichtungen,

• ein Turbinenzerknall und

• ein Versagen von Behältern mit großem Energieinhalt im Maschinen-haus.

Die Prüfung hat ergeben, dass bei diesen Ereignissen auf Grund der Anord-nung des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld zum Kernkraftwerk Gra-fenrheinfeld keine Auswirkungen auf das Lagergebäude des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld auftreten.

Auf Grund der Auslegung des Fortluftkamins des Kernkraftwerks Grafen-rheinfeld ist ein Kamineinsturz nur bei einem Flugzeugabsturz auf den Kamin denkbar. Dieses Szenario ist unwahrscheinlicher als ein Flugzeugabsturz auf das Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld selbst. Die Auslegung des Transport- und Lagerbehälters CASTOR® V/19 bietet auch gegen die dabei auftreffenden Trümmerlasten einen ausreichenden Schutz. Damit sind wei-tergehende Maßnahmen zur Reduzierung der Schadensauswirkungen nicht erforderlich. Die Zugänglichkeit des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld wird durch den Einsturz des Fortluftkamins nicht beeinträchtigt.

Von einem Brand im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld geht keine unmittelbare Gefährdung des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld aus.

2.2.13 Eigenständigkeit des Standort-Zwischenlagers Grafenrheinfeld