• Keine Ergebnisse gefunden

Von der ehemals Gilbert zugeschriebenen Abhandlung Liber sex prinäpiorum hat Minio-Paluello nachgewiesen, daß diese Zuschreibung erstens falsch ist, und

Im Dokument R E L A T I ON A LS V E R G L E I CH (Seite 75-88)

R. Spaemann- Low, Die Frage Wozu?, p.98 sq

9 Von der ehemals Gilbert zugeschriebenen Abhandlung Liber sex prinäpiorum hat Minio-Paluello nachgewiesen, daß diese Zuschreibung erstens falsch ist, und

es sich zweitens bei diesem Text um ein Fragment handelt: "Magister Sex Principiorum", in: Studi Medievali 6 (1965), 123-151; bestätigt bei O. Lewry, The Liber Sex Principiorum. A supposedly Porretanean Work. A Study in Ascription, in: Gilbert de Poitiers et ses contemporains, ed. J. Jolivet et A. de Libera, Napoli 1987, 251-278. Von Minio Paluellos Nachweis hat der bedeutende Gilbert-Editor N. Häring gesagt, er sei "wohl endgültig": Gilbert Porreta, in: RE XIII, 1984, p.267. Selbst in der Ausgabe der Opera omnia Heinrichs von Gent und in der Lectura-Ausgabe des Gregor von Rimini wird Gilbert von Poitiers immer noch als Autor des Liber sex prinäpiomm aufgeführt, obwohl im Text stets anonym zitiert wird. Schon M A . Schmidt, Gottheit und Trinität nach dem Kommentar des Gilbert Porreta zu Boethius, De Trinitate, Basel 1956, p.l31 n.332, war nicht allein wegen der sprachlichen Unterschiede skeptisch gewesen:

"Besonders wichtig scheint mir aber der Unterschied in der Lehre über die Relationen zu sein."

1 0 sum.theol.I, 13, 7.

wie schon für Averroes darin seinen G r u n d , daß Relationen das

"schwächste Sein" haben:

Sicut dicit C o m m e n t a t o r i n X I M e t a p h . , q u i a relatio est debilioris esse inter o m n i a praedicamenta, ideo putaverunt q u i d a m e a m esse ex secundis intellectibus.1 1

Wie ist dies z u verstehen, daß das Sein der Relation e i n ver-mindertes ist? Relationen können bestehen, wohl gemerkt: wirk-lich bestehen, ohne d o c h z u m realen A u f b a u eines Dinges z u gehören.1 2 Z u d e m , was die Identität eines Dinges ausmacht, braucht etwa sein A b s t a n d zu e i n e m anderen D i n g nicht z u gehören. D i e Substanzialität des einzelnen Seienden, i n der sein eigentliches Sein besteht, ist für sich betrachtbar. Dieses eigent-liche Sein ist aber zugleich dasjenige, das seine Stabilität ausmacht:

W e n n also überhaupt i n einer sinnvollen Weise von e i n e m eigent-lichen u n d einem "schwachen" Sein gesprochen werden kann, dann läßt sich d e r Sachverhalt der unablässig wechselnden u n d gleichwohl die Wesensbestimmungen nicht notwendig tangieren-den Relation als Fragiii tat hinsichtlich des Wirklichseins verstehen.

Es muß aber festgehalten werden, daß dabei, w e n n auch v o n einem schwachen, so doch gleichwohl realen Sein d i e Rede ist;

die Fragilität sollte j a n u r das Mißverständnis d e r Relation als einem nicht-realen Sachverhalt erklärlich machen. Was vermag j e d o c h die Behauptung der Realität v o n Relationen z u stützen?

Thomas bringt i m wesentlichen zwei A r g u m e n t e vor:

2. Das Kategorienargument

Die Realität der Relation ergibt sich z u m einen aus i h r e m Status als Kategorie. Die Kategorien sind i m aristotelischen Verständnis

1 1 de pot.7, 9; 8, 2; Sent.HI d.2, 2, 2; in Phys.III, 1 (280); auch später wird diese Erklärung immer wieder vorgebracht. Bereits im Sentenzen-Kommentar stellt Thomas eine Reflexion an über den Ursprung des Antirealismus: Da eine interne Differenz der Akzidentien in ein Moment des esse und in eines der ratio angesetzt werden muß, setzt die Relation anders als die formae absolutae nicht notwendig etwas in dem, wovon sie ausgesagt wird. Die Fixierung dieses Aspektes hat quidam philosophi dazu geführt, die Realität von Relationen überhaupt zu bestreiten: Sent.I d.26, 2, 1; so auch Thomas Sutton: A.D. Conti, Thomas Sutton's Commentary on the Categories, p.206; zu Walter Burley: cf.

cap.14, n.9. Die Averroes-Stelle, Met.XII com.19 (306B) zitiert auch Gregor von Rimini, Lect.I d.28-32 q.l (III p.l02).

1 2 Dies war schon eine platonische Einsicht: H.-G. Gadamer, Vorgestalten der Reflexion [1966], in: GW VI, 116-128; hier p.l20: eine Relation geht norma-lerweise auf anderes; "aus ihrem Bezogensein folgt nichts über das, dem sie zukommt."

Weisen von Sein; genauer: Sie sind " m o d i speciales essendi".1 3 Wie die Scholastik auch sonst versucht Thomas die Einteilung des Seienden i n diese M o d i verständlich zu machen oder gar - u m mit St. Breton z u reden, z u " d e d u z i e r e n " .1 4 Daraus ergibt sich n u n ein P r o b l e m : W e n n m a n i n Betracht zieht, daß T h o m a s die U n t e r s c h e i d u n g des "esse i n a n i m a " u n d des "esse extra a n i m a m "

ebenfalls als eine U n t e r s c h e i d u n g des Seins i n seine M o d i faßt, so ist hier die Frage z u stellen, wie sich diese beiden M o d i von Sein zueinander verhalten. W e n n dieses P r o b l e m nicht lösbar ist, d a n n ist mit der B e s t i m m u n g der Relation als Kategorie u n d damit als modus essendi nichts gesagt.

O b w o h l dieses P r o b l e m bei T h o m a s selbst nicht explizit auf-z u k o m m e n scheint, ließe es sich gewissermaßen "ad mentem sancti T h o m a e " lösen: Die kategoriale Differenzierung des Seins k a n n nicht einfach unter B e r u f u n g auf Aristoteles schon i n sich als eine des realen Seins betrachtet werden. Dieser Verweis findet sich allerdings vielfach in d e n scholastischen Texten. Die kategoriale Differenz des Real-Seienden w i r d j e d o c h nach T h o m a s nicht schlechthin i n das Gedacht-sein abgebildet. Das Gedacht-sein ist nicht einfach n u r die Realität i n anderer Weise; dies wäre -sozusagen als Gegenstück zur vulgärplatonischen V e r d o p p e l u n g der Welt in der Weise der Idee - die V e r d o p p e l u n g der Welt i n der Weise des Gedacht-seins. S c h o n i m frühen Sentenzen-Kom-mentar sagt Thomas, daß die Kategorialität zunächst n u r das Realsein betrifft: ens i n c o m p l e t u m q u o d est in anima dividitur contra ens distinctum per decem genera [. . .] et ideo talia entia incompleta per se l o q u e n d o n o n sunt i n aliquo genere nisi per r e d u c t i o n e m .1 5 Dergleichen findet sich i m übrigen auch schon bei Autoren, die weder z u m U m f e l d n o c h zur Vorgeschichte des

1 3 de ver.l, 1 (ed. Leon. XXII, 1 p.5, 115 sqq.); dieses Argument gehört zu den Begründungen für die Relationsrealisten und zu den Standard-Einwänden, die sich die Relationsnominalisten machen. Noch Buridan erwähnt es, de rel.VIII, 7 (f.201v): Sed statim contra hoc multi valde contrariis dicunt, quod entia animae non sunt in praedicamento, quia Aristoteles in V Metaphysicae videtur dividere ens in ens in anima et in ens extra animam. Et postea dividit ens praeter animam in decem praedicamenta.

1 4 St.Breton, La deduction thomiste des categories, in: Rev. philos. de Louvain 60 (1962) p.5-32; K. Oehler, Aristoteles, Kategorien, p.42; J.F. Wippel, Thomas Aquinas' derivation of the Aristotelian Categories (Predicaments), in: Journ. of the History of Philosophy 25 (1987), 13-34; Th. Kobusch, Sein und Sprache, 335-338; davon, daß Thomas "zum ersten Mal den Versuch einer systematischen Ableitung der Kategorien unternimmt", wie es im Art. "Kategorie" im "Histo-rischen Wörterbuch der Philosophie" IV, col.722 heißt (von mehreren Autoren gezeichnet), kann keine Rede sein.

1 5 Sent.IV d.l, 1, 4 sol.II ad 1; de ver.21, 1 ad 3 (ed. Leon. XXII, 3 p.595,

T h o m i s m u s gehören. Die N a m e n zweiter Intention, sagt Roger Bacon, gehören nicht unter eine der höchsten Gattungen, wie es bei den N a m e n erster Intention auch für i h n selbstverständlich ist.1 6 W e n n Thomas n u n jenes A r g u m e n t später wiederholt,1 7 dann ist damit i m Ganzen nicht einmal eine universelle Gültigkeit der Kategorien für alles i n irgendeiner Weise Wirkliche unterstellt.

Es gehört zu den die Hochscholastiker verbindenden opiniones communes, daß Gott unter keine Gattung fällt, somit auch nicht unter die höchsten, u n d nicht einmal unter die erste der Substanz.1 8 Dies ist nebenbei bemerkt n u r ein Beispiel, wenn auch sicherlich kein belangloses, dafür, daß die Rezeption des Aristotelismus zugleich eine grundsätzliche Transformation war. Darüber herrscht selbst bei solch gegensätzlichen Mittelalterbildern Einigkeit, die z u m einen (wie etwa Gilson) die aus der Antike nicht abzuleitende Originalität dieser E p o c h e herausstellen, u n d die z u m anderen (wie etwa Heidegger) das Mittelalter als eine bloße Degeneration des klassischen Denkens einzuordnen suchen. Allerdings geht die Konvergenz beider so weit, den H i n t e r g r u n d von Originalität wie von Degeneration i n der Theologie zu suchen. Die hier gestreifte Problematik der Kategorienlehre scheint geeignet, die Sicht von d e r T h e o l o g i e als exklusivem A n t r i e b - u n g e a c h t e t seiner unbestreitbaren Mächtigkeit - zu korrigieren.

Zurück z u m Kategorienargument. Thomas weist an der eben

248-250): omnis relatio realis est in genere determinato, sed relationes non reales possunt circuire omne ens.

l f i Sum.dial.II, 1, 1 (de Libera I p.226): Nomina vero primae intentionis sunt

nomina significantia res praedicabiles. Nomina secundae intentionis non sunt huiusmodi, quia 'propositio', 'Syllogismus', 'genus', 'species', etc. non sunt in aliquo praedicamento; zu Ockham: Belege bei Th. Kobusch, Substanz und Qualität, p.91 sq. n.55.

1 7 pot.7, 9: In nullo enim praedicamento ponitur aliquid nisi res extra animam existens. Nam ens rationis dividitur contra ens divisum per decem praedicamenta;

im Zusammenhang der Unzerstörbarkeit der geistigen Substanzen kommt Thomas auf den Aspekt der Kontrarietät zu sprechen, die Aristoteles in der Diskussion der Kategorien ständig heranzieht und ihr nochmals zwei vielzitierte Kapitel in der Kategorienschrift (10-11) widmet; cf. ScG II, 55 (1303): in intellectu ea etiam quae secundum suam naturam sunt contraria, desinunt esse contraria: album enim et nigrum in intellectu non sunt contraria; non enim se expellunt, immo magis se consequuntur; per intellectum enim unius eorum intelligitur aliud. Die Kontrarietät ist also kein strikt formales, d.h. gegen Real- und Gedachtsein indifferentes Verhältnis. Was im einen Fall ein Ausschließungsverhältnis ist, ist im anderen ein Zuordnungsverhältnis. Zu einer realen Kontrarietät kann sich also ein Verhältnis im Denken seinerseits konträr verhalten; cf. sum. theol.I-II, 35, 5 ad 2: non enim rationes contrariorum sunt contrariae; William Ockham, qdl.6, 20 (OTh IX p.659); Buridan, Met.IV, 2 (13va).

1 8 sum. theol.I, 3, 5 ad 1; weitere Belege beim Vf., Transformation, p.358 sq.

zitierten Stelle zunächst lediglich auf den Kategorienstatus über-haupt h i n : Wäre die Relation nicht wirklich (extra animam), d a n n bildete sie nicht eine der prädikamentalen Gattungen. Diese B e r u f u n g auf den Begriff der Kategorie wird dort zwar als ein A r g u m e n t von zweien angeführt, j e d o c h scheint es nicht für sich allein stehen können. D e n n Thomas zählt es ausdrücklich zu d e n Besonderheiten dieser Kategorie, daß sie nicht ausschließlich etwas in der Wirklichkeit setzt.1 9

3. Das Argument aus der Ordnung

W e n n T h o m a s hier ein zweites A r g u m e n t beifügt, d a n n ist dies n i c h t b l o ß d i e für die Scholastik typische M a s s i e r u n g v o n A r g u m e n t e n ,2 0 sondern auch von der Sache her durchaus geboten.

Dies zweite A r g u m e n t beruft sich auf die doppelte F o r m von V o l l k o m m e n h e i t , die den D i n g e n zugeschrieben wird. W e n n ein D i n g das ist, was es sein soll, dann weist es eine V o l l k o m m e n h e i t auf, die i h m inhäriert u n d also real ist. Sie gehört zu i h m se-c u n d u m aliquid absolute. Daneben wird ause-ch der Z u s a m m e n h a n g der Dinge als vollkommen bezeichnet. Wie Aristoteles u n d mit Berufung auf i h n vergleicht Thomas den o r d o universi mit den Teilen einer Heeresformation, deren "Gutes" (d.h. die i n der Sache liegende Funktionstüchtigkeit) i n ihrer A n o r d n u n g besteht.

W e n n es also, dies ist der Gedanke, neben d e m Gutsein des einzelnen ein übergreifendes gibt, d a n n muß dieses ebenso wie ersteres real sein. D a j e d o c h das übergreifende Gutsein in der O r d n u n g besteht, O r d n u n g aber eine Relation ist, muß es reale Relationen geben.2 1

'•' dever.l,5ad 15 (ed. Leon.XXII p.21, 413-420): cum aliagenera in quantum huiusmodi aliquid ponant in rerum natura, - quantitas enim ex hoc ipso quod quantitas est aliquid dicit - , sola relatio non habet ex hoc quod est huiusmodi quod aliquid ponat in rerum natura, quia non praedicat aliquid sed ad aliquid:

unde inveniuntur quaedam relationes quae nihil in rerum natura ponunt sed in ratione tantum; sum. theol.I, 28, 1: solum in his quae dicuntur ad alquid inveniuntur aliqua secundum rationem tantum, et non secundum rem. Quod non est in aliis generibus.

2 0 cf. K. Flasch, Wozu erforschen wir die Philosophie des Mittelalters?, p.395.

M.W. gibt es bislang noch keine Erörterung dieses Phänomens. Gerade der strenge Beweisanspruch, der vielfach mit Argumenten ganz selbstverständlich verbunden wird, könnte solche Häufungen als redundant erscheinen lassen. Dies aber scheint keiner der Scholastiker so gesehen zu haben. Mir sind weder eine Kritik noch überhaupt eine innerscholastische Bemerkung dazu bekannt. Handelt es sich (ausgerechnet!) um ein rhetorisches Element? Descartes scheint dies bei den Gottesbeweisen zu vermuten: Med., epist. (AT VII p.6).

2 1 de pot.7, 9. Zur Einheit des ordo: L. Oeing-Hanhoff, Ens et unum conver-tuntur, p.l68 sqq.

A n dieses A r g u m e n t sollen zwei Fragen angeschlossen werden.

Erstens: Könnte m a n nicht ebenso wie gegen das erste A r g u -ment einwenden, daß O r d n u n g j a nicht per se e i n realer Sach-verhalt ist? Ist das A r g u m e n t nicht n u r dann stichhaltig, w e n n O r d n u n g als unstrittiges Beispiel für Relation wesentlich etwas meint, das i n der Wirklichkeit vorkommt? T h o m a s sagt dazu zweierlei: Z u m einen ist O r d n u n g zugegebenermaßen nicht per se ein realer Sachverhalt. In der Einleitung zu seinem K o m m e n t a r zur "Nikomachischen E t h i k " sagt Thomas dies ausdrücklich.2 2 D i e O r d n u n g wird also sowohl betrachtet, als auch hervorgebracht -wenn auch, wie Thomas dreimal hinzufügt, betrachtend hervorge-bracht.2 3 Z u m anderen ist dieser Zusammenhang v o n O r d n u n g u n d Vernunft allerdings selbst ein wesentlicher. O r d n u n g - zuletzt jede Relation - wird n u r mittels der Vernunft als e i n

nicht-sinn-liches Vermögen wahrgenommen. Es gehört dies zu i h r e m Vermö-gen des Allgemeinen, worin sie die Sinnlichkeit wesentlich über-schreitet.2 4 Z u m anderen ist der Ordnungsbezug selbst, nicht n u r als gestifteter, sondern auch als realisierter für die V e r n u n f t als V e r n u n f t wesentlich: D i e Erkenntnis relationaler Sachverhalte ist eine Leistung der Vernunft, nicht der bloß sinnlichen W a h r n e h -m u n g .2 5

Die zweite Frage muß sich n u n darauf richten, welche A r t von Wirklichkeit der O r d n u n g z u k o m m e n kann. Es könnte j a sein, daß der Gedanke eine Zirkularität enthält, d a n n nämlich, wenn

2 2 Sent.Eth.1,1 (ed. Leon. XLVII, 1 p.4): ordo autem quadrupliciter ad rationem comparatur: est enim quidam ordo quem ratio non facit, sed solum considerat, sicut est ordo naturalium; alius autem est ordo quem ratio considerando facit in proprio actu, puta cum ordinat conceptus suos ad invicem et signa conceptuum, quae sunt voces significativae; tertius autem est ordo quem ratio considerando facit in operationibus voluntatis; quartus autem est ordo quem ratio considerando facit in exterioribus rebus quarum ipsa est causa, sicut in arca et domo.

2 : < sum. theol.II-II, 26, 1 ad 2: ordo autem principalius invenitur in ipsis rebus,

et ex eis derivatur ad cognitionem nostram.

2 4 Vielleicht ist es hilfreich, darauf hinzuweisen, daß Thomas ein besonders nachdrücklicher Vertreter einer nicht-dualistischen Metaphysik ist, so daß der Versuch, die Metaphysik gleichsam begrifflich mit dem Dualismus zu verknüpfen, als unhistorisch gelten muß: in post.anal.il, 20 (Spiazzi nr.595; ed. Leon.I*, 1 p.246 1.260): sensus est quodammodo etiam ipsius universalis; de ver.10, 5 (ed.

Leon. XXII, 2 p.309, 69): mens [. . .] continuatur viribus sensitivis.

2 5 Sent. Eth.I, 1, 4 (ed.Leon.47, 1 p.3): etsi vires sensitivae cognoscant res aliquas absolute, ordinem tarnen unius ad aliam cognoscere est solius intellectus aut rationis; Sent.IV d.27,1,1, ad 2: quamvis ipsa relatio non sit sensibile accidens, tarnen causae eius possunt esse sensibiles; de ver.l, 11 (ed. Leon. XXII, 1 p.34, 98 sqq.); sum. theol.I, 82, 2 ad 3: vis sensitiva non est vis collativa diversorum, sicut ratio, sed simpliciter aliquid unum apprehendit [. . .] Sed ratio est collativa plurium; I—II, 32, 8: conferre unum alteri est proprius et connaturalis actus rationis, ut Philosophus dicit in sua Poetica [1448 b 9]; Duns Scotus spricht

aus der O r d n u n g , die selbst ein Beispiel für Relationalität darstellt, die Wirklichkeit von Relationen erwiesen würde. Dieser Verdacht läßt sich aber a m T e x t ausräumen. Thomas n i m m t für die fektion d e r O r d n u n g d e r Welt insgesamt, welche von d e r Per-f e k t i o n d e r e i n z e l n e n A r t e n u n t e r s c h i e d e n ist, häuPer-fig d e n Schöpfungsbericht der Genesis in A n s p r u c h , der die Erschaffung der einzelnen Wirklichkeiten als "gut" affirmiert, am E n d e j e d o c h u n d mit B e z u g auf das Ganze eben dieses als "sehr gut" qualifiziert.2 6 Was ist der Status dieser von der endlichen V e r n u n f t wahrgenom-m e n e n O r d n u n g ? T h o wahrgenom-m a s spricht i n einer ganzen Reihe von Texten v o n einer eigenen F o r m : manifestum est autem q u o d f o r m a quam principaliter Deus intendit i n rebus creatis est b o n u m ordinis universi.2 7 O p o r t e t igitur q u o d forma universi sit a D e o intenta et volita [. . .] F o r m a autem universi consistit i n distinctione et ordine partium eius.2 8 Dabei zeigt sich n u n , daß die Statusfrage gar nicht o h n e weiteres i m R a h m e n der aristotelischen O n t o l o g i e formuliert u n d beantwortet werden kann. W . Hübener hat wie-derholt auf diese Besonderheit hingewiesen: "Eine solche Teilform, die i h r e m Begriffe n a c h m e h r ist als eine teleologische coordinatio ad unum, läßt sich mit d e n geläufigen Unterscheidungen von forma subsistens, substantialis u n d accidentalis nicht fassen."2 9 Es k a n n also zunächst n u r gesagt werden, daß diese F o r m die substantiellen F o r m e n integriert, aber nicht selbst wiederum eine substantielle F o r m ist. Sie muß also eine diesen gegenüber andere u n d ver-minderte Wirklichkeit haben.3 0Jedenfalls ist dieser O r d n u n g s f o r m eine von d e r e n d l i c h e n V e r n u n f t unabhängige Wirklichkeit zu-zuschreiben. D a T h o m a s auch umgekehrt unter Relation eine O r d n u n g i m allgemeinsten Sinne versteht,3 1 ist die O r d n u n g u n d

vom Verstand als einer vis collativa: in Met.V q.ll n.5 (ed. Vives VII, 271b).

Buridan hingegen sagt, Qu. in de an.II, 14 ad 2 (Patar 345): dico quod non est impossibile aliquas res significatas per terminos de praedicamento relationis esse sensibiles; sed bene verum est quod relatio, quae est unum de decem praedicamentis et est quidam conceptus animae, non est sensibilis sicut nec aliquod aliorum praedicamentorum.

* ScG II, 45 (1228); sum. theol.I, 47, 2 et ad 1.

2 7 sum.theol.I, 49, 2; diese Rangordnung der beiden Vollkommenheitstypen auch sum. theol.I, 22, 4: principale bonum in ipsis rebus existens est perfectio universi.

2 8 ScG II, 39 (1156).

29 Ordo und mensura bei Ockham und Autrecourt, p.l 11; in seinem meister-lichen Artikel "Ordnung" im HWPh VI, 1984, 1261-1279 hebt Hübener dies ebenfalls hervor, col.1268: "Die Erhebung der Ordnung zur Form erfordert eine Umwertung der überlieferten aristotelischen Begrifflichkeit."

3 0 ScG II, 58 (1346): esse unum secundum ordinem non est esse unum simpliciter: cum unitas ordinis sit minima unitatum.

3 1 in Met.V, 17 (1004): cum enim relatio, quae est in rebus, consistit in ordine

damit eine Relation insofern real, als sie aus der Wirksamkeit der wirklichen Dinge unmittelbar hervorgeht:

Omnis enim relatio quae consequitur propriam operationem alicuius rei, aut potentiam aut quantitatem aut aliquid huiusmodi, realiter in eo existit: aliter enim esset in eo solo intellectu, sicut apparet de scientia et scibili.3 2

Trotz der potenzierten Abhängigkeit der Relation, nicht n u r von einer zugrundeliegenden Substanz, auch noch von anderen Akzidentien u n d ebensolchen Beständen in i h r e m T e r m i n u s , kann im E n d l i c h e n das Bezogen-sein nicht m i t d e m Substanz-sein identifiziert w e r d e n .3 3 Es muß, wie Thomas es nennt, einen proprium modum essendi b i l d e n .3 4

4. Die Seinsart der Relation

Dies weist die U n t e r s u c h u n g n u n d o c h wieder auf die Struktur der Relationalität selbst zurück. Die W i r k l i c h k e i t der Relation ist nicht unabhängig von anderer W i r k l i c h k e i t zu klären. Die dabei der Vernunft abverlangte A u s r i c h t u n g hat eine ganz eigentüm-liche Schwierigkeit. Es ist hier j a nicht zu klären, ob es ein bestimm-tes Seiendes oder eine bestimmte A r t von Seiendem "gibt". In beiden Fällen wäre es wenigstens grundsätzlich leicht möglich, das Gemeinte vom Nicht-Gemeinten abzulösen u n d getrennt zu halten.

Gerade dies schließt j e d o c h die Relation aus. Es kann auf sie nicht wie auf ein separates D i n g referiert werden. Dies höbe ihren Bezugs-charakter auf. D e n n die Bezüglichkeit selbst ist nicht bloß in der Weise von D i n g e n unterschieden, wie es ein verbindendes B a n d wäre. Diese Vorstellung hat gewiß in der Hochscholastik, wie sich zeigen wird, eine gewisse Rolle gespielt. Sie wurde j e d o c h auch vielfach eben als eine f e h l l e i t e n d e V o r s t e l l u n g (imaginatio) kritisiert.3 5 Der " Z u s a m m e n h a n g " von Relation u n d Relatum bildet j a k e i n künstliches P r o b l e m , das erst d u r c h die analytische

Abscheidung der Relation selbst von den relationalen Gehalten auftreten würde. Selbst w e n n m a n die Abstraktbildungen

(pater-quodam unius rei ad aliam, oportet tot modis huiusmodi relationes esse, quot modis contingit unam rem ad aliam ordinari; pot.7, 10; 7, 11.

3 2 ScG IV, 14 (3507). Zu der besonderen Stellung dieses Kapitels: Krempel, relation, p. 13. - Auch die Tendenz eines schweren Körpers zum locus medius ist qua Hinordnung eine reale Relation: sum. theol.I, 28, 1.

3 3 pot.8, 1 ad 5: . . . de relatione reali, quae habet aliud esse ab esse substantiae.

" ScG IV, 14 (3508).

3 5 Im oben (n. 29) zitierten Artikel vermutet Hübener (col.1275), daß solche Vorstellungen von Relation sich kaum nach den 1280er Jahre belegen lassen.

nitas; similitudo; causalitas etc.) i n i h r e m B e z u g auf die wirklichen Dinge als ein rein sprachliches P r o b l e m verstehen würde, so wäre d o c h dies, wenn auch damit viele andere unter sich konkurrierende T h e o r i e n i n ihrer K o n k u r r e n z gegenstandslos würden, eine bestimm-te Theorie zu der Frage des Zusammenhanges.

W i c h t i g für die Statusfrage ist dabei zunächst, v o n welcher infiniten Regresses3 9 gefolgert hatte, geht somit an diesem Ansatz

Ockham kritisiert sie: qdl.7, 8 (OTh IX p.728 sq.: ordo et unitas universi non est quidam respectus, quasi quoddam ligamen ligans corpora ordinata in universo ad invicem, quasi illa corpora non essent ordinata nec Universum vere esset unum sine tali respectu secundum imaginationem Simplicii. (der Editor nennt aller-dings noch eine Belegstelle im Sentenzenkommentar des Walter Chatton); cf.

Rep.III q.l (OTh VI p.9). Zu verweisen wäre noch auf Heinrich von Gent, qdl.9, 3 (XIII p.54): die Relatio als habitudo und modus quidam, sive consideretur secundum se ut est medium et intervallum unum, sive consideretur ut est in participantibus ea; referiert bei Duns Scotus, Lect.II d.l q.4-5 n.178 (ed. Vat.

XVIII p.59); Petrus Aureoli, Sent.I d.30 (Rom 1596, 662 DE): Praeterea illud quod unum existens est imaginandum quasi intervallum inter duo non videtur esse in rerum natura sed in solo intellectu: turn quia natura non facit talia intervalla, tum quia huiusmodi medium vel intervallum non videtur subiective esse in aliquo illorurn [. . .] Unde necesse est quod tale intervallum sit solummodo in intellectu obiective; weitere Aureoli-Belege bei Henninger, Relations, p.154 sq.; Gregor von Rimini gegen Aureoli, Lect.I d.28-32 q.l add. (III p.86. 90);

inwiefern die Relation nach Thomas ein "medium" sein kann: Sent.I d.27, 1, 1 ad 2; sum. theol.I, 28, 4 ad 5.

3 h pot.7, 9: oportet quod res habentes ordinem ad aliquid, realiter referantur ad ipsum, et quod in eis aliqua res sit relatio; pot.8, 2 ad 3: relatio non addat supra essentiam aliquam rem, sed solam rationem, tarnen relatio est aliqua res;

8, 2; Sent.I d.26, 2, 2 ad 3; H . Krings, Ordo, p.75 n.38: "Thomas bezeichnet hier die Relatio als aliqua res. Das formal-wichtige Wort ist hier aliqua. Relation ist nicht ein Ding wie ein körperloses; aber auch nicht Ding wie etwa Substanz

8, 2; Sent.I d.26, 2, 2 ad 3; H . Krings, Ordo, p.75 n.38: "Thomas bezeichnet hier die Relatio als aliqua res. Das formal-wichtige Wort ist hier aliqua. Relation ist nicht ein Ding wie ein körperloses; aber auch nicht Ding wie etwa Substanz

Im Dokument R E L A T I ON A LS V E R G L E I CH (Seite 75-88)