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Weit weniger systematisiert sind die quaestiones ordinariae des Thomas von Sutton; wir haben den Titel von Heinrichs Summa versuchsweise mit "Summe

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B. Decker, Die Gotteslehre des Jakob von Metz, p.399-403

5 Weit weniger systematisiert sind die quaestiones ordinariae des Thomas von Sutton; wir haben den Titel von Heinrichs Summa versuchsweise mit "Summe

der Disputationsfragen" wiedergegeben: Lexikon der philosophischen Werke, ed. F. Volpi u. J. Nida-Rümelin, Stuttgart 1988, p.669. In dem Werk von O. Wejers, Terminologie des universites au XIIL siecle, Rom 1987, findet sich eine kurze Bemerkung zu "disputatio ordinaria": p.344.

6 cf. L. Hödl, Zur kritischen Neuausgabe der Summa des Heinrich von Gent, in: Franz. Stud. 69 (1987), 144-158. Obwohl Heinrich von Gent dieses Werk nirgends als Summa bezeichnet (Hödl, p.157), sondern lediglich als "quaestiones ordinariae", verwenden wir dennoch weiterhin den in der Literatur üblichen Titel, der wohl auch in der kritischen Edition beibehalten werden ward; Scotus

Stellen "mit der i h m eigenen Weitschweifigkeit"7 u n d unter E i n -b e z i e h u n g vieler Gesichtspunkte auf das P r o -b l e m der Relation zu sprechen. W i r müssen uns j e d o c h für die Zeit vor Buridan ganz auf die Frage des ontologischen Status beschränken. Allerdings darf dabei nicht übergangen werden, in welchem Kontext das R e l a t i o n s p r o b l e m a u f t a u c h t . Es h a t a u c h b e i H e i n r i c h unbestreitbar einen theologischen H i n t e r g r u n d . N u r dieser ver-m a g d e n iver-mver-mensen A u f w a n d verständlich z u ver-machen, der dieser Frage gewidmet wird. Natürlich vermag er nicht, die Weise, wie H e i n r i c h diesen theologischen Erfordernissen R e c h n u n g trägt, verständlich zu machen. D e n n j e n e r H i n t e r g r u n d ist ein allge-m e i n e r , die Antwort H e i n r i c h s aber eine spezifische.

Dies ist n u n kein V o r g a n g , d e n m a n , es sei hier nochmals unter-strichen, mit "Aufwertung" beschreiben dürfte. Solche Kategorien sind zur Beschreibung u n d Interpretation von Prozessen in der Geschichte der Philosophie n u r sehr eingeschränkt brauchbar:

E i n m a l , weil die Suggestion, damit eine wesentliche Aussage gemacht zu haben, verfälschend ist; z u m anderen, weil i n der Denkgeschichte weder Problemstellungen n o c h gar K o n z e p t i o n e n eine von ihrer R a n g o r d u n g unabhängige, w e n n auch d u r c h diese n i c h t exklusiv definierbare Identität haben; drittens, weil die äußerliche Beschreibung als "Aufwertung" überhaupt n u r d a n n einen produktiven Wert hat, wenn die Gründe dafür genau unter-sucht werden. Diese aber können nur i n der theoretischen Konzep-tion selbst gesucht werden.

I m Falle H e i n r i c h s von Gent spricht j e d o c h auch dagegen, daß er genau anzugeben weiß, worin die Gründe für die sog. Aufwer-tung liegen. Die alte, auch i h m durch A v i c e n n a8 vermittelte These der Stoiker, die gegen die aristotelische L e h r e von der Relation u n d d e n Kategorien überhaupt zu stehen scheint, bringt zwar einen ersten Streit u m d e n Status der Relationen auf, die

theo-verwendet bereits diese Bezeichnung: Belege bei L. Hödl, Introduction, opera omnia XXVII p.XXVIII; auch Ockham, Rep.II q.2 (OTh V p.28). Das Werk blieb trotz seines Umfanges unvollendet (Hödl, p.l53; eine kurze Bemerkung zum Plan findet sich: Sum.21, 1; f.l23r) und gehört so in die bedenkenswert stattliche Reihe scholastischer Texte, die obwohl unvollendet doch monumental sind, weil ihnen ein noch gewaltigerer Plan zugrundelag. Beispiele in: R. Schönberger, Was ist Scholastik?, p.82. L. Hödl hat im genannten Aufsatz auch von einer unterschiedlich schnellen Rezeption der beiden Werke Heinrichs gesprochen:

Während die Quodlibeta sofort in die denkerischen Auseinandersetzungen einbezogen worden sei, habe sich die Rezeption der Summa verzögert; Hödl urteilt, p.158: "Die Summa wurde mit dem Ende des 13. Jahrhunderts, vor allem durch Johannes Duns Scotus berühmt."

7 B. Decker, Die Gotteslehre des Jakob von Metz, p.403.

8 qdl.3, 4 (51rN); cf. Avicenna, Philos. prima III, 10 (Van Riet 178).

logischen Problemstellungen ergeben j e d o c h z u m einen für d i e Sachfrage neue Untersuchungsgegenstände u n d sind z u d e m v o n der Art, daß der stoischen Lösung eine ganz neue Attraktivität zuwach-sen konnte. H e i n r i c h n e n n t i n verschiedenen Textpassagen - wie später auch J a k o b v o n V i t e r b o9 - die n e u e n P r o b l e m s t e l l u n g e n : D i e Trinitätslehre gehört nicht n u r nicht zur Reichweite d e r i n der klassischen Philosophie sich d o k u m e n t i e r e n d e n natürlichen V e r n u n f t , sondern scheint dieser auch grundsätzlich insofern z u widersprechen, als die P h i l o s o p h e n n u r bei d e n veränderlichen D i n g e n Relationen ansetzten. W e n n aber reale R e l a t i o n e n n u r entweder bei real u n t e r s c h i e d e n e n o d e r d o c h z u m i n d e s t b e i zusammengesetzten D i n g e n v o r k o m m e n können, d a n n lassen sich sowohl mit d e m Begriff v o n Gott als auch m i t d e m der separata a m a t e r i a ü b e r h a u p t k e i n e r e a l e n i n t e r n e n R e l a t i o n e n ver-e i n b a r ver-e n .1 0 D e r Glaube an einen trinitarischen G o t t ist j e d o c h zunächst keineswegs das T o r zu n e u e n theoretischen Möglich-keiten, sondern eine zusätzliche H e r a u s f o r d e r u n g , wie H e i n r i c h sagt.1 1 H e i n r i c h fügt j e n e r Einschätzung "der P h i l o s o p h e n " a n

9 de div. praed., q.l2 (Ypma 76): philosophi dixerunt in Deo non esse proprie relationes reales; cf. p.81: de illis autem relationibus quas ibi ponunt fideles, philosophi nescierunt.

1 0 qdl.9, 3 (XIII p.69); 9, 1 (XIII p.16 sq.): philosophi in Deo relationes reales ad intra non posuerunt propter eius simplicitatem, sed omnino in eo esse negaverunt, et ponebant aliquas relationes reales ad intra solummodo in creaturis materialibus compositis; qdl.13, 10 (XIII p.84); qdl.6, 2 (X p.33 sq.): Errantes enim circa divinarum personarum productionem necesse habent errare circa productionem creaturarum. Unde philosophi quia negabant, immo potius ignorabant, divinarum personarum productionem, ponebant Deum producere creaturas de necessitate suae essentiae, non voluntatis libertate. (Letzteres erinnert sehr an Thomas von Aquin, sum. theol.I, 32, 1 ad 3: cognitio divinarum personarum fuit necessaria nobis dupliciter: uno modo ad recte sentiendum de creatione rerum. Per hoc enim quod dicimus Deum omnia fecisse Verbo suo, excluditur error ponentium Deum produxisse res ex necessitate naturae.) Als Beleg führt Heinrich selbst an: Avicenna, Met.VIII, 4 (Van Riet 398); VIII, 7 (427); IX, 1 (441 sq.); ebenfalls als eine These oder als eine 'Vorstellung" der Philosophen (secundum imaginationem philosophorum) wird dies bei Duns Scotus angeführt: ord.I d.28 n.42 (ed. Vat. VI p.129); d.30 n.54 (193); als eine Gestalt, die den trinitarischen Gottesbegriff aus philosophischer Perspektive ablehnt - und somit nicht bloß zu den Philosophen gehört, für die ein solcher noch kein Thema war - , wird immer wieder Averroes (cf. Met.XII comm.39;

f.322vHI) genannt: Heinrich, Sum.74, 1 (281vI-282rK); Duns Scotus, Lect.I d.2 n.276-277 (ed.Vat. XVI p.217); Buridan, Met.XII, 8 (71ra); Phys.I, 9 (12vb).

1 1 Sum.55, 6 (II f.HOvM): Hoc est ergo quod summe disturbat nos in divinis, ubi necesse habemus ponere secundum fidem et dicta sanctorum, quod inter divinas personas est relatio realis; ne sola ratione ponamus personas distingui.

Quia enim nihil in divinis est absolutum reale nisi essentia deitatis; et ideo super ipsam oportet singulos respectus in singulis personis fundari. Obscurum est valde quomodo est magis realis relatio inter divinas personas secundum rationes activas

anderer Stelle ausdrücklich hinzu, daß diese nicht irrten mit Bezug auf die Relationen Gottes zur Welt. Dies betrifft allerdings n u r dasjenige M o m e n t , daß die Schöpfungsrelation auf Seiten Gottes nicht real (esse secundum rem) ist. Gleichwohl sei dieses Verhältnis v o n " d e n P h i l o s o p h e n " u n t e r b e s t i m m t w o r d e n . Z u m i n d e s t Aristoteles habe die Wirkursächlichkeit vom Weltverhältnis des ersten Bewegers fern gehalten. Die Ansetzung einer ewigen Welt scheint n u r e i n Verhältnis des Maßes, nicht aber eines der drei w e s e n t l i c h e n K a u s a l r e l a t i o n e n (causa e f f i c i e n s , f o r m a l i s , exemplaris) nahezulegen.1 2 Das heißt, erst wenn das Gott-Welt-Verhältnis als Schöpfungsrelation gedacht wird, enstehen die zusätz-lichen K o m p l i z i e r u n g e n , auf die eine Antwort zu geben H e i n r i c h eine wirklich anhaltende u n d eindrucksvolle Bemühung unternimmt.

Für ein oberflächliches, u n d auch n o c h durchaus verbreitetes V o r u r t e i l scheint dies z u bedeuten, daß es sich hier u m das übliche scholastische V e r f a h r e n handelt, mit Hilfe von kontaminierten P h i l o s o p h e m e n zu theologischen Zurechtlegungen zu k o m m e n . Selbst wenn so auch ein abschließendes Urteil z u lauten hätte, d a n n dürfte bei einer solchen Einschätzung d o c h gleichwohl n i c h t übergangen werden, daß H e i n r i c h hier - u n d viele scholastici auch anderwärts1 3-gerade durch diese theologisch-dogmatische Her-ausforderung versuchen, die Sache grundsätzlich zu klären. So sagt er zu Beginn einer solchen quaestio: quaestio ista quaerit difficultatem de esse relationis in deo, quam explicari n o n potest nisi paulo altius inchoando, quäle scilicet esse relatio habeat in creaturis.1 4

2. Relation als Kategorienproblem

Damit gelangen wir vom motivationalen H i n t e r g r u n d n u n zur theoretischen Problemstellung selbst. Es bedarf nämlich einer kurzen Skizze desjenigen Voraussetzungsfeldes, das die Stellung der Kategorien i m allgemeinen, u n d der Relation i m besonderen

et passivas quae sunt generare et generali . . . Quod licet ratio ad plenum non possit comprehendere - tentandum tarnen est aliquantulum attingere.

1 2 qdl.9,1 (XIII p.22 sq.). Bekannüich hat Thomas dieser Auslegung energisch widersprochen: Sent.II d.l, 1, 5 ad 1; in Phys.VIII, 3 (996); VIII, 21 (1154); in Met. II, 2 (295); VI, 1 (1164); in de cael.I, 8 (91). Die ausgiebige Diskussion setzt Gregor von Rimini ebenso ausgiebig fort: Lect.II d.l q.l (IV pp.1-44).

1 3 Etwa Jakob von Viterbo: cf. cap. 10 n.10.

1 4 qdl.3, 4 (51rN); ähnlich 7, 1-2 (XI p.26); nicht selten steht bei Heinrich vor der eigentlichen responsio eine in der Edition angemerkte "resolutio", eine grundsätzliche und terminologische Klärung, der sich erst dann die Beanwortung der quaestio anschließt; auf einige Stellen sei hingewiesen: Sum.l, 4 (12vF); 6, 2 (54r0); 24, 6 (147rP); 25, 2 (149v0); 34, 1 (211rl); 39, 8 (256r0); 40, 7 (260vN);

49, 3 (34rN); 53, 5 (66vX); 54, 9 (104vD); 58, 5 (135vQ); 59, 5 (149rF); 60,

sichtbar macht. Völlig anders nämlich als Aristoteles setzt H e i n r i c h den Begriff der Wirklichkeit auf einer weit abstrakteren E b e n e an. Nicht die d u r c h die kategoriale Mannigfaltigkeit anscheinend unmittelbar ausgewiesene Differenz i m Seinsbegriff ist H e i n r i c h s Ausgangspunkt, s o n d e r n der unüberbietbar abstrakte B e g r i f f dessen, was Gegenstand einer intellektuellen Intention sein k a n n . Dieser primus conceptus communissimus von res, der "res" i m Sinne von "reor, reris" n i m m t , übersteigt sogar n o c h die Differenz von bloß imaginiertem u n d "wahrem" Gehalt: Letzterer besagt:

i d q u o d est a l i q u i d p e r essentiam et n a t u m existere e x t r a intellectum i n r e r u m natura.1 5 Erst zu diesem Begriff k a n n d a n n nach H e i n r i c h die Disjunktion von res creata u n d res increata gehören. Diese Unterscheidung wiederum wird vermittelt d u r c h das Konzept der idea i n mente divina. Die Wesensbestimmungen der endlichen geschaffenen Dinge haben d a d u r c h A n t e i l an der res increata. Allererst dieses esse quidditativum ergibt die Basis für die Kategorien.1 6 Die Kategorien haben somit sowohl i n e i n e m ontologischen Sinne einen abgeleiteten Status, als auch i n e i n e m ontischen. H e i n r i c h sagt wie Thomas mit aller Klarheit: deus n o n est res alicuius praedicamenti, sed res praedicamenti s o l u m m o d o sunt quae sunt ab ipso. Dies besagt: Erst u n d n u r das geschaffene Sein ist das Feld, i n d e m die aristotelischen Kategorien Gültigkeit haben. So heißt es an der eben zitierten Stelle der Summa ganz ähnlich wie i n den Quodlibeta:

Ens enim communissime dictum ad ens per essentiam et ens per participationem: prima divisione dividitur in ens creatum et increatum, tamquam in ens per essentiam et per participationem;

et illud ens creatum per participationem est illud quod est commune analogum ad res decem praedicamentorum . . .

Hieraus entwickelt H e i n r i c h seine berühmte L e h r e , daß das Geschaffensein selbst als eine Relation aufzufassen ist.1 8 Dies hatte in gewissem Sinne auch Thomas gesagt. A b e r die Zuspitzung, daß das endliche, also kontingente Sein i m Sinne v o n Existenz gar nichts anderes als Abhängigkeit besagt1 9 u n d somit in einer Relation

3 (164vS); 61, 4 (176vM); 63, 3 (199rR); 68, 5 (231vX); 72, 2 (258vG); 74, 5 (304vV).

1 5 qdl.5, 2 (154rD); 7,1-2 (XI p.27 sq.). Eine ausführlichere Darstellung haben wir gegeben in: Transformation, p.305 sqq.

1 6 ib.: et haec res est super quam fundatur primam ratio praedicamenti.

1 7 Sum.26, 2 (158rM).

1 8 Sum.35, 8 (231vN): esse creaturae relatio vera realis est secundum scilicet generalem usum relationis; est enim verus respectus ad creatorem; 27, 1 ad 5.

1 9 J. Gömez Caffarena, Ser participado, p.l46; R. Schönberger, Transformation,

besteht, dies k a n n d o c h als charakteristisch für H e i n r i c h gelten.

D a d u r c h rückt die Relation n o c h vor die kategorialen Einteilungen:

essentia creaturae dicit aliquid cui ab alio contingit esse. Et est ratio p r i m a c o n s t i t u e n d i p r a e d i c a m e n t u m i n creaturis, c o m m u n i s substantiae et a c c i d e n t i .2 0

H i e r m i t setzt i n d e n folgenden Jahrzehnten auch die für sehr unterschiedliche L e h r s c h u l e n typische Entwicklung ein, daß der R a n g der Relation einerseits erhöht wird u n d sie ins Zentrum der Metaphysik rückt, der Status der Relation aber von aller dingli-c h e n Realität ferngehalten w i r d . W ä h r e n d beispielsweise bei Eckhart H e i n r i c h s L e h r e von der Relationalität des endlichen Seins aufgenommen w i r d ,2 1 haben D e n k e r ganz unterschiedlicher Provenienz dies als unhaltbar, weil d e m Begriff der Relation widersprechend kritisiert.2 2

D a m i t ist j e d o c h erst der Ort, nicht der U r s p r u n g der Kate-gorien i m einzelnen geklärt. Dies geschieht dort, wo H e i n r i c h das umgekehrte P r o b l e m untersucht: Wie k a n n unsere an der E n d l i c h -keit orientierte, u n d damit kategoriale Begrifflich-keit auf Gott angewendet werden? Die Unvermeidlichkeit dieser " A n w e n d u n g "

ergibt sich aus der schon vorgefundenen religiösen, theologischen u n d dogmatischen Sprache. Die U n t e r s u c h u n g geschieht mit einer Anstrengung u n d Ausdehnung, wie sie i n der chrisdichen Tradition vor H e i n r i c h von G e n t n u r mit Johannes Eriugena vergleichbar ist.2 3 U m das Spezifikum einer bestimmten Kategorie angeben z u können, bedarf es der Bewältigung einer doppelten Aufgabe: Was macht sie zu einer Kategorie überhaupt u n d worin besteht ihre Besonderheit als diese Kategorie?

H e i n r i c h unterscheidet bei den Kategorien zwei M o m e n t e . Im ersten Sinne gehört zur Kategorie eine bestimmte res, welche kraft ihres Wesens zu einer bestimmten Kategorie gehört. V o n diesem von H e i n r i c h res praedicamenti genannten Element ist die eigentliche ratio praedicamenti z u unterscheiden: Sie ist der proprius

p.312; A. Pattin, Contribution, p.150*; M.G. Henninger, Relations, p.l.

2 0 Sum.32, 5 (XXVII p.80); j . Paulus, Henri, p.160: "la relation tendait chez Henri ä superposer aussi la substance."

2 1 cf. cap. 8 n.21.

2 2 der Oxforder Dominikaner Thomas von Sutton, qdl.3, 8 (Schmaus 392 sq.);

qu. ord.26 ad 26 (Schneider 742 sq.): esse non significat respectum, sed importat quiddam positivum et absolutum secundum suam rationem, quam addit supra essentiam, tamquam non-inclusum in essentia; Duns Scotus, Lect.II d.l n.223-231 (ed. Vat. XVIII pp.75-78).

2 3 Sum.32, 5 (XXVII pp.75-121); ein Text, auf den Heinrich selbst besonders häufig verweist; zu Eriugena die in cap. 7 n.16 zitierte Bemerkung Flaschs.

modus essendi eorum quae continentur in praedicamento}4 Keines der beiden Elemente ist jeweils für sich h i n r e i c h e n d : Weder ist mit d e m bloßen U m s t a n d , das Wesen einer Substanz oder eines Akzidens zu sein, bereits ein Gattungsbegriff erreicht, n o c h ist dies mit d e m esse i n alio u n d esse n o n i n alio erreicht, d e n n das esse ist selbst kein Gattungsbegriff, der sich i n diese zwei Differenzen auslegen könnte. Es sind dies keine A r t e n oder Gattungen v o n D i n g e n , sondern je bestimmte Weisen zu sein.

D a m i t ist für die Frage nach d e m Status der Relationen zunächst nur ein negatives Ergebnis gewonnen. Die Relation ist definiert d u r c h eine bestimmte Weise zu sein: se habere ad a l i u d .2 5 Was es j e d o c h für eine res ist, die ihr jeweils zugehört, ist damit n o c h nicht gesagt. D e r o n tische Status der Relation k a n n also nicht aus der Kategorialität selbst e n t n o m m e n werden. Dies war bei d e n V e r t r e t e r n des Relationenrealismus e i n häufig vorgebrachtes A r g u m e n t : D a u n d insofern Relation ein Kategorialbegriff ist, muß sie auch Realbegriff sein. M i t u n t e r wird diesem A r g u m e n t d a n n m i t einzelnen Gegenbeispielen begegnet. H e i n r i c h v o n G e n t bringt diese Auseinandersetzung d u r c h seine Kategorien-lehre auf e i n grundsätzlicheres N i v e a u . D i e U n t e r s c h e i d u n g von res u n d ratio macht die Statusfrage nicht m e h r d u r c h d e n Begriff der Kategorie entscheidbar, sondern erfordert eine je eigene Erörterung. Dies hatte i n gewissem Sinne aber a u c h schon für T h o m a s gegolten, der, wie d a n n nach i h m auch wieder Aegidius Romanus, die Möglichkeit bloß begrifflicher B e d e u t u n g gerade als formale Auszeichnung der Relationskategorie f o r m u -liert hatte.2 6

Diese Untersuchung des Status setzt Heinrich ebenfalls mit d e m i h m eigenen S i n n für Systematik an. Die d e m Realismus unmit-telbar kontradiktorisch entgegengesetzte rein theoretische Mög-lichkeit ist, Relation n u r als N a m e n zu verstehen. " N u r " als N a m e heißt, ein schierer Laut, bei d e m von seiner Z e i c h e n f u n k t i o n abgesehen werden könnte. Es wäre d a n n weder ein D i n g n o c h eine B e s t i m m u n g noch etwas i n der Seele. Dies ist keine

ernst-2 4 Sum. 32, 5 (XXVII p.79): Ex quibus duobus, scilicet ex re praedicamenti et ratione essendi eius, quae est ratio praedicamenti, constituitur ipsum praedica-mentum et diversificatur unum praedicapraedica-mentum ab alio; ein klares Beispiel in 32, 2 (XXVII p.36): ratio substantiae est subsistere sive substare, res praedicamenti substantiae est omne illud cui convenit ista ratio; qdl.9, 3 (XIII p.57).

2 5 qdl.9, 3 (XIII p.56).

2 6 cf. Thomas, de ver.l, 5 ad 15 (ed. Leon.XXII p.21, 413-420); Aegidius Romanus, qdl.4, 8 (220a-b).

z u n e h m e n d e , d.h. m i t einer eigenen Begründung z u widerlegen-de O p t i o n . H e i n r i c h nennt sie vanum u n d a b s u r d u m .2 7

In der zweiten Möglichkeit - sie wird von H e i n r i c h ausdrücklich d e n Stoikern zugeschrieben - wird die Relation als conceptus mentis gefaßt. D a r i n ist n u n zwar eine Verweisung enthalten, aber eine Relation hätte als solche d o c h n u r Wirklichkeit i m D e n k e n

(in a n i m a tantum). Es besagte also, daß zwar dasjenige, was in Relation steht, für sich Bestand hat, aber die Relation selbst wird d u r c h das D e n k e n konstituiert. D i e Ahnlichkeitsrelation zwischen zwei entsprechenden Farbqualitäten etwa ist nichts anderes als diejenige begriffliche Einheit, welche aus der V e r g l e i c h u n g der realen Bestände hervorgeht. B e s t i m m u n g e n w e r d e n also i m betonten Sinne i n B e z i e h u n g gesetzt?8

H e i n r i c h hält auch dies mit Simplicius für falsch, aber i m m e r h i n für eine These, die er einer eigenen W i d e r l e g u n g für würdig erachtet. Diese geschieht wiederum gänzlich i n A n l e h n u n g an Simplicius. D e r E i n w a n d lautet, daß damit die Intention bei der V e r w e n d u n g relationaler Ausdrücke völlig verfehlt würde. Etwas w i r d j a nicht d a d u r c h z u einer Relation, daß wir es so betrachten.

E i n kausales Verhältnis etwa wird nicht d u r c h das D e n k e n gestiftet, sondern mittels seiner vorgefunden. E i n M e n s c h k a n n ein Vater sein, o h n e daß wir i h n als solchen betrachten m ü ß t e n .2 9 In der V e r w e n d u n g von relationalen Ausdrücken wollen wir uns auf etwas von allem begrifflichen Auflassen Unabhängiges beziehen. W i r unter-stellen jedenfalls, etwas v o m D e n k e n Unabhängiges z u m e i n e n .

D a m i t sind zunächst e i n m a l zwei Relationstheorien ausgeschlossen, die beide die Relation außerhalb der eigentlichen W i r k l i c h -keit angesetzt haben, entweder i n bloße Worte oder i n d e n Begriff.

D a r i n sind n u n aber die B e d i n g u n g e n genannt, die eine adäquate Relationstheorie erfüllen können muß. Sie hat zumindest der allgemeinen Realitätsvermeinung u n d d e n spezifischen Fällen v o n d e n k u n a b h ä n g i g e n R e l a t i o n e n gerecht z u w e r d e n . I n d e m Q u o d l i b e t I X (von O s t e r n 1286), welches das P r o b l e m a m ausführlichsten u n d sehr schrittweise behandelt, u n d daher auch in der späteren scholastischen Diskussion vielfach als Beleg für Heinrichs These g e n o m m e n w u r d e ,3 0 führt H e i n r i c h irritierender

2 7 qdl.9, 3 (XIII p.48).

2 8 qdl.9, 3 (XIII p.49):.. . ut quod similitudo nihil aliud sit quam conceptus mentis ex collatione habita circa duas qualitates conformes.

2 9 qdl.3, 4 (51rN): immo relatio est quoddam quod est in singularibus, dicentes, nos scimus quod haec res in esse est pater et ille in esse est filius, sive intelligitur sive non intelligitur.

3 0 Er selbst schließt qdl.9, 3 (XIII p.88): Ex his, ut aestimo, possunt patere

Weise gänzlich ex abrupto die Unterscheidung von res u n d m o d u s ein. E r setzt hier also seine oben dargestellte Kategorienlehre bereits als bekannt voraus. Gleichwohl ist der Terminus modus auch dort nicht mit der Eindringlichkeit u n d Ausbreitung behandelt, wie das sonst für Erörterungen bei H e i n r i c h von G e n t so überaus charakteristisch ist. N u r , gerade bei dieser Frage bildet Heinrich i m Verhältnis zu anderen Scholastikern keine Ausnahme.3 1

3. Die Relation als modus

Zu verweisen ist hier auf die Diskussion u m die Differenzierung nicht-kategorialer Begriffe. Diese können per d e f i n i t i o n e m nicht den Status oberster Gattungsbegriffe haben, so daß auch jede ihrer Ausdifferenzierungen nicht als spezifische Differenzen zu d e n k e n sind. Gattungsbegriffe können nicht von den Differenzen ausge-sagt werden, wohl aber müssen Transzendentalbegriffe als v o n allem aussagbar gedacht werden können. Diese A r t von i n n e r e m - u n d d.h. nicht bloß potentiellem! - Enthaltensein hat m a n daher modus genannt. Es ist d a m i t zweierlei geleistet: Z u m e i n e n ü b e r h a u p t so etwas w i e e i n e D i f f e r e n z i e r u n g a u c h b e i unübersteigbar allgemeinen Begriffen d e n k e n zu können, z u m anderen aber die Unmittelbarkeit des Gehaltes selbst retten z u können. V o n allem kann m a n sagen: "es ist", aber jedes ist i n verschiedener Weise.3 2 A u c h an die relativ k n a p p e n Festlegungen in den Texten der Pariser Modisten ist hier z u d e n k e n .3 3

Damit ist n u n ein T h e o r e m bereitgestellt, das für eine Relations-theorie i n A n s p r u c h g e n o m m e n werden kann, die unter den oben genannten Bedingungen steht: Die Relation muß i n irgendeinem Sinne grundsätzlich "objektiv" sein können. Ungeachtet der bloß im D e n k e n gestifteten Relationen gibt es d o c h unstreitig reale

quaecumque obscura reliquimus circa relationes, maxime in creaturis, de quibus per intentionem locuti non sumus alicubi nisi in quaestionibus de Quolibet.

3 1 Das hier auszusprechende Desiderat einer begriffs- und konzeptions-geschichtlichen Untersuchung kann sich auch auf eine entsprechende Feststel-lung von L. Oeing-Hanhoff berufen (Art. "Modalismus": HWPh VI, 1984, col.8).

Die dabei zu bewältigende Schwierigkeit ist allerdings vielen Termini gemeinsam, die in der scholastischen Diskussion zwar eine tragende Rolle gespielt, jedoch nur selten in der gebührenden Weise thematisiert worden sind. Anders als die berühmten Disputationsthemen haben sie einen weit höheren okkasionellen Charakter. Es genügt somit nicht wie bei jenen ein bestimmter Grad von Leseerfahrung, um die loci classici vermuten zu können. Es wäre daher erfor-derlich, das scholastische Textmaterial ziemlich vollständig danach zu durchforsten.

3 2 cf. Thomas von Aquin, de ver.l, 1.

3 3 Martinus von Dacien, de modis sign.I, 4 (Roos 5): omnes autem proprietates

Relationen. Es ist also nicht bloß ein Begriff von Wirklichkeit zu denken, i n welchem die Wirklichkeit als Wirklichkeit durch ihre Unabhängigkeit v o m Denken definiert ist, sondern auch ein Begriff von D e n k e n - zu denken, der dieser Wirklichkeit gegenüber nicht i n e i n e m Konstitutionsverhältnis steht. Es scheint darüber hinaus unmittelbar evident zu sein, daß diese Objektivität der Relation nicht als eine dingliche Wirklichkeit verstanden werden kann. Dies führte z u d e n seit l a n g e m b e k a n n t e n P a r a d o x i e n , weil ein begrifflicher W i d e r s p r u c h zwischen D i n g u n d Relation herrscht.

H e i n r i c h greift n u n , wie gesagt, auf seine Kategorienlehre zurück.

Die Relation muß dabei "praecise"3 4 als sie selbst gedacht werden.

Es ist der bestimmte M o d u s des ad aliud se habere.

Diesen nennt H e i n r i c h die n u d a habitudo.3 5 E r wird unterschie-d e n von unterschie-den beiunterschie-den anunterschie-deren kategorialen M o unterschie-d i unterschie-des in se esse u n unterschie-d in alio esse. H e i n r i c h n i m m t damit bewußt ein E l e m e n t der boethianischen Kategorienlehre auf, welche die Zehnzahl der Kategorien ebenfalls schon i n drei G r u p p e n eingeteilt hatte.3 6 Dies schließt eine wichtige k o n z e p t i o n e l l e V e r s c h i e b u n g e i n : D i e Relation qua Relation ist nicht durch das M o m e n t der Akzidentalität bestimmt!3 7 In den frühen Schriften ist dieser Z u g n o c h deutli-cher als i n d e n späteren. Es läßt sich bei H e i n r i c h von Gent b e s o n d e r s g u t s t u d i e r e n , wie die e x t r e m e n t h e o r e t i s c h e n A n f o r d e r u n g e n an die Relationstheorie zu einer Abstraktionshöhe führen, die das M o m e n t der Relationalität selbst i n reiner F o r m auszudifferenzieren gezwungen ist. H i n s i c h t l i c h der eingangs re-ferierten Interpretationsthese, nach welcher auch der mittelalter-liche Aristotelismus den Akzidensbegriff der Relation festgehalten hätte,3 8 bildet also H e i n r i c h nicht die erste, u n d wie sich n o c h zeigen wird, bei weitem nicht die letzte Ausnahme. D a der modus das rein abstrakte M o m e n t der Relationalität selbst meint, ist damit ein G e h a l t g e w o n n e n , der i n seiner Abstraktheit vollständig indifferent ist gegenüber allen F o r m e n von Wirklichkeit. Dies rei extra intellectum existentes dicuntur modi essendi; Thomas von Erfurt, de modis significandi, c.4 (opera omnia Duns Scoti, ed.Vives I, 3 b): modus essendi est rei proprietas absolute.

3 4 Auch dieses Wort gehört nebenbei bemerkt zu dem in n.31 angesprochenen terminologischen Reservoir: cf. cap. 12 n.47.

3 5 qdl.9, 3 (XIII p.56).

3 6 cf. Boethius, de trin.4 (Stewart-Rand 24); cf. qdl.7, 1-2 (XI p.28).

3 7 B. Decker, Die Gotteslehre, p.404: "Wo daher ein Bezug (respectus) in der Substanz - nicht in einem Akzidens - gründet, wie es bei den götüichen Relationen der Fall ist, verliert er jedes Akzidens-Sein." cf. p.405, wo Decker kurz auf die Veränderung von Heinrichs Relationstheorie (ab 1286) und dessen Orientierung am porphyrianischen Begriff des accidens commune eingeht.

3 8 cf. p.51.

unterscheidet die Moduslehre H e i n r i c h s g r u n d l e g e n d von der des T h o m a s von A q u i n . Während z u d e m selbst D u n s Scotus, der die L e h r e v o n d e r Eindeutigkeit des Seinsbegriffes begründet u n d diese Eindeutigkeit sogar i n Anbetracht des Unterschiedes d e r

unterscheidet die Moduslehre H e i n r i c h s g r u n d l e g e n d von der des T h o m a s von A q u i n . Während z u d e m selbst D u n s Scotus, der die L e h r e v o n d e r Eindeutigkeit des Seinsbegriffes begründet u n d diese Eindeutigkeit sogar i n Anbetracht des Unterschiedes d e r

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