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3   Ursachen und Konsequenzen agrarstruktureller Entwicklungen

3.2   Bestimmungsfaktoren des Strukturwandels

3.2.1   Technischer Fortschritt

Zu den wichtigsten Bestimmungsfaktoren struktureller Entwicklungen innerhalb der Land-wirtschaft zählt technischer Fortschritt, der durch die Einführung neuer Produktionsverfahren bzw. Maßnahmen eine günstigere Relation von Aufwand (Faktoreinsatz) zu Ertrag (Produkt-ausstoß) ermöglicht und damit letztlich eine Steigerung der Produktionseffizienz bewirkt (vgl.

CANTER et al., 2007, S.12; WIECK 2005, S.50; HENRICHSMEYER et al. 1993, S.98).

Die produktivitätssteigernde Wirkung technischen Fortschritts wird in Abbildung 13 veran-schaulicht, in der die Produktionsfunktionen den Zusammenhang zwischen Aufwandsmenge und Produktionsmenge beschreiben. Geometrisch äußert sich technischer Fortschritt in einer Verschiebung der Produktionsfunktion nach oben (HENRICHSMEYER et al. 1993, S.98), in Ab-bildung 13 A durch die Verschiebung von Produktionsfunktion I auf II veranschaulicht. Bei einem Übergang zur Produktionsfunktion II ändert sich die Relation von Aufwandsmenge zu Produktionsmenge, sodass mit derselben Aufwandsmenge A0 eine größere Produktionsmenge U1 bzw. dieselbe Produktionsmenge U0 mit einer geringeren Aufwandsmenge A1 produziert werden kann. Aus Abbildung 13 B geht die Veränderung des Produktivitätskoeffizienten bei Änderung der Produktionsmenge hervor. Während bei der abgebildeten ertragsgesetzlichen Produktionsfunktion die Grenzerträge zunächst ansteigen, fallen sie ab dem Wendepunkt der Funktion wieder ab (vgl. RUSTEMEYER 1964, S.45ff.).

Abb. 13: Verschiebung einer Produktionsfunktion bei technischem Fortschritt (A) und un-terschiedliche Grenzraten entlang einer Produktionsfunktion (B)

Quelle: Eigene Darstellung nach RUSTEMEYER (1964, S.47).

Neben der skizzierten Produktivität steigernden Wirkung, lässt sich unter technischen Fort-schritt die Schaffung neuer, bislang unbekannter Produkte, aber auch die Verbesserung der Produktqualität bei unverändertem Faktoreinsatz fassen.

Gebräuchliche Klassifikationen für technischen Fortschritt unterscheiden zwischen drei Gruppen, wobei prinzipiell nach den jeweiligen Wirkungen unterschieden wird (vgl.

HENRICHSMEYER undWITZKE 1991, S.245ff.; WILLER 1967, S.101ff.):

 Mechanisch-technischer Fortschritt:

Darunter fällt im Wesentlichen die Übernahme vollkommenerer Arbeitsverfahren, d.h.

die Nutzung leistungsfähigerer Maschinen sowie funktionsgerechtere Gebäude in der Innenwirtschaft. In der Regel führt mechanisch-technischer Fortschritt zu einer

Sen-Aufwandsmenge Produktionsmenge

U1

U0

II

I

A0

A1

A Produktionsmenge

Aufwandsmenge

B

kung des Arbeitsbedarfs je Produkteinheit und ist mit einer Substitution von Arbeit durch Kapital verbunden. Zudem wird aufgrund eines steigenden Kapitaleinsatzes vie-ler neuer Produktionsverfahren das Minimum der totalen Durchschnittskosten meist erst bei einer größeren Produktionsmenge erreicht, was auf eine Erhöhung der Produk-tionsmenge drängt. Somit ist mechanisch-technischer Fortschritt als betriebsgrößenbe-dingt einzustufen (SEUSTER 1988, S.513).

 Biologisch-technischer Fortschritt:

Fortschritte dieser Art sind in erster Linie mit neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Pflanzen- und Tierzucht, der Pflanzen- und Tierernährung sowie der damit verbunde-nen ertragssteigernden Auswirkungen verbunden. Aufgrund einer effizienteren Zuord-nung primär produktiver Kapitalgüter wie Vieh und Pflanzen führt dies letztlich zu ei-ner Steigerung des Ertragspotenzials bzw. zu eiei-ner Verringerung der Variabilität des Ertrages je Flächeneinheit oder Tier. Biologisch-technische Fortschritte haben somit in der Regel eine intensivierende Wirkung bei gleichbleibendem bzw. sparsamerem Ein-satz ertragssteigernder Produktionsmittel wobei sie weitgehend als betriebsgrößen-neutral einzustufen sind (SEUSTER 1988, S.513).

 Organisatorisch-technischer Fortschritt:

Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Gruppen fällt organisatorisch-technischer Fortschritt in den Bereich des Betriebsleiters (vgl. WILLER 1967, S.103). Damit ver-bundene Verbesserungen sind der Unternehmensorganisation, d.h. der Arbeitsorgani-sation der Betriebsführung zuzuordnen. Sie wirken sich in der Regel positiv auf das Wirtschaftsergebnis aus (vgl. SEUSTER 1988, S.514). Hierunter fallen sowohl Binnen-bereiche innerhalb der Landwirtschaftsunternehmung als auch zwischen- und überbe-triebliche Bereiche wie beispielsweise Kooperationen.

Im überwiegend angebotsdominierten Agrarsektor werden technische Fortschritte größtenteils auf der Vorleistungsebene und in Form von Investitionsgütern bereitgestellt. Im Wesentlichen sind dies Innovationen bei Saatgut, Pflanzenschutzmitteln und Maschinen (BERGER 2000, S.11), d.h. die Arten des technischen Fortschritts sind zunächst mechanisch-technischer und biologisch technischer Art und haben sowohl arbeitssparende als auch bodensparende Wir-kung. Die Richtung der beobachteten technischen Neuerungen auf der Ebene der landwirt-schaftlichen Produktion ist hierbei eine Funktion der relativen Faktorpreise, die durch die Ressourcenausstattung innerhalb des Sektors oder aber der übrigen Wirtschaft reflektiert wird (BOEHLJE 1992, S.220f.). Von Bedeutung ist hierbei insbesondere die regional vorzufindende Verfügbarkeit knapper und nicht-knapper Produktionsfaktoren (Boden und Arbeit), wodurch potenziell bestimmt wird, ob vermehrt biologisch-technischer oder aber mechanisch-technischer Fortschritt angestrebt wird (vgl. HAYAMI und RUTTAN 1985, S.73ff.).

Die verbreitete Durchsetzung arbeitssparender technischer Fortschritte geht meistens auf eine relative Verteuerung des Faktors Arbeit zurück. Diese ist für eine stetige Substitution von Arbeit durch Kapital verantwortlich, woraus sich in der Folge eine asymmetrische

Anpas-sungslast auf die Faktoren Arbeit und Kapital ergibt (vgl. BAUR 1999, S.29; BOEHLJE 1992, S.220f.). Insbesondere das außerlandwirtschaftliche Lohnniveau bedingt, dass aufgrund einer stetigen Erhöhung desselben zum einen eine Sogwirkung auf landwirtschaftliche Arbeitskräf-te induziert wird und bei gleichzeitig stagnierender Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft bei mangelnder Mobilität des Faktors Arbeit Einkommensdisparitäten auftreten können.

Demzufolge werden die vorzufindenden Organisationsformen und die Richtung des techni-schen Wandels innerhalb der Landwirtschaft durch die jeweils zugrundeliegenden gesamt-wirtschaftlichen Verhältnisse beeinflusst (vgl. BRANDES und WOERMANN 1971, S.30). In die-sem Zusammenhang lassen sich daher prinzipiell der Stand der landwirtschaftlichen Produk-tionstechnik und der Stand der übrigen volkswirtschaftlichen Entwicklung unterscheiden.

Aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit dieser Einflussfaktoren werden Forschungsbeiträge zum technischen Fortschritt bzw. agrartechnischen Wandel in der Regel nicht isoliert betrach-tet, sondern beziehen Interdependenzen der beteiligten Akteure und ungleichgewichtige dy-namische Aspekte der Marktentwicklung ein (vgl. BERGER 2000, S.16). Das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der Anpassungsvorgänge den Strukturwandel im Agrarsektor vorantrei-ben, ergeben sich dabei insbesondere aus den direkten Wirkungen von Innovationen, wie bei-spielsweise Verbesserungen der Ertragslage, der Arbeits- und Organisationsformen und letzt-lich dem Wettbewerb zwischen den Unternehmen (BRANDES et al. 1997, S.414). Von Bedeu-tung ist in diesem Zusammenhang der Informationsstand der potentiellen Faktornachfrager über das Faktorangebot und psychologische Einflussgrößen der Faktornachfrage. Auf Seiten der Produzenten gilt als Bedingung für eine schnelle Durchsetzung von Neuerungen, dass der Nutzen der Neuerungen im Allgemeinen die Kosten deutlich übersteigen muss (HENZE 1987, S.32). Das impliziert, dass die strukturelle Reorganisation, die aus der Übernahme einer neuen Technologie resultiert, eine Funktion der Technologie selbst als auch der Art und Geschwin-digkeit der Ausbreitung unter den Produzenten ist (BATTE und JOHNSON 1993, S.311f.).

Das von COCHRANE (1979) anhand empirischer Befunde entwickelte Tretmühlentheorem bzw. Modell eines dynamischen Wettbewerbs illustriert diesen Zusammenhang. Es spiegelt ein klassisches Diffusionsmodell wider, das die Stadien der Invention (Erfindung), Innovation (technische Verbesserung), Adoption (Übernahme), Diffusion (Ausbreitung der Neuerung) und Reorganisation (Änderung des Betriebssystems) umfasst (BATTE und JOHNSON 1993, S.312). Die zugrundeliegende Schlüsselannahme ist die, dass es aufgrund heterogener und in Bezug auf das Betriebsleiterverhalten differierender Unternehmen einen unvollkommenen Wettbewerb im landwirtschaftlichen Sektor gibt. Dieser führt zu einer erhöhten Komplexität des Problems, da für die potentiellen Anwender der Nutzen der neuen Technologie zunächst unsicher ist. Gleichzeitig bedingt die Heterogenität der Betriebsleiter in Bezug auf die Innova-tionsfähigkeit und Risikobereitschaft, dass einige Unternehmer neue Produktionsverfahren früher einsetzen als andere. Graphisch kann dies durch Abbildung 14 veranschaulicht werden.

Es ergibt sich die in Graphik A der Abbildung 14 dargestellte S-förmige, anhand einer logisti-schen Funktion illustrierte, aggregierte Adoptions- bzw. Diffusionskurve, die zunächst eine langsame, sich dann beschleunigende und wieder gebremste Verbreitung einer Innovation

darstellt. Je nach Konstellation der Parameter für den Ausbreitungsprozess ergibt sich eine schnellere, durch Kurve a oder eine langsamere, durch Kurve b illustrierte, Verbreitung. Au-ßerdem ist es möglich, dass nur eine verzögerte und zugleich unvollständige Verbreitung der Innovation erfolgt (Kurve c). In Graphik B der Abbildung 14 ist die glockenförmige Vertei-lungsfunktion der Erstanwender als erste Ableitung der Diffusionsfunktion abgebildet. Die skizzierten Zeitabschnitte kennzeichnen dabei die jeweiligen Gruppen der Anwender einer neuen Technologie, wobei Gruppe I als Innovatoren und Gruppe II bis V als Adaptoren be-zeichnet werden.

Abb. 14: Verteilung und Diffusion von Innovationen über die Zeit Quelle: Eigene Darstellung nach BRANDES et al. (1997, S.398)

Die als Innovatoren bezeichneten Unternehmer profitieren am stärksten von der Übernahme technischer Fortschritte. Da zum Zeitpunkt der Einführung der neuen Technologie eine mög-liche gesamtsektorale Angebotsausdehnung noch gering ausfällt und somit noch keine oder nur geringe Rückwirkungen auf das Preisniveau ausgelöst werden, gleichzeitig jedoch auf-grund einer effizienteren Produktion die Stückkosten der Innovatoren durch die Übernahme der neuen Technologie sinken und eine Erhöhung der optimalen Ausbringungsmenge ermög-lichen, sind diese in der Lage sogenannte Pioniergewinne bzw. eine Quasirente zu erzielen, welche sich aus der temporären Ungleichheit von Preisen und Stückkosten ergeben (vgl.

HENRICHSMEYER undWITZKE 1994, S.490f.; BRANDES et al. 1997, S.414f.).3

3 Von einer Quasirente wird allgemein dann gesprochen, wenn Produktionsfaktoren, die langfristig als variabel angenommen werden können, für eine kurze Periode fix sind und daraus für den Eigentümer des knappen Pro-duktionsfaktors eine Rente entsteht. Im Gegensatz zu Renten sind Quasirenten nicht auf Dauer möglich, da der knappe Produktionsfaktor unter freier Konkurrenz in dem Umfang verwendet wird, bis sich Preis und Wert-grenzprodukt entsprechen (vgl. BRANDES et al. 1997, S.107f.).

Zeit Anteil der

Erstanwender 100 %

-I -I-I -I-I-I -IV V

Anzahl der Adoptoren

I Innovatoren II frühe Adaptoren III frühe Mehrheit IV späte Mehrheit V Nachzügler Zeit

c a

b

A B

a schnelle Ausbreitung b langsamere Ausbreitung

c langsamere & unvollständige Ausbreitung

Der Zusammenhang wird durch Graphik A in Abbildung 15 veranschaulicht. Die Implemen-tierung der neuen Produktionstechnik führt zu einer Verschiebung der langfristigen Durch-schnitts- und Grenzkostenkurven (in Abbildung 15 A: DK1 auf DK2 und GK1 auf GK2). Als Folge der Adoption der neuen Technologie verschiebt sich die optimale Produktionsmenge von A auf B, was in der Folge zu einer Quasirente in Höhe des Rechtecks P1RST führt. Diese resultiert aus der Knappheit und dem unelastischen Angebot der Faktoren Innovationsfähig-keit und Boden (BRANDES et al. 1997, S.415).

Abb. 15: Unternehmens- und Marktlösung im freien Wettbewerb: Theorie der Tretmühle Quelle: Eigene Darstellung nach COCHRANE (1979, S.389)

Aufgrund der atomistischen Angebotsstruktur auf dem Markt für landwirtschaftliche Produkte hat die Erhöhung des Angebots eines einzelnen Landwirts nur einen infinitesimalen Einfluss auf das Marktangebot und letztlich den Preis. Begünstigt wird dieser Effekt dadurch, dass bei den Nachzüglern in verstärktem Maße Adoptionskosten auftreten, die eine umgehende Im-plementierung der neuen Technologie einzelbetrieblich unrentabel machen können. Darunter fallen Informations- und Planungskosten, Kosten aufgrund Trägheit und Bequemlichkeit des Betriebsleiters, Kosten der Implementierung der Innovation, Kontrollverluste sowie ein verlo-rener Optionswert4 (vgl. BERGER 2000, S.49f.). Durch diesen Umstand wird eine sofortige Angebotserhöhung um eine gewisse Zeit verzögert. Aufgrund von Kommunikations- und Lernprozessen sinken im Laufe der Zeit jedoch die Anpassungskosten, und die Technologie findet vermehrt auch bei den Nachzüglern Anwendung, was zu einer Ausweitung des Ange-bots an Agrargütern und unterstützt durch eine relativ unelastische Nachfrage nach Agrarpro-dukten in der Folge zu sinkenden Preisen führt (COCHRANE 1979, S.388). In der Graphik B

4 Ein Verlorener Optionswert bezeichnet Kosten, die nach der Durchführung einer irreversiblen Investition auf-grund der entgangenen Möglichkeit die Investition später zu tätigen, anfallen. Diese Kosten sind somit als Op-portunitätskosten Teil der Investitionskosten (BARRY undROBISON 2001, S.544).

Quasirente Preise

oder Kosten

Produktionsmenge

A

T P1

GK1

GK2

DK1

DK2

S R

A B

Preise oder Kosten

Produktionsmenge

B

P2 P1

GK1

GK2

DK1

DK2

S R

A

der Abbildung 15 wird dies durch die Preissenkung von P1 auf P2 gekennzeichnet, wobei sich das langfristige Marktgleichgewicht ausgehend vom Punkt R auf Punkt S verschiebt. In der späten Phase der Innovationsausbreitung verschwinden somit allmählich auch die Quasirenten der frühen Anwender, die durch ihre Innovationserfahrungen die Verbreitung der neuen Technologie erst ermöglicht haben. Landwirtschaftliche Betriebe, die während des anschlie-ßenden Diffusionsprozesses die technischen Erneuerungen nicht übernehmen, werden, sofern ihre durchschnittlichen totalen Stückkosten nicht gedeckt werden, d.h. über DK2 liegen, lang-fristig vom Markt verdrängt (COCHRANE 1979, S.389f.). Unter der Annahme wiederholter Ausbreitung von Innovationen, führt dies zu einem anhaltenden Anpassungsprozess, der lang-fristig auf eine Erhöhung der Adoptionsraten landwirtschaftlicher Betriebsleiter drängt (BERGER 2000, S.16).

Der durch technischen Fortschritt ausgelöste Prozess hat somit nicht nur zum Phänomen der Tretmühle geführt, sondern gleichzeitig eine Situation geschaffen, in der ökonomisch stärkere und investitionsfreudigere Betriebe wirtschaftlich schwächere und ineffiziente Betriebe ver-drängen (COCHRANE 1979, S.390). Aus diesem Grund kann bei dem skizzierten Prozess von einer Tretmühle gesprochen werden, die trotz staatlicher Anstrengungen über beispielsweise Agrarpreisstützungen nicht angehalten werden kann (BERGER 2000, S.17). Trotz der Gewäh-rung von beispielsweise Garantiepreisen führt technischer Fortschritt dazu, dass die Rentabili-tät der Produktion bei den effizienteren und investitionsfreudigeren Landwirten stärker steigt als bei den übrigen Landwirtschaftsbetrieben und eine Ausweitung der Kapazitäten für erstere damit attraktiv wird. Aufgrund des knappen Produktionsfaktors Boden wird dies einen Wett-bewerb um landwirtschaftliche Nutzflächen induzieren und Preissteigerungen nach sich zie-hen (COCHRANE 1979, S.392). Letztlich ändern staatliche Eingriffe in Form von garantierten Preisen das Phänomen einer Tretmühle nicht. Im Ergebnis führt diese Entwicklung zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Betriebsgrößen, einer geringeren Anzahl landwirtschaftli-cher Betriebe und einer Erhöhung der Bodenpreise (COCHRANE 1979, S.393).

Der durch den intrasektoralen Wettbewerb ausgelöste Reallokationsvorgang des primären Produktionsfaktors Boden zwischen effizienten und ineffizienten Betrieben übt Anpassungs-druck auf die weniger effizienten Betriebe aus, der sich insbesondere in pekuniären externen Effekten äußert (BALMANN 1996, S. 487ff.). Diese entstehen beispielsweise dann, wenn sich Innovatoren durch die Einführung neuer Technologien ökonomische Vorteile gegenüber ihren Konkurrenten oder Faktorbesitzern verschaffen und damit das Einkommen bzw. Vermögen dieser beeinflussen, ohne dass diese über ein Veto- bzw. Kompensationsrecht darauf Einfluss ausüben können (WITT 1987, S.183ff.). Bei negativen externen Effekten bedeutet dies, dass die Nutzung technischer Fortschritte im Bereich der Primärproduktion für einen Teil der Be-triebe zu Einkommensverschlechterungen und in der Folge zu Einkommensdisparitäten führt und im Resultat auf eine Freisetzung von Arbeitskräften drängt (HEISSENHUBER 2008, S.56).

Arbeiten zur Erklärung der Ausbreitung von Innovationen und technischen Fortschritten lie-fern somit wichtige Ansatzpunkte zur Erklärung der prinzipiellen Dynamik des

Agrarstruk-turwandels, wobei eine Reihe von Faktoren unberücksichtigt bleibt. Neben Abweichungen von der Gewinnmaximierungshypothese5 bzw. der Verfolgung nicht monetärer Ziele werden insbesondere Unsicherheits- bzw. Risikoaspekte ausgeklammert, die bei einer weitergehenden Betrachtung tatsächlichen Verhaltens von Landwirten und den daraus resultierenden Anpas-sungsreaktionen jedoch von erheblicher Bedeutung sein können. Außerdem wird für das be-schriebene Modell vereinfachend die Annahme unterstellt, die eingesetzten Produktionsfakto-ren sind in gleicher Qualität vorhanden, verlangen eine dauerhafte Entlohnung und Preise sowohl der Produktionsfaktoren als auch der Produkte bilden sich auf einem freien Markt.

Eine explizite Berücksichtigung sogenannter Verbundeffekte (engl. „Economies of scope“), die durch die gemeinsame Produktion zweier oder mehrerer Produkte Synergien in der Pro-duktion ermöglicht (VILLANO et al., 2008, S.2ff.), wird darüber hinaus ausgeklammert. Dem-zufolge kann von erheblichen Differenzen zwischen ökonomischer Theorie und vorzufinden-der Realität in vorzufinden-der Landwirtschaft ausgegangen werden, die insbesonvorzufinden-dere auf spezifische Cha-rakteristika landwirtschaftlicher Betriebe zurückzuführen ist. Dazu zählen beispielsweise die im nachfolgenden Abschnitt behandelten Mobilitätshemmnisse von Produktionsfaktoren. Der Zusammenhang erklärt sich in der Fähigkeit der Betriebe Einkommenssteigerungen durch die Vergrößerung der Produktionskapazitäten oder die erfolgreiche Implementierung neuer Tech-nologien zu realisieren. Im Fall von Betrieben, die sich in einer Situation der Stagnation oder auch Abstockung befinden, sind es vor allem gehemmte Innovationsfähigkeit sowie Kapital-mangel zur Implementierung neuer Technologien und zur Ausdehnung der Produktionskapa-zitäten, die einen sukzessiven Wechsel zum Nebenerwerb oder Ausstieg verursachen. Dem-gegenüber treffen die genannten Faktoren in entgegengesetzter Wirkungsrichtung auf wachs-tums- bzw. aufstockungsfähige landwirtschaftliche Betriebe zu. Diese weisen in der Regel eine günstigere Ausgangsposition auf und verfügen über ausreichend Kapital um die erforder-lichen Investitionen in Technologien, eine Verbesserung der Produktionsabläufe sowie Kapa-zitätserweiterungen zu realisieren (vgl. HEIDHUES 1972, S.61). Aufgrund der hierdurch erziel-ten höheren Grenzverwertungen werden diese Betriebe auf Dauer den begrenzt vorhandenen Boden an sich ziehen.

3.2.2 Außerlandwirtschaftliche Beschäftigungsmöglichkeiten und Faktormobilität