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Theoretischer Rahmen

Im Dokument Investitionen in Handels-immobilien (Seite 183-186)

Nachfrage- Nachfrage-situation

5 Determinanten der Standortwahl von LM-Discountern

5.2 Theoretischer Rahmen

5.2.1 Literaturüberblick Makrostandortwahl

Die Untersuchungen zur Standortwahl von Einzelhandelsbetrieben lassen sich generell in Makro- und Mikrostandortwahl einteilen (vgl. u.a. BIENERT 1996, S.115), wobei auf der Makroebene die Auswahl einer Region bzw. eines Expansionsgebietes, also die Wahl des räumlichen Einzelhandelsmarktes (z.B. Nahbereich) im Mittelpunkt steht (vgl. u.a. HERNANDEZ/BENNISON/CORNELIUS, S.302). Bislang war es vor allem die Analyse des Mikrostandortes, welche in der Literatur ausführlich diskutiert und dokumentiert wurde (vgl. u.a. HUFF 1963; APPLEBAUM 1966; SIMKIN 1989; COATES ET AL. 1995;

BIRKIN/CLARKE/CLARKE 2002; NAKAYA ET AL. 2007). Die Analyse des Makrostandortes stützt sich bis dato dagegen hauptsächlich auf die Arbeiten von LIU 1970 und INGENE/LUSCH 1980. Die von ihnen identifizierten Determinanten der Makrostandortwahl – Einwohnerzahl, Kaufkraft und vorhan-dene Verkaufsfläche – sind bis heute als fundamental für Wissenschaft sowie Praxis anzusehen. (vgl.

SEGERER/KLEIN 2012, S.24)

Analog zu der Identifikation von Determinanten der Makrostandortwahl für den gesamten Einzelhan-del, gibt es – trotz der Marktdominanz im Einzelhandel – bislang auch zur Thematik der LM-Discounter – sowohl auf Makro- wie auch auf Mikroebene – nur wenige Beiträge. Neben der eingangs genannten Veröffentlichung von SEGERER/KLEIN 2012 sind es in diesem Zusammenhang die Beiträge von JÜRGENS 2012 sowieCLEEREN ET AL.2010, welche Input für die Ableitung eines Makrostandort-wahlmodells liefern können. Beide untersuchen die Makrostandortwahl94 von LM-Discountern auf Gemeindeebene:

 JÜRGENS 2012 stellt anhand einer visuellen und Korrelationsanalyse fest, dass sich LM-Discounter in erster Linie in Gemeinden höherer Zentralität ansiedeln, welche sich gleich-zeitig durch eine überdurchschnittliche Bevölkerungsdichte auszeichnen. Die Kaufkraft spielt hierbei seiner Meinung nach eine untergeordnete Bedeutung, ohne dies jedoch an signifikanten Kennzahlen festzumachen. Im Hinblick auf den Wettbewerb konstatiert er, dass im intraformalen Wettbewerb sich alle übrigen LM-Discounter an Aldi orientieren, wohingegen interformal – auf Mikroebene und daraus abgeleitet auch auf Makroebene – Koppelstandorte mit Supermärkten zur Ausnutzung von Synergieeffekten – basierend auf dem Theorem von HOTELLING 1929 – forciert werden.

94 Anm.: Bei JÜRGENS 2012 wird die Gemeinde als sog. Mesolage – eine teilweise in der Geographie verwendete Ebene zwischen dem Mikrostandort und dem Makrostandort – bezeichnet. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird solange es sich nicht um eine punktuelle Betrachtung eines Standortes – adressgenauer Standort für eine Verkaufsstätte – handelt, sondern um eine flächenhafte Analyse – Marktgebiet, Einzugsbereich oder großmaßstäblicher (vgl. Kapitel 4.7.2.2) – vom Makro-standort bzw. MesoMakro-standort (vgl. Kapitel 7) gesprochen. Einen detaillierten Überblick der einzelnen Ebenen der Standortpla-nung geben u.a. BIENERT 1996 und GHOSH/MCLAFFERTY 1987.

 CLEEREN ET. AL. 2010 weisen unter Anwendung eines empirischen Eintrittsmodells zur Analyse des intra- und interformalen Wettbewerbs zwischen den beiden Betriebsformen LM-Discounter und Supermarkt für deutsche Gemeinden zwischen 3.000 und 25.000 Ein-wohner nach, dass sich LM-Discounter eher in Gemeinden mit schlechteren wirtschaftli-chen Rahmenbedingungen – niedriges Einkommensniveau, hohe Arbeitslosenquote, hoher Ausländeranteil und hoher Anteil der über 65 Jährigen an der Gesamtbevölkerung – ansie-deln, wohingegen Supermärkte mit Ausnahme der Variablen Anteil über 65 Jähriger ge-genteilig auf die beschriebenen Rahmenbedingungen reagieren (vgl. SEGERER 2013b, o.A.).

5.2.2 Mögliche Determinanten der Makrostandortwahl

Die theoretischen Überlegungen des dynamischen Handelsimmobilienteilmarktmodells bilden die Grundlage, um mögliche Determinanten für ein Modell der Makrostandortwahl von LM-Discountern zu identifizieren. In diesem Zusammenhang sind es vor allem die Determinanten – Einwohner, Kauf-kraft, Konsumentenverhalten, Wettbewerb und Öffentliche Planung, welche im Folgenden zur Abbil-dung der Nachfrage-, Angebots-, Planungs- und Immobilienmarktseite genauer spezifiziert werden.

5.2.2.1 Nachfrage

Bevölkerung bzw. Bevölkerungsdichte: Eine zunehmende Einwohnerzahl wirkt sich genauso wie eine zunehmende Einwohnerdichte positiv auf die Ansiedlung eines LM-Discounters aus.

Kaufkraft: Während JÜRGENS 2012 keinen Einfluss der Kaufkraft feststellen kann, identifizieren CLEEREN ET AL. 2010 diese als signifikante Einflussvariable. Generell ist davon auszugehen, dass die lokal vorhandene Kaufkraft, als monetäre Maßzahl der Konsumentenpräferenzen, die Standortwahl beeinflusst. Eine zunehmende Kaufkraft favorisiert eine Konsumentennachfrage nach leistungsorien-tierten Betriebsformen, wie z.B. den Supermarkt, und wirkt sich somit negativ auf die Ansiedlung eines LM-Discounters aus.

Konsumentenverhalten: Das Konsumentenverhalten auf Makroebene ist nur implizit zu erfassen, da es sich auf die Individualebene bezieht. Deshalb wird das Konsumentenverhalten auf Makroebene mittels der von CLEEREN ET AL.2010 ermittelten soziodemographischen Indikatoren modelliert, welche ge-wisse Konsumentenpräferenzen implizit abbilden:

Ausländeranteil: Das kostenorientierte Betriebskonzept – vor allem geringer Sortiments-umfang und Preis – vermindert Zugangsbarrieren, z.B. Sprachbarrieren, und führt zu einer größeren Attraktivität des LM-Discounters gegenüber leistungsorientierten Betriebsfor-men. Ein zunehmender Ausländeranteil wirkt sich positiv auf die Ansiedlung eines LM-Discounters aus.

Anteil Senioren: Senioren zeichnen sich zumeist durch ein geringeres verfügbares Ein-kommen aus, weshalb das kostenorientierte Betriebskonzept – vor allem der Preis – für

diese Zielgruppe besonders attraktiv ist. Ein hoher Seniorenanteil wirkt sich positiv auf die Ansiedlung eines LM-Discounters aus.

Arbeitslosenquote: Arbeitslose zeichnen sich ebenfalls durch ein geringeres verfügbares Einkommen aus, weshalb auch für diese Gruppe das kostenorientierte Betriebskonzept be-sonders attraktiv ist. Eine hohe Arbeitslosenquote wirkt sich positiv auf die Ansiedlung ei-nes LM-Discounters aus.

Bevölkerungswachstum: Weder von CLEEREN ET AL. 2010 noch von JÜRGENS 2012 wird der demo-graphische Wandel im Sinne der Bevölkerungsabnahme bzw. -zunahme in bestimmten Marktgebieten diskutiert. Setzt man jedoch – auf Basis des dynamischen Handelsimmobilienteilmarktmodells – ein antizipierendes Verhalten der Handelsunternehmen voraus, ist der demographische Wandel schon heute in der Standortwahl ablesbar. Betriebsformenübergreifend wird erwartet, dass sich LM-Discounter und interformale Wettbewerber auf Makrostandorte mit wachsender Bevölkerung konzent-rieren.

5.2.2.2 Angebot

Interformaler Wettbewerb: Einerseits führt interformaler Wettbewerb zur Verdrängung, also Umsatz-verlusten, andererseits zu Synergieeffekten, also zusätzlichen Umsatzgewinnen, da LM-Discounterkunden ein kosten- mit einem leistungsorientierten Konzept koppeln können. In diesem Zusammenhang wird von Synergieeffekten der beiden konkurrierenden Betriebsformen ausgegangen.

Interformaler Wettbewerb wirkt sich somit positiv auf die Ansiedlung eines LM-Discounters aus.

5.2.2.3 Öffentliche Planung

Zentrensystem: Grundsätzlich hat ein höherer zentralörtlicher Rang positiven Einfluss auf die Ansied-lung eines LM-Discounters. Gleichzeitig gilt es jedoch zu bedenken, dass im Zentrale-Orte-System eine höhere Zentralität auch mit einer i.d.R. stärkeren wirtschaftlichen Aktivität und einer Zunahme z.B. von Verwaltungs- bzw. Bildungseinrichtungen einhergeht. Folglich nimmt in Zentren höheren Ranges der Flächenkonflikt zwischen einzelnen Nutzungen zu, wohingegen in Zentren mittleren zent-ralörtlichen Ranges ein ausgewogenes Nachfrage-Umsatz-Verhältnis zu erwarten ist. (vgl. S EGE-RER/KLEIN 2012, S.25f.)

5.2.2.4 Immobilienmarkt

Immobiliennachfrage: Eine hohe teilmarktübergreifende Immobiliennachfrage wirkt sich negativ auf die Ansiedlung von LM-Discountern aus.

5.2.2.5 Determinanten in der Übersicht

Die potenziellen Einflussvariablen auf die Makrostandortwahl von LM-Discountern sind abschließend in Abbildung 5-3 zusammengefasst. Unter Berücksichtigung dieser vier Einflusskategorien kann da-von ausgegangen werden, dass Abhängigkeiten – insbesondere zwischen den Einflussvariablen auf

Seiten der Nachfrage und des Immobilienmarktes – bestehen, was in der methodischen Operationali-sierung berücksichtigt werden muss (vgl. SEGERER/KLEIN 2012, S.26).

Abbildung 5-3: Mögliche Determinanten der Makrostandortwahl von LM-Discountern in der Übersicht95

Quelle: Eigene Bearbeitung nach SEGERER/KLEIN 2012, S.25

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