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Akteure in nationalen Innovationssystemen

Für die folgenden Kapitel stellt sich die Frage, wie nationale Innovationssysteme organisiert sein müssen, um den Anforderungen des komplexen Entstehungsprozes-ses von Innovationen gerecht zu werden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht dabei zum einen die Struktur (der institutionelle Aufbau) der Innovationssysteme (Kapitel 3.2 und zum anderen die Gestaltung der Schnittstellen bzw. der Verbindungen der vorhandenen Elemente des Systems (Kapitel 4.5).

Innerhalb des Wissens- und Technologiegewinnungssystems als Teilsystem des In-novationssystems interagieren im wesentlichen vier Gruppen von Akteuren:

• Wissens- und Technologieproduzenten (Wissens- und Technologiegewinnungs-system / TeilTechnologiegewinnungs-system Forschung und Entwicklung),

• Wissens- und Technologieanwender (Wissens- und Technologieverwertungssys-tem),

• Transfermittlerorganisationen sowie

• politische Entscheidungsträger.

Die verschiedenen Akteure können ihre Rolle innerhalb des Innovationssystems wechseln. Technologieproduzenten können ebenso als Technologieanwender auftre-ten, wie Technologieanwender die Rolle eines Technologieanbieters übernehmen können. Transfermittler übernehmen eine zweifache Rolle: sie sind sowohl Techno-logieanbieter als auch Technologienachfrager.

3.2.1 Wissens- und Technologieproduzenten

Wissens- und Technologieproduzenten eines Innovationssystems sind die öffentli-chen Forschungseinrichtungen und Universitäten, teilgeförderte öffentliche For-schungseinrichtungen, private (meist gemeinnützige) Forschungseinrichtungen sowie die Wirtschaft. Diese Akteure stellen das Wissens- und Technologiegewinnungssys-tem eines InnovationssysTechnologiegewinnungssys-tems dar.110

Die Aktivitäten der Akteure des Wissens- und Technologiegewinnungssystems wer-den maßgeblich von wer-den Erfordernissen der Wissenschafts- und Technologieent-wicklung, den Anforderungen der Technologieanwender (Markerfordernissen) sowie den Erkenntnissen und Erfahrungen aus früheren Transferprojekten beeinflußt. Ab-hängig von der Art der Forschungstätigkeit (Grundlagenforschung, angewandte

110 Synonym dazu wird im folgenden der Begriff "Teilsystem Forschung und Entwicklung"

verwandt.

schung oder Entwicklung) besitzen die Einflussgrößen eine unterschiedliche Bedeu-tung für die einzelnen Technologieproduzenten. So ist der Einfluß der Wissen-schafts- und Technologieentwicklung auf die Grundlagenforschungseinrichtungen größer als der der Erfordernisse der (marktnahen) Technologieanwender. Insbeson-dere für Einrichtungen der angewandten Forschung und FuE-Dienstleister, die sehr stark im Bereich der Entwicklung tätig sind, hat die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Technologieanwender (Kunden) eine sehr große Bedeutung.

Die verschiedenen Wissens- und Technologieproduzenten sind unterschiedlich stark in die Phasen des Innovationsprozesses einbezogen. Die Überführung einer (radika-len) Invention in eine (radikale) Innovation erfordert die Integration der verschiede-nen Akteure. Dieser Integrationsgedanke, der sehr eng mit dem Technologietransfer verknüpft ist, ist die Hauptaufgabe bei der Gestaltung und Steuerung des nationalen Innovationssystems.

3.2.2 Technologieanwender

Technologieanwender sind einerseits existierende Unternehmen, die die Technolo-gien in neuen Produkten/ Verfahren in bereits bestehenden oder neuen Geschäftsfel-dern kommerziell verwerten, andererseits aber auch neue Unternehmen, die explizit zur Verwertung der Technologien gegründet werden. Hauptakteure des Innovations-geschehens sind die Wirtschaftsunternehmen, die Innovationen durchsetzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen bzw. zu behalten. Sie treten als Technologienach-frager im Innovationssystem in Erscheinung und benötigen in immer kürzer werden-den Zeitabstänwerden-den neue technologische Problemlösungen für die Entwicklung sowie die Produktions- und Markteinführung neuer Produkte und Verfahren. Neue Wirk-prinzipien und andere Ergebnisse des Einsatzes neuer Technologien entstehen im Prozeß der Grundlagenforschung und angewandten Forschung, deren Träger im be-sonderem die Forschungsinstitute sowie die Universitäten und Hochschulen sind.

Aber auch auf der Seite der Unternehmen, insbesondere in Großunternehmen der High-Tech-Branchen, werden in nicht unerheblichem Maße Aufgaben der ange-wandten Forschung und zum Teil auch der (gezielten) Grundlagenforschung reali-siert. In der Innovationsphase der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren sind

die Industrieunternehmen wichtigste Akteure, sie werden dabei unterstützt durch eine Reihe spezialisierter FuE-Dienstleistungsunternehmen.

Der Technologiebedarf sowohl existierender als auch neu gegründeter Unternehmen wird wesentlich durch Marktaspekte bestimmt. Hierbei findet ein Abgleich des tech-nologisch / technisch "Machbaren" mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Anwender statt. Stellt sich kein Gleichgewicht zwischen technologischem Potential und Markt-bedürfnissen ein, wird die Innovation scheitern.

Anderseits können auch Forschungseinrichtungen als Technologieanwender auftre-ten. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um Ergebnisse der Grundla-genforschung handelt, die einer Weiterentwicklung zugeführt werden. Ebenso kön-nen staatliche Institutiokön-nen Technologieanwender sein. Gerade im Bereich militäri-scher Forschung und der Raumfahrtforschung tritt der Staat oftmals als einziger Technologieanwender auf. In den beiden letztgenannten Fällen werden die Techno-logieanwender wieder zu Technologieproduzenten und führen die Technologien mit einer (teilweise erheblichen) Zeitverschiebung erneut in den Transferprozess ein.

3.2.3 Transfermittler

In fast allen nationalen Innovationssystemen ist in den letzten Jahren ein dichtes Netz an Transfermittlerorganisationen entstanden, die vielgestaltig in Erscheinung treten.

Mit zum Teil erheblicher Förderung durch nationale und regionale Behörden wurden in den vergangenen Jahren in vielen Ländern flächendeckende Netze von Einrich-tungen für Technologietransfer und Innovationsförderung geschaffen. Dazu zählen:

Technologiezentren und technologieorientierte Gründerzentren, in denen sich insbesondere junge technologieorientierte Unternehmen kostengünstig ansie-deln und umfangreiche Unterstützungs- und Beratungsleistungen beim Auf-bau ihrer Unternehmen in Anspruch ne hmen können;

Transferstellen und Transferzentren an Universitäten, Fachhochschulen und an-deren Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, die vor allem externe Forschungs- und Entwicklungskapazität für die Unternehmen vermitteln bzw.

schon vorhandene Forschungs- und Entwicklungsergebnisse ihrer Einric h-tungen vermarkten;

• Spezielle Beratungseinrichtungen für Technologietransfer und Innovationsförde-rung, die konkrete Innovationsvorhaben in den Unternehmen unterstützen sollen und die zum Teil auch den Charakter von Technologiedemonstrations-zentren haben;

Behörden, Kammern und Verbände, die ebenfalls Beratungs- und Dienstleistun-gen auf dem Gebiet des Technologietransfers und der Innovationsförderung, einschließlich der Beratung zu technologieorientierten Förderprogrammen und anderen Finanzierungshilfen anbieten.

3.2.4 Politische Entscheidungsträger

Politische Entscheidungsträger spielen bei der Gestaltung von Innovationssystemen eine zunehmend größere Rolle. Sie bestimmen die wesentlichen Grundlinien der In-novationspolitik. Politische Entscheidungsträger sind lokale/ regionale, nationale oder internationale Institutionen, die die Gestaltung der Innovationssysteme haupt-sächlich mit Instrumenten der Forschungs- und Technologiepolitik beeinflussen (vgl.

dazu auch Kapitel 3.5.3). Diese Instrumente wirken im wesentlichen auf die Interak-tion von verschiedenen Akteuren des InnovaInterak-tionssystems und somit auf den Wis-sens- und Technologietransfer. Des weiteren kann die Politik über die Gestaltung des Wissens- und Technologiegewinnungssystems, d.h. die Positionierung der verschie-denen öffentlichen oder öffentlich teilgeförderten Forschungseinrichtungen Einfluß nehmen. Staatliches Engagement im Forschungsbereich erfolgt in der Regel dann, wenn das dort geschaffene Wissen den Charakter eines öffentlichen Gutes hat, d.h., wenn das technologische Wissen nicht nach wirtschaftlichem Wert, sondern aus-schließlich nach wissenschaftlichen Kriterien bemessen wird.111

111 Vgl. Täger, Uhlmann 1984, S.96