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Das Teilsystem Forschung und Entwicklung

2.3 Forschung und Entwicklung

3.1.2 Das Teilsystem Forschung und Entwicklung

wissen-schaftlichen, international wettbewerbsfähigem Niveau so anzubieten, daß ei-ne effiziente Nutzung durch die innovierenden Unterei-nehmen gewährleistet ist. Für die angewandte Forschung bedeutet dies bereits eine weitgehende Marktorientierung ihrer Ziele.

• Es bedarf neuer, effizienter Wege und Formen des Wissens- und Technologie-transfers zwischen den Anbietern und Nachfragern für neue technologische Lösungen. Obwohl sich in der Praxis die direkte Interaktion zwischen den Partnern als wirksamste Form des Transfers erwiesen hat, sind für eine Reihe von Aufgaben spezielle Transfereinrichtungen als Mittlerorganisationen un-erlässlich. Transfermittler stellen damit zugleich eine dritte Gruppe von Ak-teuren im Innovationssystem dar.

• Die Leistungsfähigkeit eines nationalen Innovationssystems wird entscheidend von einer Vielzahl volkswirtschaftlicher Rahmenbedingungen, wie insbeson-dere von der Forschungs- Technologie- und Innovationspolitik des Staates, vom Bildungssystem, vom Finanzsystem und weiteren Faktoren beeinflußt.

Auch auf diesem Gebiet ergeben sich vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten im Innovationssystem.

Gerade im letzten Jahrzehnt ist nicht nur in Deutschland erneut die Forderung aufge-kommen, daß die Forschungseinrichtungen einen größeren Beitrag zur Innovations-fähigkeit der Wirtschaft leisten müssten. Dieser Beitrag soll durch die Verstärkung der Aktivitäten im Wissens- und Technologietransfer von diesen Einrichtungen er-bracht werden. Zwar hat sich in der Zwischenzeit die Einsicht durchgesetzt, daß Wissens- und Technologietransfer in der Regel ein zweiseitiger Prozeß ist. Die An-nahme, daß in den öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen fertige Resultate vorliegen, die von der Wirtschaft lediglich aufgenommen werden müssten und auto-matisch zu Innovationen führen würden, ist der Einsicht gewichen, daß der Wissens-und Technologietransfer im wesentlichen auf der Interaktion Wissens-und dem Austausch zweier oder mehrerer Akteure beruht. Jedoch fehlt bislang in der politischen aber auch in der wissenschaftlichen Diskussion die Berücksichtigung der existierenden Struktur des Innovationssystems und insb. der Forschungsinfrastruktur weitestge-hend.

Die Frage der Gestaltung der Verbindungen zwischen den Akteuren des Innovations-systems muß um die Frage nach den Akteuren innerhalb des Systems, die miteina n-der verbunden werden sollen erweitert werden. Für das öffentliche Wissens- und Technologiegewinnungssystem impliziert dies die Frage nach der Arbeitsteilung zwischen den öffentlichen Forschungseinrichtungen. Dies umfasst sowohl die Ar-beitsteilung hinsichtlich bestimmter Wissenschafts- und Technologiebereiche aber auch hinsichtlich der FuE-Kategorien.

Die Unternehmen (als die eigentlichen institutionellen Träger der Innovation) mü s-sen in ein Geflecht von informellen, materiellen, personellen und finanziellen Bezie-hungen mit anderen Institutionen eingebunden sein, um (die richtigen) Inventionen aufgreifen, selbst entwickeln und erfolgreich am Markt umsetzen zu können. Solche Netzwerkbeziehungen bestehen beispielsweise zum System der öffentlichen For-schungseinrichtungen, dem politischen System hinsichtlich der Inanspruchnahme von Fördermitteln oder der Mitsprache bei Regulierungs- und Genehmigungsverfa h-ren sowie dem Bankensystem.95 Einen besonderen Schwerpunkt im nationalen

95 Siehe hierzu auch: Soskice 1996

vationssystem stellt die Sicherung und Stärkung der Innovationsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) dar, die nur über begrenztes Innovationspo-tential (hinsichtlich der Ausstattung mit FuE-Personal, Kapital, Möglichkeiten der Arbeitsteilung) verfügen und deshalb größenbedingte Nachteile im Innovationswett-bewerb aufweisen. Kleine Unternehmen führen deshalb in der Regel in geringerem Maße eigene FuE-Arbeiten durch als Großunternehmen.96

Die öffentliche Forschungsinfrastruktur und die Unternehmen als Träger der Innova-tionen sind mit den Instrumenten des Wissens- und Technologietransfers miteinander verbunden. Dabei geht es nicht nur um die einseitige Übertragung von Wissen und neuen technologischen Problemlösungen aus der Wissenschaft, die für frühere Auf-fassungen zum Technologietransfer charakteristisch war, sondern ebenso um den notwendigen Innovations- und Erfahrungsrückfluss aus der wirtschaftlichen Anwen-dung neuer technologischer Erkenntnisse in die wissenschaftliche Forschung, um die effiziente Einordnung eigener Forschungsleistungen in das Forschungssystem oder um gemeinsame FuE-Aktivitäten von Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Rahmen von Kooperationsbeziehungen. Wissens- und Technologietransfer umfasst in diesem Sinn den wechselseitigen Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Leistungen zwischen den Akteuren des Innovationssystems mit dem Ziel der Hervorbringung konkreter Innovationen.

Innovationssysteme können als soziale Systeme charakterisiert werden, in deren Mittelpunkt das Lernen steht, wodurch sie auch eine dynamische Komponente er-halten97. Sie weisen eine Vielzahl formeller und informeller Netzwerkbeziehungen auf. Volkswirtschaften haben i. d. R. unterschiedliche nationale Innovationssysteme, so daß die länderspezifische Innovationsfähigkeit und damit auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes durch die unterschiedlichen interdependenten Bedingungskonstellationen dieser Systeme erklärt werden können.98 Die Ausprägung derartiger Konstellationen konkretisiert sich im Hinblick auf bestimmte

96 Vgl. auch Kapitel 5.1.1.1

97 Vgl. Pleschak; Sabisch 1996, S. 38

98 Vgl. hierzu Tylecote, A. 1996, S. 46ff.

bedingungen, Netzwerke, Unternehmensstrategien und Wettbewerbsfaktoren. Auf der Grundlage dieses Potentials ist es möglich, in einem Wirtschaftssystem ein be-stimmtes Ausmaß an Innovationen zu realisieren. Allerdings beschränken sich die meisten empirischen Untersuchungen aufgrund der Komplexität nationaler Innovati-onssysteme bislang eher auf partielle Bereiche.99

Die Innovationssysteme der westlichen Industrieländer variieren hinsichtlich der Innovationsleistung (insb. dem Innovationsgrad sowie der marktlichen Diffusionstie-fe und -breite) aber auch der jeweils bearbeiteten TechnologieDiffusionstie-felder aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungswege. Nationale Innovationssysteme sind keine stra-tegisch geplanten Systeme, vielmehr sind sie aus der operativen Tätigkeit und der Interaktion der wichtigsten wissenschaftlichen und politischen Entscheidungsträger entstanden.100 KUHLMANN stellt jedoch fest, daß sich nationale Innovationssysteme sehr wohl in einem gesteuerten und geplanten Prozeß entwickelten.101 Er führt dies aber auf die Entwicklung der "... nationalen politischen Systeme, (die) selber zune h-mend ausdifferenziert, entfalteten innovationspolitische Aktivitäten, indem sie als Katalysator, Förderer und Regulator der vielerorts entstehenden Innovationsinstan-zen wirkten..."102 Für die Entwicklung einzelner Komponenten von Innovationssys-temen, wie zum Beispiel dem Bildungssystem, ist dies zutreffend, bezogen auf das gesamte System und insbesondere die Verbindungen zwischen den Teilsystemen und Akteuren kann aber nur eingeschränkt von einem geplanten und systematischen Pro-zeß gesprochen werden. Dies ist im wesentlichen auf die Vielfalt der Politikbereiche zurückzuführen, die auf ein Innovationssystem wirken. Seitens des Staates stehen die Instrumente folgender, für Innovationen relevanter, Politikbereiche zur Verfügung:103

Wirtschaftspolitik, insb. die Beeinflussung durch das wirtschaftspolitische In-strumentarium;

99 Siehe hierzu: Gerstenberger, Penzkofer, Schmalholz 1999, S. 7-19.

100 Vgl. Marceau, Dodgson, S. 3

101 vgl. Kuhlmann, S. 14

102 Kuhlmann, S. 14

103 Vgl. Betz 1997, S. 29f.

Industriepolitik zur Errichtung, Umgestaltung und Anpassung der produktiven Strukturen einer Volkswirtschaft (als Teil der Wirtschaftspolitik);

Forschungs- und Wissenschaftspolitik zur Errichtung und Aufrechterhaltung ei-ner Forschungsinfrastruktur unabhängig von der technologischen Anwen-dung;

Technologiepolitik mit Aktivitäten zur Schaffung, Stimulierung und Regulierung von Technologien sowie

Technologieförderungspolitik zur Unterstützung anwendungsorientierter FuE und der kommerziellen Verwertung der daraus resultierenden Forschungsergeb-nisse.

Als Innovationspolitik wird dabei die Schnittmenge von Wirtschafts-/ Industriepoli-tik, Technologiepolitik sowie Forschungs-/ Wissenschaftspolitik bezeichnet.104 Die Aufgaben der Innovationspolitik umfassen:

• die Entwicklung und den Ausbau einer Forschungsinfrastruktur (Forschungs- und Wissenschaftspolitik);

• die Generierung neuer Technologien (Technologiepolitik) sowie

• die Anwendung neuer Technologien (Industrie- und Technologieförderungspoli-tik).

Des weiteren muß die Innovationspolitik die monetären und nichtmonetären Ra h-menbedingungen für das Wissens- und Technologiegewinnungssystem schaffen.105 Die Vielgestalt der Aufgaben der Innovationspolitik führt auf politischer Ebene zu einem "policy mix"106, der eine klare Aufgaben- und Kompetenzabgrenzung zwi-schen politizwi-schen Entscheidungsträgern vermissen lässt. Innovationspolitik ist zudem auch in zunehmendem Maße mit regionalpolitischen Entscheidungen verbunden.

104 Vgl. Betz 1997, S. 32, Weiss 1998, S. 147ff.

105 Meyer-Krahmer 1999, S. 43

106 Betz 1997, S. 30

Für die folgenden Kapitel stellt sich die Frage, wie nationale Innovationssysteme organisiert sein müssen, um den Anforderungen des komplexen Entstehungsprozes-ses von Innovationen gerecht zu werden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht dabei zum einen die Struktur (der institutionelle Aufbau) der Innovationssysteme (Kapitel 3.2 und zum anderen die Gestaltung der Schnittstellen bzw. der Verbindungen der vorhandenen Elemente des Systems (Kapitel 4.5).