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Modellbetriebe in den Mittelgebirgsregionen

6   Modellbeschreibung

6.2   Untersuchungsregionen und Modellbetriebe

6.2.2   Bestimmung der Modellbetriebe

6.2.2.1   Modellbetriebe in den Mittelgebirgsregionen

Zum linksrheinischen Schiefergebirge gehört der Naturraum Eifel, der sich aus den zu Nordrhein-Westfalen gehörenden Teilen der Osteifel, Westeifel sowie des Vennvorlandes zusammensetzt (MUNLV, 2009, S.23). Im Westen reicht die Eifel bis ins benachbarte Belgi-en und Luxemburg, im SüdBelgi-en bis nach Rheinland-Pfalz. Als Teil des RheinischBelgi-en Schieferge-birges weist die Eifel alle mittelgebirgstypischen Merkmale wie ausgeprägte Reliefstrukturen, stark wechselnde Höhenlagen mit Höhen zwischen 200 und 600 m ü. NN, im Vergleich zu den anderen Untersuchungsregionen überdurchschnittlich hohe Niederschläge, niedrige Jah-resmitteltemperaturen von ca. 7 Grad Celsius sowie eine daraus resultierende kurze Vegetati-onsperiode auf. Diese ist stark von der Zahl der frostfreien Tage im Jahr abhängig, die wiede-rum mit zunehmender Höhenlage abnimmt. Ähnlich zum Verlauf der Temperaturen verhält es sich mit den Niederschlagsmengen, die mit zunehmender Höhe des Geländes ansteigen. Die der Hauptwindrichtung zugewandten Südwest- und Westseiten der Gebirge erhalten daher wesentlich mehr Niederschlag als die abgewandten Ostseiten bzw. Regenschattengebiete, sodass die Niederschläge mit Werten zwischen 700 und 1200 mm pro Jahr eine deutliche Schwankungsbreite aufweisen. Die aus den klimatischen und aus der Topographie des Bodens resultierenden natürlichen Standortbedingungen wirken somit einschränkend auf die vorherr-schende Landnutzung. So lassen die niederschlagsreichen Hochlagen im Wesentlichen eine extensiv betriebene Grünlandnutzung zu, während auf den Böden der Beckenlagen und der Voreifel grundsätzlich eine ackerbauliche Nutzung möglich ist (vgl. MUNLV, 2009, S.142;

LK NRW, 2011, S.8). Aufgrund der natürlichen Standortnachteile in den Höhenlagen ergeben sich für die Landwirtschaft und dabei insbesondere für die Milchviehhaltung pflanzenbaulich eine kürzere Vegetationsperiode und eine damit zusammenhängende begrenzte Trockenmas-seproduktion. Neben den klimatisch bedingten Erschwernissen führen zudem die vorherr-schenden Geländeverhältnisse mit Hanglagen, teilweiser Vernässung oder kleiner Parzellie-rung zu höheren Kosten der Grünlandbewirtschaftung (GOOS, 2000, S.53f.). Auf der anderen Seite hat es eine insgesamt überdurchschnittliche Flächenausstattung einer Vielzahl an Be-trieben in den in Höhenlagen der Eifel ermöglicht, an extensiveren Bewirtschaftungsmetho-den wie beispielsweise der Grünlandextensivierung teilzunehmen.

Die in den Übergangsregionen der Eifel angesiedelten Gemischtbetriebe kennzeichnen sich im Gegensatz zu den Betrieben in den Höhenlagen durch einen Verbund aus intensivem Ackerbau sowie einer hauptsächlich für die Milchviehfütterung betriebenen Grünlandbewirt-schaftung. Während die Acker- und Grünlandflächen der Voreifel zwar günstige Bewirtschaf-tungsmöglichkeiten und gleichzeitig ein hohes Ertragspotenzial aufweisen und damit Vorzüge

bezüglich einer energiereichen Grundfutterproduktion haben, kennzeichnen sich die Ge-mischtbetriebe der Voreifel dennoch durch ein niedrigeres Leistungsniveau gegenüber den Betrieben in den Höhenlagen. Als Gründe für ein geringeres Leistungsniveau der Betriebe führen Berater der Landwirtschaftskammer unter anderem eine unterschiedliche Prioritäten-setzung der Betriebe an, die in Abhängigkeit der aktuellen Vorzüglichkeit der Betriebszweige Milchviehhaltung und Ackerbau zeitweilig wechselt.

Zur Abbildung der Struktur der Milchviehhaltung in der Region Eifel werden im Weiteren drei Betriebstypen etabliert, die das Spektrum der Betriebsgrößenverteilung der Milchviehbe-triebe innerhalb der Region charakterisieren. Kleinere MilchviehbeMilchviehbe-triebe, die meist im Ne-benerwerb geführt werden oder bei denen der Anteil der Erlöse aus der Milchviehhaltung ge-messen am betrieblichen Gesamtumsatz der Haupterwerbsbetriebe nur eine geringe Bedeu-tung hat, werden stellvertretend einem Typ Eifel Nebenerwerb (E_NE) zugeordnet. Hinsicht-lich der betriebHinsicht-lichen Faktorausstattung verfügen die Betriebe dieses Typs in aller Regel über einen hohen Anteil an Eigentumsflächen sowie eigene Milchquote. Die Betriebe haben eine kleine Milchviehherde, die insgesamt ein niedriges Leistungsniveau aufweist. Die Maschi-nenausstattung ist meist auf ein Minimum reduziert, während die vorhandenen Stallgebäude in aller Regel vollständig abgeschrieben sind.

Tab. 5: Strukturmerkmale der Betriebstypen in der Modellregion Eifel

Arbeitskräfte Landwirtschaftliche Nutzfläche

Pacht-fläche Milchquote Stallka-pazität

Milch-leistung

Anteil Betriebe

Fam-AK

Lohn-AK

Grünland (ha)

Acker-land (ha) (%) Eigen (t)

Pacht (t)

Milchkühe (Zahl)

ECM je Kuh (kg) (%)

Nebenerwerbs-betriebe (E_NE) 0,5 - 1,0 0 20 5 20 160 0 23 7.500 57

Stabilisierungs-betriebe (E_SB) 1,3 0,2 - 0,5 60 20 50 550 50 71 8.500 30

Wachstums-betriebe (E_WB) 2,0 0,5 - 1,0 120 25 75 1.200 100 141 9.300 13 Quelle: Eigene Darstellung

Der zweite Betriebstyp (E_SB) weist eine Herdengröße von etwa 70 Milchkühen auf und be-schreibt damit einen im Vergleich zum Durchschnitt aller Milchviehbetriebe innerhalb der Region etwas größeren Milchviehbetrieb. Als Familienbetriebe organisiert, konzentrieren sich Betriebe dieses Typs auf eine wirtschaftliche Stabilisierung und weitere Leistungssteigerung.

Hinsichtlich der betrieblichen Faktorausstattung kennzeichnet sich der Betrieb durch einen relativ hohen Anteil Ackerland, der es ermöglicht, neben dem Anbau von Marktfrüchten eine intensive Futtererzeugung in Form von Silomais zu betrieben. Das Milchleistungsniveau des Betriebstyps liegt über dem Durchschnitt in der Region.

Stellvertretend für einen größer werdenden Anteil dynamischer Wachstumsbetriebe wird der Betriebstyp (E_WB) eingerichtet. Der Betriebstyp charakterisiert sich insbesondere durch die

vergleichsweise hohe Faktorausstattung in Form von Familienarbeitskräften als auch eigener Milchquote. Das Leistungsniveau ist für die Region überdurchschnittlich hoch, was anhand des hohen Spezialisierungsgrads dieses Betriebstyps erklärt werden kann.

Als weitere Mittelgebirgslandschaft wird die Region Sauerland mit Lage im nordöstlichen Teil des Rheinischen Schiefergebirges für die Wahl von drei Modellbetrieben ausgewählt.

Neben dem Kerngebiet umfasst die Region Sauerland Teile des östlichen Bergischen Landes, des Siegerlandes sowie Gebiete des Wittgensteiner Landes. Im Norden grenzt die Region an die Westfälische Bucht. Als typisches Mittelgebirge weist die Region Höhenlagen zwischen 200 und 800 m über NN auf, wobei die höchsten Erhebungen im Rothaargebirge liegen. Da-raus resultieren ähnlich wie in der Region Eifel verschiedene Bewirtschaftungserschwernisse, die ebenfalls auf die in Höhen- und Hanglagen anzutreffenden Temperatur- und Nieder-schlagsverhältnisse zurückzuführen sind (vgl. LK NRW, 2011, S.8). Die landwirtschaftliche Bodennutzung ist in höheren Lagen vorwiegend durch Grünlandbewirtschaftung geprägt, Ackerbau beschränkt sich größtenteils auf weniger steile Hochflächen und flach auslaufende Berghänge sowie Talbereiche. Im Rahmen zu erwartender Klimaänderungen und einer prog-nostizierten Zunahme der Durchschnittstemperaturen ist im Sauerland in den kommenden Jahrzehnten jedoch eine längere Vegetationszeit zu erwarten. Die klimatischen Veränderun-gen wirken sich bei ausreichend NiederschläVeränderun-gen insgesamt positiv auf die landwirtschaftli-chen Anbaugebiete in der Region aus, wodurch insbesondere der Maisanbau profitieren kann (vgl. MUNLV, 2009, S.140ff.).

Für die Region Sauerland werden wie für die Region Eifel jeweils drei Betriebstypen etab-liert. Neben der betrieblichen Faktorausstattung unterscheiden sich die Betriebe insbesondere durch ihre Leistungsfähigkeit. Innerhalb der Region ist die Zahl der im Nebenerwerb geführ-ten Milchviehbetriebe in den vergangenen Jahren stark zurück gegangen, während neben der Aufnahme einer außerlandwirtschaftlichen Beschäftigung für eine Reihe von Landwirten wei-terhin die Möglichkeit bestand die Forstwirtschaft zu erweitern oder sich im Tourismus in Form der Vergabe von Ferienwohnungen zu betätigen. Somit existiert eine Vielzahl von Ge-mischtbetrieben, bei denen die Milchviehhaltung ergänzend zur Forstwirtschaft oder dem Tourismus betrieben wird. Für die Betrachtung der Milchviehhaltung in der Region wird da-her im Fall von Nebenerwerbs- bzw. kleineren Gemischtbetrieben weniger die unternehmeri-sche Einheit als vielmehr der Betriebszweig Milchviehhaltung als Bezugsgröße unterstellt.

Die Milchviehherde des für die Region eingerichteten kleineren Gemischt- bzw. Nebener-werbsbetrieb (SL_NE) weist mit rund 25 Milchkühen eine geringe Größe sowie mit etwa 7.600 kg Milch je Kuh und Jahr ein geringes Milchleitungsniveau auf. Neben der Milchvieh-haltung kennzeichnen sich Betriebe dieses Typs durch ein vielfältiges Spektrum an weiteren Einkommensquellen, die jedoch nicht explizit ins Modell integriert werden (s.o.). Die Ergeb-nisse der Expertengespräche ließen darauf schließen, dass im Rahmen eines voranschreiten-den Strukturwandels ein Großteil dieser Betriebe in voranschreiten-den kommenvoranschreiten-den fünf bis zehn Jahren die Milchviehhaltung aufgeben wird. Damit erlangen diese Betriebe für die strukturelle

Entwick-lung erhebliche Bedeutung, da sie einen großen Anteil der Flächen innerhalb der Region auf sich vereinigen.

Der zweite Betriebstyp (SL_SB) ist charakteristisch für die Zahl an Familienbetrieben, die Herdengrößen zwischen 50 und 100 Milchkühe aufweisen und bei denen die Milchviehhal-tung den Hauptbetriebszweig darstellt. Die Auswahl dieses Betriebstyps begründet sich daher sowohl im hohen Vorkommen als auch dem typischen Charakter innerhalb der Region. Zu-dem werden über 45 % aller Milchkühe von dieser Betriebsgrößenklasse gehalten (vgl.

IT.NRW, 2012, S.12f). Während eine Erweiterung der Milchviehhaltung in der Regel nur über die Einstellung von Lohnarbeitskräften zu gewährleisten ist und dieser Schritt von vielen Betrieben gescheut wird, werden neben der saisonalen Einbringung zumeist nicht-entlohnter Familien-AK in den Betrieb insbesondere Effizienzsteigerungen zur Arbeitszeiteinsparung angestrebt. So finden neben der Auslagerung der Außenwirtschaft vermehrt Investitionen in automatische Melksysteme (AMS) oder kooperative Fütterungskonzepte Anwendung, bei denen mehrere Betriebe gemeinsam einen selbstfahrenden Futtermischwagen unterhalten.

Tab. 6: Strukturmerkmale Betriebstypen in der Modellregion Sauerland

Arbeitskräfte Landwirtschaftli-che NutzfläLandwirtschaftli-che

Pacht-fläche Milchquote

Stall-kapazität Leistung Anteil Betriebe

Fam-AK

Lohn-AK

Grün-land (ha)

Acker-land (ha) (%) Eigen (t)

Pacht (t)

Milchkühe (Zahl)

ECM/

Kuh (kg) (%) Gemischtbetriebe

(SL_NE) 0,5 - 1,0 0 25 0 20 170 0 25 7.600 56

Stabilisierungs-betriebe (SL_SB) 1,3 0,2 - 0,5 65 10 75 470 50 68 8.600 33

Wachstums-betriebe (SL_WB) 2,0 0,4 - 0,8 110 20 75 1.000 120 140 9.300 11 Quelle: Eigene Darstellung

Stellvertretend für größere, als erweiterte Familienbetriebe zu charakterisierende Betriebe, wird der Typ Wachstumsbetrieb (SL_WB) ins Modell aufgenommen. Typkonstituierend sind insbesondere die mit zwei Familienarbeitskräften hohe Arbeitskräfteausstattung, die Flächen-ausstattung sowie das hohe Milchleistungsniveau. Die vielfach in Form einer Vater-Sohn-GbR geführten Betriebe weisen eine vergleichsweise hohe Wachstumsneigung auf, der jedoch eine mangelnde Flächenverfügbarkeit erschwerend entgegen steht.