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Modellbetriebe in den Niederungs- und Ackerbauregionen

6   Modellbeschreibung

6.2   Untersuchungsregionen und Modellbetriebe

6.2.2   Bestimmung der Modellbetriebe

6.2.2.2   Modellbetriebe in den Niederungs- und Ackerbauregionen

Entwick-lung erhebliche Bedeutung, da sie einen großen Anteil der Flächen innerhalb der Region auf sich vereinigen.

Der zweite Betriebstyp (SL_SB) ist charakteristisch für die Zahl an Familienbetrieben, die Herdengrößen zwischen 50 und 100 Milchkühe aufweisen und bei denen die Milchviehhal-tung den Hauptbetriebszweig darstellt. Die Auswahl dieses Betriebstyps begründet sich daher sowohl im hohen Vorkommen als auch dem typischen Charakter innerhalb der Region. Zu-dem werden über 45 % aller Milchkühe von dieser Betriebsgrößenklasse gehalten (vgl.

IT.NRW, 2012, S.12f). Während eine Erweiterung der Milchviehhaltung in der Regel nur über die Einstellung von Lohnarbeitskräften zu gewährleisten ist und dieser Schritt von vielen Betrieben gescheut wird, werden neben der saisonalen Einbringung zumeist nicht-entlohnter Familien-AK in den Betrieb insbesondere Effizienzsteigerungen zur Arbeitszeiteinsparung angestrebt. So finden neben der Auslagerung der Außenwirtschaft vermehrt Investitionen in automatische Melksysteme (AMS) oder kooperative Fütterungskonzepte Anwendung, bei denen mehrere Betriebe gemeinsam einen selbstfahrenden Futtermischwagen unterhalten.

Tab. 6: Strukturmerkmale Betriebstypen in der Modellregion Sauerland

Arbeitskräfte Landwirtschaftli-che NutzfläLandwirtschaftli-che

Pacht-fläche Milchquote

Stall-kapazität Leistung Anteil Betriebe

Fam-AK

Lohn-AK

Grün-land (ha)

Acker-land (ha) (%) Eigen (t)

Pacht (t)

Milchkühe (Zahl)

ECM/

Kuh (kg) (%) Gemischtbetriebe

(SL_NE) 0,5 - 1,0 0 25 0 20 170 0 25 7.600 56

Stabilisierungs-betriebe (SL_SB) 1,3 0,2 - 0,5 65 10 75 470 50 68 8.600 33

Wachstums-betriebe (SL_WB) 2,0 0,4 - 0,8 110 20 75 1.000 120 140 9.300 11 Quelle: Eigene Darstellung

Stellvertretend für größere, als erweiterte Familienbetriebe zu charakterisierende Betriebe, wird der Typ Wachstumsbetrieb (SL_WB) ins Modell aufgenommen. Typkonstituierend sind insbesondere die mit zwei Familienarbeitskräften hohe Arbeitskräfteausstattung, die Flächen-ausstattung sowie das hohe Milchleistungsniveau. Die vielfach in Form einer Vater-Sohn-GbR geführten Betriebe weisen eine vergleichsweise hohe Wachstumsneigung auf, der jedoch eine mangelnde Flächenverfügbarkeit erschwerend entgegen steht.

die Höhenlage der Niederungsregionen fast durchgängig weniger als 100 m ü. NN und nimmt abwärts des Rheins weiter ab. Mit mittleren Jahrestemperaturen von über 9 Grad Celsius und durchschnittlichen Jahresniederschlägen von 700 bis 770 mm weist die Region ein gemäßig-tes Klima auf (vgl. LK NRW, 2011, S.7). Dieses äußert sich in vergleichsweise milden Win-tern und bedingt grundsätzlich eine lange Vegetationsperiode, die sich vorteilhaft auf die landwirtschaftliche Nutzung innerhalb der Region auswirkt. Unter sehr heterogenen Bodenar-ten mit unterschiedlicher Qualität gliedert sich die landwirtschaftliche Bodennutzung einer-seits in eine intensive Grünlandbewirtschaftung sowie anderereiner-seits den Acker- und Ackerfut-terbau mit zugleich hoher Intensität. Aufgrund der günstigen Standortbedingungen kommt dem Maisanbau als Futterbasis in der Milchviehhaltung eine überragende Bedeutung zu. Die vergleichsweise hohen Energieerträge je Hektar ermöglichen eine hohe Effizienz des Grund-futters bei einem hohen Flächenpotenzial (vgl. LK NRW, 2011, S.38). Aufgrund der günsti-gen Standortvoraussetzungünsti-gen ist am Niederrhein eine intensive landwirtschaftliche Produkti-on vorzufinden, die sich durch eine hohe FlächenkProdukti-onkurrenz äußert und in den vergangen Jahren zu einem stetigen Anstieg des Pachtpreisniveaus beigetragen hat. Aus den agrarstruk-turellen Bedingungen am Niederrhein resultiert somit auch für die Milchviehhaltung eine ho-he Intensität und Spezialisierung.

Parallel zur Auswahl der Betriebe in den Mittelgebirgsregionen erfolgt auch zur Abbildung der Milchviehhaltung am Niederrhein eine Auswahl von drei Betriebstypen (vgl. Tab. 7). Die Gruppe kleinerer Betriebe wird durch typische Übergangsbetriebe (NR_ÜB) charakterisiert, bei denen es sich um Betriebe handelt, deren Betriebsleiter über keine gesicherte Hofnachfol-ge verfüHofnachfol-gen. Im ZuHofnachfol-ge eines steiHofnachfol-genden Pachtpreisniveaus innerhalb der Region und damit steigenden Opportunitätskosten zur Milchviehhaltung wird diese daher verstärkt aufgegeben.

Aus den Expertengesprächen wurde deutlich, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein Großteil dieser Betriebe die Milchviehhaltung aufgeben wird.

Tab. 7: Strukturmerkmale der Betriebstypen in der Modellregion Niederrhein

Arbeitskräfte Landwirtschaftli-che NutzfläLandwirtschaftli-che

Pacht-fläche Milchquote

Stall-kapazität Leistung Anteil Betriebe

Fam-AK

Lohn-AK

Grün-land (ha)

Acker-land (ha) (%) Eigen (t)

Pacht (t)

Milchkühe (Zahl)

ECM/Ku h (kg) (%) Übergangsbetriebe

(NR_ÜB) 0,6 0 15 5 - 10 0 200 0 27 8.200 39

Stabilisierungsbe-triebe (NR_SB) 1,5 0,5 20 60 70 600 0 75 8.800 33

Wachstums-betriebe (NR_WB) 2,0 1,0 30 90 80 1.200 150 165 9.500 28 Quelle: Eigene Darstellung

Der zweite Betriebstyp (NR_SB) steht stellvertretend für etwas über ein Drittel der Milch-viehbetriebe und Milchkühe innerhalb der Region Niederrhein. Bei diesen Betrieben handelt

es sich in der Regel um Betriebe, deren Hofnachfolge zeitweilig ungeklärt war bzw. weiterhin ungeklärt ist. Grundsätzlich kennzeichnen sich die Betriebe zwar durch eine mittlere bis gute Leistungsfähigkeit, sie befinden sich hinsichtlich der Größe ihrer Milchviehherde mit 75 Kü-hen jedoch nur knapp über der am Niederrhein angenommenen Wachstumsschwelle von ca.

70 Milchkühen. Die Betriebe wirtschaften vielfach in Milchviehboxenlaufställen, die Anfang der 1990er Jahre erstellt wurden und bei denen die ersten größeren Ersatzinvestitionen anste-hen. In Verbindung mit einer z.T. ungeklärten Hofnachfolge resultiert daraus häufig die Über-legung, die Milchviehhaltung einzustellen und das Land zu verpachten, oder ggf. die Jung-viehaufzucht im Auftrag anderer Milchviehbetriebe zu übernehmen.

Stellvertretend für die Gruppe der großen, spezialisierten Milchviehbetriebe mit mehr als 100 Milchkühen, die in der Region etwa 25 % aller Milchviehbetriebe ausmachen und über 50 % der Milchkühe halten, soll der dritte Betrieb (NR_WB) einen typischen Wachstumsbetrieb darstellen. Ein überdurchschnittliches Management, das sich insbesondere in einem hohen Milchleistungsniveau von über 9.500 kg Milch je Kuh und Jahr niederschlägt, hat es den Be-trieben bereits in der Vergangenheit ermöglicht größere betriebliche Wachstumsschritte zu realisieren. Neben der vorhandenen Gebäude- und Flächenausstattung weist der Betriebstyp darüber hinaus mit zwei Familienarbeitskräften, die regelmäßig durch Fremdarbeitskräfte sowie Auszubildende ergänzt werden, eine günstige Faktorausstattung für zukünftiges Wachs-tum auf. Betrieblichem WachsWachs-tum stehen diesbezüglich sowohl ein hoher Viehbesatz als auch eine zunehmende Flächenknappheit mit steigenden Pachtpreisen gegenüber.

Die Region ostwestfälisches Hügelland stellt einen Naturraum mit vergleichsweise heteroge-ner und vielfältiger Oberflächengestalt dar. Die Region liegt im östlichen Nordrhein-Westfalen und bildet zugleich das westliche Gebiet des Weserberglandes. Südlich wird die Region vom westhessischen Bergland, östlich vom Wesertal begrenzt. Die Region ist charak-terisiert durch ausgeprägte Mittelgebirgslagen, steile Schichtstufen wie beispielsweise im Raum Brakel sowie eingesenkte Beckenlandschaften im nördlichen Gebiet um Herford oder Bielefeld. Bergzüge, wie das Eggegebirge mit Höhen von über 400 m u. NN oder Becken-landschaften wie das niedrig gelegene Ravensberger Hügelland mit Höhen von 80 bis 150 m ü. NN weisen dabei vielschichtige Geländeniveaus auf (vgl. LK NRW, 2011, S.9). Die Böden in den bördeähnlichen Beckenlandschaften im Warburger sowie Steinheimer Raum sind auf-grund ihrer fruchtbaren Lößlehmböden in flacheren Ebenen und weniger steilen Hanglagen ackerbaulich ertragreich zu nutzen. Charakteristisch für die Milchviehhaltung in der Region ostwestfälisches Hügelland ist die vergleichsweise kleine Betriebsstruktur. Die durchschnittli-che Herdengröße liegt bei knapp 35 Milchkühen je Betrieb und damit deutlich unter dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt von etwa 48 Milchkühen je Betrieb (vgl. Tab. 4). Um ein realistisches Bild über die Milchviehhaltung in der Region zu erhalten, sind daher ver-gleichsweise klein strukturierte Betriebe von besonderer Bedeutung.

In der Region Ostwestfälisches Hügelland steht die Biogaserzeugung in starker Konkurrenz zur Milchviehhaltung. So wurden im Frühjahr 2012 in der Biogas-Betreiberdatenbank der

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen insgesamt 521 Biogasanlagen registriert. Auf die Kreise Paderborn, Höxter, Lippe, Bielefeld und Herford entfielen 89 Biogasanlagen, deren installierte elektrische Leistung bei insgesamt 47,2 MWel lag. Damit werden in der Region etwa 17 % aller Biogasanlagen in Nordrhein-Westfalen betrieben und etwa 22 % der elektri-schen Gesamtleistung bereitgestellt. Bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche liegt die installierte elektrische Leistung bei annähernd 20 kWel/100ha und somit etwa 54 % über dem Landesdurchschnitt in Höhe von knapp 13 kWel/100ha.

Tab. 8: Strukturmerkmale der Betriebstypen in der Modellregion ostwestfälisches Hügelland

Arbeitskräfte Landwirtschaftli-che NutzfläLandwirtschaftli-che

Pacht-fläche Milchquote

Stall-kapazität Leistung Anteil Betriebe

Fam-AK

Lohn-AK

Grün-land (ha)

Acker-land (ha) (%) Eigen (t)

Pacht (t)

Milchkühe (Zahl)

ECM/Ku h (kg) (%)

Nebenerwerbsbe-triebe (OW_NE) 0,5 0 5 15 0 150 0 20 8.000 72

Durchschnittsbe-triebe (OW_DB) 1,5 < 0,5 35 65 60 580 0 70 8.700 21

Wachstums-betriebe (OW_WB) 2,0 0,5 - 1,0 45 100 70 950 150 139 9.300 7 Quelle: Eigene Darstellung

Für die Betrachtung der Vielzahl kleinerer Milchviehbetriebe wird daher zunächst ein Typ (OW_NE) etabliert, der sowohl den Anteil der Betriebe erfasst, bei dem die Milchviehhaltung einen kleinen bzw. mittelfristig auslaufenden Betriebszweig darstellt als auch den Anteil de-rer, bei denen die Milchviehhaltung im Nebenerwerb betrieben wird.

Als Repräsentant für Milchviehvollerwerbsbetriebe steht der Betriebstyp (OW_DB) mit ei-nem durchschnittlichen Milchleistungsniveau. Die Gruppe der Betriebe kennzeichnet sich insgesamt durch eine hohe Flächenausstattung, was es vielen Betrieben ermöglicht die ver-gleichsweise gute Flächenausstattung neben dem Futterbau für die Milchviehhaltung weiter-hin ackerbaulich zu nutzen.

Der mit 5 % vergleichsweise kleine Anteil größerer Milchviehbetriebe mit über 100 Milchkü-hen wird durch den Typ (OW_WB) abgebildet. Charakteristisch für den Betriebstyp ist neben der überdurchschnittlich günstigen Faktorausstattung das hohe Milchleistungsniveau. Neben Erweiterungsinvestitionen in der Milchviehhaltung ist für diese Betriebe aufgrund der günsti-gen Flächenausstattung in den vergangünsti-genen Jahren die Biogaserzeugung wirtschaftlich attrak-tiv geworden. Wegen des hohen Flächenanspruchs resultiert daraus im Zuge weiterer Wachs-tumsschritte in beiden Betriebszweigen zunehmend eine innerbetriebliche Konkurrenzsituati-on um Nutzfläche. Aufgrund eines im nordrhein-westfälischen Durchschnitt geringen Pacht-preisniveaus als auch einem geringen Viehbesatz je ha weist die Region für die betrachteten Betriebstypen insgesamt jedoch günstige Wachstumschancen auf.