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Alii dicunt de ente rationis puta quod est distinctum ab ente reali, quod non habet esse nisi obiectale; unde non habet esse subiective in anima nec extra

Im Dokument R E L A T I ON A LS V E R G L E I CH (Seite 185-193)

J. Paulus, Henri de Gand, p.l86 n.3

4 Alii dicunt de ente rationis puta quod est distinctum ab ente reali, quod non habet esse nisi obiectale; unde non habet esse subiective in anima nec extra

animam, sed tantum obiectale in anima; quod vocatur obscuriori nomine esse in prospectu. Et hoc probat, quia nos videmus aliquam rem a longe et illa res videtur minor quam sit. Tunc quaeritur de illa minoritate: vel est in se vel in anima subiective. Non potest esse in se, quia tunc res esset minor quam sit.

Etiam tunc iudicium non esset verum. Similiter non potest esse in visu, quia obiectum potentiae non est in potentia. Ergo minoritas quam videt visus vel iudicat solum in visu est obiective vel in intellectu. Si intelligatur ergo praeter ens quod sit subiective in anima vel extra animam est ens obiectale. Met.V, 23 (67 H); keine zwanzig Folio-Seiten später (cf. VI, 9; f.83 N-P) referiert Johannes die Theorie nochmals in aller Ausführlichkeit. Peter Aureoli wurde 1316/17 Baccalaureus Sententiarum und hat bis 1318 über die Sentenzen gelesen; mitunter findet man die Metaphysik-Quaestionen des Gandavus auf die Zeit um 1310 angesetzt; das von letzterem zitierte Beispiel kommt bei Aureoli allerdings nicht vor. (Die Wendung sanctus Thomas (67 N) besagt bekanndich nichts über den zeidichen Ursprung eines Textinhaltes nach der Kanonisation von 1323, sondern allenfalls einer Abschrift); L. Schmugge setzt den Metaphysik-Kommentar mit aller Vorsicht ('Vielleicht") nach den Quaestiones in Physicam: op.cit, p.l30.

Th. Kobusch erwähnt in seinem monumentalen Werk über das "ens rationis"

unter dem Titel "Sein und Sprache" Johannes von Jandun nicht, wohl aber Aureoli: pp.311-313; daneben: F. Prezioso, La teoria dell'essere apparente nella gnoseologia di Pietro Aureolo, in: Studi Francescani 22 (1950), 15-43; Ph. Boehner Notitia intuitiva of non existents acoording to Peter Aureoli, in: Franc. Stud.

8 (1948), 388-416 (jetzt auch in: Collected Articles on Ockham, ed. E.M. Buytaert, St. Bonaventure, Louvain 1958).

abhängig sein kann, eine reale sein. D i e O r d n u n g der Welt ist ebenso intellekt-unabhängig wie deren V o l l k o m m e n h e i t . A u c h das Wachstumsphänomen schließt eine n u r als real anzusetzende Relation der "maioratio" e i n .5 In allen diesen Fällen ist die Realität

(der Relation) negativ gegen das D e n k e n des M e n s c h e n abge-setzt. D i e ratio, welche das ens rationis konstituiert, ist die ratio hominis. Johannes n i m m t i h r D e n k e n als realen V o r g a n g . Die Welt ist geordnet - auch wenn der Verstand nichts denkt; der H i m m e l wird von der Intelligenz bewegt - auch wenn jeder Mensch schläft; die Lebewesen wachsen - auch abgesehen v o n der Tä-tigkeit des Intellekts.

Daß es auch Relationen geben muß, die m a n , d a sie i n "entia rationis" gründen, "relationes rationis" nennt, ist o h n e h i n kein P r o b l e m . N i c h t übergangen werden sollte hier j e d o c h , daß Jo-hannes die Konformitätsrelation, d u r c h welche die Wahrheit konstituiert wird, als eine solche Intellektrelation ansetzt:

conformitas, quae consequitur intellectum ad rem, quia in vera relatione intellectus conformitatur rei, et dependet ab anima rationali subiective et effective.6

Eines d e r widerständigsten P r o b l e m e für e i n e n R e l a t i o n e n -realismus scheint dasjenige Phänomen zu sein, das die Scholastiker aus der aristotelischen Physik e n t n o m m e n haben u n d als festste-h e n d e n Lefestste-hrsatz festgefestste-halten festste-haben: i n ad aliquid n o n est motus.

Die Realität d e r Bewegung war für k e i n e n Scholastiker eine bewegende Frage - auch für O c k h a m n u r hinsichtlich der Selb-ständigkeit dieser Relatität. Sie war i m Gegenteil so rigoros ge-dacht, daß seine L e u g u n g für T h o m a s i n einem offenkundigen W i d e r s p r u c h z u r S i n n e s w a h r n e h m u n g stünde u n d für d e n

" A u g u s t i n i s t e n " H e i n r i c h v o n G e n t d a r a n d i e augustinische Subjektivierung der Zeit z u m Scheitern verurteilt war (als Maß der Bewegung steht sie i n einem, wenn auch schwer bestimmbaren Realitätszusammenhang).7 Aristoteles n u n analysiert an der ge-nannten Stelle die kategorialen Bestimmungen der Bewegung.

Seine These lautet: Es können sich die Bezüge ändern, i n denen ein Seiendes steht, ohne daß sich gleichzeitig dieses Seiende ändert.

W e n n aber eine Veränderung hinsichtlich der Relationen statt hat, o h n e daß sich etwas am Seienden selbst ändert, d a n n scheint

5 Met.V, 23 (67 KL).

6 Met.V, 23 (67 L); 67 M: veritas est conformitas intellectus ad rem; cf. Met.V, 27 (71 E): intellectus refertur ad intelligibile et econverso, sed non una relatione numero.

7 quodlib.3, 11.

daraus z u folgen, daß Relationen nichts Seiendes sind. Die Geg-n e r des R e l a t i o Geg-n e Geg-n - R e a l i s m u s h a b e Geg-n i m m e r w i e d e r dieses A r g u m e n t vorgebracht. Daher scheint die Antwort des Johannes besonders wichtig.

J o h a n n e s von J a n d u n setzt sich zunächst mit e i n e m Lösungs-vorschlag auseinander, den er ablehnt. Es ist der des Thomas von A q u i n . T h o m a s hatte i n seinem Physik-Kommentar8 gesagt, das Neueintreten einer Relation sei kein Ereignis an sich, sondern diese bestehe i n potentieller Weise i m m e r schon. D u r c h die Änderung etwa der Farbqualität werde ein Gegenstand einem anderen ähnlich, der sie schon aufweist. Eine auftretende Ähn-lichkeit sei zwar n e u , aber der Potenz nach bereits angelegt.

J o h a n n e s wendet ein, dies laufe auf die L e u g n u n g der Bewe-g u n Bewe-g hinaus. W e n n T h o m a s davon spreche, daß eine später eintretende Ähnlichkeit " i n radice" bereits i n einem Seiendem war, d a n n ist dies eine unklare Ausdrucksweise (indeterminate):

Entweder heiße dies, die Ähnlichkeit sei bereits actu i n j e n e m Seiendem, d a n n bedarf es eben keiner Veränderung; die Ähn-lichkeit besteht j a schon. O d e r es ist mit dieser Redeweise ein bloß potentielles Angelegtsein gemeint, d a n n hat m a n das Pro-blem n u r terminologisch verschoben, d e n n die Aktualisierung einer Potenz ist eben eine Veränderung, die es zu erklären gilt.9 Das P r o b l e m muß daher mit Hilfe einer Unterscheidung geklärt werden. Es gibt, sagt Johannes, zwei Weisen der Veränderung, eine kontinuierliche wie etwa die E i n f a r b u n g eines Gegenstandes, u n d eine instantane, wie etwa das plötzliche Hellgewordensein eines M e d i u m s . Im aristotelischen Text werde n u r ersteres geleugnet.

Im Paralleltext, d e n u m 1315 zugänglichen1 0 Quaestionen zur

"Physik", gibt Johannes dieselbe Antwort, ohne zuvor die thomasi-sche T h e o r i e zu diskutieren. E r weist dort darauf h i n , daß es gerade z u m Wesenszug von Relationen gehört, nicht allein i n einem Subjekt zu sein, sondern auch e i n e m terminus attribuiert werden zu können:

relatio potest alicui attribui dupliciter: uno modo tanquam subiecto, alio modo tanquam termino non tanquam subiecto. Et hoc est rationabile, quia ipsa relatio est respectus quidam ad aliud, ut ad terminum, et ideo hoc habet speciale inter accidentia, quod possit attribui alicui tanquam termino, quod non est eius subiectum.1 1

8 in Phys.V, 3 (666).

9 Met.V, 23 (67 N sqq.).

1 0 A. Pattin, Pour l'histoire, p . l l l : "un de ses derniers grands ouvrages."

1 1 Phys.V, 5 (78va); ib: Et est considerandum quod in hoc differt relatio a qualitate et quandtate et ab aliis accidentibus absolutis, quia nunquam quantitas

W e n n m a n also die Realitätsfrage v o n der Subjektinhärmz abhängig machte, würde dies geradezu d e m Begriff der R e l a t b n widersprechen. Das heißt j e d o c h umgekehrt nicht, daß die Wirk-lichkeit einer Veränderung ganz abgelöst werden könnte von e i n e m Ort. Jede Veränderung muß irgendwo sein. E i n e Verän-d e r u n g von Verän-der A r t , Verän-daß A einem B ähnlich wirVerän-d, weil B sich verändert, ist für Johannes deshalb eine reale Veränderung, weil sie i n B statt hat. E r hält sich also - zumindest i m Metaphysik-K o m m e n t a r - ganz an die Unterscheidung einer wesentlichen von einer akzidentellen Veränderung; könnte m a n überhaupt keinen Ort, d.h. kein subiectum m e h r angeben, müßte von einer "relado rationis" gesprochen werden:

Relatio potest advenire alicui subiecto, nulla mutatione facta in eo, tamen oportet mutationem esse in alio. Et hic sufficit, quod ali-quod accidens reale adveniat alicui. Unde tu potes fieri similis illi nulla mutatione facta in te, quia non es mutatus, tamen mutaticne facta in alio quod acquisivit albedinem, sed si relatio adveniret in illo, mutatione facta in se nec in alio, non esset accidens reale, sed rationis.1 2

D a m i t scheint Johannes dasjenige P r o b l e m gelöst z u haben, das - aus der Aristoteles-Immanenz - i m m e r wieder gegen die Realität von Relationen angeführt wurde. M a n kann nicht sagen, daß damit eine neue Perspektive eröffnet worden ist. Johannes hat n u r den S i n n des Textes klar machen wollen u n d seine W a h r h e i t gegen mögliche u n d vielleicht auch wirklich vorgebrachte Einwände zu wahren gesucht. Bemerkenswert ist hingegen - obgleich durch nichts auffällig gemacht daß Johannes zwei A r g u m e n t e , die gewöhnlich als Stützen für den Relationenrealismus vorgebracht worden sind, nicht n u r für sich nicht i n A n s p r u c h n i m m t , sondern

ausdrücklich zurückweist.

Z u m A r g u m e n t der O r d n u n g , das Johannes zunächst selbst als eines von drei A r g u m e n t e n genannt hatte,1 3 sagt er irritieren-derweise i n den Entgegnungen:

attribuitur alicui de novo qualitercumque, nisi aliqua transmutatio facta sit in ipso.

1 2 Met.V, 23 (68 DE). Im Physik-Text läßt Johannes allerdings erkennen, daß ihn die Lösung noch nicht ganz befriedigt - in diesem Sinne, und nicht in dem einer allgemeinen Beweispflichtigkeit für andere Theorien scheint der Schluß-satz der Quaestio zu interpretieren zu sein: Si quis autem dicat, quod relatio realis potest attribui alicui de novo tanquam subiecto nulla penitus transmutata in ipso reali, iustum est ut hoc probat, cum non sit per se notum, et solvat rationes in contrariam, quae non apparent mihi ad praesens.

1 3 Met.V, 23 (67 K): die Einführungsfloskel". . . possunt dici" läßt keine Distanz spürbar werden.

Dicendum est, quod ordo non est relatio, sed est quaedam vox, cui nihil respondet in re, quia non ens non potest fundare aliquid, sed ex hoc non sequitur quod omnis relatio fundetur in non ente, quia aliquae relationes fundantur in ente.1 4

Es scheint hier j e d o c h eine bestimmte O r d n u n g gemeint zu sein.

Die Prämisse des ersten q u o d non-Argumentes hatte gelautet: Was in e i n e m Nichtseienden gründet, ist auch seinerseits ein Nicht-seiendes; dies deswegen, weil ein Nichtseiendes kein F u n d a m e n t für e i n S e i e n d e s a b g e b e n k a n n . E i n e O r d n u n g z w i s c h e n Nichtseienden muß es aber geben, weil sonst nicht mit einem Widerspruch argumentiert werden könnte (locus a contradictoriis).

E i n W i d e r s p r u c h ist aber eine O r d n u n g zwischen einem Nicht-seiendem u n d e i n e m Seiendem.

Das o p p o s i t u m - A r g u m e n t , ebenfalls e i n Standardargument, hatte die aristotelische Kategorienlehre angeführt, deren F o r m u -lierung i m V L B u c h der "Metaphysik"1 5 vielfach so ausgelegt wurde, daß die Kategorien als Weisen des realen Seins zu verstehen sind.

Johannes weist dies zurück:

A d autoritatem Aristotelis dicendum, quod Aristoteles ibi numeravit significata vocis, quae possunt aliquid significare, quod est in re, vel etiam quod est non in re, ut idea etiam significat substantiam, quae in veritate non est.16

Anders als Walter Burley, ebenfalls ein stark averroistisch gepräg-ter A u t o r , welcher eine strikt realistische Kategorienlehre beibe-halten hat, sieht Johannes dazu v o m aristotelischen Text her keine Veranlassung. Im sechsten B u c h widmet Johannes d e m P r o b l e m eine eigene Quaestio.1 7 E r bestreitet dort, daß die Unterscheidung des ens in ein "ens extra a n i m a m " u n d ein "ens in a n i m a " für Aristoteles eine primäre Unterscheidung sei. N o c h grundsätzli-cher als diese sei folgende Differenz:

sed primo divisit ens in ens per accidens et ens verum ex una parte, et in ens per se et in ens per accidens, ut ens per se distinguitur contra ens per accidens et verum, et hoc patet inspicienti literam suam ubi dicit.1 8

Die Kategorien ausschließlich als Weisen des Realseins z u verste-hen hieße, die entia rationis als kategoriefreie Entitäten zu setzen.

1 4 Met.V, 23 (68 E).

1 5 Aristoteles, Metaph.VI, 2; 1026 a 33 sqq.

1 6 Met.V, 23 (68 G ) .

1 7 Met.VI, 9 (83 M - 84 M ) .

1 8 Met.VI, 9 (84 FG).

So wenig wie Kategorialität überhaupt etwas über d e n onto-kgi-schen Status dessen besagt, was " i n " einer Kategorie ist, so wenig gehören umgekehrt die "entia rationis" n u r i n eine bestimmte Kategorie. Sie können i n j e d e m Prädikament v o r k o m m e n .1 9 Aus all d e m folgt n u n für unser P r o b l e m , daß aus der Kategorialität der Relation nichts zur Stützung des Realismus e n t n o m m e n werden kann.

Bislang k a n n aber aus der Intention des Autors n u r so viel als erwiesen gelten, daß es bestimmte Relationen gibt, die real sind, d.h. die nicht allein d u r c h den Intellekt Bestand haben.Johanr.es beantwortet die Frage nicht global, sondern eben mit d e m H i n -weis a u f e i n z e l n e R e l a t i o n e n , d i e als r e a l g e l t e n müssen.

Relationalität kann nicht an sich als entweder real oder bloß im Verstände gründend gedacht werden. So wie es zwei Weisen des Seins "gibt", "gibt" es auch zwei Arten von Relationen. Jede Relation erfordert für sich die Prüfung, v o n welcher A r t sie ist. Der ontologische Status k a n n nicht aus d e m Charakter der Relatio-nalität überhaupt e n t n o m m e n werden. D a m i t allerdings ist noch nichts über die Wirklichkeitsweise derjenigen Relationen gesagt, die als real gelten können. Dies wird i n der Scholastik nahezu - nicht ausnahmslos! - überall als die Frage gefaßt, wie sich solche realen R e l a t i o n e n z u i h r e m F u n d a m e n t verhalten. A u c h der Averroist Johannes von Jan d u n stellt sie i n dieser Weise - während O c k h a m ungefähr zur selben Zeit i n O x f o r d darauf aufmerksam macht, daß Aristoteles niemals v o n " F u n d a m e n t " gesprochen habe.2 0 Bevor er sie j e d o c h beantwortet, macht er eine interessante V o r b e m e r k u n g , die deutlich zeigt, wie sehr b e i m Relationen-p r o b l e m die möglichen theologischen ImRelationen-plikationen in Betracht gezogen w u r d e n . J o h a n n e s will u n d braucht n u r diejenigen Relationen Gottes zu berücksichtigen, in denen er ad extra steht.

Diese sind gleichzeitig diejenigen, die von allen(\) Religionen anerkannt w e r d e n .2 1

1 9 Met.VI, 9 (84 H sqq.).

2 0 Expos. Phys.III, 2 § 3 (OPh IV p.418): Et ideo non est modus loquendi philosophicus sed magis metaphoricus dicere quod aliqua relado fundatur in quantitate, aliqua in qualitate et sie de aliis. Nec Philosophus et Commentator utuntur tali modo loquendi, quia relatio non est aliqua res distincta ab illo quod vocant moderni fundamentum, fundata in illo sicut in re distincta, sicut moder-ni aliqui imaginantur; cf. cap. 15, n.10.

2 1 Der Text nimmt - darin nicht untypisch für den Averroismus - den Begriff von philosophischer Rationalität im Unterschied zu religiöser Partikularität vorweg, wie er aus der Aufklärung bekannt ist: relativorum quae Deo attribuuntur duo sunt genera: quaedam attribuuntur Deo ab hominibus cuiuslibet legis, ut esse causam et primum et mensuram omnium substantiarum; sed quaedam

Johannes vertritt also sogar die Realdistinktion v o n Relation u n d F u n d a m e n t ; dafür b r i n g t er i m w e s e n t l i c h e n das b e k a n n t e aristotelische Unabhängigkeitskriterium: W e n n etwas bestehen bleibt, während e i n anderes vergeht, d a n n können diese beiden unter keiner Hinsicht identisch sein. Z u d e m wird i m Begriff des

"absolutum" definitionsgemäß etwas gedacht, das sich nicht auf anderes bezieht u n d auch nicht d u r c h sich selbst auf anderes sich beziehen k a n n . W e n n n u n dasjenige, " d u r c h " (per) das es sich auf anderes bezieht auch nicht herangetragen sein k a n n , muß von e i n e m realen U n t e r s c h i e d gesprochen werden. Schließlich:

Wären absolutum u n d relatio identisch, wären a u c h einander entgegengesetzte Relationen identisch.2 2

Johannes von J a n d u n vertritt also einen starken, aber differen-zierten Realismus der Relation. Es gibt nicht n u r reale Relationen i m Sinne d e r Denkunabhängigkeit. Sie sind a u c h v o n i h r e n F u n d a m e n t e n real verschieden. V o n Differenziertheit ist z u spre-chen, d a Johannes sich das Kategorien-Argument, welches die Realität der Relationen schon aus i h r e m prädikamentalen Status folgern wollte, nicht zueigen macht. Gleichwohl hat die Realitäts-debatte keine größeren S p u r e n i n seinen Erörterungen hinter-lassen. D e r Averroismus hatte sich gegen die A u f w e r t u n g jener Problemstellung als u n e m p f i n d l i c h gezeigt. I m m e r h i n aber wid-met Johannes d e m Kategorienproblem, der Frage also, wie sich die Einheit dieser Kategorie zeigen läßt, eine ausführliche Quaestio.

Aber all diese Erörterungen weisen eine gewisse Im-mobilität auf.

D e n n ebenso wie Johannes die theologischen Kontroversen über diese Frage nicht rezipiert z u haben scheint, ebenso ist er darin auch ohne weiteres E c h o geblieben. Ungeachtet d e r eingangs zitierten Hochschätzung oder d o c h K o r r e k t u r gegenüber d e r Uberschätzung des Marsilius von Padua, aber auch gegenüber einer jüngst sich bemerkbar machenden Perspektive, welche i m Averroismus das eigentlich freidenkerische u n d aufklärerische Potential des mittelalterlichen Denkens sehen möchte, hat die gewiß knappe Erörterung der Relationstheorie des Johannes von J a n d u n gezeigt, daß m a n die theoretische Statur dieses Averroisten

relationes attribuuntur deo ab nominibus determinatae legis, ut esse patrem et filium, ut sunt fideles Christiani. Modo de relationibus quae attribuuntur Deo ab nominibus determinatae legis, disputare non pertinet ad hoc negotium, sed ad theologiam. Sed irrevocabiliter hoc est credendum, quia est veritas et fides, quae non patitur aliqua oppositionem. Met.V, 24 (68 KL). - Daß der Glaube keinen Gegensatz zulaßt, scheint eine etwas doppeldeutige Formulierung zu sein;

zu Jan duns Stellung zum christlichen Glauben: Gilson, History, p.523 sq.

2* Met.V, 24 (68 M).

nicht überschätzen sollte.2 3 D i e Innovationskraft von J o h a n n e s ' Aristoteles-Kommentaren ist mit der v o n O c k h a m ' s n u r wenig später entstandenem Sentenzenkommentar eigentlich gar n i c h t zu vergleichen. Gewiß betreffen j e n e U r t e i l e n u r eine - z u m a l für Johannes - sehr spezielle Frage. Die schon v o n L . Schmugge für

erforderlich gehaltene Gesamtdarstellung steht i m m e r n o c h aus.

2 3 Et.Gilson schreibt zu Beginn seines Jandun-Kapitels, History, p.522: "Trnere is perhaps no example in the history of philosophy of a school as closed on itself and of a doctrine so little permeable to influences from without. [. . .]

The significance of Averroism lies in the history of Western culture. Philosophicially speaking, it is Averroism, and not scholasticism in general, that deserves to be called a repeütious and obdurate Aristotelianism. It forgot nothing; it learmed nothing." Ch.J. Ermatinger hat allerdings gezeigt, daß Johannes sich auch mit einer Reihe zeitgenössischer Theologen auseinandersetzt; er nennt Jakob won Viterbo, Landulph von Caraccioli, Bartholomaeus von Brügge und Thormas Wylton: John of Jandun in his Reladons with Arts Masters and Theologians, in:

Ans liberaux et philosophie au moyen äge, Paris 1969, 1173-1184.

14. KAPITEL W A L T E R B U R L E Y

1. Relation als Kategorienproblem

M i t W a l t e r Burley gilt es e i n e n Averroisten1 z u berücksichtigen, der d e m T h e m a der Relation weit aufgeschlossener ist als dies J o h a n n e s v o n J a n d u n oder gar Siger v o n Brabant waren. In seiner

Gegnerschaft z u O c k h a m2 hat er o f f e n k u n d i g die Tragweite dieser Diskussion erkannt. A l l e r d i n g s gehört Walter Burley zu denjenigen Scholastikern, die, was ihre B e d e u t u n g angeht, ihre editorische Erschließung n i c h t bloß e i n e m i n d i r e k t e n Interesse - etwa a m O c k h a m - K o n t e x t - z u v e r d a n k e n b r a u c h t e n . Burley's P o s i t i o n b e d ü r f t e n i c h t a l l e i n w e g e n seiner A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t O c k h a m weit eindringlicherer Studien u n d insbesondere einer großen A n s t r e n g u n g zur E d i t i o n seiner W e r k e . Walter Burley ist wohl einer der letzten, die sowohl auf der Insel wie auf d e m K o n

-tinent gelehrt h a b e n3 u n d daher sowohl die jeweils spezifischen T r a d i t i o n e n a u f n e h m e n als auch auf sie einwirken k o n n t e n .4

! cf. A. Maier, Ein unbeachteter 'Averroist' des 14 Jahrhunderts, in: AM I p.l Ol sqq.; A. Uhajuärez, La filosofia del siglo XIV. Contexto cultural de Walter Burley, El Escorial 1978.

2 Die erste Redaktion von Burley's Kategorien-Kommentar konnte Ockham bekannt sein: G. Etzkorn, Ockham, OTh V p.30 n.l. Die in den Ausgaben von Venedig 1481, 1497 und 1519 gedruckte Version ist 1337 abgeschlossen worden:

J.A. Weisheipl, Repertorium Mertonense, in: Med.Stud. 31 (1969), pp.174-224;

hier p.189.

3 Burley studierte und lehrte in Oxford, 1301 war er bereits Magister Artium,

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