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6   Modellbeschreibung

6.3   Modellaufbau

6.3.3   Milchproduktion

6.3.3.1   Milchviehherde

6.3.3 Milchproduktion

Reproduktion

Die Kälber, die den verschiedenen Laktationsgruppen der Milchviehherde entspringen, erge-ben die Summe der neugeboren Kälber Σ K, die sich wiederum aufgliedert in männliche und weibliche Tiere zum Verkauf ABm,w sowie die für die Nachzucht benötigten weiblichen Käl-bern Kw. Die Anzahl der geborenen Kälber pro Kuh und Jahr hängt sowohl von der jeweiligen Zwischenkalbezeit als auch den jeweiligen Kälberverlusten ab. Die Zwischenkalbezeit selbst wiederum wird von der Laktationsnummer, der Lebendmasse der Kuh beim Abkalben, der Milchleistung sowie der Rasse beeinflusst (HÄRLE, 2010, S.50). Demnach kann die Zwi-schenkalbezeit in Abhängigkeit des einzelbetrieblichen Managements und der jeweiligen Stra-tegie erheblich variieren. Zur Berücksichtigung realistischer Werte für die Zwischenkalbezeit der Kühe in den einzelnen Laktationsgruppen der konstruierten Modellbetriebe werden im Modell Auswertungen des Landeskontrollverbandes Nordrhein-Westfalen (LKV) herangezo-gen, die die durchschnittliche Zwischenkalbezeit beinhalten (vgl. Tabelle 10). Die Anzahl der jährlich geborenen Kälber hängt neben der Anzahl an Milchkühen in den verschiedenen Laktationsgruppen , von der Zwischenkalbezeit der Laktationsgruppe sowie der Kälberverluste ab und berechnet sich wie folgt:

, · 365

· 1 (6)

mit: = ä

= ü

Grundsätzlich ist bei der Aufzucht von Rindern sowohl in alters- und/oder gewichtsabhängige Abschnitte als auch nach dem Geschlecht der Tiere zu differenzieren. Unter Aufzuchtkälbern werden sowohl weibliche als auch männliche Kälber bis zu einem Gewicht von 150 kg ver-standen, deren Nutzung in der späteren Rindermast oder Milchproduktion liegt. Wachsende weibliche Rinder mit einer Lebendmasse von über 150 kg und bis zu einem Altersabschnitt von etwa zwei bis drei Monaten vor der Kalbung werden im Allgemeinen als Aufzuchtrinder verstanden (vgl. KIRCHGEßNER, 2004, S.376-411).

Die Abbildung der für die Aufzucht notwendigen weiblichen Aufzuchtrinder erfolgt im Mo-dell in Form zweier Altersabschnitte. Ausgehend von den weiblichen Kälbern Kw, die entwe-der für die Nachzucht bestimmt sind oentwe-der aber verkauft werden, entwickelt sich die Rinentwe-der- Rinder-population im Modell über eine Tiergruppe mit Färsen F mit einem Alter von 0 bis 18 Mona-ten sowie eine Tiergruppe mit tragenden Rindern Rtr ab einem Alter von 19 Monaten. Dem-entsprechend bestimmt die jeweilige Aufzuchtdauer der Tiere in den Altersabschnitten die jeweilige Aufenthaltsdauer vor dem Übergang in einen neuen Altersabschnitt. Die Stallkapa-zität für das Jungvieh KAPJV orientiert sich grundsätzlich an der jeweiligen Stallkapazität für Milchvieh, was zur Folge hat, dass parallel zu Investitionstätigkeiten für Milchvieh auch ent-sprechende Stallkapazitäten für Jungvieh geschaffen werden müssen.

Während eine Bestandsergänzung bzw. -aufstockung der Milchviehherde grundsätzlich über die eigene Nachzucht erfolgen kann, besteht ferner die Möglichkeit Tiere zuzukaufen. Im Modell wird für Tierzukäufe der Milchviehbetriebe unterstellt, dass Erstkalbinnen bzw. Jung-kühe ZUMV zugekauft werden können, die wiederum direkt der 1. Laktationsgruppe zuge-schlagen werden. Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit tragende Rinder Rtr zu ver-kaufen, falls der Bedarf an Erstkalbinnen gedeckt ist und aufgrund mangelnder Stallkapazität KAPMV keine weiteren Tiere in die Milchviehherde aufgenommen werden können. Neben Tierzukäufen werden sowohl Tierverkäufe als auch Abgänge aufgrund von Tierverlus-ten berücksichtigt. Die Parameter des Herdenmodells, die die spezifische Entwicklung der Milchviehherde erzeugen, finden sich in Tabelle 10.

Tab. 10: Parameter des Herdenmodells

Merkmal Einheit Ausprägung

Laktationsgruppen Anzahl 4

Zwischenkalbezeit Tage 410 – 417

Trächtigkeitsdauer Tage 280

Dauer Färsenaufzucht Tage 540

Anteil männlicher Kälber % 50

Kälberverluste gesamt % 11,7

Abgangsraten Milchkühe % 6,9 – 9,3

Quelle: LK NRW 2011, S. 53 und eigene Berechnungen nach LKV NRW, 2012, S.49

Entsprechend der Dauer der Färsenaufzucht von etwa 540 Tagen und einer Trächtigkeitsdauer von 280 Tagen ergibt sich eine Aufzuchtdauer von insgesamt 820 Tagen, was einem theoreti-schen durchschnittlichen Erstkalbealter von etwa 27 Monaten entspricht. Die Zwitheoreti-schenkalbe- Zwischenkalbe-zeit ZKZ der Milchkühe liegt in Abhängigkeit der Laktationsgruppen zwischen 410 und 417 Tagen. Hinsichtlich des Geschlechtsverhältnisses der weiblichen und männlichen Kälber wird von einem Verhältnis von 1:1 ausgegangen. Die Kälberverluste belaufen sich auf insgesamt 11,7 %, wovon 7,6 % auf tot geborene Kälber sowie weitere 4,1 % auf Aufzuchtverluste zu-rückzuführen sind (vgl. LWK NRW, 2011, S.53). Die Abgangsraten der Milchkühe variieren zwischen 6,9 % und 9,3 % und hängen analog zur Zwischenkalbezeit von der Zahl der Lakta-tion ab (LKV NRW, 2012, S.49). Milchkühe der 4. LaktaLakta-tion verbleiben schließlich über die Dauer der 4. Laktation in der Milchviehherde und werden danach als Schlachtkühe verkauft.

Die Herdenentwicklung ergibt sich neben den angegebenen biologischen Parametern wie Zwischenkalbezeit und Abgangsraten ferner aufgrund von Investitionstätigkeiten in neue Stallkapazitäten. Bei unveränderter Stallkapazität und Konstanz der biologischen Parameter würde das Modell unter Vernachlässigung wirtschaftlicher Sachverhalte bei gegebenen Start-werten für die Rinderpopulation somit in einem stationären Zustand münden, bei dem die jährliche Bestandsergänzung exakt den jährlichen Tierabgängen entspricht (vgl. BERG und

KUHLMANN, 1993, S.228). Die Dynamik der Herdenentwicklung wird daher maßgeblich durch Investitionstätigkeiten sowie Veränderungen der biologischen Leistungsparameter der Rindviehherde bestimmt.

Milchleistung

Das Leistungsvermögen der Milchkühe in Bezug auf Milchmenge und Milchinhaltsstoffe hängt neben dem genetischen Leistungspotenzial der Tiere insbesondere vom Entwicklungs-stadium der Tiere ab. Die Milchleistung steigt mit zunehmender körperlicher Entwicklung der Tiere zunächst an und nimmt ab dem Leistungshöhepunkt in der 4. Laktation wieder ab (vgl.

Abb.33).

Abb. 33: Laktationsleistungen (305-Tage) schwarzbunter Holsteinkühe und kumulierter Anteil der Kuhzahl der einzelnen Laktationsgruppen

Quelle: LKV NRW, 2010, S.39

Neben dem Verlauf der Laktationsleistungen (305-Tage) von nordrhein-westfälischen Kühen der Rasse Holstein-Schwarzbunt (Sbt) für das Prüfjahr 2009 ist in Abbildung 33 darüber hin-aus der kumulierte Anteil der vom Landeskontrollverband geprüften Holstein-Schwarzbunt-Kühe über die einzelnen Laktationen abgetragen. Da etwa 89 % der Milchkühe der Rasse Holstein-Schwarzbunt (Sbt) und 87 % der Milchkühe der Rasse Holstein-Rotbunt (Rtb), die in der Milchleistungsprüfung des Landeskontrollverbandes Nordrhein-Westfalen erfasst wer-den, auf die erste bis vierte Laktation entfallen (LKV NRW, 2012, S.49), werden zur Abbil-dung der Milchviehherde daher lediglich vier Laktationsgruppen LGi unterstellt.

Für das Milchleistungsniveau der Milchviehherde wird ab dem Startjahr 2009 eine jährliche Milchleistungssteigerung angesetzt. Ausgehend von einer Basismilchleistung der Betriebe werden zur korrekten Abbildung der Milchleistungen der einzelnen Laktationsgruppen

An-89

0 20 40 60 80 100

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 >= 11

kumulierter Anteil Kühe in %

Milchleistung in kg/Laktation

Laktation

Milch-kg kumulierter Anteil der Kühe

passungen vorgenommen. Hierzu wird die relative Abweichung der Laktationsleistungen von der Basismilchleistung der Betriebe herangezogen. Der Korrekturfaktor für die Laktations-gruppen ist somit als Gewichtung der Laktationsleistungen gegenüber der Durch-schnittsmilchleistung des Betriebes im Basisjahr zu verstehen. Da in die Basisauswertung für die Milchleistung des Betriebes unterschiedlich große Laktationsgruppen eingehen und sich die Zusammensetzung der Milchviehherde im Zeitverlauf ändern kann, treten kleine Unge-nauigkeiten in der Berechnung auf. Aufgrund der geringen Bedeutung können diese im Fol-genden vernachlässigt werden. Zur Berücksichtigung der jährlichen Leistungssteigerung der Holstein-Schwarzbuntkühe (Sbt) wird ähnlich zur Vorgehensweise bei FARWICK und BERG

(2011) die durchschnittliche Leistungssteigerung von MLP-Kühen zugrunde gelegt und linear über den Betrachtungshorizont fortgeschrieben. Die durchschnittliche Leistungssteigerung von MLP-Kühen der Geburtsjahrgänge 1994 bis 2008 betrug 90,5 kg Milch/Jahr (vgl. VIT, 2011, S.40).

Die Milchleistung , , der Laktationsgruppe lg des Betriebes i im Jahr t ergibt sich damit wie folgt:

, , , · 90,5 · 2009 (7)

mit: , = 2009

= ü

( 0,93; 1,05; 1,11; 1,11

Auf eine Berücksichtigung weiterer Leistungsmerkmale wird im Folgenden aus Vereinfa-chungsgründen verzichtet, sodass als wesentliches Zuchtmerkmal die Milchleistung verbleibt.

Die Berechnung der Gesamtmilcherzeugung , der Milchviehherde eines Betriebes im Jahr t ergibt sich durch Multiplikation der Tierbestände , , in den jeweiligen Laktations-gruppen zum Zeitpunkt t mit der laktationsLaktations-gruppenspezifischen Milchleistung , , im Jahr t wie folgt:

, , , · , , (8)